Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

Читать онлайн.
Название Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie
Автор произведения Harvey Patton
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745214369



Скачать книгу

Oberarm. Luca fluchte wütend, als ein Speer seinen rechten Oberschenkel streifte und dann zitternd im Holz der Ruderbank steckenblieb. Lars duckte sich und entging so mit Mühe einem kantigen Felsbrocken, der zweifellos seinen Schädel zerschmettert hätte und nun auf die Bordkante schlug.

      Caine hatte instinktiv mit der Linken nach seinem Schwert gegriffen, obwohl das unter diesen Umständen eine reichlich nutzlose Geste war. Sie rettete ihm jedoch das Leben, denn ein Pfeil sauste geradewegs auf ihn herab. Mit einer Reflexbewegung schlug er ihn zur Seite, während gleichzeitig mehrere große Steine mitten ins Boot krachten.

      Diesmal splitterte es stärker, und schon schrie auch Mitani auf: »Da, Taff – wir haben ein großes Leck!«

      Der Commander sah hastig noch einmal nach oben, aber der Geschossregen war nun versiegt. Als Taff dann den Kopf wieder senkte, sah er den dicken Wasserstrahl, der wie eine Fontäne dort hervorschoss, wo eine der Bodenplanken zerschmettert worden war. Innerhalb kurzer Zeit stand das Wasser fußhoch im Boot und stieg rasch weiter. Die Konsequenzen waren allen klar.

      »Wir werden sinken!« sagte Dorit verstört.

      Taff nickte grimmig und sah sich gehetzt um.

      Die vier Männer hatten aufgehört, zu rudern. Orvid bemühte sich bereits um Demosthenes, Luca riss den Speer aus dem Holz zwischen seinen Beinen und schleuderte ihn ins Wasser. Er machte gleichfalls Anstalten, sich um den Minister zu kümmern, aber ein scharfer Ruf Caines hielt ihn auf.

      »Es wird weitergerudert, solange es noch geht, klar? Orvid, bringe Alexandros nach hinten, Mitani wird seine Stelle einnehmen. Wir müssen versuchen, eine halbwegs passende Stelle am Ufer zu erreichen, ehe das Boot untergeht.«

      Die Situation war mehr als prekär, aber es entstand keine Panik. Mitani N’Kasaa stützte Demosthenes und reichte ihn der Funkerin weiter, um dann sofort nach dem Ruder zu greifen. Alexandros’ Kiefer waren zusammengebissen, sein Gesicht vor Schmerz verzerrt. Taff griff rasch zu und zog den Pfeil mit einem Ruck aus seiner Schulter. Der große Mann wimmerte und sank gegen die Bordwand, aber Taff hatte keine Zeit, sich weiter um den Minister zu kümmern, sondern überließ das Dorit Grenelle. Er handhabte mechanisch weiter das Steuer, während seine Blicke umherflogen und nach einer Möglichkeit zur Rettung suchten.

      »Ja – dort könnte es gehen!« murmelte er schließlich.

      Das Boot trieb schwerfällig weiter, nun schon fast zur Hälfte mit Wasser angefüllt. Zur Linken bildeten die Felsen weiter eine kompakte Wand, rechts dagegen waren sie vom Wasser ausgewaschen worden. Dadurch war ein Überhang entstanden, der makabrerweise fast die Form eines menschlichen Totenschädels besaß. Unter ihm ragten mehrere breite Klippen aus der Strömung, dahinter war undeutlich eine breite Felsleiste zu sehen, auf der die sieben Menschen Platz finden konnten.

      Vorerst wenigstens.

      »Dort hinüber!«, schrie Taff und schwenkte gleichzeitig das Steuerruder herum. Er musste dabei alle Kraft aufbieten, denn das Fahrzeug reagierte kaum noch. Die drei Männer und das Mädchen brauchten keine besonderen Anweisungen, sie taten von sich aus das Richtige. Sie kämpften mit ihren Rudern gegen die Strömung und führten das Boot allmählich auf den Überhang zu.

      Dieser war etwa fünfzig Meter hoch, im Mittel dreißig Meter breit, die ausgewaschene Höhlung durchmaß ebenfalls ungefähr dreißig Meter, war aber nur halb so hoch. Sie mochte nicht eben der angenehmste Aufenthaltsort sein, wenn man normale Umstände zugrunde legte, aber sie war der einzige, der überhaupt in Frage kam.

      Eine weitere Planke brach unter dem Wasserdruck, und nun füllte sich das Fahrzeug rasend schnell. Es passierte gerade noch die Lücke zwischen zwei Klippen, dann schrammte der Kiel hart gegen ein unsichtbares Riff. Sekundenlang hing das Boot fest, dann begann sich das Heck zu neigen.

      »Raus jetzt!«, brüllte Caine heiser.

      Er steckte das Schwert in seinen Gürtel und führte zusammen mit der Funkerin den Verwundeten auf den Bug zu. Luca Ladora hatte sich inzwischen auf eine der Klippen gezogen und das breite Ruder so gelegt, dass es bis hinüber auf die Felsleiste reichte. Die anderen folgten seinem Beispiel, so dass eine zwar reichlich instabile, aber immerhin begehbare Notbrücke entstand.

      Orvid und Lars balancierten als erste hinüber, griffen dann zu und zogen Alexandros Demosthenes nach, der von Luca gestützt wurde. Ihm folgten die beiden Mädchen, Taff bildete den Abschluss. Er hatte sich kaum auf die Ruder gezogen, als hinter ihm das Boot mit dumpfem Gurgeln endgültig in den Fluten verschwand.

      Schwer atmend sanken die sieben Menschen auf die Felsleiste.

      Sie hatten ihr Leben mühevoll gerettet, zumindest für den Augenblick, und waren in der Höhlung relativ sicher. Wie es aber später weitergehen sollte, wusste jetzt noch keiner von ihnen zu sagen.

      *

      »Wie geht es Ihnen, Alexandros?«, fragte Taff.

      Er selbst war abgekämpft und fühlte sich müde und zerschlagen. Den anderen ging es nicht besser, aber sie hatten die Angriffe wenigstens unverletzt überstanden. Der Speerkratzer an Lucas Oberschenkel war bedeutungslos, für ihn hatte ein einfaches Adhäsionspflaster genügt. Der Kybernetiker ärgerte sich weit mehr über den handlangen Schlitz, den sein Hosenbein aufwies.

      Die Speerwunde, die Demosthenes davongetragen hatte, war erheblich ernsterer Natur.

      Die beiden Mädchen hatten längere Zeit und fast den ganzen Inhalt der beiden vorhandenen Medoboxen gebraucht, um die Verletzung zu behandeln. Nun war die Blutung gestillt, die Wunde desinfiziert, mit Heilspray überzogen und zusätzlich verbunden. Der Arm lag in einer improvisierten Schlinge, der Minister lehnte mit dem Rücken gegen die rückwärtige Felswand, die arg mitgenommene bunte Jacke umgehängt. Auf Caines Frage hin zog er eine Grimasse.

      »Ich fühle mich den Umständen entsprechend leidlich wohl, Taff. Schmerzen habe ich nicht mehr, mir ist nur sehr kalt. Unsere beiden Damen haben wirklich ihr Bestes für mich getan.«

      »Das macht meine erstklassige Erziehung«, sagte der Commander im Bestreben, die gedrückte Stimmung etwas zu heben. »Noch ein paar Jahre, und sie werden wirklich in allem perfekt sein. Okay, dann bin ich vorläufig beruhigt. Luca, fühlst du dich wieder kräftig genug, um mit mir einen Erkundungsgang zu machen?«

      »Mit der kaputten Hose?«, meinte Ladora missgestimmt.

      Lars Gunnarsson schmunzelte und erhob sich. »Er fürchtet, die Fische draußen im Fluss zu erschrecken, unser Computerschreck. Komm, ich gehe mit dir, dabei wird mir wenigstens etwas wärmer. Man hat vergessen, in dieser komfortablen Unterkunft die Heizung einzubauen.«

      »Ich werde das bei den Zauberern von Valholl monieren, wenn wir sie treffen«, versprach Caine.

      Die beiden Männer stiegen über ihre Gefährten hinweg und bewegten sich auf der Felsleiste nach links. Sie mussten dabei sehr aufpassen, denn der Untergrund war feucht und schlüpfrig. Kaum einen Meter unter ihnen brauste der Fluss vorbei, jeder Fehltritt konnte das Leben kosten. In dieser reißenden Strömung wäre selbst der beste Schwimmer verloren.

      Sie brauchten jedoch nicht weit zu gehen. Schon nach wenig mehr als dreißig Metern endete das Felsband abrupt. Die beiden Männer standen am Rand einer wassergefüllten Ausbuchtung, in der es nur einige scharf gezackte Klippen gab. Sosehr sie ihre Augen auch anstrengten, sie fanden keine Ausstiegsmöglichkeit.

      »Wie siehst du unsere Lage, Taff?«, fragte Lars leise, als sie umkehrten. Caine zuckte resigniert mit den Schultern.

      »Ausgesprochen schwarz, Alter«, gab er zurück. »Vielleicht hätten wir über Land gehen sollen, statt weiter das Boot zu benutzen. Wir sind im Grunde jetzt Opfer unserer eigenen Bequemlichkeit, und ich mache mir schon die ganze Zeit über Vorwürfe deswegen. Diesmal hat mein vielgerühmter sechster Sinn versagt.«

      »Vielleicht sieht es auf der anderen Seite besser aus«, sagte der Bordingenieur, aber es klang nicht sehr überzeugt.

      Tatsächlich erwies sich das andere Ende der Felsleiste als ebenso unergiebig. Es führte zwar unter dem Überhang