Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman. Andrew Hathaway

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Название Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman
Автор произведения Andrew Hathaway
Жанр Языкознание
Серия Der Geisterjäger Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740934934



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Hempshaw eintraf. Dieser durfte sofort die Halle betreten, und als er für Rick bürgte, gelangten auch der Geisterdetektiv und sein Hund in das Hochhaus.

      »Irgendwelche besonderen Vorfälle?« erkundigte sich Hempshaw bei dem Nachtpförtner.

      Der Mann versicherte mit gutem Gewissen, daß nichts passiert war. Er hatte schließlich keine Ahnung, welche Dinge in diesem Gebäude vor sich gingen.

      Während sich die drei Männer unterhielten, ließ Rick seinen Hund frei in der Halle herumlaufen. Dabei beobachtete er Dracula ständig und zuckte zusammen, als der Hund winselnd vor einem der Aufzüge zurückwich.

      »Was ist mit dieser Kabine dort drüben?« fragte Rick den Pförtner.

      »Nichts, was soll sein?« lautete die erstaunte Antwort.

      Der Geisterdetektiv überlegte angespannt. »Über der Schiebetür befindet sich eine Leuchtanzeige, in welchem Stockwerk die Kabine steht. Im Moment ist das Nummer zweiunddreißig. Wurde der Aufzug in der letzten halben Stunde benutzt?«

      Diesmal nickte der Pförtner. »Einer der Heizungstechniker fuhr von der Halle in das zweite Untergeschoß. Routineüberprüfung. Ja, und dann kam er wieder in die Halle und… Ich weiß jetzt nicht, wohin er ging. Ist das wichtig?«

      »Was war weiter mit dem Aufzug?« Rick überging die Frage.

      Der Pförtner sah sich hilflos um. »Ich achte nicht ständig darauf, Mr. Masters. Vor etwa zwanzig Minuten fuhr die Kabine in den zweiunddreißigsten Stock hinauf, und dort steht sie seither. Es ist eine ungewöhnlich ruhige Nacht. Sonst haben wir trotz der späten Stunde hier ein ständiges Kommen und Gehen.«

      »Kommen Sie, Kenneth, sehen wir uns das einmal an«, forderte Rick seinen Freund von Scotland Yard auf. »Das ist doch interessant.«

      Sie riefen eine andere Kabine ins Erdgeschoß und fuhren zum zweiunddreißigsten Stock hinauf. Die erste Kabine stand noch auf dieser Etage.

      »Ich kann nichts daran entdecken«, meinte der Chefinspektor.

      »Dracula weicht davor zurück.« Rick ging näher. »Äußerlich gibt es keine Spuren, aber mit diesem Aufzug ist etwas geschehen. Vielleicht hat ihn jemand benutzt, der Verbindung zur Schwarzen Magie hat.«

      Das Schnappen eines Türschlosses ließ die beiden Männer herumwirbeln. Auch Dracula drehte sich blitzschnell um und knurrte leise, zeigte jedoch nicht sein übliches Verhalten bei magischen Gefahren.

      Aus dem Treppenhaus trat ein Mann in einer schwarzen Uniform. Rick erkannte in ihm den Wächter eines privaten Wachunternehmens.

      »Was machen Sie hier?« fragte der Mann und kam vorsichtig näher.

      Hempshaw zeigte seinen Ausweis.

      »Haben Sie in der letzten Stunde etwas Verdächtiges bemerkt?« fragte er.

      »Nein.« Der Wächter sagte es erst nach kurzem Zögern.

      Rick war nicht entgangen, daß der Mann mit etwas hinter dem Berg hielt. »Heraus mit der Sprache.« Er klopfte auf den Busch. »Da war etwas, und es hat mit dem Aufzug zu tun.«

      Der Wächter musterte ihn erschrocken, nickte und schilderte sein Erlebnis in dem leerstehenden Apartment. Rick und Hempshaw ließen es sich zeigen, und der Geisterdetektiv nickte befriedigt. Dracula war nicht dazu zu bewegen, diese Wohnung zu betreten.

      »Ich lasse meine Leute anrücken«, entschied der Chefinspektor. »Die Spurenexperten sollen sich die Wohnung vornehmen.«

      »Sie werden nichts finden«, prophezeite der Geisterdetektiv. »Untote hinterlassen keine Spuren.«

      »Sie denken an Benjamin Potter?« fragte der Chefinspektor so leise, daß nur Rick ihn verstand.

      Masters zuckte die Schultern. »Es wäre zumindest möglich. Potter ist aus der Gerichtsmedizin verschwunden. Meiner Meinung nach wurde er auf magische Weise zu einem zweiten Leben erweckt. Warum sollte er nicht an den Ort zurückgekehrt sein, an dem er ermordet wurde? Er wurde doch im Fahrstuhl ermordet, oder?«

      »Genau in dieser Kabine.« Der Chefinspektor nickte düster und deutete auf den Aufzug, vor dem Dracula auf seine Weise gewarnt hatte. »Trotzdem hole ich meine Leute.«

      Rick blieb noch eine Weile im City Tower, mußte jedoch einsehen, daß er in dieser Nacht nichts mehr erreichte. Für den nächsten Vormittag hatte er einen Termin bei dem Manager der Verwaltungsgesellschaft. Wenn er nicht während der Besprechung einschlafen wollte, mußte er endlich nach Hause.

      Er verabschiedete sich von Chefinspektor Hempshaw und fuhr zu seinem Wohnbüro. Es war nicht weit, da es ebenfalls in der Londoner City lag.

      Für einen Anruf bei Hazel Kent war es schon zu spät. Rick beschloß, am nächsten Morgen mit ihr zu telefonieren und zu versuchen, sie für den verdorbenen gemeinsamen Abend zu entschädigen.

      Er wußte allerdings jetzt schon, daß es noch viele verdorbene Abende geben mußte, so lange dieser Fall nicht abgeschlossen war.

      *

      Äußerlich hatte sich Roddy Benares kaum verändert. Ein flüchtiger Beobachter hätte an ihm gar nichts festgestellt. Nur bei genauerem Hinsehen fielen die starren, wie polierte Steine wirkenden Augen auf, das unbewegte Gesicht und die eckigen Bewegungen. Ansonsten unterschied sich Roddy Benares nicht von einem gewöhnliches Menschen.

      Gegen drei Uhr morgens hatte Roddy Benares ein unheimliches Treffen mit einem Artverwandten. Vor Stunden noch war er über den Mann mit der klaffenden Halswunde zu Tode erschrocken. Jetzt zeigte er keine Gefühlsregung, als er mit ihm auf der obersten Etage des City Towers zusammentraf.

      Sie sprachen nicht miteinander. Untote besaßen andere Möglichkeiten der Verständigung, Außerdem hatten beide einen klaren Befehl erhalten, so daß eine Absprache unnötig war.

      Mit gleichförmigen Bewegungen betraten sie nebeneinander eines der Chefbüros. Wie Roboter begannen sie ihr Zerstörungswerk. Sie gingen systematisch vor und vergaßen nichts.

      Mit der Präzision von Maschinen verwandelten sie das Büro in ein Trümmerfeld, vernichteten auch Kleinigkeiten und persönliche Gegenstände des Benutzers und zogen sich schließlich genauso unbemerkt zurück, wie sie gekommen waren.

      Nebeneinander stellten sie sich vor den Aufzügen auf. Potter drückte den Rufknopf.

      Die Leuchtanzeige über den automatischen Schiebetüren verriet, welche Kabine zu ihnen hochfuhr. Sie gab jedoch keine Auskunft darüber, daß sich in dieser Kabine jemand befand.

      Ein wohltönendes Glockensignal zeigte die Ankunft der Kabine an. Die Türen öffneten sich.

      Nebeneinander betraten die beiden lebenden Leichen den Aufzug. Genau in diesem Moment wollte Frank Bletcher die Kabine verlassen. Er sah sich plötzlich zwei Männern mit unheimlich starren Gesichtern und erloschenen Augen gegenüber. Sein Blick fiel auf die Halswunde des einen.

      Mit einem erstickten Gurgeln brach Bletcher in die Knie. Der erste Zwischenfall in dieser Nacht hatte ihn schon Nerven gekostet. Dieser Anblick war jetzt zuviel für ihn.

      Wie eine Puppe fing Benjamin Potter den Ohnmächtigen auf und legte ihn vor den Aufzügen auf den Boden. In der Halle stand ein Hausbewohner und unterhielt sich mit dem Nachtpförtner. Der Mann wartete auf den Aufzug, den er gerufen hatte.

      Die Kabine kam, fuhr jedoch am Erdgeschoß vorbei in das zweite Untergeschoß.

      »Merkwürdig«, murmelte der Pförtner. »Er hätte halten müssen.«

      »Nicht so schlimm, fahre ich eben mit einem anderen Aufzug«, meinte der ahnungslose Hausbewohner.

      Dem Nachtpförtner ließ das jedoch keine Ruhe. Er sah im zweiten Kellergeschoß nach und fand dort nichts. Allerdings erinnerte er sich daran, daß die Kabine aus dem obersten Stockwerk gekommen war. Dort prallte er erschrocken zurück.

      Vor ihm lag einer der Wächter, und der Pförtner verstand genug von Erster Hilfe, daß er eine Diagnose stellen konnte.

      »Herzinfarkt!«