Die Charismatische Bewegung 1. Michael Kotsch

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Название Die Charismatische Bewegung 1
Автор произведения Michael Kotsch
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783869549583



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2,16; 1Petr 1,10.13; 3,7).

      Für die Berufung des Paulus und den Empfang seiner Botschaft für alle Menschen wird ebenfalls der Begriff Charis verwendet (1Kor 3,10; 15,10; Gal 1,15; 2.9). Die Gemeinde hat an dieser Berufung teil (Phil 1,7) und erfährt die Gnade Gottes (Charis) durch den Besuch des Paulus (2Kor 1,15). In zahlreichen seiner Reden und Briefe wünscht Paulus seinen Zuhörern Gottes Gnade (Apg 14,26; 15,40; 20,32). Die verschiedenen Charismen werden als konkrete Ausprägungen der einen Gnade Gottes verstanden, die allen Gläubigen gegeben ist (Röm 12,6; 1Kor 1,4-7; Eph 4,7; 1Petr 4,10).3

      Im Römerbrief werden mit Charisma vor allem die allgemeinen Heilsgeschenke Gottes für alle Christen bezeichnet (Vergebung der Schuld, Ewiges Leben usw.). An anderen Textstellen werden damit Einzelbegabungen bezeichnet, die zum Wohl anderer Christen eingesetzt werden sollen. Zumeist werden dann ganze Listen verschiedener Charismata angeführt, die auf einzelne Personen der Gemeinde verteilt sind. Vereinzelt nennt Paulus die Charismata auch Pneumatika (= Geistesgaben, 1Kor 12,1; 14,1). Gewöhnlich wird aber zwischen dem einen Heiligen Geist, der die unterschiedlichen Gaben vermittelt und den Gaben selbst unterschieden. Der Geist ist derselbe in allen Christen, nicht so jede der Begabungen. Charisma kann auch ein von Gott verliehenes Amt bezeichnen (1Tim 1,18; 4,14; 2Tim 1,6).4

      Im Folgenden sollen alle Stellen des Neuen Testaments besprochen werden, an denen der Begriff Charisma benutzt wurde, um die Bandbreite biblischer Gnadengabe vor Augen zu führen.5

      1. Röm 1,11: „Denn mich verlangt sehr, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu stärken.” Der Kontext lässt vor allem zwei Interpretationen zu. Zum einen könnte Paulus mit Charisma seine Berufung als Verkündiger des Evangeliums meinen (vgl. Röm 1,1-7; 1,16-f). Dann würde er hier sagen: „Ich will euch das Evangelium erklären, damit ihr Gott besser kennenlernt und einige von euch zum Glauben finden.” Noch wahrscheinlicher aber ist, dass Paulus hier einen geistlichen Austausch mit den Christen von Rom vor Augen hat. Sie berichteten sich gegenseitig, was sie mit Gott erlebt haben, wie sie von ihm geschützt und gerettet wurden (vgl. Röm 1,8.12).

      2./3. Röm 5,15f: „Mit der Übertretung ist es aber nicht so wie mit der Gnadengabe. Denn wenn durch des einen Übertretung die vielen gestorben sind, so ist viel mehr die Gnade Gottes und die Gabe in der Gnade des einen Menschen Jesus Christus gegen die vielen überreich geworden. Und mit der Gabe ist es nicht so, wie es durch den einen kam, der sündigte. Denn das Urteil führte von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit.” In diesem Abschnitt (Röm 5,12-21) stellt Paulus die Sünde der ersten Menschen im Paradies und der daraus resultierenden Gottesferne aller Geschöpfe dem Tod des sündlosen Gottessohnes gegenüber, durch den alle Sünder gerecht gemacht werden können. Charisma ist an dieser Stelle der Tod Jesu als Opfer für die Sünden der Menschen und die Sündenvergebung an sich.

      4. Röm 6,23: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.” Gnadengabe (Charisma) Gottes ist für Paulus hier das dem Glaubenden verheißene ewige Leben in der himmlischen Herrlichkeit.

      5. Röm 11,29: „Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.” Zuerst erinnert Paulus seine Leser an die göttliche Erwählung Israels als sein Volk (Röm 9,1-18). Obwohl Gott seinem Bundesvolk das Gesetz offenbarte und Propheten sandte, wandten sie sich immer wieder von Gott ab (Röm 10, 14-21). Daraufhin wurden die Heiden von Gott erwählt (Röm 11, 11-16). Sie sollen Israel an seine eigene Berufung erinnern, an die Gott schlussendlich anknüpfen will (Röm 10,25-32). Charisma steht hier für die erwählende und rettende Zuwendung Gottes.

      6. Röm 12,6-9: „Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben nach der uns gegebenen Gnade, so lasst sie uns gebrauchen: es sei Weissagung, in der Entsprechung zum Glauben; es sei ein Amt, im Dienen; es sei, der lehrt, in der Lehre; es sei, der ermahnt, in der Ermahnung; der mitteilt, in Einfalt; der vorsteht, mit Fleiß; der Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit. Die Liebe sei ungeheuchelt! …” Paulus stellt fest, dass nicht alle Christen dasselbe Charisma haben. Dann zählt er einige Gnadengaben Gottes auf: Prophetie, Gemeindeämter, Lehre, Ermahnung, Leitung, Diakonie und Liebe.

      7. 1Kor 1,7: „Daher habt ihr an keiner Gnadengabe Mangel, während ihr das Offenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus erwartet, …” Wenige Verse vorher zählt Paulus die Lehre und die Erkenntnis, die den Korinthern vermittelt wurde, zu den Gnadengaben Gottes (1Kor 1,4f). Dann wird zum Ausdruck gebracht, dass die angesprochenen Gnadengaben durch die Predigt von Christus gefördert wurden und dass sie dazu dienen, trotz aller Schwierigkeiten treu am Glauben festzuhalten (1Kor 1,6.8). Wenig später wird die Weisheit von Gott gegenüber rein irdischer Scheinweisheit hervorgehoben (1Kor 1,18-31). Charismata könnten hier als wahre Lehre, die Erkenntnis Gottes, die gläubige Geduld, die Kraft zum Ertragen von Leiden und die göttliche Weisheit sein.

      8. 1Kor 7,7: „Ich wünsche aber, alle Menschen wären wie ich; doch jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.” Im unmittelbaren Kontext bezeichnet Paulus die Ehe und die Ehelosigkeit als Charismata Gottes, sofern sie im Einklang mit dem Willen Gottes gelebt werden.

      9. 1Kor 12,4: „Es gibt aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist; …” In den folgenden Versen zählt Paulus einige Gnadengaben (Charismata) auf: Gemeindeämter, Worte der Weisheit, Worte der Erkenntnis, Glaube, Heilung, Wundertaten, Prophetie, Geisterunterscheidung, Zungenrede, Auslegung der Glossolalie (1Kor 12,5-10). Wichtig erscheint Paulus, dass alle diese Gaben von Gott kommen, keine einer anderen vorgezogen werden darf und alle zum Wohl der Gemeinde eingesetzt werden sollen.

      10. 1Kor 12,9: „… einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in dem einen Geist, …” Unter anderem sind auch der Glaube und die Fähigkeit Menschen zu heilen Gnadengaben (Charismata) Gottes.

      11. 1Kor 12,28: „Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens als Apostel, zweitens andere als Propheten, drittens als Lehrer, sodann Wunder-Kräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Leitungen, Arten von Sprachen.” Insbesondere werden hier Heilungen, Hilfeleistungen, Leitung und Zungenrede als Charismata bezeichnet. Aus dem Kontext wird deutlich, dass Paulus auch die Gemeindeämter, die Fähigkeiten Wunder zu vollbringen und die Auslegung der Zungenrede als Geistesgabe betrachtet (1Kor 12, 28-30). Noch einmal wird hervorgehoben, dass kein Christ alle Charismata hat, sondern dass sich die Gabenträger zur Erbauung der Gemeinde ergänzen sollen.

      12.: 1Kor 12,30: „Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus?”

      13. 1Kor 12,31: „Eifert aber um die größeren Gnadengaben! Und einen Weg noch weit darüber hinaus zeige ich euch: …” Im folgenden Abschnitt (1Kor 13) macht Paulus deutlich, dass alle bisher aufgezählten Charismata (Zungengede, Prophetie, Erkenntnis, Glaube, Diakonie usw.) in ihrer Bedeutung weit hinter der Liebe zurückbleiben. Er fordert die Gläubigen auf, vor allem nach den Charismata des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zu streben. Alle anderen Gnadengaben sind diesen untergeordnet und sind zeitlich befristet, bis zu dem Zeitpunkt, wenn das „Vollkommene” kommen wird.

      14. 2Kor 1,11: „… wobei auch ihr durch das Gebet für uns mitwirkt, damit von vielen Personen für das uns verliehene Gnadengeschenk gedankt werde, durch viele für uns.” Paulus hebt das Engagement der Korinther hervor, die durch ihre Fürbitte dazu beitragen, dass noch viele Menschen in den Genuss der Gnadengabe kommen, die der Apostel von Gott erhalten hat. Der Text macht deutlich, dass es sich hier um ein Charisma handelt, das dem Paulus zum Wohl anderer Menschen anvertraut wurde. Dabei könnte es sich um sein Leitungsamt als Apostel handeln, auch aber um seine Gabe als Evangelist, Lehrer und Seelsorger. Außerdem könnte es sich um den Inhalt des Evangeliums handeln, das Paulus anvertraut wurde, um es den Heiden nahe zubringen (vgl. 2Kor 1,8-11).

      15. 1Tim 4,14: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft!” Hier bezieht sich Paulus auf