Название | Kojas Waldläuferzeit |
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Автор произведения | Alois Theodor Sonnleitner |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711570043 |
Schon im Dorfe Brunn gesellten sich andere Kinder zu den Geschwistern; sie schwatzten sorglos wie die Sperlinge. Und Koja wunderte sich, dass seine Schwester lächeln konnte, wenn die andern lachten. Und als sie vor dem Garten des Brunner Müllers stehen blieb, um dort die erblühten Herzchenblumene) zu bestaunen, nahm er sie bei der Hand und schaute in Andacht die seltsamen Blüten mit an, lauter rote Herzen an langem, schwanken Stengel niederhangend, die grossen zutiefst und dann immer das folgende kleiner als das vorhergehende.
In Pöchlarn nahm Roserls Mutter von Agi die Jacke an und versprach, über die Sache nicht weiter zu reden. Dann trug Agi die Briefe zur Post und jedem gab sie einen Augensegen mit auf den Weg, bevor sie ihn in den schwarzgelbenf) Kasten warf: der Mutter Worte sollten Wunder tun bei denen, die sie lesen würden. Auf dem Chor sang Koja mit Roserl aus demselben Notenblatt und zwischen den einzelnen Strophen des Messgesanges flüsterten sie miteinander vom Amerika-Spielen. Roserl versprach, nachmittags in die Neuda zu kommen. Agi suchte den Oberlehrer auf und erbat von ihm die Zusage, dass er Koja beim Vater nicht verklagen werde. Jetzt war ihr leichter. Nach der Messe traf Koja seine Kameraden vor dem Kirchentor, darunter einige arme Buben von Gollinger Kleinhäuslern, die sich mit Bogen und Pfeilen als Indianer einfinden wollten, um die Farm zu belagern. Auf dem Heimweg holte Herr Sigismund Sacht, der Branntweinschänker aus Krummnussbaum, mit seinem Steirer-Wägelchen die Geschwister ein, liess sie mit aufsitzen, und so fuhren sie unter lustigem Peitschenknall durch die sonnige Frühlingslandschaft dem Heim zu, auf dem ungewohnten Umweg über die Rechenbrücke, ober der sich das von der Erlaf angeschwemmte Holz staute, Scheiter und Baumstämme in wirrem Durcheinander. Und als sie über die primelübersäeten Wiesen dem Haus zugingen, meinte Koja unvermittelt: „Vielleicht wird’s nit so schlimm; vielleicht kommt’s ganz anders.“ — „Ja“, versetzte Agi, „vielleicht helfen noch einmal die Briefe der Mutter; und wenn nit, wird’s mit dem Vater besser, wenn er nimmer reich sein wird; er wird nit so viel Freund’ haben.“ —
Die bange Stimmung wich von den Kindern, als sie beim Mittagessen staunten, dass die Mutter freundlich war, als war’ nichts Ungut’s geschehen. Die Wunde unterm Aug’ hatte sie mit einem gelben Mehl bestäubt;g) der hässliche Schurf war verdeckt. Der Vater ass wenig und vermied es, seinem Weib ins Gesicht zu sehen. Er bereute, dass er sich so weit vergessen hatte — zum ersten Mal. Schon um zwei Uhr fand sich die Roserl ein; sie brachte Agi die Jacke zurück und schleppte sich mit einem Korb Geschirr und Esswaren ab zum Spielen in der Farm.
Von der Müllerin erbat sie sich einen Polster, von Koja zwei alte Hosenträger, dann fing sie den Kater ein, der sich ohne viel Sträubens darein fand, als Wickelkind eingeschnürt zu werden. Bald kam auch der Wieser Franzel mit dem Steininger Sepp. Die sollten als Trapper die Farm verteidigen helfen. Als Waffen trugen sie lange Stäbe, die sie mit Spagatschnüren wie Flinten umgehängt hatten. Der Zug ordnete sich zum Aufbruch. Agi blieb bei der Mutter zu Haus. Der Farmer Koja trug am linken Arm den Proviantkorb, wo zwischen Speck, Brot und Kaffeeflasche auch die geladene Kanone und die Pulvertüte verstaut war; in der Rechten hielt er ein kleines Küchenbeil, um damit durch die „Lianen“ des Urwaldes einen Pfad zu bahnen. Die Farmerin Roserl hielt aber mit mütterlicher Sorgfalt ihr Wickelkind im Arm, das mit grossen staunenden Augen in die Welt sah und manchmal einen unwilligen Laut von sich gab. Die Wandernden wichen dem leicht gangbaren Pfad im Weidenwald sorgfältig aus und Koja bahnte mit vielen Axthieben den Weg durchs ärgste Gestrüpp von Waldreben und Brombeeren.
In der Farm angekommen, legte Roserl das Wickelkind in einen Winkel auf Laub, dann baute sie vor der Hüttentüre aus Steinen einen Herd und fing an zu kochen, d. h. den mitgebrachten Kaffee im Blechtopf zu wärmen. Den zwar schon geräucherten Speck hängte sie auf einer grünen Rute in den Rauch. Die drei Männer aber begannen mit fieberhafter Hast den Bau der Palisaden, die vor der Farm einen Hofraum von zwei Schritten im Geviert einschliessen sollten. Das Bauholz musste wegen der Indianer mit grosser Umsicht vom Erlafufer herbeigetragen werden, wo manche der bei Hochwasser verschwemmten Scheiter im Ufergebüsch hangen geblieben waren. Zwischen starken Weidenstöcken, die in den Boden gerammt worden waren, wurden die Hölzer wagrecht aufeinander gelegt, so dass eine fast kniehoche Schutzwehr entstand, hinter der die Schützen in liegender Stellung gedeckt waren. Für die Kanone aber wurde durch Auftragen des Mulmsh) einiger Maulwurfshügel ein erhöhtes Fort geschaffen, von dem aus das Geschütz die ganze Prärie bestreichen sollte.
Kaum waren die Verteidigungsmassnahmen getroffen, als sich in der Lichtung schon ein Indianer zeigte, dessen Gesicht in seiner Rötel-, Russ- und Kreidebemalung ganz fürchterlich wirkte. Ein Zielen mit dem Stecken