Название | Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman |
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Автор произведения | Sissi Merz |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Brinkmeier Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740972387 |
Maria seufzte leise. Wie es schien, hatte Valerie tatsächlich nie gelernt, sich auseinander zu setzen. Der Vater hatte sie stets zu allem gezwungen. Und nun versuchte sie einfach, jedem Konflikt auszuweichen. Aber das konnte auch nicht funktionieren.
»Was meinst, Mama? Soll ich nachgeben, um des lieben Friedens willen? Ich kann es net ertragen, wenn der Toni bös’ auf mich ist. Aber ich möchte halt so gerne eine große Bauernhochzeit feiern. Das war schon immer mein Traum.«
»Dann solltest daran auch festhalten.«
»Aber ohne Bräutigam geht das schlecht. Und der Toni hat gesagt, wenn wir es net so machen, wie er will, dann heiraten wir eben überhaupt net. Ich will ihn aber nicht verlieren.«
»Wenn du immer nachgibst, wirst auf die Dauer unglücklich werden, Valerie. So kann eine Ehe net funktionieren. Deshalb kann ich dir nur eines raten: Du solltest auf deinem Standpunkt beharren. Und hernach setzt ihr zwei euch auseinander, solange bis ihr eine Lösung gefunden habt, mit der ihr leben könnt…«
Der Hoftochter gefiel dieser Vorschlag ganz und gar nicht. Sie schlich in den kommenden Tagen um ihren Verlobten herum wie die Katze um den heißen Brei. Zu gerne hätte sie nachgegeben, um sich mit Toni versöhnen zu können. Aber er gab sich zugeknöpft und kam ihr keinen Schritt entgegen. Allmählich packte das Madel da die kalte Wut. Und als Toni am Abend lieber ins Wirtshaus ging, statt mit ihr zusammen zu sein, sagte sie ihm einmal ganz deutlich die Meinung: »Ich bin net dein Depp, Toni Preisler, daß du es nur weißt! Wennst lieber mit deinen Spezln zusammenhocken willst, bitte. Aber dann mußt dich auch nicht wundern, daß ich mal mit einem anderen ausgehe. Es gibt nämlich net nur einen Burschen, dem ich gefalle.«
»Was? Das kann doch wohl net dein Ernst sein«, regte der Bursch sich da auf. »Das kommt überhaupt net in Frage!«
»Ach ja? Und wer will mir das verbieten?« fragte sie lauernd.
»Na, ich! Schließlich sind wir immer noch verlobt. Und ich dulde es net, daß du mit anderen herumziehst.«
»Davon, daß wir zwei verlobt sind, merke ich wenig. Und einen ewigen Verlobten, der was gegen das Heiraten hat, den brauche ich auch net, daß du es nur weißt!«
»Dann heiraten wir eben. Der Termin steht noch. Und ich hab’ keine Lust, mir noch länger von dir auf der Nasen herumtanzen zu lassen. Nach der Trauung bestimme ich, wo es langgeht!«
»Da spiele ich net mit, das kannst vergessen.« Valerie verschränkte die Arme vor der Brust und erklärte entschieden: »Ich lasse mich nimmer unterdrücken, die Zeiten sind vorbei. Entweder ist bei uns zwei jeder gleichberechtigt oder aber du kannst es vergessen.«
»Dagegen habe ich nix. Aber natürlich nur, wennst mich net zu irgendeinem Schmarrn zwingen willst.«
»Schmarrn? Damit meinst wohl eine große Bauernhochzeit.«
»Eigentlich net«, erwiderte er da zu ihrer Verblüffung. »Schau, Valerie, ich hab’ mir das alles noch mal in Ruh’ durch den Kopf gehen lassen. Es stimmt schon, was du gesagt hast, daß der Brautvater die Hochzeit ausrichtet. So ist es Tradition bei uns in Bayern. Und dagegen ist ja auch nix einzuwenden. Wennst also auf einem großen Fest bestehst, dann will ich nachgeben. Aber in Zukunft bereden wir solche Sachen vorher. Es stört mich, wennst einfach zu deinem Vater rennst, und der macht dann den Geldsack auf. So geht das net, hast mich?«
»Warum bist nur so verbohrt, Toni? Wenn wir zwei verheiratet sind, dann gehört dir das alles hier zur Hälfte, dann hast die gleichen Rechte und Pflichten wie mein Bruder. Und ich verstehe net, was daran schlimm sein soll, wenn das auch ein paar Vorteile bedeutet.«
»Das kannst auch net verstehen, weil es dir nie an etwas gefehlt hat. Dein Vater war zwar ein Patriarch, aber materiell hast nix entbehren müssen. Meine Eltern sind arm, ich hab’ nix lernen können und mußte mich als Knecht verdingen. Das ist nichts Schlechtes und ich schäme mich deshalb auch nicht. Aber es fällt mir halt schwer, etwas anzunehmen, das mir wie ein Almosen vorkommt. Deshalb hab’ ich auch so empfindlich reagiert, verstehst mich jetzt?«
»Gewiß.« Sie stahl sich in seine Arme und seufzte leise. »Mei, Toni, wir zwei haben es net leicht miteinander, gelt?«
»Das ist aber doch normal.« Er verschloß ihre blühenden Lippen mit einem innigen Busserl und stellte dann fest: »Feiern wir also so, wie du magst. Wen hast denn alles eingeladen?«
»Viele Leut’. Es wird gewiß ein schönes Fest.«
»Davon bin ich überzeugt. Aber zwei Gäste darfst unter keinen Umständen vergessen, denn denen verdanken wir indirekt ja unser Glück. Weißt, wen ich meine?«
»Freilich.« Sie lachte. »Die Anna und den Max! Die zwei stehen auf meiner Liste an allererster Stelle…«
*
»Ich würde gerne abreisen. Hier halte ich es nicht mehr aus. Und jetzt, wo die Kollegin Bruckner wieder da ist, fühle ich mich sowieso total überflüssig.« Dr. Grete Sörensen ging unruhig im Bereitschaftsraum des Buschhospitals auf und ab. Es war mitten in der Nacht, Tom Kennedy hatte Dienst. Er war nicht erstaunt gewesen, als die junge Frau aufgetaucht war. Schon seit Tagen spürte der sensible Mann, daß sie etwas quälte. Und wie sich nun zeigte, hatte er sich nicht geirrt.
»Sie waren doch am Anfang ganz scharf darauf, diese Klinik zu übernehmen«, hielt der Schotte ihr gelassen entgegen. »Woher der plötzliche Umschwung? Nur weil Sie gemerkt haben, daß es hier nicht nach Ihren Regeln läuft?«
»Das ist es nicht. Alles, was ich tue, ist falsch. Ich habe einen Dauerplatz im Fettnäpfchen. Außerdem ist mir klar geworden, daß Sie und die Kollegin Bruckner ein gutes Team sind. Sie brauchen mich nicht, ich störe nur.«
»Vielleicht haben Sie Recht.« Tom nahm einen Brief aus einer der Schreibtischschubladen, die er benutzte, und erklärte weiter: »Ein Freund aus Glasgow hat mir geschrieben. Wir haben in der Klinik gut zusammengearbeitet und waren auch privat befreundet. Er ist ein paar Jahre jünger als ich. Und nun denkt er darüber nach, ebenfalls für eine Weile in die Entwicklungshilfe zu gehen…«
Grete war blaß geworden, verkniffen wollte sie wissen: »Und wann kommt er her? Das war es doch, was sie mir sagen wollten.«
»Nun, ich habe ihm noch nicht geantwortet. Vielleicht wäre es besser, ihm abzuraten. Ob er für die Arbeit hier überhaupt geeignet ist, erscheint mir eher fraglich.«
»Aber Sie haben doch gerade behauptet, daß er beruflich etwas auf dem Kasten hat. Oder habe ich das falsch verstanden?«
»Nein, haben Sie nicht. Ich meine es aber nicht aufs Berufliche bezogen. Mir ist nicht ganz klar, wie er sich in unser Team einfügen würde.« Er musterte sie dabei auf eine schwer zu definierende Weise, was dazu führte, daß Grete sich beschwerte: »Sie spielen auf mich an. Ich bin jetzt wohl der Buhmann auf dieser Station. Was immer geschieht, ich trage die Schuld daran. Und Sie werden Ihrem Kollegen abraten, herzukommen, damit ich nicht über ihn herfalle und ihn fertigmache, nicht wahr? Das wollten Sie doch andeuten.«
Tom Kennedy schüttelte leicht den Kopf. »Wissen Sie, Grete, Sie sind eine gute Ärztin, das kann Ihnen niemand absprechen. Aber Sie sind einfach zu dünnhäutig. Wer austeilt, der muß auch einstecken können. Vielleicht denken Sie mal darüber nach…«
Sie starrte ihn erbost an, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte den Raum verlassen, als Tom noch eine Frage an sie richtete: »Bleiben Sie oder gehen Sie? Mein Angebot, weiterhin einmal die Woche Ihre Probleme aufzuarbeiten, steht weiterhin.«
Sie drehte sich noch einmal um und fauchte: »Ihr Angebot können Sie sich sonstwo hinstecken! Ich bleibe! Und Ihre Hilfe brauche ich nicht, darauf kann ich verzichten!« Damit verschwand sie endgültig.
Dr. Kennedy lächelte zufrieden. Er nahm den Brief seines Freundes aus dem Umschlag und las ihn noch einmal durch. »Fürs Erste bleibst du besser, wo du bist, David. Holy Spirit ist momentan nämlich ein ziemlich heißes Pflaster…«
Julia