Название | Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Friederike von Buchner |
Жанр | Языкознание |
Серия | Toni der Hüttenwirt Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740950989 |
»Rosi, hat dich Simon schon geküßt?«
»Ja, das hat er!«
»Wie ist das?«
»Schön, unsagbar schön!«
»Wie schön? Kannst du es nicht beschreiben?«
»Das ist schwer zu beschreiben. Es ist… es ist… es ist….«
Rosi dachte nach.
»Es ist ein Liebesversprechen ohne Worte! Simon sagte mir erst danach, daß er mich liebt. Erst küßte er mich.«
»Du hast dich küssen lassen, ohne daß er dir gesagt hat, daß er dich liebt?«
»Ja! Es war doch alles geregelt zwischen uns, wenn auch nicht mit Worten, sondern mit Blicken. Ich las in seinen Augen, daß er mich liebt und er las es in meinen Augen. Was sollten wir noch Worte machen? Es war eben soweit, daß wir uns küssen mußten.«
»Mußten?«
»Ja! Die Liebe brachte unsere Lippen immer näher, bis sie sich berührten. Es war ein wunderschöner Augenblick. Ich werde ihn niemals mehr vergessen.«
»Wann war das?«
»Evi! Du bist ganz schön neugierig!«
»Ich weiß. Das muß dir so vorkommen. Aber ich kann doch sonst niemanden fragen. Es ist keine Neugierde, nenne es Wissensdurst.«
Rosi lachte.
»Dann soll ich dir wohl so eine Art Nachhilfe geben, wie?«
»Ach, ich weiß auch nicht. Ich denke, ich bin verliebt in diesen Boyd. Dabei ist das ein schrecklicher Name, findest du nicht auch?«
»Selten! Aber er ist auch nicht aus den Bergen, sondern ein Künstler, ein Fotograf.«
»Stimmt! Er ist kein Bauer, kein Förster, er arbeitet nicht im Sägewerk, hat keine Arbeit in Kirchwalden. Er kommt von weit her und macht Fotos für Kataloge. Sage selbst, Rosi, was soll ich mit einem solchen Burschen anfangen?«
»Lieben! Das tust du doch schon, nicht wahr?«
»Ja, ja! Ich bin verliebt. Aber wie soll es weitergehen? Was soll aus der Liebe werden? Ich liebe unseren Hof, das Leben dort. Ich liebe die Berge. Ich kann nicht, ich will nicht von hier fort.«
»Ich sehe, du denkst bereits weiter, Evi!«
»Ja, ich denke und denke und denke! Ich grüble und denke, bis ich Kopfschmerzen bekomme.«
Evi schaute Rosi ernst an.
»Rosi, was ist? Was wird, wenn ich mich entscheiden muß zwischen der Liebe zu Boyd und meiner Heimat? Kann man einen Burschen so lieben, daß die Liebe zu ihm größer ist als alles andere?«
»Ja, Evi, das kann man. Das ist Liebe!«
»Dann ist es wirklich schlimm!« flüsterte Evi leise vor sich hin. »Aber es gibt noch Hoffnung. Vielleicht liebt er mich nicht? Könnte doch sein, oder? Dann bin ich unglücklich verliebt. Ich leide eine Weile und dann ist es vorbei wie ein Schnupfen, oder?«
»Das kann ich dir nicht sagen, Evi! Ich war nie unglücklich verliebt. Ich war nie verliebt, bevor Simon und ich entdeckt haben, daß wir zusammengehören. Da kann ich dir nur den einen Rat geben: Du mußt es herausfinden. Das kannst du nur, wenn du mit ihm sprichst. Du mußt ihn wiedersehen. Du mußt mit ihm zusammen sein. Wenn du ihm aus dem Weg gehst, wirst du das nie herausfinden.«
»Ja, ich muß mir Gewißheit verschaffen! Ich muß noch einmal in seine Augen sehen. Da führt wohl kein Weg daran vorbei.«
Die beiden Freundinnen saßen eine Weile still nebeneinander. Evi hing ihren Träumen nach. Sie lauschte auf ihr Herz. Das schlug nur für Boyd.
»Rosi, kannst du Simon fragen, ob er weiß, wann Boyd wiederkommt?«
»Sicher! Das tue ich gern für dich! Aber das dauert noch etwas. Ich kann Simon auch bitten, Boyd zum Tanz nächste Woche einzuladen. Was hältst du davon?«
»Ist das nicht zu auffällig?«
»Naa! Boyd liebt die Berge und Waldkogel. Das hat mir Simon erzählt. Die beiden verstehen sich gut. Es ist sicherlich unverfänglich, wenn Simon Boyd anruft und ihm sagt, daß er kommen soll. Aber warum machst du es so kompliziert? Rede doch mit deinem Bruder. Vielleicht kann er dir etwas sagen, was er mir nicht erzählt hat. Du verstehst dich doch gut mit deinem Bruder.«
»Soweit bin ich noch nicht. Ich will daheim nicht von Boyd sprechen. Am liebsten wäre es mir, wenn ich ihn irgendwo treffen könnte, so einfach aus Zufall, wie damals vor der Kirche. Das wäre dann nicht so gestellt, verstehst du? Wenn die Liebe uns einmal zusammengeführt hat, warum dann nicht noch einmal?«
»Du hast Angst, jemand könnte sagen, du seist ihm nachgelaufen?«
»Ja«, sagte Evi ganz leise.
»Also, ich hätte damit keine Probleme. Warum soll man es als Madl unterlassen, den Burschen zu umgarnen, der einem gefällt? Warum soll man nicht alles tun, um die Dinge in Gang zu bringen? Ich finde das eine gute Idee, Boyd zum Tanz einzuladen.«
Dann wurde Rosi lebhaft. Sie klatschte in die Hände.
»Ich weiß, mit wem du reden solltest! Mit der Anna, der Frau vom Toni. Die hat sich doch auch in den Toni verliebt – im Zug. Das ging damals auch ganz schnell mit der Liebe. Dann kam die Anna nach Waldkogel. Sicherlich hat sie sich genau solche Gedanken gemacht wie du jetzt, Evi. Gehe doch einige Tage rauf auf die Berghütte. In einem stillen Augenblick kannst du sicher mit Anna reden.«
»Stimmt, ich erinnere mich! Die beiden erzählten auf ihrer Hochzeit, wie es kam, daß sie hierher kam. An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern. Nur, daß Toni sich in Anna im Zug nach Frankfurt verliebt hat und Anna wohl auch in ihn. Dann kam sie am nächsten Tag nach Waldkogel. Vielleicht sollte ich wirklich mit Anna reden.«
»Nun überlege nicht lange, Evi!« Rosi sprang auf die Füße. »Komm, laß uns gehen! Du packst ein paar Sachen zusammen. Ich bringe dich mit dem Auto bis zur Oberländer Alm. Du bleibst bis Montag auf der Berghütte. Franzi und Basti gehen am Montag zur Schule, dann kommst du wieder mit ihnen herunter. Der Tag in den Bergen wird dir guttun!«
Rosi ließ Evi nicht viel Zeit zum Nachdenken. Sie gingen zusammen zurück zum Quentmair Hof. Evi war froh, daß ihre Mutter nicht daheim war. Die Bäuerin besuchte ihre Schwester. Simon und sein Vater waren zur Hochalm gegangen, um nach dem Vieh zu sehen. So packte Evi schnell einen Rucksack und legte ihrer Familie einen Zettel auf den Küchentisch. Da stand nur kurz:
Bin rauf zur Berghütte. Bin am Sonntagabend oder am Montag in der Früh wieder daheim. Grüße,
Evi.
Dann brachte Rosi Evi mit dem Auto hinauf zur Oberländer Alm. Evi hielt sich bei Wenzel und Hilda Oberländer nicht lange auf. Es war noch ein weiter Weg bis zur Berghütte. Außerdem war es schon später Nachmittag, fast früher Abend. Bald würden die Kirchenglocken erklingen. Evi wollte bis zur Dämmerung oben sein. Sie lief los.
*
Es dämmerte schon, als Simon und sein Vater von dem Besuch auf der Hochalm zurückkamen. Liesbeth Quentmair wartete mit dem Abendessen auf sie.
»Setzt euch! Was gibt es Neues auf der Hochalm? Hat sich der Senn jetzt gut eingelebt? Macht er seine Arbeit ordentlich?«
»Ja!« antwortete der Bauer kurz und setzte sich an den Tisch.
Er schaute sich verwundert um.
»Nur drei Teller? Ist die Evi bei der Rosi?«
Die Bäuerin griff in die Schürzentasche und zog den Zettel hervor.
»Die Evi ist nicht da! Den Zettel habe ich gefunden, als ich heimkam. Er lag auf dem Küchentisch.«
Willibald Quentmair las und reichte das Papier dann an seinen