Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Название Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper
Автор произведения James Fenimore Cooper
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788027209774



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besagte Strafe bezahlt ist. Ich halte mich daher für verpflichtet, Nathanael Bumppo – –«

      »Und wo sollte ich das Geld hernehmen?« fiel ihm Lederstrumpf hastig ins Wort, »wo soll ich das Geld hernehmen? Ihr zieht das Schußgeld für die Panther zurück, weil ich einem Hirsch den Hals abgeschnitten, und wie soll ein alter Mann soviel Gold oder Silber in den Wäldern finden? Nein, nein, Richter, bedenken Sie sich eines Besseren und reden Sie nicht davon, mich für den kurzen Rest meines Lebens in ein Gefängnis einzusperren.«

      »Wenn Ihr etwas gegen den Urteilsspruch vorzubringen habt, so wird Euch der Gerichtshof anhören«, versetzte der Richter mit Milde.

      »Ich habe genug dagegen vorzubringen«, rief Natty, während seine Finger, konvulsivisch zuckend, in die Schranken griffen. »Wo soll ich Geld hernehmen? Laßt mich in die Wälder und auf die Berge, deren reine Luft ich zu atmen gewöhnt bin, und trotz meiner siebzig Jahre will ich mich Tag und Nacht abmühen, bis ich die Summe abbezahlt habe, ehe noch der Herbst vorüber ist, wenn Ihr überhaupt noch genug Wild übriggelassen habt. Ja, ja, – Ihr seid wohl vernünftig genug, um einzusehen, wie schändlich es wäre, einen alten Mann einzusperren, der seine Tage dort zugebracht hat, wo er, sozusagen, immer in die Fenster des Himmels sehen konnte.«

      »Ich muß mich durch das Gesetz leiten lassen – –«

      »Reden Sie mir nicht von dem Gesetz, Marmaduke Temple«, unterbrach ihn der Jäger. »Kümmerte sich das Tier des Waldes auch um Eure Gesetze, als es nach dem Blut Ihres eigenen Kindes hungerte und dürstete? Sie kniete vor ihrem Gott um eine größere Gunst, als ich jetzt erbitte, und er erhörte sie; und wenn Sie jetzt zu meinem Flehen nein sagen, glauben Sie, Er werde es nicht mitanhören?«

      »Meine persönlichen Gefühle dürfen nichts gemein haben mit –«

      »Hören Sie mich, Marmaduke Temple«, fiel ihm der alte Mann mit wehmütigem Ernst ins Wort, »und Sie hören die Stimme der Vernunft. Ich habe diese Berge durchwandert, als Sie noch nicht Richter, sondern ein Kind in den Armen Ihrer Mutter waren; und ich fühle es, daß ich ein Recht habe, sie wieder zu durchstreifen, ehe ich sterbe. Haben Sie die Zeit vergessen, als Sie an das Seeufer kamen, wo noch kein Gefängnis da war, um ehrliche Leute hineinzusperren? Und habe ich Ihnen nicht meine eigene Bärenhaut zum Kissen überlassen und mit dem besten Stück eines edlen Bocks Ihren Hunger gestillt? Ja, ja, damals hielten Sie es für keine Sünde, einen Hirsch zu töten! Ich tat dies, obgleich ich keinen Grund hatte, Sie zu lieben; denn Sie haben denen, die mich liebten und schützten, nur Leid angetan. Und nun wollen Sie mir meine Freundlichkeit damit bezahlen, daß Sie mich in Ihre Kerker schließen? Hundert Dollar! Woher sollte ich das Geld nehmen? Nein, nein, man sagt Ihnen wohl Schlimmes nach, Marmaduke Temple, aber Sie können nicht so schlecht sein, um zu wünschen, daß ein alter Mann im Gefängnis sterbe, weil er sich um sein Recht wehrte. Kommt, guter Freund, laßt mich gehen; ich bin lange genug unter diesem Gedränge gewesen und sehne mich wieder nach den Wäldern. Sie haben nichts von mir zu besorgen, Richter, – gewiß, Sie haben nichts von mir zu besorgen; denn solange es noch Biber genug an den Strömen gibt oder die Hirschhaut noch einen Schilling gilt, soll die Strafe bis auf den letzten Penny bezahlt werden. Wo seid Ihr, Jungen, kommt, kommt, meine Hunde! Wir haben eine saure Arbeit für unsere Jahre; aber sie soll getan werden – ja, ja, ich habe es versprochen, und so soll es geschehen!«

      Es ist unnötig, zu sagen, daß Lederstrumpfs Bewegung sogleich durch den Konstabler gehemmt wurde; aber ehe er noch Zeit hatte zu sprechen, zogen ein lebhaftes Geräusch und ein lautes »Hem!« alle Augen an das Ende des Saales.

      Es war Benjamin gelungen, sich einen Weg durch die Volksmassen zu bohren, und man sah ihn jetzt seinen kurzen Körper mit einem Fuß in einem Fenster und mit dem anderen auf der Geschworenenloge balancieren. Zum Erstaunen des Gerichtshofes schickte sich der Hausmeister augenscheinlich an zu sprechen. Nach einigen vergeblichen Anstrengungen brachte er aus seiner Tasche einen kleinen Beutel zum Vorschein, und nun erst fand er Laute.

      »Wenn es Euer Gnaden genehm ist«, begann er, »dem armen Teufel einen neuen Kreuzzug gegen die Bestien zu gestatten, so ist hier eine Kleinigkeit, welche die Gefahr desselben ein bißchen vermindern wird; denn es sind gerade fünfunddreißig spanische Taler darin, und ich wünschte aus dem Grunde meines Herzens, um des alten Knaben willen, daß es echte und gerechte britische Guineen wären. Das ist aber leider nicht der Fall, und wenn Squire Dickens so gut sein will, dieses Stückchen Rechenholz zu überzählen und soviel aus dem Beutel zu nehmen, als zur Tilgung der Striche erforderlich ist, so mag er den Rest aufbewahren, bis Lederstrumpf mit besagten Bibern handgemein wird, oder meinetwegen auch für immer, – er braucht mir keinen Dank dafür zu sagen.«

      Nach diesen Worten streckte Benjamin mit der einen Hand das Kerbholz hinaus, auf dem sein Schuldregister im ›Kühnen Dragoner‹ verzeichnet war, während er mit der anderen seinen Beutel mit Dollars anbot. Das Erstaunen über diese sonderbare Unterbrechung veranlaßte ein tiefes Schweigen im Saal, welches nur durch den Sheriff unterbrochen wurde, der mit seinem Schwert auf den Tisch schlug und rief:

      »Stille!«

      »Man muß der Sache ein Ende machen«, warf der Richter ein, der seine Gefühle zu bezwingen suchte. »Konstabler, führt den Gefangenen nach dem Stock. Sekretär, an was kommt jetzt die Reihe?«

      Natty schien sich in sein Geschick zu fügen; denn er senkte den Kopf auf die Brust und folgte dem Konstabler schweigend aus dem Gerichtssaal. Die Zuschauer machten dem Gefangenen Platz, und sobald man ihn die äußere Tür verlassen sah, stürmte das Volk nach, um die Schmach des alten Jägers mitanzusehen.

       Inhaltsverzeichnis

      Ha! Ha! Seht! Er trägt grausame Strumpfbänder!

      Lear

      Die altherkömmlichen öffentlichen Züchtigungen waren zu der Zeit unserer Erzählung unter dem Volk von Neuyork noch in vollem Schwange, da das Auspeitschen und der damit verbündete Stock noch nicht dem schonenden Strafverfahren der öffentlichen Gefängnisse gewichen waren. Die Orte, wo solche Züchtigungen geübt wurden, befanden sich unmittelbar vor dem Gefängnisgebäude als Warnungszeichen für die Übeltäter der Ansiedlung.

      Natty folgte den Konstablern nach dem Strafplatz, indem er sein Haupt unterwürfig unter eine Macht beugte, der er nicht widerstehen konnte; die Menge bildete einen Kreis um seine Person und ließ in ihren Mienen die gespannteste Neugierde blicken. Ein Konstabler hob den oberen Teil des Stocks in die Höhe und deutete mit dem Finger auf die Löcher, in welche der alte Mann seine Füße legen sollte. Ohne die mindeste Einwendung gegen die Strafe zu machen, setzte sich Lederstrumpf ruhig auf die Erde und ließ nicht einmal einen Laut vernehmen, als man seine Glieder in die Öffnungen steckte, obgleich er einen Schmerzensblick um sich warf, als suche er jenes Mitgefühl, das die leidende menschliche Natur stets zu fordern scheint. Wenn er aber auch keine Äußerung von Mitleid gewahr werden konnte, so entdeckte er doch nirgends gefühllose Freude, und ebensowenig widerfuhren ihm die bei solchen Gelegenheiten üblichen Kränkungen durch Schimpfworte. Der Pöbel, wenn wir ihn so nennen können, zeigte keinen anderen Charakter als den einer das Gesetz achtenden Aufmerksamkeit.

      Der Konstabler war eben im Begriff, die obere Planke niederzulassen, als Benjamin, der sich dicht an die Seite des Gefangenen gedrängt hatte, mit rauher Stimme zu sprechen begann, als wenn er irgendeinen Anlaß suche, um Streit anzufangen.

      »Wo zum Henker ist es denn Brauch, Meister Konstabler, einem Mann solche hölzernen Strümpfe anzulegen? Sie hindern ihn nicht, seinen Grog zu trinken, und ebensowenig leidet sein Rücken dabei Not. Für was soll denn dieses Ding gut sein?«

      »Ich vollziehe nur den Spruch des Gerichts, Herr Penguillum, und vermutlich ist ein gesetzlicher Grund dafür vorhanden.«

      »Ja, ja, man führt bei dergleichen immer das Gesetz im Munde; aber was soll dabei herauskommen, frage ich? Weh tut’s nicht, und das Ganze ist weiter nichts, als daß es einen Mann für die Dauer zweier Gläser an den Fersen festhält.«

      »Wie,