Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

Читать онлайн.
Название Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie
Автор произведения Harvey Patton
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745214369



Скачать книгу

griff der Commander nach dem neben ihm auf dem Deck liegenden Schwert, und das keinen Augenblick zu früh. Ein armdicker Fangarm schoss ihm entgegen; Taff schlug zu. Das abgeschnittene Ende klatschte auf die Reling, und Taff beförderte es mit einem schnellen Fußtritt ins Wasser zurück.

      »Endlich einmal etwas Neues!«, meinte er sarkastisch.

      »An dir hätte sich das Biest ohnehin nur den Magen verdorben«, kommentierte Lars Gunnarsson. »Trotzdem wäre es aber doch schade um dich gewesen, verehrter Kommandant. Ohne dich könnte die Crew nur noch jeden zweiten Monat einmal die Erde retten, fürchte ich.«

      »Wie Recht du immer hast, wenn du Recht hast«, konterte Taff. Sie betrieben wieder einmal ihr bewährtes Psychospiel, mit dem sie brenzlige Situationen zu entschärfen verstanden, und nun ging sogar Demosthenes schon darauf ein.

      »Ich werde eure diesbezüglichen Talente zu rühmen wissen, wenn wir wieder auf der Erde sind«, sagte er. »Vielleicht komponiere ich dann eine eigene PROKYON-Ballade, etwa so: Auf des stolzen Bootes Planken, schießend durch die Unterwelt, stand der große Taff Caintanken und betätigte sich als Held. Das scharfe Schwert in starker Hand ...«

      »Erbarmen, Alexandros!«, stöhnte Taff, aber er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ihre Reime hinken beträchtlich, für eine solche Verballhornung gebe ich meinen guten Namen nicht her.«

      »Seit wann hast du einen solchen?«, erkundigte sich Mitani anzüglich. »Ich kenne eine Menge Leute, die ein Zeichen gegen bösen Zauber machen, wenn sie ihn nur hören, Geliebter.«

      Sie merkte etwas zu spät, dass sie bei ihrer Flachserei ein Wort gebraucht hatte, das hier ausgesprochen fehl am Platze war.

      Die lachenden Mienen der anderen wurden schlagartig wieder ernst. Das Wort »Zauber« erinnerte sie wieder an die ominösen Zauberer, die nach Ansicht der Amazonen auf dieser Welt existierten. Sie alle hatten schon zu viel erlebt, um noch irgend etwas für unmöglich zu halten, und die düstere Umwelt war für Spekulationen in dieser Hinsicht gerade der richtige Ort.

      Schweigend fuhren sie weiter, vom Rauschen des Wassers und den unheimlichen Geräuschen unsichtbarer Tiere begleitet. Caine bereitete sich bereits darauf vor, zwei neue Fackeln zu entzünden, als er plötzlich die Augen zusammenkniff und angestrengt nach vorn starrte.

      Er glaubte zuerst an eine Sinnestäuschung, bewegte sich weit vor und schirmte seine Augen gegen das zuckende Licht der Fackeln ab. Die anderen waren aufmerksam geworden, und Orvid fragte: »Was ist los, Taff? Bist du unter die Gespensterseher gegangen?«

      »Als ob ich das noch nötig hätte«, gab der Commander trocken zurück. »Seitdem ich täglich mit euch zusammen bin ... Mira und Polaris, ich glaube, wir haben es wirklich geschafft! Da vorn ist ein Lichtschimmer auszumachen, der immer stärker wird.«

      Bald darauf sahen ihn auch alle anderen. Vorerst war es nur ein vager, halbkreisförmiger, heller Fleck, der jedoch innerhalb kurzer Zeit feste Konturen annahm. Nun gab es keinen Zweifel mehr – das Ende der mehr als fünfstündigen Fahrt auf dem subplanetaren Gewässer war gekommen.

      Die Erleichterung war ungeheuer, aber eine gewisse Skepsis blieb doch in den sieben Menschen zurück. Gewiss, das Licht war und blieb ihr Lebenselement. Es konnte aber auch Dinge sichtbar werden lassen, auf deren Anblick man gern verzichtet hätte.

      Die Amazonen waren bestimmt nicht nur aufs Geratewohl auf diesem Weg geflohen. Zweifellos waren sie zu jenen zurückgekehrt, als deren Dienerinnen sie sich bezeichnet hatten und die einen hypnotischen Einfluss auf sie ausübten. Es war also damit zu rechnen, dass auch die PROKYON-Crew ihnen früher oder später begegnen würde, und das in einem weitgehend hilflosen Zustand!

      »Bereitet euch vorsichtshalber auf alle denkbaren Möglichkeiten vor«, warnte Caine seine Gefährten. »Falls nötig, muss jeder von euch selbständig und ohne lange überlegen zu können, handeln. Kein vermeidbares Risiko eingehen, aber auch nicht der Gefahr ausweichen, wenn sie nicht übermächtig ist.«

      Die anderen nickten, selbst Lucas lose Zunge enthielt sich ausnahmsweise jeglichen Kommentars. Schweigend starrten sie dem großen Tor in den Felsen entgegen, das nun rasch näher kam. Sie versuchten zu erkennen, was jenseits dieser Barriere lag, aber noch war die Blendung für ihre lichtentwöhnten Augen zu stark. Eine ganze Nacht schien seit dem Aufbruch aus der Schlucht vergangen zu sein, draußen schien die Sonne bereits wieder.

      Endlich schoss das Boot durch die Öffnung, und plötzlich zuckte Orvid Bashkiri zusammen.

      »Das gibt es doch gar nicht!«, sagte er perplex. »Seht doch nur – das Wasser des Flusses fließt hier eindeutig nach oben! So etwas widerspricht allen uns bekannten Naturgesetzen.«

      »Du hast tatsächlich Recht«, stellte Taff nach wenigen Sekunden fest. Seine Augen hatten sich inzwischen angepasst, und er sah, dass der Fluss nach seinem Austritt aus der Unterwelt eindeutig eine Steigung empor floss. Sie war nicht sehr stark, aber die Krümmung der Wasserfläche in vertikaler Richtung war nicht zu übersehen.

      »Anscheinend geht hier also wirklich nicht alles mit rechten Dingen zu«, sagte Dorit leise. »Ob es die Zauberer von Valholl nicht vielleicht doch gibt? Diese Anomalie lässt sich nach den uns geläufigen Begriffen keinesfalls erklären.«

      »Warten wir es ab!«, meinte Caine, schob das Problem vorerst beiseite und konzentrierte sich auf die Beobachtung ihrer neuen, unbekannten Umwelt.

      4

      Der Fluss verbreiterte sich nach seinem Austritt aus dem Felsentor, die Strömung wurde dementsprechend erheblich schwächer. Das Boot trieb langsam in der Mitte dahin, nur von den beiden Mädchen am Steuerruder kontrolliert. Die Männer hatten ihre Ruder aus dem Wasser gehievt und in die Vertiefungen der Bordwand gelegt. Stattdessen ergriffen sie nun ihre primitiven Waffen, bereit, ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, falls es darauf ankam.

      Vorerst gab es jedoch keine Anzeichen irgendwelcher Gefahren.

      Hinter dem Boot ragte düster ein ausgedehntes Felsmassiv auf, weiter vorn dagegen war das Gelände fast eben. Nur das rechte Ufer wurde von niedrigen Steinklippen umsäumt, zwischen denen es aber ab und zu Lücken gab. Durch diese wurde sekundenlang immer wieder eine ausgedehnte vegetationslose Ebene sichtbar, die vollständig mit rötlichem Sand bedeckt war.

      Das Gebiet auf der linken Uferseite bildete einen frappierenden Kontrast dazu. Es war ebenfalls von verwitterten Felsen begrenzt, aber hinter ihnen ragte die kompakte Wand eines wahren Dschungels aus hohen, unbekannten Bäumen empor. Sie bildeten ein Konglomerat aus fremden Formen mit unterschiedlichen Farbtönen, die vom normalen irdischen Grün über bläuliche Schattierungen bis zu einem stechend roten Laubwerk reichten, dessen Anblick dem Auge förmlich weh tat.

      Die PROKYON-Crew hatte ähnliche Vegetationsformen schon oft genug auf fremden Planeten kennengelernt. Dort war jedoch das Erscheinungsbild stets einheitlich gewesen, auf einer bestimmten Welt gab es immer nur Pflanzen einer bestimmten, umweltbedingten Kategorie. Hier dagegen wucherten Gewächse aller denkbaren Arten bunt durcheinander, regellos und scheinbar willkürlich.

      Oder eben doch nicht willkürlich? War dieses Durcheinander vielleicht gewollt, irgendwie künstlich hervorgerufen worden? Gab es eine Macht, die diesen Planeten kontrollierte und auf ihm Formen nebeneinander entstehen ließ, wie es ihr gerade gefiel?

      Auch der Kontrast zwischen den Gegebenheiten jenseits der beiden Ufer war mehr als krass. Auf der einen Seite des aufwärts fließenden Gewässers gab es nur Wüste, auf der anderen dagegen einen üppigen, saftstrotzenden Dschungel. Eine derart strenge Abgrenzung unterschiedlicher Zonen war einfach unnatürlich und forderte die Gedanken an willkürliche Manipulationen förmlich heraus.

      Wer aber mochte sie bewerkstelligt haben?

      Die Zauberer von Valholl?

      Taff Caine ertappte sich bei dieser Überlegung und schob sie ärgerlich rasch wieder beiseite. Ein Blick in die Gesichter seiner Freunde zeigte ihm jedoch, dass sie ähnlichen Gedanken nachzugehen schienen, wenn auch niemand darüber sprach.

      Demosthenes