Название | Omega - Die letzten Tage der Erde |
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Автор произведения | Camille Flammarion |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783849658878 |
Darüber hinaus hatten auch die Astronomen selbst zunächst keine Angst vor einer Kollision geäußert, zumindest nicht, soweit sie das Schicksal der Menschheit betraf, und die astronomischen Zeitschriften (die als einzige noch den Anschein von Autorität wahrten) hatten das Thema bisher nur als eine noch zu verifizierende Berechnung dargestellt. Wissenschaftler sahen das Problem als rein mathematisch an und betrachteten es mehr oder weniger nur als einen interessanten Fall von Himmelsmechanik. In den Interviews, die sie geben mussten, hatten sie sich damit begnügt, zu sagen, dass eine Kollision möglich, ja sogar wahrscheinlich, aber für die Allgemeinheit nicht von Belang sei.
Unterdessen wurde eine neue Nachricht empfangen, diesmal per Telefon vom Mount Hamilton in Kalifornien, die bei den Chemikern und Physiologen für Aufsehen sorgte:
"Spektroskopische Beobachtungen belegen, dass der Komet ein Körper von beträchtlicher Dichte ist und aus mehreren Gasen besteht, hauptsächlich Kohlenmonoxid."
Die Faktenlage wurden immer ernster. Dass es zu einer Kollision mit der Erde kommen würde, war sicher. Die Astronomen, die seit Jahrhunderten gewohnt waren, solche himmlischen Vorkommnisse als harmlos zu betrachten, beschäftigten sich nicht wesentlich mit dieser Tatsache; selbst die berühmtesten Vertreter dieser Gattung zeigten den vielen bartlosen Reportern, die sie rund um die Uhr bedrängten, die Tür und erklärten, dass diese Vorhersage für die Menschen im Allgemeinen nicht von Bedeutung war, sondern eine rein astronomische Frage, die sie überhaupt nicht beunruhigte; andererseits hatten Ärzte damit begonnen, das Thema kontrovers zu diskutieren und berieten unter ihresgleichen ernsthaft über die Möglichkeiten einer Erstickung oder Vergiftung. Sie waren der öffentlichen Meinung gegenüber weniger gleichgültig und begrüßten die Journalisten freundlich, so dass das Thema binnen weniger Tage plötzlich in eine neue Phase eintrat. Es wechselte einfach das Fachgebiet von der Astronomie zur Philosophie, und bald erschien der Name jedes bekannten oder berühmten Arztes in Großbuchstaben auf den Titelseiten der Tageszeitungen; ihre Porträts wurden in Illustrierten abgedruckt, und die Schlagzeile "Interviews über den Kometen" war überall zu sehen. Schon jetzt hatte die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der gegensätzlichen Meinungen feindliche Lager geschaffen, die sich gegenseitig die groteskesten Vorwürfe machten und behaupteten, dass alle Ärzte "Scharlatane sind, die nach Bekanntheit streben".
In der Zwischenzeit war der Direktor der Pariser Sternwarte, der einfach nur die Interessen der Wissenschaft im Sinn hatte, zutiefst beunruhigt über die Wahrscheinlichkeit, dass astronomische Fakten, wie es bereits früher mehrfach der Fall gewesen war, verdreht und falsch dargestellt wurden. Er war ein ehrwürdiger, alter Mann, der während der Erforschung der großen Probleme der Zusammensetzung des Universums grau geworden war. Seine Äußerungen wurden von allen respektiert, und er hatte beschlossen, eine Presseerklärung abzugeben, in der er bekräftigte, dass alle Vermutungen, die vor der vom Institut geleiteten technischen Diskussion geführt wurden, verfrüht waren.
Ich habe bereits angemerkt, dass die Pariser Sternwarte, die aufgrund der Arbeit ihrer Mitglieder und insbesondere der verbesserten Beobachtungsmethoden immer im Mittelpunkt jeder wissenschaftlichen Bewegung stand, einerseits zum Heiligtum der theoretischen Forschung und andererseits zum zentralen Anlaufpunkt für Stationen geworden war, die weit jenseits der Städte lagen und von einer völlig transparenten Atmosphäre begünstigt wurden.
Es war ein Zufluchtsort des Friedens, wo vollkommene Eintracht herrschte, wo selbstlose Astronomen ihr ganzes Leben dem Fortschritt der Wissenschaft geweiht und sich gegenseitig ermutigt haben, ohne dabei den stechenden Neid zu erleben, wobei jeder seine eigenen Verdienste hinter die seiner Kollegen stellte. Der Direktor ging mit gutem Beispiel voran, und als er sprach, geschah es im Namen aller.
Er trat damit eine Diskussion technischer Art los, und man hörte ihm zu – einen Moment lang. Denn die Problematik schien nicht mehr eine Frage der Astronomie zu sein. Niemand leugnete oder bestritt die Kollision des Kometen mit der Erde. Das war eine Tatsache, die die Mathematik hundertprozentig geklärt hatte. Die spannende Frage war nun die chemische Zusammensetzung des Kometen. Wenn die Erde bei seinem Durchflug den Sauerstoff ihrer Atmosphäre verlieren sollte, war der Tod durch Erstickung unvermeidlich; sollte sich der Stickstoff sich mit den Gasen des Kometen verbinden, war das Ergebnis dasselbe – aber dem Tod würde ein zügelloser Rauschzustand vorausgehen, eine Art weltweite Vergiftung, ein wildes Delirium der Sinne, welches das zwangsläufige Ergebnis der Entnahme von Stickstoff aus der Atemluft und der proportionalen Zunahme des Sauerstoffs war.
Das Spektroskop zeigte insbesondere das Vorhandensein von Kohlenmonoxid in der chemischen Zusammensetzung des Kometen an. Die Hauptfrage aller wissenschaftlicher Gutachten war, ob die Mischung dieses schädlichen Gases mit unserer Atmosphäre die gesamte Weltbevölkerung, Mensch und Tier, vergiften würde, was der Präsident der Medizinischen Akademie ausdrücklich bejahte.
Kohlenmonoxid! Man sprach nur noch über Kohlenmonoxid. Das Spektroskop konnte nicht fehlgehen. Die dahinter stehende Methodik war zu sicher, die Prozesse zu präzise. Jeder wusste, dass die kleinste Vermischung dieses Gases mit der Luft, die wir atmen, einen schnellen Tod bedeutete. Eine spätere Email aus dem Observatorium auf dem Gauri Sankar hatte die Nachricht vom Mount Hamilton mehr als bestätigt. Diese Meldung lautete:
"Die Erde wird vollständig in den Kern des Kometen eintauchen, dessen Durchmesser bereits dreißigmal so groß ist wie der unseres Planeten und der täglich zunimmt."
Dreißigmal so groß wie der Durchmesser der Erde! Selbst wenn der Komet zwischen Erde und Mond hindurchfliegen sollte, würde er beide Himmelskörper berühren, denn die Entfernung zwischen ihnen ist kleiner als dreißig Erddurchmesser.
Innerhalb der drei Monate, deren Verlauf wir gerade zusammengefasst haben, war der Komet aus Tiefen des Alls aufgetaucht, die nur für das Teleskop zugänglich waren, und schließlich mit bloßem Auge sichtbar geworden. Von der Erde deutlich sichtbar schwebte er wie eine himmlische Bedrohung unter der Armee der Sterne durchs All. Der Schrecken, der langsam, aber unaufhaltsam voranschritt, hing wie ein mächtiges Schwert über jedem einzelnen Kopf. Eine letzte Anstrengung wurde unternommen; allerdings nicht wirklich, um den Kometen von seinem Kurs abzubringen – eine Idee, die von dieser Art von Visionären ersonnen wurde, die vor nichts zurückschreckten und die sich sogar vorstellen konnten, dass sinnvoll über die Erde verteilte riesige Batterien einen elektrischen Sturm von enormer Größe erzeugen und die Erde auf eine neue Umlaufbahn schicken würden. –, sondern um das gigantische Problem nochmals aus allen Aspekten zu untersuchen und so vielleicht den öffentlichen Geist zu beruhigen und die Hoffnung durch die Entdeckung eines Fehlers in den gezogenen Schlussfolgerungen, oder einer vergessenen Tatsache in den Beobachtungen oder Berechnungen wiederzubeleben. Die Kollision würde vielleicht doch nicht so fatal sein, wie es die Pessimisten vorhergesagt hatten. Eine allgemeine Darstellung des Falles von jedem möglichen Standpunkt aus war für genau diesen Montag im Institut angekündigt worden, nur vier Tage vor dem vorhergesagten Tag der Kollision, die am Freitag, den 13. Juli, stattfinden würde. Der berühmteste Astronom Frankreichs, damals Direktor der Pariser Sternwarte, der Präsident der Akademie der Medizin, seines Zeichens ein bedeutender Physiologe und Chemiker, der Präsident der astronomischen Gesellschaft, ein talentierter Mathematiker, und andere Redner, darunter eine Frau, die für ihre Entdeckungen in der Physik bekannt war, gehörten zu den angekündigten Sprechern. Das letzte Wort war noch nicht gesprochen. Betreten wir die ehrwürdige Kuppel und hören uns die Diskussion an, aber nicht, bevor wir uns nochmals intensiv um diesen berüchtigten Kometen kümmern, um den sich alle Gedanken drehten.
II.
Der Fremdkörper war langsam aus den