Название | Geliebte Zwillingsschwester |
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Автор произведения | Trutz Hardo |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347100947 |
Nachdem wir zwei durch die Zimmer gegangen waren und die Betten gemacht, die Kanülen überprüft und dem ein oder anderen eine Spritze gegeben hatten, saßen wir bei einem weiteren Kaffee beieinander. Ich erzählte ihr nun meine Geschichte mit diesem Doktor. Und sie nickte oft mit dem Kopf und sagte, dass er es bei ihr genauso gemacht hätte. Dann fragte ich sie, was sie nun unternehmen wolle, denn sicherlich möchte sie dieses Kind von diesem gemeinen Kerl nicht austragen. Sie will ihm nicht sagen, dass sie von ihm schwanger ist, denn dann würde sie bestimmt wieder auf eine ungute Art mit im involviert sein, vielleicht würde er gar sagen, dass sie bestimmt von einem anderen geschwängert sei und es ihm nun aufbürden wolle, da er Arzt sei und eine höhere Alimentenrate von ihm monatlich zu fordern sei. Sie habe sich jetzt entschieden, möglichst bald in Holland einen Termin in einer Klinik zu bekommen, wo eine Abtreibung, wenn auch kostspielig, durchgeführt werden kann. Denn eine Freundin ihrer Schwester habe ihren Fötus dort ebenfalls abtreiben lassen.
Wir müssen aber dringend Elisabeth vor diesem Sexungeheuer warnen, wenn es nicht schon zu spät sein sollte. Ich rief sie von der Station an. Sie war schon zu Bett gegangen. Und ich sagte ihr, dass Felicitas und ich heute am frühen Abend wegen einer wichtigen Angelegenheit zu ihr kommen wollten. Wir verrieten ihr aber nicht, um was es ginge.
Ich gehe jetzt einkaufen und werde dir morgen berichten, was wir bei Elisabeth besprochen haben werden. Denn diesem Sexungeheuer müssen wir sein Handwerk legen.
Ganz viel Küsschen von deiner dich liebenden Zwillingsschwester Leo.
***
17.1.2014
Meine liebe Zwillingsschwester Tara!
Gegen sieben Uhr abends fanden wir beide uns bei Elisabeth ein. Da es um die Abendbrotzeit war, hatte sie eine Suppe gekocht, um uns zum Essen einzuladen. Sie war sehr neugierig, was wir wohl ihr Wichtiges mitzuteilen hätten. Ich fragte sie, während wir die Suppe zusammen mit Butterbroten aßen, ob sie schon mit Dr. Dudszinski geschlafen hätte. Sie brauste auf: „Wie kommt ihr darauf?“ Ich sagte ihr, dass ich sie beim Einsteigen in seinen Wagen beobachtet hätte. Sie gab nun zu, dass er zum Frühstück zu ihr heraufgekommen sei, und dann hätte es sich ergeben, dass sie im Bett gelandet wären. „Hat er“, so fragte Felicitas, „dir auch gesagt, dass er dich liebe?“ „Ja, sicher, sonst hätte ich mich mit ihm doch gar nicht eingelassen. Wieso fragt ihr?“ „Ist er“, so fragte ich nun weiter, „auch ohne Präservativ in dich eingedrungen?“
„Was sollen diese Fragen? Das geht doch euch nichts an, wie ich mein Liebesleben gestalte?“ „Doch“, fuhr Felicitas fort, „er hat bei mir auch kein Gummi benutzt, da er sagte, er würde aufpassen, dass nichts passieren könne.“ „Das hat er mir auch gesagt. Und dann ist er eingedrungen. Es war sehr schön, und ich habe es genossen, bis er seinen Samen wider sein Versprechen doch in mich ergoss. Ich war entsetzt. Denn ich hatte Angst, dass ich jetzt von ihm schwanger werden könnte.“ „Und mir, liebe Elisabeth, hat er auf diese Weise ein Kind angesetzt. Ich bin von ihm geschwängert worden.“ „Und mich“, so ergänzte ich, „wollte er ebenfalls ohne Präservativ beschlafen. Ich konnte ihn Gott sei Dank abwehren. Damit war seine mir heilig beteuerte Liebe verschwunden.“ Elisabeth war auf einmal wie vor den Kopf geschlagen. Sie konnte es nicht fassen, dass er mit uns zwei genauso verfahren war wie mit ihr. Dass er, wie wir weiterhin feststellten, sogar wörtlich die gleichen Worte und liebesbeschwörenden Beteuerungen von sich gab. Wir waren für ihn einfach Fleischmaterial, wobei er genau wusste, wie es schmackhaft zuzubereiten sei. Dazu gehörten seine Liebesschwüre, seine Masche, mit ihm als seine späterhin zu heiratende Sekretärin nach Polen zu gehen, ja, jede von uns wollte er, nachdem die eine und dann die andere wegen des Dienstplans absagen musste, auch zu seinem Skiurlaub einladen und hinsichtlich des Gummis - naja, du weißt schon. Und Elisabeth kamen auf einmal die Tränen. „Und ich dumme Gans, die er mich als seine große Liebe bezeichnete, bin auf seine Liebesschwüre reingefallen, genau wie ihr.“ „Und er wird es mit anderen Krankenschwestern und vielleicht auch mit Patientinnen genauso weitertreiben wie mit uns“, sagte Felicitas und sie fuhr fort: „Wir müssen dringend etwas unternehmen, damit nicht noch andere Frauen durch dieses Sexmonster betrogen und geschwängert werden. Er könnte auch die Klinik in Verruf bringen, sollten seine Liebesverbrechen ruchbar werden.“ Und mir war auf einmal klar, dass wir Professor Lieber, unserem Klinikchef, unbedingt über diesen Liebesgauner in Kenntnis setzen müssten. Und wir beschlossen, dass ich morgen seine Sekretärin anrufen sollte, um ein Gespräch mit ihm zu verabreden. Und Elisabeth fragte uns nun, wie sie sich nachher auf Station Dr. Dudszinski gegenüber verhalten sollte. Denn sie sind beide während der Nachtschicht auf Station acht Stunden zusammen. Er würde sie bestimmt wieder küssen oder gar andere Sachen, wenn unbeobachtet, mit ihr anstellen wollen. Und Felicitas schlug vor, ihm, dem passionierten Lügner, selbst etwas vorzulügen. „Sag, deine große Liebe sei auf einmal von seinem Studium aus Amerika zurückgekehrt, weshalb du dich ihm nicht mehr hingeben könntest. Lass dir dies oder Ähnliches einfallen.“
Du siehst, liebe Tara, wie es um uns in der Klinik steht. Ich bin gespannt, wie sich Professor Lieber in dieser Sache verhalten wird.
Ich werde dir wahrscheinlich erst übermorgen darüber berichten.
Ich liebe euch beide. Tschüss. Deine Leo
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20.1.2014
Meine liebe Zwillingsschwester, geliebte Tara!
Gestern Nachmittag hatten wir drei bei Professor Lieber unser angemeldetes Interview. Er bot jeder von uns, nachdem er unseren Nachnamen nennend mit Frau vornweg und nicht mit Fräulein, die Hand gereicht hatte, einen Stuhl an, während er hinter dem Schreibtisch sich auf seinen Sessel niederließ. Wir drei waren sehr aufgeregt. Die beiden hatten mich zur Wortführerin bestimmt. „Nun“, so begann er, „was haben Sie mir zu berichten? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ Und ich erklärte ihm, dass wir drei ihn auf eine peinliche Sache hinzuweisen hätten. „Reden Sie ganz offen mit mir.“ Ich legte ihm nun dar, dass Dr. Dudszinski jede von uns zum Beischlaf verführt, beziehungsweise bei mir es versucht habe, und zwar ohne ein Präservativ zu benutzen und dass er Felicitas dadurch geschwängert hatte. Und er schüttelte hin und wieder leicht seinen Kopf und fragt dann Felicitas, in welchem Monat sie sich befinde. Sie sagte, dass es in der Nacht des dritten Advents in ihrer Wohnung geschehen sein musste. „Haben Sie“, so fragte er, „Dr. Dudszinski bereits darüber informiert?“ Und sie erklärte ihm, dass wir drei beschlossen hätten, ihm nichts zu sagen. Das fand nun seine Zustimmung, denn man sollte vorher reiflich überlegen, wie man in dieser Angelegenheit weiter verfahre. Er fragte Felicitas, ob sie das Kind austragen wolle, was sie verneinte und darauf hinwies, es in Holland abtreiben zu lassen. Ich legte ihm weiterhin unsere Vermutung dar, dass er eventuell bei seiner Sexbesessenheit auch entlassene Patientinnen zu Hause aufsuchen und vielleicht sogar schwängern könnte. „Ganz offensichtlich handle es sich bei Dr. Dudszinski um eine perversive Sexneurose, die dringend therapeutisch behandelt werden müsse. „Doch auf keinen Fall darf er auf Ihrer oder einer anderen für Schwestern gefährlich werdenden Stationen weiterhin eingestellt werden. Ich werde ihn ab morgen auf die palliative Abteilung versetzen, wo nur ältere Damen zu betreuen sind, die wohl sein geschlechtliches Verlangen nicht herauszufordern vermögen. Das jüngere weibliche Personal werde ich von dort auf andere Stationen verteilen und auf der palliativen Abteilung nur ältere Schwestern und männliches Personal ihren Dienst versehen lassen.“ Und ich ergänzte, dass er ja zurück in sein Geburtsland gehen und dort eine Praxis eröffnen möchte, weshalb er jeder von uns dreien angeboten hatte, mit ihm zu kommen und ihn dort zu heiraten. „Das hat er Ihnen“, so entgegnete er, „nur weismachen wollen. Denn er