Alter Mann im Bus. Bernhard Weiland

Читать онлайн.
Название Alter Mann im Bus
Автор произведения Bernhard Weiland
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783347115286



Скачать книгу

p. neben mir geht die es zu der zeit für mich noch gar nicht gibt und geben kann.

      dennoch frage ich sie nach der telefonnummer von l. denn l. sitze in dem bus auf klassenfahrt wir gehen weiter nebeneinanderher sie antwortet ja die nummer habe sie wohl ich greife nach meinem handy und habe doch das handy von p. die ich damals ja noch nicht kenne in meiner hand und wie es dahin kommt können wir beide nicht erklären.

      so treffen wir eine gruppe menschen die aus dem bahnhof hin zu einem bus strömt wir denken das sei unser bus aber es ist ein anderer wir gehen weiter immer weiter und wissen nicht in welche richtung und ob wir jemals ankommen werden und gehen weiter immer weiter.

      1.Etappe

      Nach Bornhausen und zum Grab von Wilhelm Busch

      21.November 2016

      Reiseverlauf

      Diese erste Reiseetappe führt mich in Niedersachsen von Hannover durch das Calenberger Land an den Harzrand bis nach Seesen. Dabei lege ich in 5 Linien des ÖPNV einen Fahrtweg von ca. 81 Kilometern in insgesamt 2: 40 Std. zurück. Dazu kommt eine Wanderung von 2 km. (Weitere Daten befinden sich im Anhang!).

      Auf großer Fahrt

      Ich bin in Mechtshausen angekommen. Dieses Dorf, am Rand des Harzes gelegen, war von 1898 bis zu seinem Tod 1908 der letzte Wohnort von Wilhelm Busch, humoristischer Dichter, Zeichner und Pionier von Bildergeschichten, die heute als Comics bezeichnet werden. Sein Grab soll ich besuchen.

      Gestartet bin ich am frühen Morgen. Begleitet werde ich auf dieser ersten kurzen Etappe, dem Prolog für die in den nächsten Jahren folgenden Reisen durch die Republik, von P., meiner Frau. Es geht heute in ihre alte Heimat am Rande des Harzes, in der Nähe von Seesen. Es ist mein erster Versuch, nur mit Mitteln des öffentlichen Personennahverkehrs zu reisen. Sicherlich kann man Bornhausen und Mechtshausen, so heißen die beiden Tagesziele, auch einfacher und schneller mit Regionalbahnen und nur auf den letzten Kilometern ergänzend dazu mit Buslinien erreichen. Aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, auf meinen Reiseetappen im öffentlichen Personennahverkehr möglichst nur mit Linienbussen und Straßenbahnen unterwegs zu sein. Los geht’s zu den einzelnen Etappen immer in meiner Heimatstadt Hannover. Zum Start der jeweils nächsten Etappe werde ich dann über die Schienenwege der Deutschen Bahn anreisen

      So nehmen wir um kurz nach sieben unterirdisch die Stadtbahnlinie 5 vom Königsworther Platz zur U-Bahn-Station Aegidientorplatz und von dort die Stadtbahnlinie 1. Diese ist am Morgen gut besetzt und transportiert junge und alte, müde und wache, mürrische und freundliche Menschen stadtauswärts. Wie viele doch so früh aufstehen müssen! Draußen geht gerade die Sonne auf. Über dem Horizont leuchtet für kurze Zeit ein Gemisch aus satten roten Farbabstufungen. Im Inneren der Bahn scheint kaum jemand Notiz davon zu nehmen, die Gedanken und Gespräche weilen wohl an anderen Orten, erzählen die kleinen persönlichen Geschichten von gestern, heute und vielleicht auch morgen. Bis zum Endpunkt in Sarstedt wird es zusehends stiller im Waggon, die Bahn hat sich nahezu geleert. Wir steigen in der morgendlichen Novemberkälte um. Mit dem 21er Bus verlassen wir den hannoverschen Verkehrsverbund GVH in Richtung Hildesheim. Vom dortigen ZOB geht es dann nach einem zweiten Frühstück im Hauptbahnhof mit der Buslinie 34 zum Bahnhof Derneburg. Es ist wichtig, dort um 9: 37 Uhr den 461er Richtung Seesen zu bekommen. Nur mit ihm können wir das Dorf Bornhausen erreichen. Darauf ist meine heutige Planung ausgerichtet. Der nächste darauffolgende Bus mit Halt in Bornhausen führe erst wieder zwei Stunden später. So ist das mit den Verbindungen auf dem Land. Bloß den richtigen Bus zur richtigen Uhrzeit bekommen. Wehe, du bist verspätet, oder er ist verfrüht. Dann siehst du alt aus.

      Tarifsystem

      Gibt es in der Region Hannover mit dem Verkehrsverbund GVH ein einheitliches Zonen-Tarifsystem, so erfahren wir im Bereich des RVHI (Regional Verkehr Hildesheim), dass dergleichen hier nicht existiert. Eine einzige Fahrkarte vom ZOB Hildesheim mit den Regionalbussen innerhalb des Liniennetzes bis Bornhausen – nicht möglich. Die Nutzung des umfassenden Niedersachsentickets – nicht möglich. Der freundliche Fahrer des privaten Busunternehmens erklärt uns, dass verschiedene Fuhrunternehmen die Linien innerhalb der Stadt und dem Landkreis Hildesheim bedienen und ihre jeweils eigenen Fahrscheine in ihrem eigenen Liniennetz verkaufen. Kleinkrämerei also. 2017 könnte sich das - wer weiß - vielleicht ändern. So zahlen wir bis Derneburg bar. Von da ab wiederum lässt der Fahrer des nächsten Omnibusses im Auftrag der Deutschen Bahn Kulanz walten. Er akzeptiert unser Niedersachsenticket – ausnahmsweise. Dafür müssen wir uns unterwegs sein Motzen über die defekte Hinterachse seiner Kutsche anhören, die an jedem Schlagloch – und davon gibt es auf den Landstraßen einige – immer wieder durchschlägt.

      Vereinfachung

      Eine Woche nach unserem Tagesausflug nach Bornhausen durch das Hildesheimer Nahverkehrswirrwarr erscheint folgende Nachricht in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung: „Die Grünen wollen das Fahren mit Bus und Bahn vereinfachen: Sie schlagen dafür eine einheitliche Fahrkarte vor – einen sogenannten Mobilpass. Fahrgäste sollen damit bundesweit alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können. … Ziel ist, dass Fahrgäste überall in Deutschland verschiedene Verkehrsmittel damit nutzen und kombinieren können. …“

      Am 6.Januar beeilt sich die politische Konkurrenz CDU/CSU dagegenzuhalten: "Elektronische Chipkarten oder Handytickets sollen bis 2019 Papierfahrkarten für Busse und Bahnen in nahezu allen deutschen Städten überflüssig machen. Das sieht ein Aktionsplan des Bundesverkehrsministeriums vor …" (Zeit ONLINE)

      Wird damit das Ende der Kleinstaaterei der ca. 144 deutschen Verkehrsverbünde, Kooperationsräume und verbundfreien Gebiete, mit und ohne Schienenpersonennahverkehr-Integration, mit Dachtarif und ohne, mit Verbund und gänzlich ohne eingeläutet? Alles wird übergangslos nutzbar? Das soll mit allen unzähligen Subunternehmen und Kooperationspartnern möglich werden? Warten wir’s ab.

      Ich werde erst einmal Papierschnipsel sammeln und von Fahrkarte zu Fahrkarte, von Tarif zu Tarif unterwegs sein. Möge auf diesen Wegen und bei allen Umstiegen immer der Fahrplan mit mir sein!

      Bushalt

      In Bockenem wartet unruhig eine alte Frau auf den Bus, Gehstock und Einkaufstasche in der Hand. Wie sie den Bus kommen sieht – wie ist es möglich, so zu gehen –, trippelt, watschelt, wackelt sie so, mit den Armen nach unserem Bus winkend, Stock und Tasche durch die Luft schwingend, dass sie gerade noch das Gleichgewicht hält, in kleinsten Schritten eilig der Bushaltestelle zu. Wie langsam man doch eilig vorankommen kann. Ein den Bus besteigendes Paar bleibt in der Automatiktür stehen und feuert sie an, doch schneller zu machen. Aber wie kann sie das denn? Sie gibt doch schon alles. Keuchend steigt sie beim Fahrer ein und muss erst einmal Atem holen. Dann braucht sie eine Auskunft, ob denn der Bus in Rhüden dann und dann wieder zurückführe, mit ihr. Der Fahrer reagiert erst ein wenig störrisch, wie ein Busfahrer eben reagiert, wenn er aus seiner Routine geworfen wird, etwas seinen Fahrplan verhageln könnte. Wenn ihm ein Mensch gegenübersteht, der seinem Fahrplan nicht gerecht wird. Doch nach einem tiefen Atemzug und Ausatmen desselben hat er sich wieder gefangen und antwortet freundlich und zugewandt mit den Daten des fahrplanmäßigen Fahrplans, wie ein Busfahrer eben reagieren muss.

      Dorfleben

      In Bornhausen steigen wir an der Haltestelle Kammerkrug aus. Hier sind wir in der alten Heimat meiner Frau. Hier liegen ihre Eltern begraben. Wir statten zunächst dem Friedhof einen Besuch ab. Heute auf den Tag genau jährt sich der hundertste Geburtstag ihres Vaters.

      Während eines anschließenden Spaziergangs durch das Dorf machen wir Halt am Dorfgemeinschaftshaus. Hier befindet sich offensichtlich der Mittelpunkt des sozialen Lebens des heutigen Dorfes. In Schaukästen finde ich Aushänge der Gruppen, die dieses Haus regelmäßig nutzen: CDU, SPD, Kindergarten, DRK, SOVD, Schildberger Theatergruppe, Turnverein MTV, Gesangsvereine, Schützenverein, Heimat- und Verkehrsverein, Freiwillige Feuerwehr und Ortsrat. Einige der Namen von Mitgliedern und Vorständen, Aktiven und Geehrten tauchen in mehreren Gruppierungen gleichzeitig auf. Das lässt auf lebendige menschliche Netzwerke schließen. In diesem Dorf haben die sozialen Netzwerke des WorldWideWeb mit ihren „digital communities“ vermutlich eine eher untergeordnete Bedeutung. Hier scheint man sich wöchentlich noch von Angesicht zu Angesicht Aug in Aug zu begegnen.

      Die