Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland

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Название Killer im August: 11 Thriller
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213188



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ging hier nicht planmäßig vor sich, das merkte ich intuitiv.

      "Miss Sloane, wir haben Grund zu der Annahme, dass Mister Kelly in ein Verbrechen verwickelt ist. Ich denke nicht, dass Sie da hineingezogen werden wollen", sagte Milo.

      "Ich habe keine Ahnung, wo Mister Kelly ist..."

      "Zeigen Sie uns bitte seine Privaträume!", forderte Milo.

      "Sie glauben mir nicht..."

      Sie ging vor uns her, wirkte etwas hilflos. Die Privaträume von Arnold Kelly lagen direkt neben den Büros. Milo und ich folgten ihr. Agent Leslie blieb im Büro, um zu verhindern, dass jemand von dort aus ein Telefongespräch führte und Kelly eventuell warnte. Miss Sloane führte uns in ein weiträumiges Wohnzimmer. Modern und sparsam eingerichtet. An den Wänden hing moderne Kunst. Ich ging ins Schlafzimmer. Das Bett sah unbenutzt aus. Die Kleiderschränke waren jedoch voll. Wenn Kelly sich aus dem Staub gemacht hatte, weil ihm die Lage zu heiß wurde, dann hatte er buchstäblich nichts mitgenommen...

      Auf dem Nachttisch stand ein Telefon. Ich drückte die Wiederholungstaste. Ein Pizza-Service meldete sich.

      Ich verließ das Schlafzimmer wieder. Miss Sloane wich mir nicht von der Seite. Sie musterte mich, schien jede meiner Bewegungen zu registrieren.

      Ich wandte mich an Milo.

      "Irgendetwas gefunden?", fragte ich.

      Milo schüttelte den Kopf. "Nein."

      Ich sah Miss Sloane an. "Sollte sich herausstellen, dass Mister Kelly sich außer Landes begeben wollte, um sich der Justiz zu entziehen und Sie wussten davon, dann kann das sehr unangenehm werden."

      Ihr Lächeln blieb kühl.

      "Zerbrechen Sie sich nicht meinen Kopf, G-man!"

      "Strafvereitelung und Behinderung der Justiz sind keine Kavaliersdelikte, Miss Sloane. Denken Sie nochmal darüber nach, ob Ihnen nicht doch etwas einfällt..."

      "Geben Sie sich keine Mühe..."

      "Wann haben Sie das Büro gestern Abend verlassen?"

      "Ich weiß nicht mehr. Um acht, glaube ich."

      "Und da war Mister Kelly noch hier?"

      "Ja."

      Dann schrillte Milos Handy.

      Er nahm den Apparat ans Ohr.

      "Hier Agent Tucker, was gibt es?" Sein Blick war ernst, nachdem er das Gerät wieder eingeklappt hatte. "Wie es scheint steht Mister Kelly für unsere Befragungen nicht mehr zur Verfügung", sagte er düster. "Und zwar endgültig..."

      Auf Miss Sloanes Gesicht erschienen ein paar Falten. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.

      "Was ist passiert?", fragte sie.

      "Mister Kelly ist tot", sagte Milo sachlich.

      24

      Es war Agent Medina gewesen, der Milo angerufen hatte.

      Zusammen mit Clive Caravaggio stand er in einer kleinen Nebenstraße, zu der der Hinterausgang des Nachtclubs GALINA führte. Dieser Club gehörte einem Mann namens Lester Morgan, von dem wir mit ziemlich großer Sicherheit wussten, dass es sich um einen Strohmann Lebediovs handelte. Die Millionen, die Lebediovs Organisation in der Müll-Branche machte, mussten ja irgendwo gewaschen werden. Und da war ein Laden wie das GALINA geradezu ideal.

      Die kleine Nebenstraße in Süd-Brooklyn war mit Einsatzfahrzeugen des NYPD vollgestellt. Überall blitzen die Blinklichter auf. Uniformierte und Nichtunformierte liefen durcheinander. Ein Gerichtsmediziner war da.

      Kellys Leiche befand sich bereits in einem dunkelblauen, undurchsichtigen Plastiksack und war fertig zum Abtransport.

      Wie Schlafsäcke sahen die Dinger aus. Schlafsäcke für jenen Schlaf, aus dem es kein Erwachen mehr gab.

      Clive stand etwas abseits und unterhielt sich mit Lieutenant Meltzer von der Mordkommission des nächsten NYPD-Reviers. Orry wandte sich derweil dem Gerichtsmediziner zu.

      "Sie wollen die Todeszeit wissen, nehme ich an", sagte der Pathologe. Er war noch sehr jung.

      Orry nickte, während er zusah, wie zwei Männer Kellys Leiche wegtransportierten.

      "So konkret wie möglich", sagte Orry.

      "Gestern Nacht zwischen zehn Uhr abends und Mitternacht."

      "Kaliber 45?"

      "Ja, vermute ich auch. Die Kugeln stecken noch. Es hat mehrere Einschüsse gegeben..."

      "Entfernung?"

      "Vielleicht zwei Meter."

      Parisi, Lawton, McCarthy und jetzt Kelly. Alle diese Männer waren von einem Kaliber derselben Waffe auf ähnliche Art und Weise getötet worden. Lediglich der Attentatsversuch auf die Parisi-Witwe fiel etwas aus dem Rahmen.

      "Ich danke Ihnen", sagte Orry. Clive kam auf ihn zu. Der Lieutenant befand sich in seinem Schlepptau.

      "Das GALINA stand unter Lebediovs Kontrolle. Was kann Kelly hier gesucht haben?", murmelte Clive.

      "Vielleicht war er hier, um sich mit Lebediov zu einigen."

      "Allein?"

      "Vielleicht finden wir seine Leute ja noch! Oder sie sind geflohen."

      "Oder der Mord geschah nicht hier!"

      Orry deutete auf die Hinterfront des GALINA. Von vorne war das ein Glitzerladen mit aufwendiger Leuchtreklame. Die Rückfront sah eher trostlos aus. "Knöpfen wir uns das Personal dort mal vor! Irgendjemand muss doch etwas gesehen oder gehört haben!"

      "Dies ist Lebediovs Gebiet!", gab Clive zu bedenken.

      "Glaubst du, es wird hier irgendjemand den Mund aufmachen?"

      "Warten wir es ab..."

      Ein uniformierter Officer der City Police kam auf die beiden Special Agents des FBI zu. Neben ihm humpelte ein Mann in einem langen, für die Jahreszeit viel zu warmen Mantel.

      Dazu trug er eine Strickmütze und Turnschuh. Ein Obdachloser.

      Er schien nicht so recht zu wissen, ob er dem Officer wirklich folgen sollte.

      Der Officer deutete auf seinen Begleiter.

      "Dieser Mann hier sagt, er könne eine Aussage machen!"

      Orry und Clive näherten sich ihm.

      Der Lieutenant folgte ihnen, blieb aber etwas abseits.

      Clive zog seinen Ausweis und hielt ihm dem Obdachlosen hin.

      "Ich bin Agent Clive Caravaggio vom FBI", sagte er. "Sie haben etwas gesehen, was mit dem Toten zu tun hat, der hier aufgefunden wurde?"

      Der Obdachlose blickte sich etwas misstrauisch um. Aus seiner Manteltasche ragte eine Flasche heraus. Seine Augen waren glasig, die Nase rot. Seine Fahne war deutlich zu riechen, und Clive zweifelte nicht eine Sekunde daran, einen Alkoholiker vor sich zu haben.

      Der Mann nickte schließlich.

      "Ja."

      "Erzählen Sie!"