Название | Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Christine von Bergen |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Landdoktor Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959796675 |
»O Mann.« Der junge Hotelier raufte sich die Haare. Dann murmelte er wie zu sich selbst: »Wie gut, dass ich in dieser Situation Amelie habe.«
Nachdem Amelie an diesem Morgen die Zwillinge in den Kindergarten gebracht hatte, widmete sie sich der Bügelwäsche. Diese Tätigkeit empfand sie stets als eine Art der Meditation. Das Eisen glitt von selbst über die Shirts und Hemden. Dabei konnte sie ihren Gedanken freien Lauf lassen. Gerade beschäftigten sich diese mit ihrem Vetter, der etwa zur gleichen Zeit bei Dr. Brunner saß. Was mochte der Befund ergeben? Vielleicht war es doch nur der Stress, der Jonas zermürbte?
Als sie seinen Wagen auf den Hof fahren hörte, stellte sie das Bügeleisen auf die Station und ging ihm in der Diele entgegen.
Gebeugt wie ein alter Mann kam er durch die Haustür. Sie erstarrte innerlich. Die Diagnose musste niederschmetternd gewesen sein, so, wie er wirkte. Als er sie wahrnahm, zwang er sich zu einem Lächeln. Es fiel müde aus.
»Und?« Ihre Stimme klang belegt.
»Lass uns einen Kaffee trinken«, schlug er vor.
Sie folgte ihm in die Küche. Während sie die Maschine anstellte, ließ sie ihm Zeit. Dann hielt sie es nicht mehr länger aus. Seine Krankheit, oder vielmehr deren Folgen, betraf ja auch ihr Leben.
Sie drehte sich um. »Jetzt sag schon«, forderte sie ihn auf.
Er erzählte –, und sie atmete aus. Eine Krankheit ohne tödlichen Ausgang, wenn sie früh genug erkannt wurde.
»Das freut mich«, sagte sie schließlich mit Tränen der Erleichterung in den Augen.
Jonas sprang so unvermittelt auf, dass der Löffel aus der Zuckerdose auf die Tischplatte klirrte.
»Das freut dich?«, rief er erbost aus. »Weißt du, was das bedeutet? Mein Leben wird in der nächsten Zeit so aussehen wie in den vergangenen Wochen. Ich kann all die Arbeit, die hier anfällt, nicht mehr allein erledigen. Ich muss delegieren, mehr Leute einstellen.« Erschöpft hielt er inne, senkte den Kopf und ließ sich wieder auf die Eckbank fallen.
Sie schluckte.
Ja, sie hatte leicht reden. Dennoch gab es ja auch weitaus schlimmere Diagnosen.
Sie setzte sich neben ihn und legte den Arm um seine Schulter.
»Du wirst wieder gesund werden«, sprach sie ruhig auf ihn ein. »Das ist das Wichtigste. Denk doch einmal an die Kinder. Du darfst jetzt nicht undankbar werden. Du hast eine gute Chance, die Krankheit zu bekämpfen und danach beschwerdefrei zu sein.«
Er rückte von ihr ab. Seine Augen schimmerten feucht.
»Ach, Amelie«, begann er dann mit brüchiger Stimme. »Wenn ich dich nicht hätte. Du bist mein einziger Halt. Das Gefühl, dass du zu mir und den Kindern stehst, uns unterstützt, gibt mir Kraft. Wir sind doch eine Familie, nicht wahr? Waren es doch immer, oder?« Sein Blick war so flehend, dass sie ganz automatisch nickte.
Natürlich sind wir eine Familie, sagte sie sich dann bewusst im Stillen. Seine Eltern haben mich aufgenommen. Jonas ist wie ein Bruder für mich. Niemals würde sie ihn jetzt allein lassen. Sie musste ihm helfen, sein Leben mit dieser Krankheit neu zu ordnen. Wie gut, dass Torsten dabei in ihrer Nähe war. Sie würden es schon so einrichten können, dass die Wochenenden ihnen allein gehörten. Aus den Stunden mit dem geliebten Mann würde sie dann die Kraft ziehen, die sie während der Woche brauchte, um Jonas beizustehen.
Am Abend dieses Tages besuchte Amelie ihren Freund in dessen Pension. Torstens Zimmer verfügte über eine Terrasse, wo sie gemütlich sitzen konnten, mit einem herrlichen Ausblick auf die Schwarzwaldhügel. Auf dem Korbtisch standen schon eine geöffnete Flasche Rotwein und zwei Gläser. Amelie hatte Brot und Käse mitgebracht.
Nach einer liebevollen Begrüßung, die recht lange ausfiel, traten die beiden Hand in Hand hinaus in die laue Abendluft. Amelie beobachtete Torsten dabei, wie er mit sanften ruhigen Bewegungen den Wein einschenkte. Sie liebte seine Hände, die mit ihrem Körper genauso sanft umgingen. Dann jedoch entdeckte sie den Ausdruck auf seinem Gesicht. Sie konnte ihn nicht richtig deuten. Sein geheimnisvolles Lächeln, sein vielversprechender Blick, der sie jetzt traf …
»Was ist los?«, fragte sie neugierig.
Irgendetwas lag in der Luft. Das spürte sie ganz deutlich.
»Ich habe eine Überraschung für dich«, kündete Torsten an.
»Sag!« Auffordernd nickte sie ihm zu. Dabei begann ihr Herz schneller zu schlagen. Sie neigte den Kopf zur Seite. »Etwas Gutes oder etwas Schlimmes?«
Er lachte und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Wie sehe ich denn aus?«
Sie stimmte in sein Lachen ein. »Nun, du siehst eher nach einer guten Überraschung aus.«
»Ich bin sicher, dass du dich riesig freuen wirst«, versprach er ihr, hob sein Glas und wollte mit ihr anstoßen.
Doch sie zog ihres zurück.
»Zuerst die Überraschung«, verlangte sie. »Ich bin doch so neugierig.«
Torsten setzte eine gespielt lässige Miene auf. »Ich würde dich gern noch ein bisschen auf die Folter spannen.«
»Du bist gemein.« Sie knuffte ihn in die Seite. »Also sag schon, worauf ich mich freuen kann.«
Mit feierlicher Geste hob er noch einmal sein Glas. »In drei Monaten gehen wir beide zusammen für ein halbes Jahr in die Toskana, werden dort in einer wunderschönen alten Villa leben, und ich werde tagsüber eine Brücke bauen.«
Voll freudiger Erwartung lag sein Blick auf ihr, während ihr das Herz stehen blieb. Und das nicht etwa aus Freude, sondern vor Entsetzen.
Jonas, die Kinder … Das waren ihre ersten Gedanken. In drei Monaten? Dann würde ihr Vetter noch nicht gesund sein. Und seine Scheidung stand auch noch an. Die Kinder würden sie doch noch die nächste Zeit brauchen.
»Ein Kollege, der in der Nähe von Florenz ein riesiges Projekt betreut, geht in einem Vierteljahr in Rente«, fuhr Torsten voller Elan fort, ohne ihre Not zu erahnen. »Die Firma hat mir die Leitung angeboten, was eine besondere Ehre für mich bedeutet. Und das Gehalt ist geradezu fürstlich, was wiederum heißt, dass ich mich vielleicht schon früher als erst in zwei Jahren selbstständig machen kann.«
»Und Brasilien?«, fiel ihr ein.
»Brasilien ist damit gestorben.« Torsten stand auf, nahm ihr das Glas aus der Hand und zog sie hoch. »Wenn du möchtest, werden wir unsere Hochzeitsreise zum Zuckerhut machen«, flüsterte er ihr ins Ohr, während er sie fest an sich drückte. »Was sagst du dazu?«
Gar nichts konnte sie zunächst dazu sagen. Diese Neuigkeit verschlug ihr die Sprache. Sie fühlte sich zu keiner Regung fähig. Schlaff hingen ihre Arme an ihrem Körper herab. Das schien jetzt auch Torsten aufzufallen. Er trat einen Schritt von ihr zurück und legte die Hand unter ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste.
»Was ist?«
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockene Lippe. Dann schluckte sie. Es fiel ihr schwer, einen Anfang zu finden.
»Jonas hat heute seinen Befund bekommen.«
Torstens Hände, die noch auf ihren Schultern lagen, fielen herab. »Und?«
Sie nannte ihm die Diagnose und beschrieb ihm die Situation.
Da machte sich Erleichterung auf seinen Zügen breit.
»Innerhalb eines Vierteljahres habt ihr alles geregelt«, sagte er mit fester Stimme. »Dein Vetter sollte einen Hotelmanager einstellen, der ihn unterstützt. Weiterhin wird er eine Kinderfrau brauchen und eine Haushälterin als Ersatz für dich. Aber da er ja nicht gerade arm ist, wird es ihm an Geld für dieses Personal nicht fehlen, zumal er die Leute ja steuerlich absetzen kann.«
Torstens kühle Logik verschlug Amelie erneut die