DAS VERMÄCHTNIS (JET 5). Russell Blake

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Название DAS VERMÄCHTNIS (JET 5)
Автор произведения Russell Blake
Жанр Языкознание
Серия Jet
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958355088



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er die Kamera starten solle.

      »Diese Männer sind drei der verbliebenen zwölf Besatzungsmitglieder. Es sind schon einige in Gefangenschaft gestorben, doch diese Männer hier werden heute ausschließlich wegen eures Zögerns sterben. Wir haben bereits vor einer Woche ernste Konsequenzen angedroht, und hier sind sie. Wir hatten euch gewarnt. Schaut euch die Folgen eurer Taktik an!«, rief Korfa auf Somali, davon ausgehend, dass seine Worte übersetzt werden würden. Doch selbst wenn nicht, würde seine Nachricht mehr als deutlich sein.

      Korfa näherte sich dem ersten Mann, der auf die Knie gezwungen worden war. Ohne weitere Worte ließ er die schwere Machete hinabsausen und hackte seinen Hals halb durch, was eine sprudelnde Blutfontäne hervorrief. Er machte einen Schritt zurück, während das Herz des Seemannes seine letzten Schläge tat und noch mehr von dem Lebenssaft herausströmen ließ, bevor der Mann schließlich vornüber kippte und in eine weiter wachsende rote Lache fiel. Die Piraten hoben daraufhin ihre Gewehre triumphierend über ihre Köpfe und brachen in spontane Siegestänze aus, während Korfa sich dem nächsten panikerfüllten Mann näherte. Dieser schloss die Augen und murmelte ein kurzes Gebet, bevor die Klinge sein Leben beendete.

      Der letzte Gefangene starrte den Piraten hasserfüllt an, der inzwischen Blutspritzer auf seinem Hemd und dem Gesicht hatte. Sein starker Bizeps wölbte sich, als er zum Schlag ausholte. Der Mann zischte einen Fluch und spuckte seinem Peiniger mitten ins Gesicht, was Korfa mit einem Grinsen quittierte. Er wischte sich den Rotz von der Wange und ließ die Machete heruntersausen, dieses Mal jedoch auf das Schlüsselbein des Mannes. Der Knochen zersplitterte, als die Klinge tief in seinen Körper eindrang und der Mann schrie vor Schmerzen, als das Metall sich tiefer und tiefer in sein Fleisch bohrte. Korfa wiederholte diesen Vorgang mit der anderen Schulter und sah dann mitleidlos dabei zu, wie der Mann zu zittern begann … sein Gesicht kreidebleich, doch immer noch lebendig.

      »Nehmt ihm die Fesseln ab und schmeißt ihn über Bord. Mal sehen, ob er schneller schwimmen kann als die Haie«, befahl Korfa grinsend. Dann bedeutete er Nadif, die Filmaufnahme zu beenden.

      Die Männer packten jetzt die Beine des Sterbenden, da seine Arme ruiniert waren, und zerrten ihn zur Reling. Einer von ihnen löste das Seil, während ein anderer ihm ins Gesicht trat. Dann hievten drei von ihnen ihn hoch und warfen ihn in das Wasser, das sich fast zehn Meter unter ihnen befand. Sofort wurden Geldscheine gezückt und darauf gewettet, wie lange er wohl überlebte, bis einer der Haie seine Fährte aufnehmen und sich die Beute schnappen würde. Einen Moment lang waren die Mienen der Männer erregt von dem Spiel und der Möglichkeit, auf das Ergebnis zu setzen oder besser gesagt, auf den genauen Zeitpunkt.

      Korfa blieb allerdings nicht an Deck, um sich anzuschauen, wer das meiste Geld einheimste. Wortlos gebot er Nadif, ihm zu folgen und gemeinsam zogen sie sich in die relative Kühle des Deckaufbaus zurück.

      »Unser Freund in Mogadischu muss die Aufnahme so schnell wie möglich bekommen, denn ich will, dass die Firma versteht, was es bedeutet, sich mit mir anzulegen. Und lass das Blut vom Deck wischen, ich will mich nicht mit den Fliegen herumärgern müssen.«

      »Jawohl, Sir. Ich mache mich sofort auf den Weg. Aber … ohne respektlos erscheinen zu wollen … erhöht das nicht die Gefahr, dass sich das Militär einmischt? Ich meine, wenn wir einen Countdown zu noch mehr Exekutionen starten?«

      Korfa schüttelte den Kopf, während er überlegte, ob er seinen Untergebenen schlagen sollte. Doch dann entschied er sich dafür, lieber zu lehren, als zu bestrafen, damit der junge Mann später in der Lage war, solche Entscheidungen ebenfalls treffen zu können.

      »Wie du weißt, besitzen wir einen gewissen Schutz durch die lokalen Behörden. Dafür bezahlen wir mehr als gut, und im Gegenzug verletzt niemand die Souveränität des somalischen Hoheitsgebietes, denn das würde sofort als eine Kriegserklärung gesehen werden. Und solange wir die Hinrichtungen nicht öffentlich zeigen, wird die Firma garantiert niemandem davon erzählen wollen. Das würde sie doch nur schlecht dastehen lassen. Immerhin ist ihr Geiz daran schuld, dass diese Männer jetzt tot sind. Sag unserem Kontakt, dass er ihnen außerdem ausrichten soll, dass niemand diese Informationen der Presse oder irgendeiner Regierung zukommen lassen darf. Wenn ich herausfinden sollte, dass dies nicht eingehalten wird, werde ich anschließend die gesamte Crew niedermetzeln, die Fracht vernichten und gezielt Jagd auf andere Schiffe ihrer Firma machen. Wenn sie allerdings endlich kooperieren, wird unsere Gruppe ihre Schiffe in Zukunft ziehen lassen. Diese Kombination aus Drohung und Anreiz sollte sie vernünftig werden lassen, und unsere Verhandlungsposition ist dadurch ebenfalls gestärkt.«

      Nadif betrachtete Korfa mit neu gewonnener Bewunderung. Er war nicht nur gnadenlos, sondern auch unglaublich klug. Seine Strategie war zwar einfach, aber dennoch vollkommen narrensicher. Jegliche Kommunikation mit den Behörden würde dazu führen, dass alle Gefangenen getötet werden, und der Albtraum würde kurz darauf mit einem weiteren Schiff der Firma von vorn anfangen. Das Ganze war brillant, und viel ausgeklügelter als die Pläne der Anführer anderer Piratengruppen. Damit würde ihr blutiges Geschäft auf ein vollkommen neues, viel profitableres Niveau gehoben werden, und das in einer Zeit, in der die Piraterie um sechzig Prozent zurückgegangen war, weil sich mittlerweile so viele Kriegsschiffe in der Region aufhielten.

      Nadif erwiderte gerade das Lächeln seines Anführers, als laute Rufe vom Deck erklangen.

      Der erste Hai war zum Mittagessen erschienen.

      KAPITEL 5

       Vor drei Wochen, in Jerusalem, Israel

      

      Vier Männer in teuren Anzügen schauten sich in fassungsloser Stille das Video an. Als es vorbei war, lehnten sie sich mit langen Gesichtern zurück. Der würdevoll aussehende, grauhaarige Mann am Kopf des Tisches – Jacob Weinstein, seines Zeichens Präsident der ARCA Handelsflotte – beugte sich schließlich nach vorn und holte tief Luft.

      »Ich dachte, diese Piraten kümmern sich gut um ihre Geiseln«, zischte er.

      »Das ist normalerweise auch so. Offenbar haben wir es hier mit einem ganz neuen Vorgehen zu tun. Normalerweise interessieren sie sich nur für das Geld, und vermeiden es, mit dem Töten von Geiseln ihre Verhandlungsmasse zu dezimieren. Damit haben wir nicht gerechnet«, gab David Cohen, der Vizepräsident, zu.

      »Ja, das merke ich. Sie ermorden jetzt unsere Männer, nur weil du dachtest, wir könnten etwas Geld sparen, wenn wir die Sache hinauszögern. Dann schicken sie uns Aufnahmen von diesem Gemetzel, und alles, was dir dazu einfällt, ist, dass es ein neues Vorgehen ist?«, fluchte Jacob lautstark.

      »Jacob, wir konnten doch im Vorfeld nicht davon ausgehen, dass wir es mit absoluten Psychos zu tun haben. So etwas ist noch nie zuvor passiert! Wir haben einfach die gleiche Strategie benutzt, wie jede andere Firma vor uns. Es ist unterm Strich ein ganz normales Geschäft, und dabei will man nun mal nicht mehr Geld verlieren als unbedingt nötig. Wir haben uns das nicht ausgedacht, wir haben nur versucht, unter den gegebenen Umständen das Beste zu tun. Wir haben einfach nur Pech, dass wir es offenbar mit der Piraten-Version von Dschingis Khan zu tun haben.«

      »Du hast die Übersetzung doch gehört. Er hat vor, die nächsten drei Gefangenen in … vier Tagen zu ermorden«, sagte Jacob mit einem Blick auf die Uhr. »Ich denke, wir sind uns wohl alle einig, dass wir dringend etwas tun müssen. Sie wollen fünf Millionen. Ich sage, wir geben ihnen drei und vergessen das Ganze.«

      David schüttelte den Kopf.

      »Da muss ich dir leider widersprechen. Wenn wir jetzt einknicken, werden wir das neue Lieblingsopfer dieser Piraten sein, und dieses Vorgehen wird außerdem salonfähig. Das wird zu vielen weiteren Todesopfern führen, und zu noch größeren Lösegeldsummen. Bei allem Respekt, wir können ihnen keine Millionen als Belohnung zahlen, wenn sie so ein Blutbad anrichten. Damit senden wir die falsche Message.«

      Jacob deutete auf den Monitor. »Die falsche Message? Siehst du denn nicht, was ich sehe? In vier Tagen werden die drei weitere Unschuldige ermorden! Was glaubst du, denken unsere Männer auf diesem Schiff über irgendwelche Messages? Was würden ihre Familien dazu sagen?