Название | Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper |
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Автор произведения | James Fenimore Cooper |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027209774 |
»Ihr mögt die Biber fangen«, versetzte Benjamin, indem er mit dem Arm in der Luft herumfuchtelte, »und wenn ich sie wieder springen lasse, so dürft Ihr mich ein Kalb nennen, weiter sage ich nichts.«
»Was führt Ihr im Schilde?« rief Elisabeth verwundert. »Ihr müßt dreißig Tage hierbleiben, und was das Geld für Eure Strafe anbelangt, so habe ich es hier im Beutel. Nehmt es, Ihr könnt gleich morgen die Zahlung leisten; aber geduldet Euch Euren Monat über. Ich werde Euch oft mit meiner Freundin besuchen, und wir wollen mit eigenen Händen Kleider für Euch machen. Gewiß, gewiß, es soll Euch nichts abgehen.«
»Wollt ihr das wirklich, meine Kinder?« entgegnete Natty, indem er freundlich auf die beiden zuging und Elisabeths Hand ergriff. »Wollt Ihr Euch wirklich eines alten Mannes annehmen, der weiter nichts getan hat, als daß er das Tier schoß, was ihn doch keine Mühe kostete? Ich glaube, die Sinnesart vererbt sich nicht mit dem Blut; denn Sie scheinen einen erwiesenen Gefallen nicht zu vergessen. Doch Eure kleinen Finger würden wohl schwerlich viel mit einer Hirschhaut anzufangen wissen, und in den Sehnen möchtet Ihr wohl auch einen ungewohnten Faden finden. Aber wenn er es nicht mitangehört hat, so soll er es durch mich erfahren, damit er gleich mir sehe, es gebe jemand, der einer Gefälligkeit eingedenk ist.«
»Sagt ihm nichts!« rief Elisabeth hastig. »Wenn Ihr mich liebt, wenn Ihr meine Gefühle achtet, so sagt ihm nichts. Ich wollte nur von Euch sprechen, und nur um Euretwillen handle ich so. Ich bedaure von Herzen, Lederstrumpf, daß das Gesetz eine so lange Haft über Euch verhängt hat; im Grunde ist es aber nur ein kurzer Monat und – –«
»Ein Monat?« rief Natty, den Mund zu seinem gewöhnlichen Lachen verziehend; »nein, keinen Tag, keine Nacht, keine Stunde bleibe ich mehr, Mädchen. Wenn mich auch Richter Temple verurteilt hat, so kann er mich doch nicht festhalten ohne einen besseren Kerker als diesen. Ich wurde einmal in der Nähe des alten Frontenac von den Franzosen gefangen, und sie steckten unser zweiundsechzig in ein Blockhaus; aber für Leute, die mit dem Holz umzugehen wußten, war es ein leichtes, sich einen Weg durch einen Fichtenblock zu bahnen.«
Der Jäger hielt inne, sah sich vorsichtig im Raum um, lachte dann wieder und schob den Hausmeister sachte von seiner Stelle, worauf er die Bettücher hinwegräumte und auf ein Loch zeigte, das erst kürzlich mit Hammer und Meißel in das Gebälk gehauen worden war.
»Es bedarf nur noch eines Fußstoßes, um den Weg freizumachen, und dann – –«
»Fort! ja, fort!« rief Benjamin, aus seinem Stumpfsinn erwachend, »gut, hier ist’s offen. Ja, ja, Ihr fangt sie, und ich bewahre sie auf, um sie an die Hutmacher zu verkaufen.«
»Ich fürchte, der Bursche wird mir viel Mühe machen«, sagte Natty. »Er wird sich nicht leicht durch die Berge fortbringen, wenn man uns bald auf die Spur kommen sollte; denn er ist in keinem der Flucht günstigen Zustand.«
»Flucht?« wiederholte der Hausmeister. »Was Flucht! Wir gieren an und schlagen los!«
»Ruhe!« befahl Elisabeth.
»Ja, ja, Fräulein.«
»Gewiß, Ihr könnt nicht im Sinn haben, uns zu verlassen, Lederstrumpf«, fuhr Miss Temple fort »Ich bitte Euch, bedenkt, daß Ihr dann ganz auf die Wälder angewiesen seid, und daß das Alter mit raschen Schritten herannaht. Geduldet Euch für eine kleine Weile; Ihr könnt dann offen und mit Ehre dieses Haus wieder verlassen.«
»Gibt es hier Biber zu fangen, Mädchen?«
»Das nicht; aber hier ist Geld, um die Strafe zu bezahlen, und in einem Monat seid Ihr frei. Seht, es ist Gold.«
»Gold?« entgegnete Natty mit einer Art kindischer Neugierde. »Es ist lange her, seit ich das letzte Goldstück gesehen habe. Wir kriegten hin und wieder im alten Krieg so einen blanken Joseph, doch kamen sie auch nicht häufiger vor als jetzt die Bären. Ich erinnere mich eines Mannes aus Dieskaus Armee, der auf dem Schlachtfelde geblieben war und ein Dutzend solcher glänzenden Dinger in sein Hemd eingenäht hatte. Ich selbst habe mich nicht damit befaßt, ob gleich ich sie mit eigenen Augen ausschneiden sah; sie waren große und glänzender als diese hier.«
»Es sind englische Guineen, die Euch gehören«, erwiderte Elisabeth. »Betrachtet sie als den Anfang dessen, was für Euch getan werden soll.«
»Was? Mir wollt Ihr diesen Schatz geben?« versetzte Natty mit einem ernsten Blick auf die Jungfrau.
»Nun ja, habt Ihr nicht mein Leben gerettet und mich dem Rachen des reißenden Tieres entrissen?« rief Elisabeth, indem sie ihre Augen mit der Hand bedeckte, als schwebe noch jetzt der gräßliche Anblick vor ihr.
Der Jäger nahm das Geld und drehte es eine Weile, Stück für Stück, in seiner Hand um, wobei er laut mit sich selber sprach:
»Im Kirschental soll es eine Büchse geben, die auf hundert Ruten noch sicher trifft. Ich habe in meinem Leben manches gute Gewehr gesehen, aber keines, das mit einem solchen zu vergleichen wäre. Hundert Ruten sicheres Ziel ist eine treffliche Waffe! Doch meinetwegen, – ich bin alt, und der Hirschtöter wird mich wohl noch aushalten. Da, Kind, nehmen Sie Ihr Gold zurück! Es ist jetzt an der Zeit; ich höre ihn mit dem Vieh sprechen und muß mich auf den Weg machen. Sie werden nichts ausplaudern, Mädchen, – nicht wahr? Sie werden nichts ausplaudern?«
»Ausplaudern?« wiederholte Elisabeth. »Doch nehmt das Geld alter Mann, nehmt das Geld, selbst wenn Ihr in die Berge geht.«
»Nein, nein«, entgegnete Natty mit einem freundlichen Kopfschütteln, »ich möchte Sie nicht berauben, und wenn ich zwanzig Büchsen dafür haben könnte. Sie können aber etwas für mich tun, da ich niemand anders dazu habe.«
»Und das wäre? Sprecht.«
»Nun, es handelt sich dabei nur um den Einkauf von einer Büchse Pulver, die zwei Silberdollar kosten wird. Benny Pump hat schon das Geld dafür hergerichtet, aber wir dürfen uns nicht in den Flecken wagen, es zu holen. Niemand führt es als der Franzose – es ist vom besten und geradeso, wie es für eine Büchse paßt. Wollen Sie mir es besorgen, Mädchen, – sprechen Sie, wollen Sie es besorgen?«
»Ihr dürft gar nicht fragen, ich will es Euch selbst bringen, Lederstrumpf, und wenn ich Euch einen ganzen Tag lang durch die Wälder aufsuchen müßte. Wo und wie werde ich Euch aber finden?«
»Wo?« entgegnete Natty nach einem kurzen Nachdenken, – »morgen auf dem Visionsberg; ich will Sie, wenn die Sonne über unseren Häuptern steht, auf dem Gipfel des Visionsberges erwarten, Kind. Sehen Sie aber zu, daß es fein gekörnt ist; Sie werden es an dem Glanz und am Preis erkennen.«
»Ich will es tun«, versetzte Elisabeth mit Festigkeit.
Natty setzte sich jetzt, steckte seine Füße in das Loch und bahnte sich durch eine leichte Anstrengung einen Durchgang nach der Straße. Die Damen hörten das Heu rasseln und begriffen jetzt wohl den Grund, warum Edwards den Ochsentreiber spielte.
»Kommt, Benny«, sagte der Jäger, »es wird heute nicht mehr finsterer; denn in einer Stunde geht der Mond auf.«
»Halt!« rief Elisabeth, »es darf nicht heißen, daß Ihr im Beisein der Tochter des Richters flüchtig geworden seid. Wartet noch mit der Ausführung Eures Planes, Lederstrumpf, bis wir uns entfernt haben.«
Natty wollte eben antworten, als der Schall sich nähernder Fußtritte die Ankunft des Schließers verkündigte und ihn belehrte, daß für den Augenblick an eine weitere Verfolgung seiner Entwürfe nicht zu denken sei. Er hatte kaum Zeit, seine Füße zurückzuziehen und das Loch mit den Bettüchern zu verhüllen, über welche Benjamin glücklicherweise hinstolperte, als der Schlüssel sich umdrehte und die Tür des Gefängnisses sich auftat.
»Ist