Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland

Читать онлайн.
Название Killer im August: 11 Thriller
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213188



Скачать книгу

paar Fotos von mir zu schießen.“

      „Wozu denn das?“, fragte O'Reilly erstaunt.

      Micaela schaute ihn an, als wäre sie ihm auf eine eklatante Bildungslücke draufgekommen. „Wissen Sie das denn nicht?“

      „Ich bitte um Verzeihung - nein. Was denn?“, fragte Butch.

      „Alex war ein begeisterter Hobbyfotograf.“

      „Aktaufnahmen?“, fragte Butch. Micaela schüttelte das hübsche Köpfchen. Sie wurde Butch immer sympathischer. Er dachte schon an ein Abendessen zu zweit. Irgendwo in einem verschwiegenen kleinen Restaurant. Wo statt elektrischem Licht Kerzen verwendet wurden.

      „Für Aktaufnahmen hätte mich Alex nicht vor die Fotolinse gekriegt“, sagte Micaela.

      „Obwohl Sie offensichtlich eine prima Figur haben“, sagte Butch.

      „In der Beziehung bin ich ein bisschen prüde“, gestand das Mädchen. „Vielleicht das Ergebnis einer falschen Erziehung. Mag sein, dass diese Erziehung aber auch richtig war.“

      Butch grinste. „Ich habe absolut nichts gegen Mädchen, die sich weigern, die Hüllen vor einem Mann fallen zu lassen, den sie nicht mögen ... oder nicht genug mögen. - Übrigens: Ich bin Butch. Und der Kleine, der mir da aus der Hosentasche hängt, ist Silk.“

      Micaela nickte Philby freundlich zu. „Möchten Sie die Fotos sehen, die Alex von mir gemacht hat?“

      „Sehr gern sogar“, sagte Butch. „Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir auf eines hinten Ihre Telefonnummer draufschreiben würden, damit wir uns mal einen netten Abend machen könnten.“ Micaela kicherte. „Nichts dagegen einzuwenden, Butch. Darf ich meinen Freund mitbringen?“

      Wumm! Der Tiefschlag saß genau da, wo er sitzen sollte. Und Silk grinste auf Breitwand dazu.

      In Micaelas kleinem Büro hingen die Poster von männlichen Filmgrößen an der Wand. Obwohl Kennisons Büro größer und schöner eingerichtet war, fühlten sich die Detektive hier drinnen wesentlich wohler. Sie setzten sich ungezwungen irgendwohin und warteten auf die Fotos. Micaela kramte sie aus ihrer Schreibtischschublade, teilte das Paket in zwei Hälften und übergab die Fotoberge an Silk und Butch. Dazu sagte das schwarzhaarige Mädchen: „Alex hatte einen richtigen Fototick. Er hat fotografiert, was ihm in die Quere kam. Hunde, Autos. Polizisten. Briefträger ...“

      „Auch Frederick Kennison?“, fragte Butch grinsend.

      „Den nicht“, erwiderte Micaela. „Er sagte mal zu mir, für Kennison wäre ihm sein Film zu schade.“ Sie kicherte hinter der vorgehaltenen Hand.

      Butch und Silk wühlten sich durch die Fotos. Künstlerisch wertvolle Aufnahmen. Micaela am Arbeitsplatz, als Schaufensterpuppe, im Bikini ... Die Figur war wirklich erstklassig.

      Sie gaben die Aufnahmen zurück.

      „Sagen Sie mal, wo hat er denn diese Fotos alle ausarbeiten lassen?“, wollte O'Reilly wissen.

      Micaela schüttelte den Kopf. „Da hat er niemanden rangelassen. Das hat er alles selbst gemacht. Entwickeln. Kopieren. Ausschnittvergrößerungen.“

      „Wo hat er das denn gemacht?“, erkundigte sich Morton Philby. „Zu Hause?“

      „Nicht doch. Er sagte, zu Hause hätte er dazu keine Ruhe. Alex hat sich hier in der Nähe ein Fotolabor eingerichtet. Da war er oft viele Stunden. Wenn er in seinem Labor war, vergaß er die Zeit.“

      Butch schaute Silk an. „Dieses Labor sollten wir uns mal von innen ansehen, was meinst du?“

      „Wie ist die Adresse?“, fragte Philby das Mädchen.

      „Seeley Street 4235“, antwortete Micaela. Sie blickte Butch erstaunt an. „Sagen Sie, brauchen Sie dazu nicht so etwas wie einen Haussuchungsbefehl, oder wie man das nennt?“

      „Wir sind keine Polizeibeamten, Kind“, schmunzelte O'Reilly.

      „Ja ... Aber müssten nicht eigentlich auch Sie ...“

      Butch erhob sich. „Sehen Sie, Micaela, Alex Sossier ist das Schlimmste zugestoßen, was einem passieren kann. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Sossiers Mörder zur Strecke zu bringen. Dagegen kann Alex doch nichts haben, oder?“

      Das hübsche Girl hob die Schultern. „Ich bin sicher, Sie wissen, was Sie tun.“

      „Wie wahr, wie wahr“, nickte Butch. Er tippte Silk auf die Schulter und wies auf die Tür. Schon fast draußen, rief O'Reilly noch: „Grüßen Sie Ihren Freund von uns beiden. Und ... sollte er Sie mal versetzen - man weiß ja nie -, wir wohnen bei Tony Cantrell. Anruf genügt. Wir kommen ins Haus.“

      Sie holten den Chevrolet weg von seinem kostbaren Parkplatz und hofften, zwei Straßen weiter noch mal soviel unverschämtes Glück zu haben. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Silk steuerte das Fahrzeug dreimal um denselben Block. Dann stellte er den Malibu in zweiter Spur ab. Butch grinste. „Das sage ich Harry Rollins, damit er’s an die Verkehrspolizei weiterleitet.“

      Silk zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Etwaige Strafmandate gehen an den Fahrzeugbesitzer. Und das ist Tony Cantrell.“

      Während Butch ausstieg, sagte er: „Hör mal, wie finde ich dich denn? So was wie dich nennt man doch Parasit.“

      „Du kannst gern den Block weiter umkreisen, während ich mir Sossiers Fotolabor ansehe“, feixte Silk.

      „Wofür hältst du mich denn? Für ’nen Sputnik?“

      „Dafür bist du zu schwer.“

      „Jeder kann eben nicht ’ne Speiseröhre haben, die nach nirgendwohin führt“, knurrte Jack. Er warf die Tür zu. Der Wagenschlag schmatzte ins Schloss. Auf der anderen Seite dasselbe Geräusch. O'Reilly betrachtete die Fassade von Haus Nummer 4235. Die guten Zeiten waren hier längst vorbei. Die schlechten Zeiten gingen bereits ins zweite Dezennium. Das Haus war von der Steinpest befallen. Butch rümpfte die Nase. „So hoch das Pendel bei den Bellevue-Apartments nach oben ausschlägt, so tief schlägt es hier nach unten aus. Zu wenig und zu viel. Das ist des Narren Ziel!“ Sie begaben sich ins Haus. Jack rieb sich mit mürrischem Gesicht die Magenpartie. „Ich weiß nicht, wie’s dir geht. Ich habe Hunger.“

      „Ich nicht“, sagte Silk.

      „Jetzt bin ich sicher. Mit dir stimmt irgendetwas nicht.“

      Vor ihnen lag ein düsterer Korridor. An dessen Ende eine ächzende Holztreppe. Silk sagte zu Butch: „Mach dich so leicht wie möglich, sonst kommen wir da nicht hinauf.“

      „Soll ich Ballast abwerfen?“, knurrte Butch.

      Silk grinste. „Wäre nicht übel.“

      „Dann fliegst als Erster du!“, blaffte Jack. Die Treppe sah schwächer aus, als sie war. Sie gab zwar abenteuerliche Laute von sich, aber sie brach nicht, als sie von Silk und Butch belastet wurde. Hunderte Kinderhintern hatten das Geländer glatt poliert. Kinder, die heute erwachsen waren und selbst schon wieder Kinder hatten, denen sie es verboten, über solche Geländer zu rutschen. Oben gab es zwei Türen.

      Vor der einen hing ein Vorhängeschloss. An der anderen stand Ludmilla Baker.

      „Also ist es hier!“, sagte Butch. Er wies auf das Schloss.

      Silk beugte sich darüber.

      „Das Ding reicht nicht mal mehr zur Zierde!“, sagte Philby.

      „Wieso nicht?“, fragte O'Reilly. „Kaputt. Wurde aufgebrochen.“ Plötzlich richtete sich der blonde Hüne wie ein Elefantenbulle auf, wenn er Witterung aufnimmt. „Sag mal, Silk, riechst du das nicht auch?“

      Morton Philby nickte. „Brandgeruch!“

      „Verdammt, es brennt!“, zischte O'Reilly. Er wies auf die Tür. „Und zwar da drinnen!“ Unter der Tür krochen die ersten Rauchschwaden