Название | Das Ende ist immer nahe 2 |
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Автор произведения | Urs Herzog |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347067493 |
Herbi wartete gespannt auf die Antwort.
„Verheirate, ich heisse jetzt Walther.“
Er spürte einen kleinen Stich ins Herz, konnte nichts dagegen tun.
„Kenne ich ihn?“
„Ich glaube nicht, oder hast du manchmal mit der Polizei zu tun?
„Nein, nicht hier in der Schweiz, hier bin ich ein braver Bürger, ein unbeschriebenes Blatt.“
Herbi lachte leise und gab dem Kellner ein Zeichen.
„Ich habe Lust auf einen kühlen Weisswein, trinkst du ein Glas mit?“
„Wenn es ein Grauburgunder ist?“
Herbi bestellte den Wein und wandte sich dann wieder Andrea zu.
„Hast du Kinder“?
„Kinder? Nein. Und ich führe ein ganz normales Leben.“
Forschend schaute er in ihr Gesicht, dann schüttelte er seinen Kopf.
„Wenn du ein normales Leben führen würdest, dann wärst du nicht hier und würdest mich nicht um Hilfe bitten.
Was also ist passiert?“
Lange schaute sie ihn an.
„Hast du denn Zeit? Es wird eine längere Geschichte.“
„Für dich habe ich alle Zeit der Welt“.
****
Als er endlich den neuen Pass erhalten hatte, kehrte mit dem ersten Flieger nach Südamerika zurück. Nun hätte es losgehen sollen. Doch seit Tagen wartete er auf eine Entscheidung. Er wollte los, doch noch immer hinderte ihn eine träge und korrupte Bürokratie. Und ohne eine amtlich beglaubigte Bewilligung, würde es ihm nicht möglich sein, weiter zu reisen.
Vor einem Jahr war das noch anders gewesen, doch es hatte sich in dieser Gegend viel verändert. Seit hier Rohdiamanten gefunden wurden, waren zahlreiche Abenteurer und Schatzsucher aufgetaucht die in das Gebiet reisen wollten.
Und sie alle brauchten dafür eine Genehmigung. Eine Genehmigung die sich die örtlichen Behörden teuer bezahlen liessen.
Doch was sollte er sich auch aufregen, es brauchte nur Geduld zu haben. Auch wenn das einer seiner Schwächen war.
„Schieb mir noch ein Bier herüber“. Er lümmelte seit zwei Tagen in der Bar herum und hatte nichts anderes zu tun als zu warten.
Der Wirt stellte ein neues Glas unter den Zapfhahn und drückte den Hebel nach oben.
„He, nicht wieder so viel Schaum, ich bezahle für Bier und nicht für Luft“.
Der Wirt brummte etwas vor sich hin, zog langsam den Hebel nach unten und kippte das Glas dem Zapfhahn entgegen.
„Wenn ich schon der einzige Gast in dieser Bude bin, dann…….“.
Weiter kam er nicht, denn in seinem Rücken hörte er die niedrige Pendeltüre in den Scharnieren quietschen. Er drehte den Kopf und blickte zur Tür.
Es war dunkel in der heruntergekommenen Kaschemme und seine Augen mussten sich erst an die Helligkeit gewöhnen. Doch er sah nur einen Schatten gegen das grelle Sonnenlicht.
Er blinzelte. Es brachte nichts.
Dann nicht, dachte er und wandte sich wieder der Theke zu. Gerade rechtzeitig denn der Wirt schickte das Bier über den Tresen. Wenn er es nicht aufgefangen hätte, es wäre über die Theke hinaus geschossen und am Boden zerschellt.
„Ein Bier“ hörte er eine tiefe Stimme neben sich und erneut drehte er den Kopf.
Der breitkrempige Hut liess das Gesicht des neuen Gastes nur Erahnen und sein schwarzes Hemd tat ein Übriges um den Eindruck eines Mannes zu vermitteln der nur in Ruhe sein Bier trinken wollte.
„Schick mir noch einen Mezcal herüber, oder besser zwei, für ihn auch einen.“ Er zeigte mit dem Daumen zur Seite, auf den neuen Gast ohne den Blick von den Flaschen zu nehmen die vor dem grossen Wandspiegel in Reih und Glied aufgestellt waren.
Den Inhalt der Meisten kannte er, hatte er in den letzten zwei Tagen kennen gelernt. Das Meiste war Fusel der im Hals kratzte und brannte. Er vermutete dass der Wirt die guten Tropfen selber trank.
Nach den zwei Tagen kannte er auch jeden Mückenschiss an den Wänden und der altersschwachen Musikbox konnte er nur noch kratzende und jaulende Töne entlocken.
Warten war anstrengend und ermüdend.
Der Wirt kann herüber und stellte die Schnäpse vor die beiden Männer. Sein rundes, bleiches Gesicht mit den dunklen Augen passte nicht so recht zu dem langen, schlaksigen Körper.
Wortlos drehte er sich um und ging wieder ans andere Ende der Bar. Auch er wollte seine Ruhe haben.
Die Männer hoben die kleinen Gläser und stürzten den Schnaps in einem Zug hinunter.
Hart stellten sie die Gläser auf die Theke zurück dass es knallte.
Wieder Schweigen. Nur der altersschwache Deckenventilator gab bei jeder Umdrehung ein Geräusch von sich, das durch Mark und Bein ging und kalte Schauer über den Rücken jagte. Es hörte sich an als würde mit einer Kreide über eine Schiefertafel gekratzt.
Schweigend tranken die Männer ihr Bier.
****
Vielleicht morgen, wenn die Papiere endlich bereit lagen. Er würde, wie so oft, das Büro des Bürgermeisters aufsuchen, sich nach den Bewilligungen erkundigen und wie immer, diskret ein paar Scheine über den blank polierten Schreibtisch schieben. Und wie immer würde der Beamte das Geld sehr schnell verschwinden lassen und ihm anschliessend höflich mitteilen, dass seine Bewilligung beim Bürgermeister zur Unterschrift bereit liege, sein Chef dringende Geschäfte in der Hauptstadt erledigen müsse und wahrscheinlich erst in der kommenden Woche wieder hier sein werde. Dann aber würde er das Gesuch umgehend bearbeiten.
So erging es ihm schon zum wiederholten Male.
Er hatte zwischendurch den Gedanken ohne die Papiere loszuziehen. Doch ohne Unterstützung durch eine zweite Person würde er wohl nicht weit kommen.
Er hatte keinen zweiten Mann. So liess er den Gedanken wieder fallen und hing weiter in diesem Kaff, in dieser Bar herum. Und trank.
****
„Ich bin der Partner den du suchst.“
Der Fremde gab dem Wirt ein Zeichen und dieser beeilte sich zwei weitere Biere und zwei Mezcal zu bringen.
„Und ich brauche keine Genehmigung um durch die Pampa zu ziehen.“
Der Fremde zog seinen Hut und legte ihn neben dem Bierglas auf den Tresen.
„Mein Name ist Dugin, Peter I. Dugin. Man nennt mich Peter.“
„Herbert D. Focker, das D steht für Daniel, mich nennt man Herbi. Wofür steht das I.?“
„Steht für Ivan.“
Beide tranken bedächtig ihr Bier.
„Und woher kommst du?“ fragte Herbi.
„Ist das wichtig?“
„Möchte in etwa wissen mit wem ich es zu tun habe.“
„Wenn's denn sein muss.“ Peter nahm erneut einen Schluck.
„Bin im Osten Deutschlands aufgewachsen, hiess damals noch DDR. Meine Familie ist in den Westen ausgewandert, auch wenn man dem damals anders sagte.“ Peter lachte leise.
„Dann bin ich rumgezogen und jetzt bin ich hier. Genügt das“?
„Genügt.“
„Und wie bist du hier gelandet“? fragte Peter.
„Bin in der Schweiz aufgewachsen,