Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland

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Название Killer im August: 11 Thriller
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213188



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wir uns nach da hinten, in die Ecke. Von da aus hat man alles im Blick."

      "Meinetwegen", zischte Loomis zurück.

      Einer von Loomis' Leuten setzte sich an den Tresen, ein zweiter tat so, als würde ihn der Spielautomat an der anderen Seite des Lokals interessieren.

      Der dritte Begleiter ging mit Loomis zum Tisch. Sie setzten sich. Es waren kaum Gäste im Coffee Shop. Im Hintergrund lief Musik. Eine italienische Belcanto-Größe schmetterte irgendeine Arie in den Raum. Vom Orchester war vor lauter Knacken und Rauschen nicht allzuviel zu hören.

      Loomis blickte auf die Uhr.

      "Er ist spät dran", knurrte er.

      "Länger als fünf Minuten würde ich ihm nicht geben, Boss. Ist einfach zu gefährlich..."

      Loomis atmete tief durch.

      Er tickte nervös mit dem Finger auf dem Tisch.

      Der Espresso wurde gebracht.

      Zwei weitere Minuten vergingen.

      Dann öffnete sich eine Tür, die hinten heraus zu den Toiletten führte. Ein hochgewachsener, blassgesichtiger Mann betrat den Raum. Er hatte semmelblondes Haar und hellblaue Augen, deren Blick sofort an Loomis hängenblieben. Er ging geradewegs auf dessen Tisch zu.

      "Loomis?", fragte er.

      "Sind Sie Basil?", fragte Loomis zurück.

      Basil lächelte, setzte sich auf den freien Stuhl.

      "Vertun wir keine Zeit mit Vorreden", sagte er. "Sie gehören jetzt zu uns. Wir erwarten absolute Loyalität. Mister Lebediov kann sonst sehr unangenehm werden. Und ich auch..."

      "Das ist mir klar", sagte Loomis kleinlaut. "Ihre Leute äußerten die Vermutung, dass ein fremdes Syndikat oder irgendjemand aus dem Hintergrund heraus operiert..."

      "Ja, die Vermutung haben wir."

      "Ein gemeinsamer Feind also."

      "Nur, dass Ihre Seite das zu spät erkannt hat." Basil grinste kalt.

      "Ich glaube, es gibt da einen Ansatzpunkt."

      "Ach, ja?"

      "Eine Frau..."

      "Dass eine Frau dahinterstecken soll, haben wir auch schon gehört."

      "Ich schreibe Ihnen einen Namen und eine Adresse auf. Über diese Person weiß ich nicht viel mehr, als das sie erst die Gespielin von Parisi und dann die von Kelly war..."

      Basil verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Und beide sind jetzt tot..."

      Loomis' Gesicht wirkte verstört.

      "Kelly auch?"

      "Ihre Nachrichtenkanäle scheinen nicht mehr sehr gut zu funktionieren, Loomis", lächelte Basil. "Nur eines sollten Sie mir wirklich glauben: Wir haben Kelly nicht auf dem Gewissen. Erstens können wir uns zusätzlichen Trouble im Moment nicht leisten und zweitens hatte er bereits signalisiert, sich mit uns einigen zu wollen..."

      "Ach..." Loomis war überrascht.

      Basil holte einen Block aus der Innentasche seines Jacketts hervor. Eine Bewegung, die Loomis' Leibwächter sichtlich nervös machte. Basil grinste.

      Dann legte er den Block zusammen mit einen Stift vor Loomis auf den Tisch.

      "Schreiben Sie!", forderte Basil.

      Loomis schluckte.

      Er griff nach dem Stift, schrieb mit unruhiger Hand. Er zitterte fast. Wie weit kann ich diesen Leuten trauen?, dachte er. Andererseits hatte er keine andere Wahl. Die Ukrainer hatten auf ganzer Linie gewonnen. Das musste er akzeptieren, auch wenn es ihm zutiefst gegen den Strich ging.

      Loomis reichte Basil den Block zurück.

      "Was werden Sie unternehmen?", fragte Loomis dann. Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern.

      Basil entblößte seine regelmäßigen, weiß blitzenden Zähne.

      "Sie werden davon hören, Loomis. Ganz sicher..."

      27

      Während der Fahrt nach Soho rief uns Orry an und berichtete uns von der Aussage des Obdachlosen.

      Auch wenn hinter der Glaubwürdigkeit dieses Zeugen ein erhebliches Fragezeichen stand, so schien seine Aussage doch ins Bild zu passen.

      Demnach war Kelly nicht in Brooklyn umgebracht worden, sondern irgendwo anders.

      Und es spielte eine Frau mit...

      Janet Carino wohnte in einem Wohnkomplex, bei dem es sich ehedem um eine Fabrikanlage gehandelt hatte. Aber das war Jahrzehnte her. Aus den Hallen waren ultramoderne Wohnheiten geworden, denen ein futuristischer Charme eigen war. Wir stellten den roten Sportwagen in einer Seitenstraße ab. Robert Leslie parkte seinen Ford ganz in der Nähe. Die letzten paar Meter bis zu Janet Carinos Adresse gingen wir zu Fuß.

      "Ich frage mich, wie sie sich eine solche Adresse leisten kann", meinte Milo.

      "Ein Luxus-Call-Girl mit entsprechend gutsituierten Gönnern - so schätze ich Janet Carino ein", meinte Robert Leslie. "Warum sollte sie sich das hier nicht leisten können?"

      Es ging einen schmalen Weg entlang, dann eine Treppe hoch.

      Ein breiter Balkon führte, dem seine Vergangenheit als Laderampe nur noch mit sehr viel Fantasie anzusehen war, führte bis zu einer Schiebetür.

      Milo betätigte die Klingel.

      Von oben surrte eine Kamera. Dieses elektronische Auge drehte sich so lange, bis wir anscheinend gut im Bild waren.

      Die Tür öffnete sich.

      Offenbar per Fernbedienung, denn es stand niemand dahinter.

      Wir betraten einen großen, hallenartigen Raum. Die ersten Meter im Bereich um den Eingang waren mit kostbaren Terrakotta-Fliesen bedeckt, der Rest mit Teppichboden. Der weiche Teppichboden sorgte dafür, dass von unseren Schritten so gut wie gar nichts zu hören war. Treppen führten hinauf aufs Plateaus. Wände standen im Raum, reichten aber kaum höher als zwei Meter fünfzig, während diese Halle mehr als fünf oder sechs Meter hoch sein musste.

      An den Wänden hingen großformatige Poster und Wandteppiche.

      Janet Carino saß auf einem großen Ledersofa, das in jeder Wohnung mit Normalmaße klobig gewirkt hätte.

      Sie hielt eine Fernbedienung in der Hand, drückte einen Knopf darauf und die Tür schloß sich hinter uns.

      Dann stand sie auf. Sie trug enganliegende Jeans und ein T-Shirt, das sich hautnah an ihren Körper schmiegte.

      Wir gingen auf sie zu.

      "Guten Tag, Gentlemen", sagte sie, rieb dabei die feingliedrigen Hände gegeneinander. "Was kann ich für Sie tun..." Sie lächelte. "Lassen Sie Ihre Ausweise ruhig stecken. Ich erinnere mich noch gut an Sie..."

      "War Mister Arnold Kelly gestern Abend bei Ihnen?", fragte ich.

      Sie musterte mich mit ihren meergrünen Katzenaugen. Ihr Lächeln war kalt und geschäftsmäßig. Ihre Zähne blitzen auf.