Himbeerdrops und Dynamit. Maj Bylock

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Название Himbeerdrops und Dynamit
Автор произведения Maj Bylock
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711791141



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Riesen auszukommen.

      Eines Tages kam auf einem der Höfe ein kleiner Junge zur Welt. Die Eltern luden die Nachbarn zur Taufe ein.

      ›Und was machen wir mit dem Hoburgs-Alten?‹ fragte der Bauer.

      ›Wenn der kommt, ißt er uns alles weg‹, seufzte seine Frau. ›Und wenn wir ihn nicht einladen, wird er böse.‹

      ›Überlaßt das mir‹, sagte der Knecht.

      Daraufhin zog der Knecht seine Sonntagskleider an, begab sich zum Berg und hämmerte an die Pforte.

      Als der Riese öffnete, machte der Knecht eine tiefe Verbeugung und sagte: ›Mein Herr hat mich gebeten, dich herzlich zur Taufe einzuladen.‹

      Der Riese freute sich, wollte aber wissen, wer außer ihm noch eingeladen sei.

      ›Der heilige Michael und der heilige Petrus‹, antwortete der Knecht.

      Da wurde der Riese blaß. Michael und Petrus waren immerhin Heilige. Und alles, was mit Gott zu tun hat, macht jenen Angst, die Böses im Sinn haben.

      ›Ich glaube, ich schicke lieber ein Taufgeschenk‹, sagte der Alte schließlich und häufte ein paar Hände voll Silbermünzen in einen Sack. ›Ob das wohl genügt?‹

      ›Ich kenne welche, die haben mehr gegeben‹, log der Knecht.

      ›Nun, als der Schlechteste will ich auch nicht dastehen‹, brummte der Riese und füllte fast den ganzen Sack mit Goldmünzen.

      Der Knecht verneigte sich höflich und schleppte den Sack zu seinem Bauern nach Hause. Und das war doch wirklich ein schönes Taufgeschenk!« schloß Papa.

      Ich sah die Sonne auf die große Nase des Hoburgs-Alten scheinen. »Glaubst du, daß er immer noch seine Schätze hütet?« fragte ich.

      »Bestimmt.« Papa lachte. »Versuch ihm doch bei Gelegenheit ein paar Goldstücke abzuluchsen. Aber lieber nicht jetzt, wir müssen nämlich schleunigst nach Hause.«

      Wir gaben uns fest die Hand darauf, Mama mit keiner Silbe etwas von unserem verfrühten Bad zu verraten. Und ich versprach mir gleichzeitig selbst, den Schatz des Alten irgendwie an mich zu bringen.

      Ein Schwede schweigt

      In Deutschland herrschte ein Mann namens Hitler. Aber mit einem Land gab er sich nicht zufrieden. Er wollte die ganze Welt beherrschen. Hitler ließ seine Soldaten in ein Land nach dem anderen einmarschieren. Als andere Länder ihn daran zu hindern versuchten, gab es Krieg. Bald waren so viele Länder darin verwikkelt, daß es ein Weltkrieg wurde.

      Ich hatte mir immer eingebildet, der Krieg sei noch weit von Schweden entfernt. Doch das war er keineswegs. Nachdem ich gelernt hatte, eine Landkarte zu lesen, sah ich, daß der Krieg sehr nahe war. Hitlers Soldaten waren bereits in Dänemark und Norwegen einmarschiert.

      Die meisten Leute befürchteten, daß Schweden auch in den Krieg verwickelt werden würde. Manche Leute fanden allerdings, daß Hitler recht hatte. Diese Leute wurden Nazis genannt.

      Die Nazis hatten vor, Hitlers Truppen zu helfen, sollten sie je nach Schweden kommen. Und um zu zeigen, daß sie zu Hitler hielten, trugen sie ein besonderes Abzeichen – ein Hakenkreuz, ein Kreuz mit Haken an den Enden.

      Viele Nazis grüßten so wie Hitler, indem sie den rechten Arm in die Luft streckten und »Heil!« schrien.

      Aber Hitler war nicht der einzige, der andere Länder angriff. Rußland hatte versucht, Finnland zu erobern, und warf auch schon ein Auge auf Schweden. Noch herrschte bei uns Frieden, aber wir bereiteten uns auf den Krieg vor.

      Wir mußten zum Beispiel üben, wie wir uns bei Bombenangriffen verhalten sollten. Manchmal ertönte ein fürchterliches Heulen, das »Fliegeralarm« hieß. Dann mußten wir in den Keller oder in einen Schutzraum rennen und dort bleiben, bis wir ein neues Signal hörten, das »Entwarnung« bedeutete.

      Viele lernten, Kranke und Verwundete zu pflegen. Mama hatte früher einmal Krankenpflege gelernt und gab jetzt darin Kurse. Wenn ich mich ruhig verhielt, durfte ich dabeisein. Anschließend übte ich an Großvater, wie man zum Beispiel einen Knieverband anlegt.

      Eines Abends, als der Kurs zu Ende war, seufzte Mama: »Eigentlich müßten wir Watte, Mullbinden und vieles anderes für die Kurse kaufen. Aber wir haben kein Geld mehr. Wenn ich nur wüßte, wie ich welches beschaffen könnte.«

      Nachts dachte ich über Mamas Worte nach. Und plötzlich wußte ich, wie ich das Geld auftreiben konnte. Bevor die anderen aufwachten, war ich schon auf den Beinen. Aber ich mußte auf Zehenspitzen schleichen. Wenn Mama mich hörte, würde sie mich mit Sicherheit an meinem Unternehmen hindern. Und dabei wollte ich es ja für sie tun.

      In einem Punkt war ich mir noch nicht schlüssig. Sollte ich Lasse mitnehmen? Das war zwar sehr verlockend, aber mein Vorhaben war gefährlich. Lasse war einfallsreich, jedoch nicht besonders stark. Jemand, der beißen konnte, wäre wohl besser. Ich wählte Peggy als Begleiter. Peggy war wild und mutig. Die Leute nannten sie »das Ungeheuer des Doktors«.

      Lautlos holte ich Proviant aus der Speisekammer: drei Scheiben Knäckebrot und ein Stück Schinken.

      Den Schinken versteckte ich in meinem Kleid. Ich wußte, daß Mama ihn für einen Eintopf mit Rüben und Kartoffeln brauchte, der lange und für viele reichen sollte. Fleisch war ja Mangelware. Aber wenn ich zurückkam, würde Mama auf dem schwarzen Markt jede Menge Schinken kaufen können. Dort gab es alles, was eigentlich rationiert war – wenn man genügend Geld hatte.

      Vom schwarzen Markt war oft die Rede. Aber niemand wollte mir verraten, wo er lag. Ich stellte mir einen düsteren Laden vor, wo unheimliche Typen hinter der Theke standen.

      Inzwischen kläffte Peggy eifrig an der Tür. Aber ich war noch nicht fertig. Eine Flasche Limonade wäre gut gewesen. Aber Limonadeflaschen lassen sich schwer auf dem Fahrrad transportieren. Statt dessen steckte ich meine Dose mit Wichtelbrause ein. Wenn man Wichtelbrause in Wasser streute, zischte sie auf und verwandelte das Wasser in Limonade.

      Das alles legte ich in einen großen braunen Sack aus dem Keller. Wenn ich wieder nach Hause kam, würde dieser Sack voller Gold sein.

      Ich lächelte zufrieden, während ich Peggys Leine an ihrem Halsband festmachte. Auf den Küchentisch legte ich einen Brief für Mama: Peggy und ich machen einen Ausflug und kommen wieder heim.

      Wir hatten einen weiten Weg vor uns, daher konnte ich nicht vorhersagen, wann wir zurück sein würden. Außerdem hatte ich keine Uhr.

      Die Morgenluft war noch schön frisch. Ich strampelte auf meinem Roten Blitz davon, und Peggy sprang glücklich neben mir her. Es war allerdings nicht ganz einfach für sie, auf dem Weg zu bleiben. Kaninchen, Mäuse und kleine Frösche lockten die ganze Zeit von der anderen Seite des Grabens her.

      Ich hatte vergessen zu frühstücken, daher waren wir noch nicht sehr weit gekommen, als ich Hunger bekam. Im Schatten einer Birke machten wir unsere erste Pause. Das Knäckebrot war schnell verdrückt, machte mich jedoch durstig. Das Wasser im Graben war grün und schleimig, und ich hatte auch gar keinen Becher für die Wichtelbrause dabei.

      Den Schinken hob ich mir bis zuletzt auf, weil der am leckersten war. Allerdings fand Peggy das auch, denn als ich ihn hervorholen wollte, war er nicht mehr da.

      Ich kannte niemanden, der so schnell futtern konnte wie Peggy. Schlapp, schlapp, und schon war alles weg.

      Peggy gähnte und genehmigte sich einen Schluck aus dem Graben. Dann legte sie sich in die Sonne und wollte ein Mittagsschläfchen halten. Dazu hatte ich auch Lust, der Weg zum Hoburgs-Alten war nämlich weiter, als ich gedacht hatte.

      Mit dem Kopf auf Peggys weichem Rücken wollte ich schon einschlafen, als das Glitzern des Baches mir in die Augen stach. Es sah aus wie Gold – und plötzlich fiel mir ein, daß wir es eilig hatten.

      »Katze! Peggy, Katze!« rief ich.

      Sofort war Peggy wach und munter.

      Endlich