Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland

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Название Killer im August: 11 Thriller
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213188



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lächelte matt. „Das haben Sie schön gesagt. Ohne sich irgendwie festgelegt zu haben, Mr. Cantrell.“ Sie zog noch einmal an der Zigarette. Dann drückte sie sie in den Ascher. Ein Ding aus Murano-Glas. „Alex hat mich laufend betrogen. Ich gebe zu, am Anfang hat das sehr wehgetan. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles. So wie sich der Hund an die Schläge gewöhnt. Allmählich stumpfte ich ab. Ich fing an, mich umzustellen, richtete mein Leben anders ein. Alex und ich lebten nicht mehr miteinander, sondern nur noch nebeneinander. Wir trachteten, das so erträglich wie möglich hinzukriegen.“

      Cantrell leckte sich die Lippen. „Und Sie, Mrs. Sossier ...“ Die Frage war etwas delikat. „Haben Sie Ihren Mann nicht betrogen? Ich meine, Sie sind eine attraktive Frau ... Ich frage mich, ob Sie so einfach auf die Liebe verzichten konnten.“

      Neal Cameron machte sich mit einem unangenehmen Schnaufer bemerkbar. „Verdammt noch mal, Cantrell, was nehmen Sie sich meiner Schwester gegenüber heraus?“

      „Ich habe diese Frage gewiss nicht gern gestellt“, sagte der Anwalt.

      „Sie hätten sie überhaupt nicht stellen dürfen!“, schrie Cameron. Er kam schon wieder in Fahrt.

      Aber June Sossier stellte ihn mit einer unwilligen Handbewegung ab. „Sei bitte still, Neal. Warum soll ich mit Mr. Cantrell nicht darüber reden? Er möchte sich ein Bild von mir machen, dazu braucht er auch die Antworten auf solche Fragen.“ June wandte sich an Cantrell. „Ich gebe zu, es war nicht leicht, auf die Liebe zu verzichten. Und wenn Sie mich fragen, ob ich meinen Mann mal betrogen habe, muss ich gestehen, dass ich es ein einziges Mal versuchte. Es hat nicht geklappt. Ich hatte es gewollt. Richtig gewollt. Aber als es dann dazu kommen sollte, hat bei mir etwas ausgehakt. Ich hab’s einfach nicht fertiggebracht. Weiß der Himmel, was mich davon abgehalten hat. Danach ließ ich es nicht mehr so weit kommen. Ich suchte mir Hobbies, die mich für das, was ich nicht kriegen konnte, entschädigen sollten. Ich lerne Sprachen, ich versuche einfach, nicht an das zu denken ... Sie sehen: Ich bin nicht enttäuscht, bin nicht verbittert, verspüre keine Rachegelüste. Ich stehe und stand allem, was Alex tat, gleichgültig gegenüber. Nun ist er tot. Der Geldstrom ist versiegt. Ich werde sehen müssen, wo ich bleibe.“

      Cantrell schlug ein Bein über das andere. „Ich nehme an, Sergeant Retcliff hat Sie bereits nach Ihrem Alibi für die Tatzeit gefragt.“

      June schmunzelte. „Sie denken doch nicht im Ernst, dass ich ... Nach alldem, was ich Ihnen über mich und Alex erzählt habe! Ja, Retcliff hat mich nach meinem Alibi gefragt.“

      „Konnten Sie ihm eines anbieten, das ihn zufriedenstellte?“, erkundigte sich Tony Cantrell.

      „Ich denke schon. Neal war hier.“

      „Kam das öfter mal vor?“

      „Mehrmals die Woche.“

      „Konnte Ihr Bruder Ihren Mann leiden?“, fragte Cantrell. Er stellte die Frage absichtlich nicht Cameron selbst, um zu vermeiden, dass der Bursche gleich wieder hochging.

      June lachte. „Er konnte ihn nicht ausstehen.“

      „Dann ist er vermutlich jetzt froh, dass es Alex nicht mehr gibt.“

      June verschränkte die Finger. „Sagen wir, er ist nicht traurig über Alex’ Ende.“

      „Was haben Sie beide gestern Abend hier gemacht?“, wollte Cantrell wissen.

      „Karten gespielt. Ich spiele leidenschaftlich gern Karten“, sagte June Sossier.

      „Bis wann?“

      „Zwei Uhr früh.“

      „So lange? Lässt da die Leidenschaft nicht langsam nach?“, fragte Cantrell.

      „Nicht bei Neal und mir“, erwiderte June.

      „Möchten Sie hören, wie die Polizei in einem solchen Fall am Anfang denkt?“ June nickte. Cantrell fuhr fort: „Ein Mann mietet unter falschem Namen ein Apartment, das er ohne Zweifel als Liebesnest benützt. Er betrügt wiederholt seine Frau. Irgendwann mal hat die Gattin von dieser fortwährenden Missachtung den Kanal voll. Sie lässt sich etwas einfallen, um die erniedrigenden Zustände zu beenden ...“

      „Was Sie uns anhängen wollen, wissen wir, Cantrell!“, schrie Neal Cameron sofort wütend. „Zum Henker, nehmen Sie endlich zur Kenntnis, dass meine Schwester mit diesem Mord nicht das geringste zu tun hat!“

      Cantrell grinste eiskalt. „Und wie steht's mit Ihnen?“

      Cameron japste nach Luft. „Ich hör’ wohl nicht richtig. Verdächtigen Sie etwa mich ...?“

      „Ich könnte mir vorstellen, dass Sie mit Ihrer Schwester Mitleid hatten, dass Sie es nicht mehr mit ansehen konnten, was Alex Sossier, Ihr Schwager, den Sie nicht ausstehen konnten, seiner Frau zumutete!“ Camerons Augen wurden schmal. Er kam angestampft. Er schnaufte. Er ballte die Fäuste.

      „Sag das noch mal, du halbirrer Privatdetektiv-Darsteller! Dann nehme ich dich auseinander und verstreue deine Einzelteile in alle Himmelsrichtungen!“

      Cantrell bleckte die Zähne. „Meine Frau sagt immer: Wer schreit, hat unrecht, Mr. Cameron!“

      „Das war dein letztes keckes Wort!“, brüllte Cameron. Er wollte auf Cantrell eindreschen.

      „Neal!“, schrie June Sossier ärgerlich. „Reiß dich zusammen! Lass Mr. Cantrell in Ruhe. Ich verlange mehr Beherrschung von dir. Willst du uns in Schwierigkeiten bringen?“ Wütend wischte sich Cameron den Schweiß von der Stirn. Er begab sich dorthin zurück, wo er die ganze Zeit gestanden hatte. Krächzend sagte er: „Vielleicht ist Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, Mr. Cantrell, dass June Ihnen sagte, sie hätte gestern mit mir bis zwei Uhr früh Karten gespielt. Das heißt, dass nicht nur sie für die Tatzeit ein Alibi hat, sondern auch ich.“

      Cantrell grinste. „Na also. Warum regen Sie sich dann dermaßen auf? Wenn doch ohnehin alles in bester Ordnung ist.“

      6

      Prasselnd leckten die Flammen über den Boden, die Wände, die Decke. Gierig fraßen sie die Einrichtung des Fotolabors. Brennbare Chemikalien nährten das Feuer. Plötzlich schnell klopfende Schritte. Dann knallte eine Tür. Butch warf Silk einen nervösen Blick zu. „Der Typ, der hier eingeheizt hat, ist noch da!“, zischte er. Dann startete der blonde Hüne. Er hielt die Luft an und jagte auf die Flammenwand zu. Die Hitze legte sich wie ein unerträglich heißes Kissen auf ihn, zentnerschwer, wollte ihn niederdrücken. Rot, gelb, orange waren die Feuerzungen. Sie schlugen nach O'Reillys Körper. Er stürmte mitten in die Hölle hinein.

      Silk folgte ihm. Sie erreichten die Tür, die vorhin zugeflogen war. Butch trat gegen sie. Als sie zur Seite schnellte, sahen die Detektive einen leeren Raum.

      Ein offenes Fenster. Kein Feuer. Das war hinter ihnen. Butch zog seinen Smith & Wesson. Er sprang zum Fenster.

      Der Gangster, den sie aus dem Labor vertrieben hatten, wieselte soeben durch den schmalen Hinterhof. Jetzt kletterte er an der Mauer hoch, die den Hof abgrenzte. Als er die Mauerkrone erreichte, wandte er sich ganz kurz um.

      Ein Gesicht, so leicht zu merken wie das von Asterix. Knollennase, lange braune Koteletten, schielende Augen, fliehendes Kinn, Ohren wie ein afrikanischer Elefant.

      Der Bursche war hier