Название | Gauner sind unser Geschäft |
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Автор произведения | Jana Scheerer |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961775651 |
Frau Hinnerksen sprang von meinem Stuhl auf. »Das hätte ich nicht von euch geglaubt! Ich dachte, ihr erkennt einen heißen Fall, wenn ihr einen seht! Aber stattdessen wollt ihr mir einreden, ich hätte sie nicht mehr alle, nä? Wisst ihr, was das ist? Altersdiskriminierung ist das, nä?«
Ich ließ den Notizblock sinken. »Aber Frau Hinnerksen, wir müssen nun mal alle Möglichkeiten bedenken, so macht man das bei der Ermittlungsarbeit.«
Doch Frau Hinnerksen war schon an der Tür meiner Detektei angekommen. »Die Detektei Donnerschlag habe ich das letzte Mal beauftragt, da könnt ihr euch sicher sein! Auf Wiedersehen!«
Sie schlug die Tür so fest hinter sich zu, dass meine Schreibmaschine einen kleinen Hüpfer machte.
Erschöpft setzte ich mich zurück an meinen Schreibtisch. Die Sitzfläche meines Stuhls war unangenehm warm von Frau Hinnerksens Hintern. »Und meine Tüte mit den Gummi-Aalen hat sie auch aufgegessen.« Ich knüllte die leere Aal-Tüte zusammen. »Hast du noch mehr Gummi-Aale mitgehen lassen?«
Wiebke schüttelte empört den Kopf. »Nee, mehr als eine für dich und eine für mich habe ich natürlich nicht genommen! Was denkst du denn von mir, Harald?« Sie seufzte. »Wir scheinen Frau Hinnerksen richtig beleidigt zu haben.«
Ich winkte ab. »Die beruhigt sich schon wieder. Bestimmt fällt ihr nachher ein, dass sie sich doch ein Bügeleisen mit Turbo-Dampf-Düsen bestellt hat. Außerdem hätten wir ja sowieso keine Zeit für ihren angeblichen Fall gehabt. Wir müssen schließlich die Juwelenhand suchen.«
Wiebke nickte. »Der Fall ist ganz schön verzwickt. In dem Zeitungsartikel, den ich dir geschickt habe, sagt ja ein Zeuge aus, dass der Sicherheitsmann direkt nach dem Alarm zum Tatort kam. Doch da waren die Juwelenhand und der Dieb schon weg. Selbst wenn der Dieb sehr schnell war, hätte er dem Wachmann doch mindestens auf dem Flur in die Arme laufen müssen. Da fragt sich: Auf welchem Weg hat der Dieb den Tatort verlassen?«
»Und: Wie ist er anschließend mit der Hand aus dem Museum entwischt?«, ergänzte ich. »Die Ausgänge des Museums haben sich ja laut dem Zeitungsartikel mit dem ausgelösten Alarm automatisch verriegelt. Und die Polizei hat danach alle Personen kontrolliert.« Nachdenklich trommelte ich auf meinem Hut herum. »Und wenn die Hand sich noch im Museum befindet? Das wäre doch möglich, oder?«
Ich dachte so konzentriert über diese Frage nach, dass ich zusammenzuckte, als mein Mobiltelefon vibrierte. Es war eine Nachricht von Trix.
Harald, Wiebke, habt ihr das schon gesehen? Das hat die Polizei gerade ins Internet gestellt, hatte sie geschrieben und einen Link eingefügt.
Ich tippte darauf. Ein Video öffnete sich. Ein kleiner Raum mit hohen Decken war zu sehen, in dessen Mitte eine Vitrine stand. In der Vitrine befand sich eine goldene Hand, die mit funkelnden Juwelen besetzt war. Die Juwelenhand!
»Das müssen die Bilder der Überwachungskamera des Opernmuseums sein«, flüsterte Wiebke.
Um die Vitrine herum hielten sich etwa fünf Personen auf und betrachteten die Hand interessiert. Die Wände des Zimmers waren mit einer altmodischen Tapete beklebt, die ein verschnörkeltes grünes Muster hatte. Vor den Fenstern hingen schwere grüne Vorhänge. Plötzlich ging in dem Raum das Licht aus, und es wurde für den Bruchteil einer Sekunde stockdunkel. Dann lief das Video in schwarz-weiß weiter. Ich kombinierte: Vermutlich hatte sich die Überwachungskamera vom Tageslicht-Modus in den Nachtsicht-Modus umgeschaltet. Den Besuchern des Museums war jedoch deutlich anzusehen, dass es für sie noch genauso dunkel war wie vorher. Sie tappten im Raum herum wie trottelige Tanzbären. Und dann – mir stockte der Atem – tauchte am unteren Bildrand, direkt vor der Vitrine, eine Gestalt auf! Sie trug einen weiten Umhang mit Kapuze und hatte der Kamera den Rücken zugewandt. In der Hand hielt sie einen länglichen Gegenstand. Blitzschnell zertrümmerte sie damit das Glas der Vitrine. Dann schnappte sie sich die Juwelenhand und verschwand wieder aus dem Bild. Das Video fror ein.
»Das sieht ja seltsam aus«, sagte Wiebke. »Als würde der Dieb sich da hinzaubern. Aber das kann ja nicht sein.«
»So ist es. Ein Detektiv gibt sich nicht mit übernatürlichen Erklärungen zufrieden.« Das ist meine Detektiv-Regel Nummer 27. Also spielte ich das Video ein zweites Mal ab. Dabei fiel mir auf, dass alle Personen nur vom Kopf bis zur Hüfte zu sehen waren. Ich kombinierte: »Der Dieb hat sich auf dem Weg zur Vitrine unter der Kamera weggeduckt.«
Wiebke nickte. »Ja, das kann sein. Die Kamera ist auf Höhe der Juwelenhand montiert, deshalb sieht man auch von allen Leuten nur den Oberkörper. Hm. Der Dieb scheint sich gut im Museum auszukennen.«
Fällt euch was auf?, schrieb Trix.
Außer, dass der Dieb sich unter der Kamera wegduckt?, schrieb ich zurück.
Ja, antwortete Trix.
Ich spielte das Video ein zweites Mal ab.
»Die Gestalt hält das lange Teil, mit der sie die Vitrine zerschlägt, in der linken Hand«, kommentierte Wiebke.
»Stimmt! Und dann legt sie das lange Teil ab, um nach der Juwelenhand zu greifen – ebenfalls mit links«, ergänzte ich. »Wir scheinen es mit einem ausgeprägten Linkshänder zu tun zu haben.« Und noch etwas fiel mir auf: »Die Gestalt wirkt recht umfangreich. Mit anderen Worten: dick.«
Wir suchen einen fülligen Linkshänder, schrieb ich an Trix.
Oder eine füllige Linkshänderin, antwortete sie.
Wiebke und ich lächelten.
Die Jagd nach dem Dieb der Juwelenhand war eröffnet.
Kapitel 3 In dem wir einen gestressten Butler treffen, den Tatort von außen inspizieren und unserer ersten Verdächtigen begegnen.
Am nächsten Morgen waren wir schon um halb acht Uhr alle zusammen im Schaftransporter unterwegs. Frau Jansen saß am Steuer, Wiebke auf dem Beifahrersitz, und ich hatte mich zwischen zwei Omas auf die Rückbank gequetscht: Links von mir saß Oma Jansen, rechts Oma Donnerschlag. Die beiden waren so fröhlich und aufgeregt wie Hühner kurz vor dem Eierlegen. »Harald ist der erste Aal-Prinz in unserer Familie, nä?«, verkündete meine Großmutter gerade zum hundertsten Mal. »Ich bin so was von stolz! Nee, nee, nee, nee, nee, dass ich das noch erleben darf! Schade nur, dass Magnus verreist ist.«
»Ja, wirklich sehr schade.« Ehrlich gesagt war ich heilfroh, dass mein großer Bruder gerade in Dänemark Urlaub machte. Er hätte mich vermutlich die nächsten hundert Jahre mit meinem Auftritt als Aal-Prinz aufgezogen.
»Wiebke ist auch die erste Aal-Prinzessin in unserer Familie.« Oma Jansen lächelte glücklich.
Wiebke warf mir im Rückspiegel einen genervten Blick zu. Ich konnte sie verstehen. Am liebsten hätte ich die ganze Aal-Sache schon hinter mir gehabt.
Aus der Schafsbox hörte man Schnucki MäcGaffin blöken.
»Ist es wirklich in Ordnung, dass wir bei Trix in der Einfahrt den Transporter umbauen?«, fragte Frau Jansen. »Haben ihre Eltern es auch bestimmt erlaubt?«
»Ihre Eltern sind auf Geschäftsreise, aber Trix hat sie angerufen und gefragt«, antwortete Wiebke. »Sie erlauben es.«
»Dobbsens haben jede Menge Platz«, beruhigte ich Frau Jansen. »Trix wohnt in einer riesigen Villa.«
Frau Jansen seufzte. »Das ist es ja gerade. Wenn wir da was kaputt machen oder Schnucki in den Vorgarten köttelt oder so …«
»Trix sieht das nicht so eng«, beruhigte ich sie. »Schnucki