Ich - Ein Wahnsinnsjahr. Lena Eilstrup

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Название Ich - Ein Wahnsinnsjahr
Автор произведения Lena Eilstrup
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711322888



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du, mit wem sie dasitzt und ihre Fernsehbildung genießt? Genau! Bent Ivan und Mama gucken einen Krimi an, während ich abwaschen darf.

      Bent Ivan hat vorgeschlagen, wir sollten die Hausarbeit teilen. Er fängt an, die Regeln in unserem Zuhause aufzustellen. Mikkel wird natürlich von seinem Vater angelernt, aber ich, bitte schön, ich habe ausgelernt.

      Dienstag, 19. Februar

      Ich habe das Gedicht in der Klasse auf Rasmus’ Tisch gelegt, aber er weiß nicht, daß es von mir stammt. Ich liebe ihn jeden Tag mehr.

      Die Schule ist langweilig, und dieses Haus ist ein Gefängnis. Bei diesen unmoralischen Zuständen mag ich niemanden zu mir einladen.

      Tarzan springt auf meinen Schoß und hindert mich am Schreiben. Oft wenn ich das Fenster öffne, kommt er angesprungen, um sein Trockenfutter abzuholen. Ich glaube, er hat da draußen eine herumstreunende Freundin gefunden. In meinem nächsten Leben möchte ich eine Katze sein.

      Mittwoch, 20. Februar

      Rasmus hat gedacht, Mia hätte das Gedicht geschrieben. Aber das hat sie nicht. Sie wurde leichenblaß und hat ihm gedroht, Schluß zu machen, wenn er es nicht in Stücke reißt.

      Das hat er gemacht. Ich tat, als wenn nichts wäre. Mia verdächtigt alle Mädchen aus der Klasse.

      Donnerstag, 21. Februar

      Bent Ivan und Mikkel sind nun jeden Tag hier. Mama ist stinksauer, weil ich mich nicht um Mikkel kümmere. Sie ist immer noch bei zwei Packungen Zigaretten am Tag. Widerlich! Der Rauch hängt wie eine Gewitterwolke über ihr.

      „Verdammter Scheiß“, habe ich zu ihr gesagt, „soll ich drunter leiden, daß du unkritisch irgendwelche Leute in unser Haus läßt?“

      Es sollte eigentlich für eine Mutter ganz natürlich sein, mütterliche Gefühle zu haben. Sie müßte doch wohl als allererstes an ihre eigene Tochter denken. Wenn Bent Ivan wenigstens Geld hätte, dann wäre es vielleicht auszuhalten–aber er hat bloß seinen Lada und Mikkel.

      Freitag, 22. Februar

      Oma ist aus Mallorca zurück. Plötzlich stand sie im Flur. Ihre Haare sind zur Zeit karottenfarben. Sie brachte einen älteren, grauhaarigen Herrn mit: „Darf ich vorstellen: Basse, Beamter.“ Basse heißt Hansen mit Nachnamen. Er ist ein Zollbeamter im Ruhestand. Oma hat Zollbeamte immer als die schlimmsten Plagegeister der Menschheit beschimpft. Aber Basse ist etwas Besonderes, er soll sie vor Taschendieben beschützen.

      Oma holte eine Flasche Cognac aus der Tasche. „Den habe ich geschmuggelt“, sagte sie stolz, und Basse nickte eifrig dazu, als hätte er mitgemacht. Ich muß zugeben, daß meine Familie ziemlich kriminell ist, und sie ist in schlechte Gesellschaft geraten. Während sie die Flasche leerten, hat Oma von Mallorcas und Basses Schönheiten berichtet. Es ist nicht zu fassen, wieviel ältere Menschen trinken.

      Mama hat sie einen Aschenbecher mit dem Schriftzug „Grüße von Mallorca“ mitgebracht, den Mama geschmacklos nannte und dankend ablehnte, wenn auch die Absicht nett war. Oma ließ sich aber nicht kränken. Sie hat ihn wieder an sich genommen und gesagt, sie wird ihn auf den Tisch stellen, wenn Mama zu Besuch kommt.

      Ich habe einen ausgestopften Stierkämpfer bekommen.

      Samstag, 23. Februar

      Schon wieder ein endloses Wochenende. Bent Ivan hat kein Bier bestellt, also werde ich Rasmus nicht sehen.

      Papa hat angerufen und gefragt, ob ich die neuen Stiefel schon hätte. Er richtete schöne Grüße von Irene aus. Sie fand mich sehr nett. Ich habe ihm versprochen, Großmutter zu besuchen.

      Mama interessiert es nicht, wenn ich Löcher in den Jeans habe. Bent Ivan will mir Geld für ein Paar neue geben. Alles nur, um sich einzuschmeicheln. Mama strahlte aber wie eine Sonne, also ließ ich mich erweichen und sagte danke schön. Sie kosten vierhundert Kronen. Mama ist alleinerziehende Mutter, deshalb werde ich es als eine Art Nothilfe ansehen.

      Ich will versuchen, einen Job zu kriegen. Den Gedanken, von einem Mann abhängig zu sein, finde ich schrecklich.

      Sonntag, 24. Februar

      Am Nachmittag habe ich Großmutter besucht. Ich kenne niemanden, der soviel jammert wie sie. Aber mich mag sie natürlich gern. Ich bin ja auch ihr einziges Enkelkind.

      Sie hat einen ganz ekligen Ton, wenn sie von Mama redet. Daß Papas und Mamas Ehe zum Scheitern verurteilt war, hätte sie bereits gewußt, als die beiden heirateten. Der Sohn eines Hauptmanns und die Tochter eines gemeinen Matrosen, daraus konnte ja nichts werden. Doch die Trennung sei vor allem Mamas Schuld gewesen, sie habe sich nicht wie eine ordentliche Hausfrau und Gastgeberin aufgeführt. Die Scheidung wird sie ihr nie verzeihen, so was ist man in dieser Familie nicht gewohnt. Auch mir ist es das erste Mal passiert. Es fiel mir richtig schwer, den Mund zu halten, denn so schlimm ist Mama nun doch nicht, auch wenn sie viele Fehler hat.

      Papa sollte sich mehr um Großmutter kümmern, schließlich ist sie seine Mutter. Aber er denkt nur an Irene. Von der hatte Großmutter noch gar nichts gehört. Ich habe sie damit beruhigt, daß es bestimmt nur eine von Papas vorrübergehenden Frauenbekanntschaften sei. Hoffentlich schimpft sie ihn jetzt nicht aus.

      Ich muß rauskriegen, was Rasmus’ Vater eigentlich macht.

      Montag, 25. Februar

      Ich habe gehört, daß Mia mit Rasmus Schluß gemacht hat. Andere sagen, Rasmus hätte mit Mia Schluß gemacht. Es gehen alle möglichen Gerüchte um.

      Er ist frei. Ich habe ihm einen Brief geschrieben.

      Lieber Rasmus!

      Ich habe wirklich viel für Dich übrig, und ich glaube, daß Du auch etwas für mich empfindest. Ich glaube, wir beide sind füreinander geschaffen.

      Du bist sehr sexy ...

      Ich weiß nicht, ob ich ihn abschicken werde. Er soll sich ja auch nichts einbilden.

      Dienstag, 26. Februar

      Mama würdigt mich keines Wortes, weil ich meine Filzstifte nicht mit Mikkel teilen will. Der Junge geht mir auf die Nerven. Er hat sie sich einfach aus meinem Zimmer geholt. Soll sein Vater ihm doch welche kaufen. Es gibt keinen Grund, daß er meine aufbraucht.

      Mittwoch, 27. Februar

      Als ich heute morgen aufgewacht bin, habe ich zuerst gedacht, ich hätte einen bösen Traum gehabt. Aber nein, es ist grausame Wirklichkeit: Bent Ivan und Mikkel ziehen bei uns ein und sollen hier wohnen!

      Außerdem hat sich herausgestellt, daß Mama Bent Ivan schon drei Monate lang gekannt hat, ohne es mir zu erzählen. Daß sie so lügen kann! Sie hat sich damit verteidigt, ich hätte ihr ja auch nicht alles über Brian C. erzählt. Sie hat überhaupt nicht mitgekriegt, daß ich schon vor fast zwei Monaten mit ihm Schluß gemacht habe. Blind ist sie also auch noch. Zum Glück habe ich ihr nichts von Rasmus erzählt. Ich ziehe hier aus, sobald ich allein klarkomme.

      Mama meint, ich soll auch mal die Vorteile sehen. Bent Ivan hat eine gute Arbeit und ein Auto, davon könnte ich auch was haben. Er bekommt seinen Lohn und kann was zu den Raten beisteuern, denn Papa hat das Haus ja nicht bezahlt, deshalb haben wir ziemlich hohe Schulden. Außerdem mag sie ihn gern, obwohl er einige Fehler hat. Sie hat mir versprochen, daß sie versuchen will, ihn zu erziehen. An Mikkel müßte ich mich nun mal gewöhnen. Aber das Ganze liefe auf ein Plus hinaus. Vielleicht könnten wir uns jetzt sogar einen Urlaub im Ausland leisten.

      Sie ist reichlich berechnend und hätte gerne, daß ich die Ferien bei Papa verbringe und über die Zukunft nachdenke, damit sie ihre Ruhe hat. Ich habe Papa angerufen. Er hatte Mitleid mit mir, aber er meinte, daß er ja selbst nur drei Zimmer hätte. Für ein paar Tage könnte ich bei ihm bleiben, aber in dem Haus sind Haustiere verboten, deshalb könnte Tarzan nicht mit. Keine Angst, Tarzan! Ich lasse dich nicht im Stich!

      Ich kam eine Stunde zu spät zur Schule, weil ich Mama davon überzeugen wollte, daß sie die Fehlentscheidung ihres Lebens getroffen hat und daß ich bei ihr wohnen bleibe.

      Donnerstag, 28. Februar

      Ich