Himbeerdrops und Dynamit. Maj Bylock

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Название Himbeerdrops und Dynamit
Автор произведения Maj Bylock
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711791141



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Rekord lag bei vierzehnmal übers Wasser hüpfen. Ich hatte es bisher nur auf achtmal gebracht.

      Leider scheuchte Peggy sämtliche Möwenmütter hoch und machte sie nervös. Am Strand wimmelte es von winzigen Möwenjungen. Ich mußte Peggy mit einem doppelten Knoten an der Lenkstange festbinden.

      Im Süden schien die Sonne auf den Felsen, der aussah wie der Kopf des Hoburgs-Alten. Aber jetzt, wo das Ziel so nah war, bekam ich es ein wenig mit der Angst zu tun. Wenn es den Alten nun doch wirklich gab!

      Ach was, das war doch bloß ein Märchen! Ich wollte nur nachschauen, ob im Berg noch ein paar übriggebliebene Münzen lagen. Schließlich brauchte Mama jede einzelne Öre.

      Ich legte mich zum Ausruhen ins Gras. Direkt über mir nickte eine Heckenrose im Wind. Ihre rosa Blätter wippten und wippten, und ich wurde ganz schläfrig, als ich ihnen zuguckte.

      Doch plötzlich machte es »Bööö!« Es klingelte und klapperte. Ich fuhr hoch. O Schreck! Der Widder!

      Als Papa und ich hier gebadet hatten, war der Widder ganz friedlich gewesen. Doch das war er jetzt nicht.

      Peggy, die mich vor dem Riesen beschützen sollte, rannte um ihr Leben. Ich hatte sie noch nie so entsetzt gesehen. Peggys Leine war immer noch am Roten Blitz festgebunden, und das Fahrrad schleifte hinter ihr her. Es klapperte fürchterlich, als es auf die Steine schlug.

      Rasch hatte sie sich aus dem Halsband herausgewunden. Wie eine Rakete verschwand sie über einen Zaun zum Berg hinüber. Der Widder blieb stehen und stieß mit seinen gekrümmten Hörnern auf mein Fahrrad ein.

      Mich sah er nicht. Ich machte einen Satz und floh hinter Peggy her. Sie war nirgends zu sehen.

      »Peggy!« rief ich, aber sie blieb verschwunden.

      Ich rief noch einmal. Da antwortete ein wütendes Knurren aus einer Höhle im Berg. Schnell rannte ich dorthin. Ich mußte Peggy unbedingt einfangen, bevor sie noch einmal Reißaus nehmen konnte. Peggy war nämlich eine sehr begabte Ausreißerin.

      Doch Peggy dachte gar nicht daran, auszureißen. Sie stand ganz hinten in der dunklen Höhle und preßte ihre Schnauze gegen etwas Schwarzes. Was mochte das sein? Der Fuß des Riesen?

      Vorsichtig schlich ich näher. Nein, ein Fuß war das nicht. Es war ein Kasten, neben dem Peggy eifrig am Boden scharrte.

      Ich schauderte, als ich bemerkte, daß sich etwas aus dem Kasten herausringelte. Hatte Peggy eine Schlange aufgestöbert? Die Schlange lag regungslos da. Unsinn, das war ja bloß ein ganz normales Kabel! Und der Kasten hatte runde Knöpfe – es war ganz einfach ein Radio.

      Seltsam. Das mußte ein sehr moderner Riese sein, wenn er sogar ein Radio hatte. Aber was war mit den Goldmünzen?

      Neugierig buddelte ich ein Weilchen im Geröll. Wenn vom Schatz des Riesen überhaupt noch etwas übrig war, hatte er ihn bestimmt tief im Berg versteckt.

      Draußen vor der Höhle schien zwar noch die Sonne, aber es war trotzdem höchste Zeit für den Heimweg. Vorher mußte ich noch etwas finden, womit ich Peggy anbinden konnte. Sonst würde die Heimfahrt mehr als schwierig werden.

      Versuchsweise riß ich an dem Kabel und hielt es gleich darauf in der Hand. Es war nur mit einem Stecker befestigt gewesen. Peggy war wieder ganz friedlich und ließ sich ohne Widerstreben anbinden.

      Der Widder war weit weg, als wir aus der Höhle kamen. Der Rote Blitz lag verlassen am Strand, die Hörner des Widders hatten ihn übel zugerichtet. Der Lenker war verbogen, der Reifen am Vorderrad war geplatzt.

      Irgendwie mußte ich mein Fahrrad reparieren. Doch dazu brauchte ich Werkzeug und Flicken für den Reifen. Wo sollte ich das nur herkriegen?

      Nachdenklich sah ich mich um. Weit hinten stieg Rauch von einem Haus hoch. Das hieß, daß jemand daheim war und den Herd heizte. Dort konnte ich um Hilfe bitten.

      Es war mühsam, dorthin zu kommen. Ich mußte gleichzeitig mit einem kaputten Fahrrad und einem unternehmungslustigen Hund fertig werden. Endlich stand ich vor dem Häuschen. Ich wußte schon, wer dort wohnte. Neben der Treppe lehnte nämlich das Fahrrad von Besen-Jaken. Hinten an seinem Fahrrad ließ sich ein Anhänger ankoppeln. Darauf legte er die Besen, wenn er durch die Lande fuhr, um sie zu verkaufen.

      Besen-Jaken war ein bißchen plemplem. Doch da war er nicht der einzige, damit kannte ich mich aus. Angst hatte ich nur, wenn er betrunken war. Dann radelte er wie wild durch die Gegend und grölte: »Besen, hier gibt’s Besen für jedes Frauenzimmer, für jedes Mannsbild! Leute, kauft Besen!«

      Vorsichtig linste ich durch den Türspalt. Soweit ich es beurteilen konnte, war Jaken heute nüchtern. Mit düsterer Miene stand er am Herd und rührte in einem Topf.

      Ich hatte mir vorgenommen, höflich anzuklopfen, bevor ich eintrat. Doch Peggy hatte bereits den Duft aus Jakens Topf erschnuppert. Sie stürzte ins Haus, und Jaken erschrak so sehr, daß er den Kochlöffel nach ihr warf und mit einem Riesensatz auf einen Stuhl sprang.

      »Hab schon geglaubt, der Teufel ist los«, keuchte Jaken und wehrte Peggy so gut es ging ab. »Aber das Ungeheuer des Doktors ist genauso schlimm.«

      Jaken begriff nicht, daß Peggy nur spielte. Sie schnappte doch bloß ein bißchen nach seinen Füßen! Ich band sie am Sofa fest.

      Gleich neben der Tür stand ein Wasserfaß mit einer Schöpfkelle darin. Mir fiel die Wichtelbrause ein. Drei Löffel Pulver schüttete ich in die Schöpfkelle. Es schäumte und zischte am Rand hoch. Besen-Jaken hielt es für Zauberei und wollte kosten. Mit Branntwein vermischt schmeckte ihm die Brause noch besser.

      Die Wichtelbrause stimmte Jaken fröhlich. Das Fahrrad könne warten, meinte er. Nachdem ich ihm Wichtelbrause angeboten hatte, wolle er mich zum Essen einladen.

      Wenn es ums Essen ging, sagte ich nie nein. Peggy war nicht die einzige, die den Duft aus dem Kochtopf verlockend fand.

      Aber bald stellte sich heraus, daß es doch besser gewesen wäre, wenn ich nein gesagt hätte. Jaken hatte nämlich Schafsköpfe gekocht. Aus meinem Teller starrten mir zwei Augen entgegen. Und über den Rand hingen zwei behaarte Ohren herab.

      »Schafschädel, das ist richtiges Kraftfutter!« Besen-Jaken grinste und ließ sich die Schafsaugen schmecken. Eines hielt er kurz zwischen den Zähnen fest, damit es aussah, als hätte er drei Augen anstatt zwei.

      Ich aß zwar, aber für meine Verhältnisse sehr langsam.

      Jaken aß schnell, um mehr Zeit für seinen Branntwein zu haben. »Iß den Teller leer«, sagte er. »Dann wird schönes Wetter.«

      Ich würgte und aß. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen. Peggy lag unterm Tisch und nagte ein paar Hammelknochen ab.

      Ich schlug vor, daß wir jetzt anfangen sollten, mein Fahrrad zu reparieren. Aber Jaken sagte, er müsse vorher noch backen. Der Teig stand in Jakens Bett, um aufzugehen. Dort sei genau die richtige Temperatur, behauptete er.

      Das Federbett hatte ein großes Loch, daher erinnerte der Teig an ein gerupftes Huhn, an dem noch ein paar Federn klebten. Jaken befühlte ihn mit dem Daumen. Offensichtlich mußte er noch etwas mehr aufgehen.

      In der Zwischenzeit machte Jaken ein Tänzchen mit seinem Besen und sang dazu ein Lied. Ich merkte mir jedes Wort:

      »Das waren Zeiten, als die Beinlosen sprangen und die Stummen lauthals ihre Lieder sangen!

      Die Tauben hörten zu,

      und die Blinden schauten hin,

      und die Lahmen tanzten Polka und Walzer!«

      Endlich hatte er Zeit für mein Fahrrad. Inzwischen war es Peggy gelungen, unter seinem Sofa zwei Ratten zu fangen.

      Besen-Jaken stapfte einmal um meinen Roten Blitz.

      »Wirst es wohl den Beinlosen nachmachen müssen«, sagte er seufzend. »Nach Hause springen.«

      Ich muß ein sehr enttäuschtes Gesicht gemacht haben, denn er fügte hinzu: »Du kannst aber auch mein