Название | Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman |
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Автор произведения | Viola Maybach |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der kleine Fürst Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740975685 |
»Ach, nicht lange, eine Viertelstunde vielleicht.«
Der Junge verschwand also, und Felix blieb allein zurück. Wie friedlich es hier war – und wie schön! So schön, dass man sein Unglück beinahe hätte vergessen können.
Als eine leise Stimme hinter ihm sagte: »Hallo, Felix«, zuckte er erschrocken zusammen, drehte sich jedoch nicht um. Litt er jetzt schon unter Wahnvorstellungen? Es war Corinnas Stimme, die er gehört hatte, und Corinna war ja nun ganz sicher nicht an diesem Ort.
Er spürte eine Bewegung, erst hinter, dann neben sich und als er endlich doch den Kopf wandte, stellte er fest, dass er ganz richtig gehört hatte: Es war Corinna, die sich jetzt gerade neben ihn setzte.
»Das verstehe ich nicht«, sagte er verwirrt. »Wieso bist du hier? Und wieso redest du auf einmal wieder mit mir?«
»Ich bin hier, weil ich dir etwas erklären muss«, antwortete sie.
Sie war so schön, dass ihm gleich wieder die Luft wegblieb. Zugleich sah sie blass und sehr angespannt aus, so, als hätte sie Angst vor dem, was nun folgen würde. Sie hatte sich zwar neben ihn gesetzt, aber einen deutlichen Abstand gelassen.
»Was musst du mir erklären?«, fragte er heiser. »Dass du mich vielleicht hättest mögen können, wenn mein Vorleben etwas solider gewesen wäre?«
»Dein Vorleben spielt für mich keine besondere Rolle«, erwiderte sie zu seiner Überraschung. »Das habe ich nur als Vorwand benutzt, um dich von mir fernzuhalten. Es bot sich einfach an.«
»Als Vorwand?«, fragte er fassungslos. »Aber wieso denn? Dann kannst du mich also einfach nicht leiden?«
Jetzt wandte sie den Kopf und sah ihn an. Ihr Lächeln war unübersehbar zärtlich. »Du bist ein Dummkopf«, sagte sie liebevoll. »Es hat mich sehr beunruhigt, dass ich mich so schnell in dich verliebt habe.«
Je mehr sie sagte, desto verwirrter wurde er. »Aber warum hast du mich dann weggeschickt?«, rief er. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!«
»Mein Bruder ist vor nicht einmal einem Jahr gestorben«, sagte sie ruhig. »Mein großer Bruder, den ich angebetet habe. Er war mein Held. Er hat mich beschützt, wenn andere Jungs gemein zu mir waren, er hat mich getröstet, wenn ich Kummer hatte, er war der Mensch, zu dem ich immer gehen konnte, wenn ich eine Schulter zum Anlehnen brauchte. Er ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, nicht, weil er krank geworden wäre oder so. Am Abend vorher waren wir noch zusammen gewesen, hatten gut gegessen, haben viel gelacht. Am nächsten Abend kam der Anruf: Oliver lebt nicht mehr, er ist bei einem Einsatz gestorben. Er war sofort tot.«
Felix fehlten die Worte. Er griff nach Corinnas Hand und war froh, dass sie sie nicht zurückzog, sondern ihn gewähren ließ.
»Das war der Grund, verstehst du? Ich dachte, ich dürfte mich noch nicht wieder verlieben, es sei einfach zu früh und ein Zeichen von …, ja, irgendwie von Untreue, wenn ich Herzklopfen kriege bei den Gedanken an einen Mann, während ich doch eigentlich Tränen um meinen Bruder vergießen sollte.«
Ja, jetzt verstand er alles, und noch immer konnte er nichts sagen. Er hielt nur ihre Hand, während er über das, was sie ihm soeben erzählt hatte, nachdachte. Ein Satz war in seinem Kopf hängen geblieben. Nach einer Weile fragte er zögernd: »Du hast gesagt, dein Bruder sei bei einem Einsatz gestorben. Was für ein Einsatz war das? War er Soldat?«
Sie sah ihn an, mit Tränen in den Augen. »Er war Pilot«, sagte sie. »Hubschrauberpilot, Felix. Er ist zusammen mit dem Fürstenpaar von Sternberg gestorben.«
Die Worte trafen Felix mit voller Wucht. Er lauschte ihnen nach, während er Corinna in die Augen sah, dann zog er sie in seine Arme und hielt sie fest. Sie erwiderte seine Umarmung, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ.
Als ihre Augen wieder trocken waren, erzählte sie ihm vom Anruf des kleinen Fürsten und seinem Vorschlag, nach Sternberg zu kommen. »Und kurz nach meiner Ankunft bin ich mit Anna hier zu der Lichtung geritten«, sagte sie endlich.
Jetzt erst fiel Felix wieder ein, dass Christian schon vor geraumer Zeit angeblich nach Pilzen hatte Ausschau halten wollen. Er lachte leise. »Diese beiden sind wirklich ziemlich raffiniert«, stellte er fest. »Sie haben unser Zusammentreffen offenbar genau geplant.«
Corinna legte eine Hand an seine Wange. »Kann das gut gehen mit uns, Felix?«
Statt einer Antwort gab er ihr den ersten Kuss, der ihr besser als viele Worte sagte, was er für sie fühlte und wie viel sie ihm bedeutete. Ganz allmählich verschwand die Bitterkeit der vergangenen Wochen, und das Glück, sich gefunden zu haben, gewann die Oberhand. »Ich liebe dich, Corinna – und ich schwöre dir, dass ich das noch zu keiner Frau gesagt habe, und empfunden habe ich es auch noch nie.«
»Gitta wird in Ohnmacht fallen, wenn sie erfährt, dass ich nun doch in deine Fänge geraten bin«, seufzte Corinna, aber ihre Augen blitzten dabei.
Felix verschloss ihren Mund mit einem weiteren Kuss.
»Geschafft«, sagte Anna zufrieden, nachdem sie einen letzten Blick auf das Liebespaar geworfen hatte. »Wir können zurückreiten, denke ich, das hier kann ja noch dauern. Und Felix kennt sich hier aus, also werden sie sich auf dem Rückweg sicher nicht verirren.«
Der kleine Fürst nickte. Er übernahm Corinnas Pferd, und so ritten sie schweigend, aber mit sich und der Welt sehr zufrieden, zurück zum Schloss.
*
»Hier oben bin ich noch nie gewesen«, sagte Maren eine Woche später. Der kleine Fürst hatte sie auf den Hügel am Rande des Schlossparks geführt. Unten im Park tollte Anna mit Paul und Lili herum, sie konnten die Kinder lachen hören. »Ich danke Ihnen, Christian, dass ich Sie hierher begleiten durfte. Ich weiß ja, wie viel Ihnen dieser Ort bedeutet.«
»Sie besuchen Ihren Mann doch sicher auch oft«, erwiderte er. »Reden Sie dann auch mit ihm – in Gedanken, meine ich?«
»Immer«, antwortete sie, die Augen auf die Namen von Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg geheftet, die in den Marmor der fürstlichen Gruft eingemeißelt waren.
»Mir hilft das«, erklärte er. »Ich erzähle meinen Eltern, was mich bewegt, und dann spüre ich, dass sie mich hören und immer noch bei mir sind.« Nach kurzem Zögern setzte er hinzu: »Wenn dann eine Amsel anfängt zu singen oder wenn ich abends eine Sternschnuppe sehe, denke ich, dass das ein Zeichen meiner Eltern ist. Sie sagen mir damit, dass ich nicht allein bin.«
»Das ist schön.« Maren lächelte. »Ich glaube, ich habe Ihnen noch nie richtig dafür gedankt, dass Sie und Ihre Familie uns nach dem Tod meines Mannes so großzügig unterstützt haben. Ich konnte es einfach nicht, ich wäre sofort in Tränen ausgebrochen. Aber mittlerweile kann ich wieder nach vorn blicken, in die Zukunft. Meine Kinder werden ohne ihren Vater aufwachsen, ich muss mich um sie kümmern, und das werde ich auch tun.« Sie sah Christian an. »Und ich werde meinem Mann, wenn ich ihn das nächste Mal besuche, von hier erzählen. Von diesem Ort, den Sie so oft besuchen, von Sternberg, von Corinna und ihrer Liebesgeschichte. Aber das macht sie vielleicht selbst. Sie hat sehr an Oliver gehangen. Sein Tod hat sie tief getroffen.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Soll ich gehen, während Sie mit Ihren Eltern sprechen?«
»Nein, bitte bleiben Sie. Und wenn Sie wollen, reden Sie ruhig auch mit ihnen, Frau Flemming. Ich möchte Ihnen aber vorher noch etwas sagen – etwas, das mir erst vor einiger Zeit wieder eingefallen ist.«
Sie sah ihn fragend an.
»Mein Papa hat manchmal von Ihrem Mann gesprochen. Er hat ihn sehr geschätzt und ist am liebsten mit ihm geflogen. Ich höre noch, wie er sagt: ›Hoffentlich ist Herr Flemming heute im Dienst, er bewahrt einfach immer die Ruhe.‹ Er mochte Ihren Mann, und meine Mutter mochte ihn auch.«
Marens Augen schwammen in Tränen. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel mir Ihre Worte bedeuten«, sagte sie leise.
»Sie sind zusammen gestorben«, erwiderte er, »vielleicht sind sie jetzt