Ich - Ein Wahnsinnsjahr. Lena Eilstrup

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Название Ich - Ein Wahnsinnsjahr
Автор произведения Lena Eilstrup
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711322888



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soll ich dieses Wochenende überleben? Das erste Mal seit der Vorschule freue ich mich auf die Schule. Wenn nur bald Montag wäre!

      Samstag, 5. Januar

      Der Mechaniker kam mit zwanzig roten Rosen und einer Flasche billigem Rotwein. Das wäre Papa nie passiert. Das müßte eine Frau doch mißtrauisch machen. Mir hat er Schokolade mitgebracht. Er strich mir übers Haar und sagte, ich würde meiner Mutter ähnlich sehen. Rattenfänger!

      Er heißt Bent Ivan und hat einen Lada. Das zeigt, daß der Mann schon schwachsinnig geboren wurde. Und er hatte wirklich schwarze Fingernägel.

      Mama stellte die Rosen ins Wasser und bot einen Drink an. Aber er wollte lieber ein Bier. Ha! Das zeigt sein niedriges Niveau. Und außerdem seine Hintergedanken.

      Er fragte mich nach der Schule aus. Ich sagte, es geht saugut. So was beruhigt die Erwachsenen, und ich plaudere ja nicht jedem Dahergelaufenen gegenüber meine Intimitäten aus. Er vertraute mir an, daß er schon früh von der Schule abgegangen sei, jetzt aber in einer Werkstatt arbeitet, deren Spezialität schwarze Autos sind. Als ob mich das interessiert!

      Ich setzte mich und beobachtete die beiden. Schließlich möchte ich nicht, daß Mama in schlechte Gesellschaft gerät. Das wäre auch mir gegenüber unverantwortlich.

      Mama sagte, wenn ich mich langweilen würde, könnte ich doch spazierengehen. Es regnete gerade in Strömen.

      Bent Ivan hat offenbar massenweise Geld, er wollte mir fünfzig Kronen für eine Kinokarte geben. Aber ich sagte ihm, ich könne nicht, ich müsse Hausaufgaben machen.

      Jetzt sitze ich hier in meinem Zimmer und schreibe in dir. Vorhin war ich noch kurz im Wohnzimmer, um einen Kugelschreiber zu holen. Die beiden hatten seine Flasche Rotwein ausgetrunken und reichlich rote Köpfe, als ich reinkam. Wie peinlich! Er ist immer noch nicht gegangen. Ich habe es doch gewußt!

      Sonntag, 6. Januar. Die Heiligen Drei Könige

      Morgen, endlich! Dann fängt die Schule wieder an. Brian C.! Ob er wohl auch an mich denkt?

      In der Küche stehen drei leere Rotweinflaschen, die Rosen lassen die Köpfe hängen, und der Mechaniker schläft in Papas Bett. Wie kann Mama sich nur so erniedrigen?

      Montag, 7. Januar

      Das Leben ist schön! Heute bin ich zu Brian C. gegangen und habe ihn gefragt, ob wir zusammen gehen wollen. Heutzutage kann ein Mädchen auch mal die Initiative ergreifen. Er hat ja gesagt. Ich bin total happy. Er kommt heute abend.

      Mia sagte, sie könne nicht verstehen, wieso ich mit Brian C. zusammen bin. Ich weiß nicht, was sie an Rasmus findet, aber das ist ja ihre Sache. Susanne sagt, man wird glücklich, wenn man küßt. Sie hat es mit ihrem Cousin ausprobiert.

      Ich hätte gern vorher noch abgenommen, aber ich habe beschlossen, daß er mich nehmen muß, wie ich bin. Oma meint auch, daß Männer gern etwas in den Händen haben. Sie ist in dieser schweren Zeit mein ganzer Trost.

      Ich habe aufgeräumt und Englisch gelernt.

      Mit Mama habe ich abgemacht, daß wir jeder unser eigenes Privatleben haben. Sie hat vier Coladosen in den Kühlschrank gestellt.

      Dienstag, 8. Januar

      Brian C. war hier. Er ist ganz schön still. Wenn man ihm näher kommt, sieht man erst die vielen Pickel. Susanne sagt, die verschwinden, wenn man richtig zusammen ist. Aber ansonsten gibt es auch Gesichtswasser oder Salben dagegen. Die sind nur ziemlich teuer. Er hat auch einen Bartschatten über der Oberlippe.

      Mama mag junge Männer, die nicht herumschreien und keine laute Musik spielen. Die sind selten. Sie ließ mich einfach mit Brian C. allein und rauschte aus der Tür, um Bent Ivan zu besuchen. So was Unverantwortliches!

      Wir sahen uns eine Folge einer Krimiserie an, die Brian C. immer sieht. Er meinte, sie sei gut. Ich berührte seine Hand, aber leider hat er schweißige Hände. Er hat nicht versucht, mich zu küssen. Als der Krimi zu Ende war, haben wir beschlossen, fest miteinander zu gehen.

      Ich habe es nicht mehr geschafft, Deutsch zu machen, und wurde natürlich abgefragt.

      Keine andere mag mit Brian C. gehen, sagt Mia. Sie bedauert mich. Aber man muß doch einen Typen haben.

      Mittwoch, 9. Januar

      Ich bin mit Brian C. seit zweiundvierzig Stunden zusammen. Ich war bei ihm zu Hause, und seine Mutter bot uns Saft an. In seinem Zimmer steht alles in Reih und Glied. Er erschrak fürchterlich, als ich ihm einen Kuß gab, während seine Mutter auf der Toilette war.

      Ich fühle mich aber nicht glücklicher. Und wenn seine Pickel nun ansteckend sind?

      Er küßte mich nicht wieder, statt dessen spielten wir auf seinem Computer. Er ist Experte mit dem Joystick. Als ich zum dritten Mal tot war, übernahm er das Spiel und vergaß mich. Also habe ich lieber Schluß mit ihm gemacht und bin nach Hause gegangen, um in dich, liebes Tagebuch, zu schreiben. Ich bin wieder frei.

      Bent Ivan schläft schon wieder hier. Die Küche schwimmt. Aber ich rühre keinen Finger. Ich soll mich um achtzehn Uhr mit Susanne zum Arbeiten treffen, das muß auch respektiert werden.

      Donnerstag, 10. Januar

      Ich habe meine erste Affäre bereits überwunden. Susanne sagt, es gibt Tonnen von flotten Jungs auf der Welt. Man hat die freie Auswahl.

      Susanne ist meine zweitbeste Freundin. Wir waren gestern bei ihren Nachbarn und haben beim Servieren geholfen. Die hatten Silberhochzeit. Das gibt es also auch noch. Noch nie habe ich so viele Gedichte gehört, die sich nicht reimten, und so viele Reden, die nicht zu Ende gehalten wurden. Die Kinder (sie sind fünfundzwanzig Jahre alt) hatten das Ganze arrangiert. Ich bin wirklich froh, daß Mama und Papa nie so weit gekommen sind. Das wäre mir viel zu anstrengend.

      Sie bekamen Vorspeise, Hauptgericht, zweiten Gang, Dessert, Kaffee und Kuchen. Getrunken haben sie auch reichlich. Wir bekamen Rückenschmerzen, die Reste und hundert Kronen zusammen zum Teilen.

      Ein Junge forderte mich zum Tanzen auf, aber ich fand das unpassend, weil ich doch bedient habe. Außerdem war er erst dreizehn.

      Ich will für einen BH sparen, ich habe keinen zu Weihnachten bekommen. Es gibt welche im Angebot. Aber Mama meint, er sei überhaupt nicht notwendig.

      Mama hat einen Zettel geschrieben, sie ist zu einem Treffen gegangen und kommt erst spät nach Hause. Wahrscheinlich beim dänischen Kfz-Mechaniker-Verein. Wenn sie nur keinen Mist baut. Ich hoffe, sie paßt auf sich auf.

      Brian C. glotzte mich heute mit großen feuchten Hundeaugen an, daß mir ganz schlecht wurde. Ich habe ihm einen Zettel auf seinen Tisch gelegt:

      Lieber Brian C!

      Danke für die gemeinsame Zeit. Du bist zu unreif, darum kann aus uns beiden nie etwas werden. Ich werde immer mal wieder an Dich denken. Versuche es doch mit einem Mädchen aus der sechsten Klasse, das dürfte besser passen.

      Deine Freundin.

      In der Schule ist geklaut worden. Zwei Tonbandgeräte, Lautsprecher und ein Videogerät sind aus der Wand gerissen worden. Alle sind verdächtig, hat der Inspektor über Lautsprecher gesagt. Er hat versprochen, denjenigen, der petzt, nicht zu verraten. Wir sind ganz sicher, daß es Drogensüchtige waren oder vielleicht ein älterer Schüler, der die Schule haßt. Die Polizei kümmert sich um die Sache und soll uns verhören.

      Freitag, 11. Januar

      Susannes Katze hat vor einer Weile Junge gekriegt. Die brauchen ein gutes, liebevolles Zuhause. Sie sind so eine Art saubere Halbedelkatzen. Susannes Mutter meint, ich käme bestimmt in Betracht, wenn Mama katzenfreundlich ist. Mama ist aber absolut gegen Haustiere, sie konnte schon Papas Aquariumsfische nicht ab, vermutlich war das mit ein Grund für die Scheidung. „Ich will keine Tiere innerhalb meiner vier Wände haben“, sagt sie und behauptet, allergisch zu sein. „Katzen pinkeln auf die Teppiche und sind nur ein Ersatz für andere, bessere Gefühle.“

      Ich weiß nicht, an was für Gefühle sie dabei denkt. Ich habe ihr jedenfalls erklärt, daß