Der dicke Mann. Wolfgang Armin Strauch

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Название Der dicke Mann
Автор произведения Wolfgang Armin Strauch
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783347181175



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      Wolfgang Armin Strauch

      Der dicke Mann

      Kriminalroman

      © 2020 Wolfgang Armin Strauch

      Verlag und Druck:

      tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      Umschlagfotos: © fotoru

      ISBN

Paperback:978-3-347-18115-1
Hardcover:978-3-347-18116-8
e-Book:978-3-347-18117-5

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Vorwort

      1. Kapitel

      2. Kapitel

      3. Kapitel

      4. Kapitel

      5. Kapitel

      6. Kapitel

      7. Kapitel

      8. Kapitel

      9. Kapitel

      10. Kapitel

      11. Kapitel

      12. Kapitel

      13. Kapitel

      14. Kapitel

      15. Kapitel

      16. Kapitel

      17. Kapitel

      18. Kapitel

      19. Kapitel

      20. Kapitel

      21. Kapitel

      22. Kapitel

      23. Kapitel

      24. Kapitel

      25. Kapitel

      26. Kapitel

      27. Kapitel

      28. Kapitel

      29. Kapitel

      30. Kapitel

      31. Kapitel

      32. Kapitel

      Angaben zum Autor

      Vorwort

      Graudenz war bis zum Ende des Ersten Weltkrieg eine Stadt, in der überwiegend Deutsche lebten. Polen waren die Minderheit. Allerdings wurden sie von den Siegermächten nach dem Krieg dem neuen polnischen Staat zugeschlagen. Und aus der deutschen wurde eine polnische Stadt, in der auch vorrangig Polen wohnten. Die Deutschen wurden zur Minderheit. Aus Graudenz wurde Grudziądz.

      Auch Straßen und Plätze bekamen neue Namen. Doch auch nachdem die Stadt umbenannt wurde, bezeichneten die Menschen sie aus Bequemlichkeit mit dem alten Namen. Denn die Burg stand immer noch am alten Platz und die Weichsel floss wie ehedem an der Stadt vorbei in Richtung Danzig, wo sie sich mit der Ostsee vereinigte. Sie kümmerte sich nicht darum, wer das Sagen hat oder welche Namen die Menschen sich für die Stadt ausdachten.

      Ich weiß nicht, warum man die Stadt Graudenz genannt hat. Früher dachte ich, dass es an der Farbe der alten Gemäuer der Burg lag: grau – jene Schattierung zwischen weiß, der Farbe der Unschuld, und schwarz, der Farbe des Todes. Jene undefinierte Schattierung, die man gern für die Beschreibung trauriger Zeiten benutzt und Menschen ohne Eigenschaften anheftet. Farblose ohne Charakter. Den bisherigen Bewohner und den neuen Bürgern der Stadt war das egal. Menschen suchen sich den Platz zum Leben schließlich nicht nach dem Namen des Ortes aus.

      Und überall, wo Menschen sind, gibt es Liebe. Selbst in den dunkelsten Zeiten werden Kinder gezeugt, weil Menschen Hoffnungen in sich tragen, die stärker sind als die Verzweiflung.

      Die Nachgeborenen fragen irgendwann nach dem Leben ihrer Vorfahren und sind dazu verdammt, mit der Geschichte umzugehen, die sie nicht zu verantworten haben, aber deren Preis sie zahlen müssen. Wie hoch dieser ist, bestimmen die Eltern – denn sie haben es in der Hand, ihren Kindern eine Welt zu hinterlassen, die ohne Hass auskommt.

      Die Burg steht immer noch da. Trutzig blickt sie auf die Menschen. Sie hat mit der Zeit einige Steine verloren, doch der Weichsel ist das egal. Sie fließt nach Norden und nimmt viele salzige Tränen mit. So wie vor 1000 Jahren.

      Wolfgang Armin Strauch, 2020

      1. Kapitel

      Es traf ihn völlig unvorbereitet. Nur wenige Meter von ihm entfernt saßen zwei Frauen an einem Tisch. Hatten sie ihn schon entdeckt? Sprachen sie vielleicht gerade über ihn?

      Für einen Zweimetermann ist es kaum möglich, sich zu verstecken. Er drehte sich weg und senkte seinen Kopf. Doch aus den Augenwinkeln beobachtete er das Geschehen.

      Jadwiga war merklich gealtert. Sie müsste jetzt um die 50 sein. Eva hingegen schien noch ihre Jugendlichkeit behalten zu haben. Er sah sie im Profil und nur mithilfe des Spiegels, der über dem Tresen angebracht war und ihr Bild verzerrte. Unter anderen Umständen hätte er versucht, Kontakt mit den Frauen aufzunehmen. Doch diese zwei Menschen waren für ihn nun lebensgefährlich.

      Er glaubte nicht an Schicksal. Göttliche Vorsehung war für ihn ein Begriff ohne Wert. Zu oft hatte er schon über Leben und Tod entschieden. Früher holte er sich in der Kirche die Absolution für seine Sünden. Doch als ihn ein Pfaffe unter Druck setzte, hatte er den Schwätzer noch im Beichtstuhl zu seinem Schöpfer geschickt.

      Eva lachte laut auf. Spottete sie über ihn? Die Frauen sahen sich ein Foto an. Er befand sich zu weit von ihnen entfernt, um Einzelheiten zu erkennen. Kalter Schweiß ließ ihn frösteln. Schon lange hatte er nicht mehr an seine filigrane Situation gedacht: Ein Windhauch reichte, um sein Kartenhaus zu zerstören. Alles wäre vorbei. Hatte ihn der Zufall in die Falle gelockt?

      Am Tisch warteten seine Bekannten. Sie gehörten zu einer Reisegruppe aus Warschau. Er hatte sie erst gestern auf dem Wawel kennengelernt. Das Angebot zu einem Umtrunk hatte er gern angenommen, denn er hatte nichts vor und seine Unterkunft war ungemütlich.

      Wenige Meter trennten ihn von den beiden Frauen. Der Mann schob seinen massigen Körper durch das voll besetzte Lokal und setzte sich auf den unbequemen Stuhl. Auf diesem Platz war es unvermeidlich, dass ihn Besucher der Toilette erblickten. Wenn sie ihn bisher nicht erkannt hatten, würden sie ihn spätestens beim nächsten Toilettengang sehen. Er war zu groß und zu fett, als dass er unbemerkt bliebe. Die anderen Stühle an seinem Tisch waren besetzt.

      Während sich seine Bekannten über ein ungleiches Paar amüsierten, das einander volltrunken am Tresen mit Schimpfworten beleidigte, suchte er nach einem Fluchtweg. Zur Not blieb ihm nur das Fenster. Die Vorstellung allein ließ ihn erschaudern. Wenn die Polizei käme, müsste er diesen Weg nehmen. Er saß in der Falle. In der Tasche hatte er ein schweres Taschenmesser, mit dem er die Scheiben zerschlagen konnte. Sollte das Haus umstellt sein, würde er in die Arme der Miliz laufen. Kalter Schweiß lief von seiner Stirn herab.

      Das Essen kam. Er schob den Teller zur Tischmitte. Edward frotzelte: „Na, noch satt von gestern?“ Statt einer Antwort schüttete der Mann den Rest Wodka in sich hinein und suchte krampfhaft nach Alternativen. Das Restaurant war wie ein Schlauch. Die Toilette war zu klein, um sich dort längere Zeit aufzuhalten. Den Weg durch die Küche versperrten die vielen Gäste am Tresen.

      Letztendlich blieb lediglich der Ausgang, um das Sichtfeld der Frauen zu verlassen. Es war Zeit zum Handeln. Wenn er jetzt die Initiative ergriff, hatte er vielleicht eine Chance. Abzuwarten war nicht seine Sache. So zerknüllte er die halbvolle Zigarettenpackung, brubbelte etwas von „Zigaretten kaufen“ und erhob sich vom Stuhl. Er holte ein Taschentuch hervor und schnaubte hinein. Nur seine Augen lugten über den Rand. Er sah, dass auch