Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht. Marie Brennan

Читать онлайн.
Название Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht
Автор произведения Marie Brennan
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966583220



Скачать книгу

die große Versammlung nächsten Winter zu warten, um über ihr Schicksal zu entscheiden, haben sie einen BOTSCHAFTER als Vorhut geschickt, und das in einem grotesken Stil – allein auf einem Flug in einem Caeliger, der für die Nutzung durch MENSCHLICHE WESEN gedacht ist.

      Aber jene, die sehen wollen, wie wir LEBENDIG in den Tempeln der Geschuppten VERBRANNT werden, wenn sie IHRE GRAUSAME HERRSCHAFT über die Menschheit wiederherstellen, KÖNNEN ihre Pläne NICHT vor uns VERBERGEN! Unsere Brüder und Schwestern haben von der unmittelbar bevorstehenden Ankunft des Invasors erfahren und sich in einer großen Menge versammelt, um zu zeigen, dass er hier und auch sonst überall auf dieser prächtigen Welt nicht willkommen ist. Wir haben das Empfangsgebäude am Flugfeld von Alterbury umringt und WOLLTEN ihm NICHT ERLAUBEN, es zu verlassen. Sollte das Monster dorthin zurückgehen, wo es hergekommen war! Und seine sykophantischen Sklaven mitnehmen!

      Die Kräfte der Korruption sind jedoch stark. Die halbblütige Enkelin der GROSSEN VERRÄTERIN war dort. Sie griff eine UNSCHULDIGE FRAU und einen EHRLICHEN SEKRETÄR an, als sie versuchte, die Bestie zu befreien, und schrie die ganze Zeit ÜBLE GESÄNGE in der Reptiliensprache. Aber wir hielten stand! Unsere Reihe wackelte nicht, unser Wille brach nicht. Unsere Waffenbrüder und Schwestern rangen sie nieder und lehrten sie die WAHRE STÄRKE DER MENSCHHEIT.

      Ach, weint um den Niedergang unseres Landes. Jene LAKAIEN der Reptilienagenda, die Polizei von Falchester, kamen dem Halbblut und ihrem dämonischen Liebhaber zu Hilfe. In der folgenden SCHLACHT wurden viele verletzt und noch mehr verhaftet, während die AUSLÄNDSCHE BESTIE frei herumlaufen durfte.

      Ihr müsst verstehen: Das hier ist nicht das erste Scharmützel in diesem KRIEG, und es wird auch nicht das letzte sein. Die Kreatur hat sich versteckt, aber wir werden SIE FINDEN und AUS UNSEREM LAND VERTREIBEN. Jene, die nicht sehen wollen, wie ihre Kinder dem FEURIGEN GÖTZENBILD dieser Monster GEOPFERT werden, müssen wachsam bleiben – denn wohin sich einer wagt, werden VIELE WEITERE folgen!

      Für die Kaution jener, die unschuldig im Gefängnis sitzen, wird am kommenden Cromer-Abend im Versammlungshaus eine Kollekte stattfinden.

       Von: Jacob Camherst

       An: Audrey Camherst

       10. Ventis

       Clarton-Platz 3, Falchester

      Liebe Audrey,

      was zum Teufel glaubst du, dass du da gerade tust? Eine gesunde Abenteuerlust ist eine Sache, das hier ist etwas völlig anderes.

       Dein dich liebender, aber zutiefst alarmierter Vater

       Von: Audrey Camherst

       An: Jacob Camherst

       10. Ventis

       Stokesley, Greffen

      Lieber Papa,

      also gut, die Sache ist etwas außer Kontrolle geraten. Aber ich konnte wohl kaum zulassen, dass sie Kudshayn gefangen halten, oder? Besonders, weil ich der Grund bin, dass er den ganzen Weg hierhergekommen ist.

      Ich nehme an, du hast die Geschichte aus den Zeitungen. Ich erzähle dir besser die tatsächliche Geschichte, weil ich sicher bin, dass die ein Kuddelmuddel daraus gemacht haben. Aufstände! Hadamisten! Lady Trents Enkelin! Sehr sensationelles Zeug, gut für die Überschriften, aber arm an Details, die dich sicherlich verstehen lassen werden, warum ich eingreifen musste.

      Ich glaube, ich habe dir erzählt, dass Lord Gleinleigh arrangiert hatte, Kudshayn nicht einfach um die Welt zu fliegen, sondern ihn mit einem Privat-Caeliger herzubringen. Das war sehr freundlich von ihm, fand ich, aber auch praktisch: Ein Drakoneer auf einem kommerziellen Flug würde sicherlich alle möglichen Probleme verursachen. Die meisten Leute haben immerhin nie einen in echt gesehen. Selbst falls sie freundlich statt feindselig zu ihm gewesen wären, wäre es ein fürchterlicher Aufruhr geworden – um nicht zu erwähnen, sehr hart für den armen Kudshayn, der sich damit hätte abfinden müssen, alle zwanzig Minuten für fünfzehn Minuten angestarrt zu werden.

      Deshalb der Privat-Caeliger. Damit gab es auch einige Probleme – Landegenehmigungen und so weiter –, weil ein fremdes Luftschiff, das herumfliegt, wie es ihm gefällt, und auf irgendwelchen Feldern landet, um nachzutanken, dazu neigt, die Leute nervös zu machen, als wäre es wieder ein neuer Luftkrieg. Aber die Arrangements wurden alle getroffen, und Kudshayn schaffte es den ganzen Weg nach Thiessin, bis die Sache wirklich schiefging.

       (Nein, ich weiß nicht, was genau kaputt war. Frag Großtante Natalie nach Dingen, die wohl als »kapitaler Motorschaden« mit einer zweiwöchigen Reparaturzeit zählen würden. Das ist alles, was ich mitgehört habe.)

      Natürlich wollte Lord Gleinleigh Kudshayn nicht zwei Wochen in Thiessin gestrandet lassen. Weil wir ihn nur nach Scirland herüberbringen mussten, traf der Graf doch noch Arrangements für einen kommerziellen Flug. Nur dass es, wie ich mitbekommen habe, trotzdem irgendwelche Probleme gab, also flog Kudshayn am Ende allein – abgesehen von der Mannschaft natürlich, weil er nicht besser weiß, wie man einen Caeliger steuert, als ich weiß, wie man einen Kuchen bäckt.

      Ich bin nicht sicher, wie die Hadamisten Wind davon bekommen haben. Möglicherweise war das ein unvorhergesehener Nebeneffekt von irgendetwas, das Lord Gleinleigh und ich geplant hatten? Ich hatte vorgeschlagen, dass er vielleicht einige Leute von der Drakoneischen Freundschaftsgesellschaft zu einem Dinner hier auf Stokesley einladen könnte, um Kudshayns Ankunft zu feiern, aber er lehnte ab. (Er ist kein sehr geselliger Mann – ich habe noch nicht einmal die Nachbarn besucht, und sie haben auch uns nicht besucht, soweit ich weiß – aber ich glaube, es lag speziell daran, dass er sich Sorgen macht, dass wir etwas ausplaudern, was wir nicht sollten. Es ist hier alles sehr geheimnisvoll.) Er schlug jedoch vor, dass die Freundschaftsgesellschaft Kudshayn vielleicht am Caeliger-Flughafen begrüßen möchte, und so schrieb ich ihnen. Ich habe keine Ahnung, wie die Neuigkeiten wohl von ihnen zu den Hadamisten gelangt sind, wenn diese zwei Gruppen in der drakoneischen Frage so weit auseinander stehen, wie nur möglich ist … aber es ist die einzige Erklärung, die mir einfällt. Das, oder ein Telegrafen-Bediener hat getratscht.

      Jedenfalls erfuhren Lord Gleinleigh und ich erst davon, als wir am Landeplatz auftauchten und feststellten, dass Kudshayn zusätzlich zu sieben Leuten von der Freundschaftsgesellschaft ein Willkommenskomitee aus mehreren Dutzend weiterer Leute hatte, die denken, dass er ein schreckliches Monster ist.

      Wenn nicht all die dummen Protokolle wären, hätten wir kein Problem gehabt, weil die Hadamisten natürlich nicht den ganzen Landeplatz umstellen konnten, aber Kudshayn war ins Empfangsgebäude gegangen, um den Papierkram auszufüllen, auf dem sie bestehen, wenn man aus einem fremden Land ankommt. (Mir ist gerade aufgefallen, dass ihre Formulare kein Feld für »Spezies« haben. Meinst du, dass sie das vor dem Kongress ändern werden?) Und wenn er in Winton gelandet wäre, hätte es viel zu viel Verkehr in das und aus dem Gebäude gegeben. Sie hätten mit ihrem Protest gewöhnliche Leute verärgert. Aber Lord Gleinleigh hatte es so eingerichtet, dass er nach Alterbury geflogen wurde, weil das praktischer für uns liegt, wenn wir aus Greffen kommen, und der Platz dort ist klein genug, dass sie es schafften, die Ausgänge zu blockieren, sodass Kudshayn drinnen in der Falle saß.

       Du kannst dir vorstellen, wie alarmierend ich den Anblick fand. Rote Masken überall um das Gebäude, starrend und ausdruckslos, außer wo einige von ihnen dreist genug waren, ihre Gesichter offen zu zeigen. Ihr Anführer war einer von denen ohne Gesichtsbedeckung. Ich bin sicher, du hast in der Zeitung gesehen, wer es war: Zachary Hallman, und ich sitze jetzt drei Minuten hier und versuche, mir einen Beinamen einfallen zu lassen, den ich seinem Namen anhängen kann und bei dem du, wenn du ihn liest, nicht »Audrey!« rufen wirst. Mir ist nichts in den Sinn gekommen, also lasse ich dich dir einfach etwas Angemessenes vorstellen. (Oder unangemessen, wie du magst.)

      Er stolzierte mit einem Megafon herum und schrie alle möglichen furchtbaren Dinge – du kennst die Art von Gift, die sie spucken, Menschenopfer und so weiter. Die Freundschaftsgesellschaft war immer noch da, aber sie hatten