Ich - Ein Wahnsinnsjahr. Lena Eilstrup

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Название Ich - Ein Wahnsinnsjahr
Автор произведения Lena Eilstrup
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711322888



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Stoffservietten und Kerzenlicht gemütlich machte. Jetzt geht es nur darum, so schnell wie möglich wegzukommen. Mama sagt, Mikkel und ich könnten auf uns allein aufpassen, wir seien alt genug. Aber letztendlich bin ich es, die die Verantwortung trägt. Es ist unglaublich, was ich mir bieten lassen muß. Gerade jetzt rennt sie oben ohne herum, obwohl ihre Brüste nur so schlottern. Und an denen habe ich mal gesaugt. Aber ich will kein Kindermädchen für den Kleinen sein.

      Ich habe an meine Zimmertür einen Zettel gehängt: „Zutritt für Minderjährige verboten“. Mutter hat ihn abgerissen und gesagt, ich soll verflucht noch mal zur Zusammenarbeit bereit sein, das würde sich auch für mich auszahlen. Sie hat mir einen Zwanziger gegeben. Mikkel guckt in die Glotze.

      Bent Ivan liest das „Extrablatt“, diese Schundzeitung, die er hier im Haus eingeführt hat – ein Zeichen dafür, wie tief er steht. Ich schaue ab und zu hinein, um auf dem laufenden zu sein. Sie ist voller nackter Frauen und Gewalt, er sollte sich wirklich schämen. Aber ein paar gute Kontaktanzeigen sind drin. Ich glaube, Oma hätte hier eine Chance.

      Ich gehe jetzt ins Bett. Ich will von Rasmus träumen.

      Sonntag, 10. Februar

      Erst früh am nächsten Morgen habe ich von Rasmus geträumt, wurde aber brutal von Mama geweckt. Sie hat sich darüber aufgeregt, daß ich Mikkel schlafend vor dem laufenden Fernseher habe sitzen lassen. Ich bin doch nicht ihr Dienstmädchen. Nach internationalem Recht ist es verboten, Kinder unter fünfzehn arbeiten zu lassen. Mama ist das egal. Sie hat mich gezwungen, beim Bäcker Brötchen und Kopenhagener zu holen. Sie will sich bei ihnen einschmeicheln! Eier, Saft, Kaffee und Joghurt... Bent Ivan bekam sein Frühstück im Wasserbett. Dieser Trottel hat natürlich den Kaffee verschüttet! Haha. Mikkel, der verwöhnte Rotzbengel, durfte als erster einen Kopenhagener aussuchen. Ich mache gerade eine Schlankheitskur, deshalb habe ich verzichtet.

      Bin spazierengegangen, an Rasmus’ Wohnung vorbei. Habe gefroren, ihn aber nicht gesehen.

      Es ist offensichtlich, daß jemand in der Zwischenzeit in meinem Zimmer herumgewühlt hat. Ich glaube, Mama sucht dich, mein Tagebuch, um herauszufinden, was ich denke. Aber du bist abgeschlossen und hinterm Regal versteckt. Keine Sorge!

      Bent Ivan und Mikkel waren den ganzen Tag beim Fußball. Mama hat sich erniedrigt und hinter ihnen hergeräumt. Ein Beweis dafür, daß sie nicht sie selbst ist. Das Spiel endete 0:0. Das ist wirklich das Letzte – einen ganzen Tag seines Lebens auf zwei Nullen zu verschwenden!

      Oma ist mit ihrem Seniorenclub nach Mallorca gereist, um einen neuen Mann zu finden.

      Ich muß Englisch pauken.

      Montag, 11. Februar

      Rasmus traut sich nicht, mit mir zu reden, weil Mia dann sauer wird.

      Jetzt gibt es endlich Beweise, warum Bent Ivan hier schläft. Im Badezimmerschrank liegen Kondome, hinter Mamas Tampons. Ich möchte wissen, ob die eigentlich nur an sich selbst denken können. Mikkel ist schließlich noch ein Kind und hat noch nichts über Sex in der Schule gehabt. Ich habe überhaupt keine Lust, erwachsen zu werden, das ist eklig.

      Tarzan kratzt an der Tür, er will raus.

      Dienstag, 12. Februar

      Liebes Tagebuch, auf Menschen kann man sich nicht verlassen. Jetzt geht Susanne neuerdings mit Malene. Eine saublöde Kuh, die Tonnen von Schminke benutzt. Sie ist wirklich billig. Freundinnen kann man nicht vertrauen, und Rasmus guckt woanders hin, wenn ich ihn ansehe. Nur gut, daß ich Tarzan habe!

      Mittwoch, 13. Februar

      Papa hat mich für Freitag zum Essen eingeladen, heute morgen hat er angerufen. Ich freue mich wahnsinnig drauf. Er ist wirklich an mir interessiert. Ich will ihm von meinem unglücklichen Leben erzählen.

      Donnerstag, 14. Februar

      Oma hat eine Ansichtskarte von Mallorca geschickt. Es regnet, aber sie schiebt einen Mann im Rollstuhl herum, um warm zu bleiben. Sie war beim Stierkampf und vermißt uns.

      Morgen abend soll ich mit Papa ausgehen. Ich ziehe mein blaues Kleid an, auch wenn es nicht die passende Jahreszeit dafür ist. Er mag es so gern.

      Ich muß an Rasmus denken. Habe beschlossen, abweisender zu wirken.

      Freitag, 15. Februar

      Eigentlich habe ich gar keine Lust, von dem Restaurantbesuch mit Papa zu schreiben, aber ich habe ja versprochen, nichts vor dir zu verbergen, liebes Tagebuch.

      Papa bestellte ganz rotes Rindfleisch, das Teuerste auf der Karte. Ich durfte selbst aussuchen und habe das Tagesgericht genommen: Schweinebraten mit Rotkohl.

      Papa ließ den Wein zurückgehen, weil er nach Korken schmeckte. Davon versteht er was. Mir war das ziemlich peinlich. Zum Glück war meine Cola ganz normal und mit Eiswürfeln.

      Papa fragte nach der Schule und meinen Zensuren.

      Ich habe ihm von Tarzan erzählt. Aber wir waren nicht allein. Irene, seine Geliebte, war auch mit. Sie aß Lachsmousse und etwas Salat, um nicht zuzunehmen. Papa hatte ein paar neue Witze gelernt, die er loswerden mußte und auch gleich erklärte. Irene erzählte, wie witzig und aufmerksam mein Vater zu ihr ist. Ich glaube, sie möchte gern, daß wir Freundinnen werden. Nein danke!

      Sie war es, die er Silvester kennengelernt hat! Und sie ist auch noch jünger als er – mindestens zwei Jahre.

      Ich bekam Pfannkuchen mit Eis zum Dessert und habe versprochen, Großmutter zu besuchen. Papa hat im Augenblick keine Zeit dafür. Für ein Paar Stiefel hat er mir zweihundert Kronen gegeben. Zweihundert Kronen! Er hat keine Ahnung von den Preisen.

      Ich bin deprimiert. Habe Rasmus den Rücken gekehrt. Tarzan läuft draußen im Dunkeln herum. Bent Ivan, Mikkel und Mama gucken Fernsehen. Ich habe mir schon die Zähne geputzt. Gute Nacht!

      Samstag, 16. Februar

      Rasmus war mit einem Kasten Bier hier! Auf einmal stand er einfach draußen. Ich habe die Tür aufgemacht. Das war vielleicht ein Schock, ich bin total rot geworden. Rasmus hat mich angelächelt. Er wußte gar nicht, daß ich hier wohne. Das Bier sei für meinen Vater. Ich sagte, ich hätte keinen Vater zu Hause, aber es stellte sich heraus, daß es für Bent Ivan bestimmt war. Heute nachmittag gibt es ein Fußballspiel im Fernsehen, und da macht er es sich mit einem kalten Bier gemütlich. Er hat es auch bezahlt und einen Fünfer Trinkgeld gegeben. Ziemlich geizig, wenn man den Weg zum Kaufmann und die Schlepperei bedenkt.

      Ich kann nicht mehr klar denken oder schreiben und auch nicht schlafen. Daß er gekommen ist! Jetzt weiß er, wo ich wohne.

      Ich habe ein Gedicht über meine Gefühle geschrieben:

      Wo ich radle oder gehe,

      Schaue ich, ob er nicht dort stehe.

      Von meiner Liebe

      Er nichts weiß,

      Doch, Rasmus, du, du machst mich heiß.

      Ich will ihm das Gedicht anonym schicken, dann kann er rätseln.

      Sonntag, 17. Februar

      Heute nacht habe ich von Rasmus geträumt. Wir gingen eng umschlungen einen breiten Strand entlang und bewunderten den Sonnenuntergang. Wie in einer Reklame, die ich mal gesehen habe.

      Wieder mußte ich los und Frühstücksbrötchen kaufen. Bent Ivan soll es sonntags morgens gemütlich haben, und Mikkel darf noch nicht allein über die Straße gehen.

      Mama hat mich gefragt, ob ich nicht Mikkel bei der Rechtschreibung helfen könnte, weil ich doch so gut im Diktat bin. Das auch noch! Ich habe mir zwar immer einen kleinen Bruder gewünscht, aber nicht so einen strohdummen Blödmann.

      Also habe ich versucht ihm zu erklären, daß es natürlich geil ist, ein Wort zu schreiben, wie man will, daß es aber eigentlich gewisse Regeln gibt. Dann ist er heulend aus meinem Zimmer gerannt.

      Mama sieht aus wie eine Gewitterwolke. Soll sie doch selbst dem Kind das richtige Schreiben beibringen.

      Montag, 18. Februar

      Da