Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman. Andrew Hathaway

Читать онлайн.
Название Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman
Автор произведения Andrew Hathaway
Жанр Языкознание
Серия Der Geisterjäger Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740934934



Скачать книгу

zweiundvierzigsten Etage den Aufzug verließ, war von dem Kranken nichts zu sehen.

      *

      Um wenigstens während des Schlafes ungestört zu sein, hatte Rick Masters einen automatischen Anrufbeantworter in seinem Wohnbüro in der Londoner City installiert. Wenige Eingeweihte wußten, daß das Telefon trotzdem klingelte, wenn man lange genug wartete. Chefinspektor Kenneth Hempshaw gehörte zu diesen Eingeweihten, so daß Rick nicht erstaunt war, Hempshaws Stimme zu hören. Das Telefon hatte um sieben Uhr morgens infernalisch zu klingeln begonnen und erst damit aufgehört, als Rick abgehoben hatte.

      »Tut mir leid, daß ich Sie störe, Rick«, sagte der Chefinspektor, dem man deutlich anmerkte, daß er selbst noch sehr müde war. »Aber ich habe soeben eine Meldung aus dem City

      Tower erhalten. Dort ist wieder etwas passiert, und zwar schon vor mehreren Stunden.«

      »Wieso hören Sie dann erst jetzt davon?« murmelte Rick und starrte zu den Fenstern. Draußen war es noch dunkel, und der Regen klopfte nicht gerade einladend gegen die Scheiben.

      »Eine Panne, die ich erst aufspüren muß.« Hempshaw räusperte sich. Der Nachtpförtner behauptet, er hätte einen Wächter bewußtlos in der zweiundvierzigsten Etage gefunden. Vor den Aufzügen. Herzinfarkt.«

      »Ein Wächter?« Rick wurde nur in Stufen wach. Die Nachricht half mit, ihn aus dem Schlaf zu rütteln.

      »Der Wächter, mit dem wir gesprochen haben«, fuhr der Chefinspektor fort. »Der Nachtpförtner besitzt einige medizinische Kenntnisse. Er schwört, daß es ein Herzinfarkt war.«

      »Können das denn die Ärzte nicht feststellen?« Nun richtete sich der Geisterdetektiv erstaunt in seinem Bett auf »Müßte doch möglich sein, oder etwa nicht?«

      »Oder etwa nicht.« Hempshaw lachte kurz bitter auf. »Der angeblich so schwer Kranke war verschwunden, als der Nachtpförtner mit dem Notarzt eintraf. Was sagen Sie dazu?«

      »Wo sind Sie?« fragte Rick nur knapp.

      »Noch in meiner Wohnung«, gab der Chefinspektor zurück. »Ich fahre jetzt zum Tower.«

      »Wir treffen uns dort«, erwiderte der Geisterdetektiv, legte auf und stellte sich unter die Dusche. Danach ging es ihm besser. Auf Kaffee oder Tee verzichtete er.

      »Tut mir leid, mein Bester«, murmelte er, als Dracula ungnädig brummte, weil Rick ihn aus seinem Bett hob. »Du mußt mit! Ich brauche einen Geisterspürer.«

      Dracula hatte vermutlich keine Ahnung, was sein Herr damit meinte. Er bekam jedoch die Auswirkungen zu spüren, weil Rick ihn in den regnerischen Morgen hinaustrug und mit ihm losfuhr.

      Hempshaws Dienstwagen stand bereits vor dem City Tower. Der Chefinspektor wartete auf den Geisterdetektiv. Sie begrüßten einander mit einem knappen Kopfnicken und fuhren nach oben.

      »Der Pförtner ist jetzt bei Mr. Brinkfield«, erläuterte Hempshaw. »Brinkfield ist der Manager der City Tower Gesellschaft und Ihr offizieIler Auftraggeber.«

      »Den Wächter hat man nicht gefunden?« erkundigte sich Rick.

      »Der Mann ist wie vom Erdboden verschluckt.« Hempshaw blickte starr geradeaus. Dieser Fall bereitete ihm größeres Kopfzerbrechen, als er sich anmerken lassen wollte.

      Eine Sekretärin nahm die beiden in Empfang, lächelte besonders dem gutaussehenden Geisterdetektiv zu und führte die Besucher in ein spärlich und sehr nüchtern eingerichtetes Büro. Rick wunderte sich, daß der Manager in einem solchen Büro arbeitete.

      Der Nachtpförtner saß zusammengesunken und ziemlich unglücklich in einem abgeschabten Sessel. Hinter dem winzigen, wie ausrangiert wirkenden Schreibtisch erhob sich ein ungefähr vierzigjähriger massiger Mann mit einem energisch offenen Gesicht und kam auf Hempshaw und Rick zu.

      »Ich bin Mort Brinkfield, Mr. Masters.« Er schüttelte Rick die Hand.

      »Freut mich«, murmelte der Geisterdetektiv. »Woher kennen Sie mich?«

      »Aus der Zeitung!« Brinkfield strahlte. »Es wird oft genug über Ihre Erfolge berichtet. Chefinspektor! Guten Morgen! Gentlemen, es tut mir leid, daß ich Sie in diesem Büro empfangen muß. Mein eigenes ist nicht benutzbar. Kommen Sie und sehen Sie selbst!«

      Er führte die beiden Detektive zu einem der angrenzenden Büros, an dem ein Namensschild verkündete, daß es dem Manager gehörte. Als er die Tür öffnete, stieß Rick einen überraschenden Pfiff aus. Das Büro war in ein Trümmerfeld verwandelt worden.

      Gleichzeitig wich Dracula jaulend zurück. Rick schloß hastig die Tür. Sofort beruhigte sich der Hund. Als der Geisterdetektiv die Tür erneut öffnete, jaulte Dracula los.

      »Also waren wieder unsere Freunde am Werk«, stellte Hempshaw fest und gab gleichzeitig zu, daß er an das Wirken einer magischen Kraft glaubte.

      »Sie machen Fortschritte und bessern sich zusehends.« Rick konnte sich diesen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. »Und nun zu Ihnen, Mr. Brinkfield. Weiß jemand, wer das getan hat? Hat niemand etwas bemerkt?«

      »Erst heute morgen meine Sekretärin.« Brinkfield räusperte sich vielsagend. »Mein Büro war verschlossen, niemand hatte Zutritt, nicht einmal die Nachtwächter.«

      »Dann hören wir uns an, was der Nachtpförtner zu sagen hat«, schlug Rick vor, der nicht weiter auf die Zerstörung des Büros einging.

      Der Pförtner war gebrochen. Er war davon überzeugt, daß niemand ihm glaubte.

      »Sie werfen mich doch nicht hinaus, Mr. Brinkfield?« fragte er besorgt. »Sie glauben doch nicht, daß ich im Dienst getrunken habe? Ich trinke nie!«

      »Ich glaube Ihnen«, sagte Rick Masters, ehe der Manager etwas erwiderte. »Mr. Brinkfield, ich möchte verständigt werden, sobald dieser Frank Bletcher auftaucht. So hieß doch der Wächter, der den Herzinfarkt erlitt.«

      »Richtig«, bestätigte der Manager. »Da ist allerdings noch etwas, Mr. Masters, das ich Ihnen nicht verschweigen will.« Er schickte erst den Nachtpförtner weg, nachdem er diesem versichert hatte, daß er nichts befürchten mußte. »Mr. Masters, ich beauftrage Sie hiermit, die Vorgänge im City Tower zu klären. Ich sorge auch dafür, daß Sie Ihr Honorar bekommen. Aber nicht alle in der Firmenleitung sind meiner Meinung!«

      »Richtig«, ertönte es von der Tür her, die sich unbemerkt geöffnet hatte.

      Ein Mann trat ein, der sofort die Aufmerksamkeit fesselte. Er war noch größer als Rick, etwa sechzig, und seine schwarzen Augen standen in einem starken Kontrast zu den dichten weißen Haaren. Trotz seines Alters wirkte seine breitschultrige Gestalt sehr sportlich. Er nickte Rick Masters und Chefinspektor Hempshaw freundlich zu, obwohl seine Haltung deutlich ablehnend war.

      »Ich bin Ernest Patmore, Generalmanager der City Tower Gesellschaft«, stellte er sich selbst vor. »Ging es nach mir, würde ich Sie nicht engagieren, Mr. Masters. Aber in diesem Punkt hat Mr. Brinkfield freie Entscheidung.«

      »Und was haben Sie gegen mich?« fragte Rick ruhig. Er war gewohnt, daß ihn nicht alle Leute mit offenen Armen empfingen.

      »Nicht Persönliches.« Ernest lächelte knapp. »Es geht um den Ruf unseres Hauses. Wird allgemein bekannt, was sich schon alles ereignet hat, sind wir ruiniert. Wird außerdem bekannt, daß die Polizei bisher machtlos war, wird eine Massenflucht aus diesem Haus einsetzen. Innerhalb weniger Wochen haben wir einen leeren Wolkenkratzer in der City von London, und innerhalb weiterer drei oder vier Wochen müssen wir Konkurs anmelden.«

      »Wäre es Ihnen lieber, die Leute blieben hier und werden umgebracht?« fragte Chefinspektor Hempshaw scharf, dem der Seitenhieb auf die Polizei nicht gefiel.

      »Ich möchte, daß die Polizei den Fall klärt und daß die Leute bleiben«, erwiderte Patmore mit unerschüttlicher Ruhe. »Mr. Masters aber ist bekannt dafür, daß er besonders gefährliche und schwierige Fälle übernimmt. Wenn er in diesem Gebäude auftaucht und die Presse davon Wind bekommt, sind wir ruiniert.«

      »Ich werde