Best of Interior 2020. Janina Temmen

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Название Best of Interior 2020
Автор произведения Janina Temmen
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783766725202



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      Der Einheitlichkeit halber ziehen sich dieselben Materialien komplett durch die Wohnung: Garderobe und Badezimmer inklusive

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      Der Schlafbereich ist, für mehr Behaglichkeit, innerhalb des Schlafzimmers noch mal extra durch ein Sideboard mit Glasscheibe abgetrennt.

      Einbaumöbel Design Labvert (ausgeführt von Kattun) Nachttischleuchte Occhio Glaskugelleuchte Classicon

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      Die Schiebetüren der Glastrennwand können Esszimmer und Küche (akustisch) separieren. Ideal, wenn Gäste zum Dinner zu Besuch sind.

      Esstisch Labvert (ausgeführt von Kattun) Stühle Arne Jacobsen für Fritz Hansen Barhocker Knoll International

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      Wohnlich und doch funktional – dem Homeoffice gelingt der Stilspagat.

      Schreibtischstuhl Charles Eames für Vitra Tischleuchte Joe Colombo für Oluce Wandkunst Margherita Spiluttini

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      Lichtgraues Terrazzo (von Gierer) und spiegelndes Strukturglas hellen die Küche mit ihren Holzfronten auf.

      Bronzefarbene Armaturen Fantini

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      Symmetrie ist hier alles – deshalb hängen auch exakt drei Kunstwerke (von Max Piva) über dem dreigliedrigen Sideboard im Wohnzimmer.

      • ANERKENNUNG •

       Arnold / Werner

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       EINE LAUDATIO VON

       Janina Temmen

      Die Kunst des Ferienhauses Urfeld fängt schon draußen an: Die Fassade ist mit heimischen Nadelholzleisten verkleidet, das Geländer des Balkons an die Fugen angepasst, die Türen und Fenster bündig eingebaut. So gleicht das Haus einem Monolithen, der still und stolz im Wald steht, dabei allerdings kein bisschen klobig ist.

      Die Leichtigkeit ist hier zu Hause: Schon nach einem Schritt ins Haus befindet man sich unter einer „Lichtdusche“. Das Oberlicht, das sich fast über den gesamten Küchentrakt erstreckt, flutet den Raum und – dank einer zwei Drittel hohen Wand – auch den angrenzenden Wohnraum mit klarem Nordlicht. Der Dachspitz ist ausgebaut, von oben wurde eine filigrane Holztreppe an Stahlstreben abgehängt – eine Konstruktion, die zu tanzen scheint. Ruhe ist nicht das Fehlen von Bewegung, wohl aber das Fehlen von Überflüssigem, das macht dieses Haus eindrucksvoll klar.

      Als überflüssig betrachtete es Sascha Arnold von Arnold / Werner Architektur und Innenarchitektur aus München auch, den Bestandsbau ausnahmslos zu ersetzen (obwohl der wirklich komplett heruntergekommen war). Stattdessen wurde das alte Haus schonend und mit baubiologisch unbedenklichen Baustoffen erweitert, Weißtanne aus der benachbarten Gemeinde Jachenau zum Beispiel. Apropos regional: Alle Einbauten haben Handwerker aus der Umgebung vorgenommen. Die Trennwand zur Küche ist aus Holzlatten, die beim Umbau gefunden wurden. Der Teppich im Wohnzimmer besteht aus recycelten Wollresten … Das Ferienhaus Urfeld ist auch deshalb so eine große Inspiration, weil das Thema Nachhaltigkeit selten so selbstverständlich und ungekünstelt aufgegriffen wird.

       Tempel des Lichts

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      ARNOLD / WERNER // URFELD

      Gegen 11 Uhr am Vormittag ist der Ausblick besonders magisch: Dann steht die Sonne so, dass der gesamte Walchensee zu glitzern beginnt. Das Karwendelgebirge und die Wälder drum herum bilden einen dramatischen Rahmen. Auch deshalb sind die Wände im Ferienhaus Urfeld leer: Nichts soll mit der Umgebung konkurrieren.

      Die bayerische Gemeinde Urfeld am Walchensee nutzte einst schon Goethe als Zwischenstopp auf seiner Reise nach Italien. Die strategisch günstige Lage bescherte der Region noch einige Zeit Besucherströme. Dann kamen Autobahnen und Urfeld fiel in den Dornröschenschlaf. Sascha Arnold suchte trotzdem sehr lange nach einem Haus in „Klein Kanada“, wie er es nennt. Als er sein Ferienhaus fand, war es ein kompletter Sanierungsfall – doch das schreckte den Münchner Architekten nicht ab. Durch eine neue Gebäudehülle mit in die Dachfläche integrierten Fotovoltaikpaneelen und eine eigene Abwasserreinigungsanlage sowie Heizkamin lässt sich das Haus nun energetisch autark nutzen. Im Innenausbau wurden fast ausschließlich Baustoffe aus der Region eingesetzt wie das Weißtannen-Holz aus der nur wenige Kilometer entfernten Jachenau. Dielenböden aus dem Altbau wurden wiederverwendet. Fast alle Einbauten, Leuchten und Einrichtungsgegenstände stammen von Handwerkern und Designern der Region. „Das Haus hat jetzt ein extremes Wohlfühl-Klima“, erzählt Sascha Arnold.

      Das Kokon-Feeling, das er anstrebte, sollte sich aber grundlegend von dem Wohnambiente in anderen Holzhäusern in der Region unterscheiden: Der Architekt wollte viel Licht und Luft, ein meditatives Raumgefühl wie in der japanischen Architektur. Wenn man jetzt das Haus betritt, befindet man sich in einem Raum, der von einem Oberlicht vollständig ausgeleuchtet wird. „Es zeigt nach Norden – genau wie die Atelierfenster von Künstlern“, erklärt Sascha Arnold.

      Der Kochbereich ist eine Auftragsarbeit von Norbert Wangen, mit Edelstahl-Korpus und rosa lackierten Holztüren. „Ich wollte einen Farbkontrast zum Stahlgrau“, erläutert der Gestalter seine Wahl. Die Wand zum Wohnraum ist im oberen Drittel offen, der Blick kann zum Dachspitz hochfliegen. Eine filigrane abgehängte Treppe führt dorthin, wo sich noch ein kleines Bad und ein Schlafzimmer verstecken. Vom schlichten Futonbett schaut man durch ein Bullaugenfenster in den Wald und durch das Oberlicht in den Himmel.

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       Details

      FERIENHAUS URFELD

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       Anzahl der Bewohner: 2-4 Personen

       Wohnfläche: 85 qm

       Gesamtfläche: 120 qm

       Fertigstellung: 06/2019

      „Auch farblich ist das Haus reduziert: Einzig rosarote Akzente und Salbeigrün werden immer wieder aufgenommen.“

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      STEFFEN WERNER & SASCHA ARNOLD ARNOLD / WERNER ARCHITEKTUR UND INNENARCHITEKTUR

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      Loft- und Chalet-Gefühl schließen sich