Freiheit in Kaponga. Jo Moe

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Название Freiheit in Kaponga
Автор произведения Jo Moe
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783347032491



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Feier war wirklich lustig, aber neigte sich natürlich irgendwann dem Ende entgegen und selbst noch dann waren wir total bunt mit irgendwelcher Farbe eingeschmiert. Außerdem sahen wir beide bestimmt aus wie zwei bekloppte Clowns, die aber nach zusätzlichen Belustigungen keinerlei Drang mehr verspürten und deshalb entschieden wir uns, zurück zum Hotel zu fahren. Aber wie? Wir schauten und verharrten, doch nirgends war ein Taxi oder Tuk-Tuk zu sehen. Unsere zwei Motorräder hingegen standen seelenruhig wie zwei ältere Hunde vorm Eingang zur Bar und warteten nur darauf, bewegt zu werden. Und so guckten wir uns kurz in unsere fragenden Gesichter und meinten dann fast synchron: „Ach komm, lass uns fahren, soviel Alkohol war‘s nun auch wieder nicht und außerdem gibt es hier doch überhaupt keinen Verkehr und schon gar nicht um diese Uhrzeit!“

      Der Weg zurück zum Hotel verlief dann wirklich einfach, denn es ging für die drei Kilometer immer nur geradeaus. Zudem gab es auch keinerlei Betrieb auf der Gasse und beinah verlief es tatsächlich so, wie wir uns das ausgemalt hatten. Doch plötzlich, kurz bevor wir unsere Unterkunft erreicht hatten, passierte es! Zu diesem Zeitpunkt tuckerte ich ein paar Meter vor dem anderen Clown und entdeckte zwei kreischende Affen, die sich von Baum zu Baum durchs Geäst jagten. Ja und um dieses lustige Schauspiel kurzzeitig weiter zu verfolgen, ruhte mein Blick für Sekundenbruchteile weiterhin in den Bäumen und nicht auf der Straße. Die Affen waren schnell wieder verschwunden und so schaute ich erneut zurück nach vorne, aber in diesem Augenblick sah ich nur noch den Straßengraben auf mich zukommen und war lediglich dazu in der Lage, mein Motorrad unsanft auf dem Rücken im Graben zu „parken“.

      Zum Glück jedoch war die Geschwindigkeit zuvor sehr gering und so passierte mir nichts, allerdings mein fahrbarer Untersatz holte sich dennoch zwei harmlose Kratzer. In diesem Augenblick rollte die Amsel belustigt an mir vorbei, bremste schließlich ab, blieb stehen, doch geriet dabei irgendwie wankelmütig ins Wackeln und krachte einfach auf die Seite. Dieses Mal musste ich lachen und mein Kumpel stimmte nach kurzem Besinnen darüber, was geschehen war, mit in das Gelächter ein. Ihm war glücklicherweise nichts passiert, jedoch hatte sein Motorrad kurioserweise mindestens zwei Kratzer mehr als meins.

      Am nächsten Tag brachten wir also die Roller wieder in den Moped Laden und die arme Amsel musste fast das Doppelte an Strafe für die lächerlichen Kratzer zahlen als ich.

      Nach dieser Lehre stiegen wir erneut auf eine Fähre, die uns zu einer weiteren Insel bringen sollte. Koh Panghan lag erneut etwa eineinhalb Stunden Fahrt entfernt. Bei dieser Überquerung aber herrschte nun ein übler Seegang und zudem war uns vom Vorabend noch sehr flau im Magen. So hockten wir uns bei sengender Hitze jeder in eine Ecke, beide zerknittert sowie völlig blass und sprachen kein einziges Wort miteinander. Am späten Nachmittag erreichten wir dann endlich das rettende Ufer der etwas größeren Insel. Mehr weiß ich tatsächlich nicht von diesem Eiland zu berichten …

      Ja, auch auf einer dieser legendären Full Moon Partys waren wir nicht, da wir das Pech hatten, dass bei unserem Besuch einfach keine stattfand, wobei dieser Nichtbesuch ja definitiv auch keine Entschuldigung für mein Vergessen sein kann. Und auch meinem Reisetagebuch hatte ich in dieser Zeit kein einziges Wort anvertraut und ich finde in meinem Kopf auch keinerlei Erinnerungen daran.

       Beim Alleinreisen in Südamerika habe ich jeden Tagin mein Buch geschrieben, selbst wenn es an manchen Tagen bloß ein einziges Gefühl war. Das zu zweit reisen ist eben einfach anders …

      Anschließend machten wir uns über Ko Samoi wieder zurück aufs Festland in die Hafenstadt Krabi. Als wir dort ankamen, verspürten wir beide keinerlei Lust dazu, nach einer Unterkunft zu suchen und entschieden uns deshalb für das erstbeste Hotel, parkten im Zimmer unsere Sachen, sprinteten zurück an den gemütlichen Fischerhafen und speisten lecker Fisch. Gegen Mitternacht waren wir zurück im Hotelraum und waren bloß noch im Begriff, uns schlafen zu legen, als plötzlich meine sensible Nase kapitulierte. Das Zimmer stank einfach bestialisch!

      „Amsel, ich halte das hier nicht aus. Das stinkt nach einer Mischung aus Fäkalien und ätzender Chemie, hier kann ich wirklich kein Auge, geschweige denn ein Nasenloch zumachen, nicht mal bloß für eine Nacht!“ Meinem Kumpel erging es ähnlich, doch weil er schon am Einschlafen war, störte es ihn nicht allzu sehr. Aber er erkannte den seltenen Ernst in meiner Stimme und war sofort mit meinem Vorschlag einverstanden, uns schnellstens aus diesem Stinkeloch zu verkrümeln. Also reichten wir dem verwirrt dreinblickenden Mann an der Rezeption unseren Schlüssel und fanden nach wenigen Schritten ein viel sauberes und vor allem geruchloses Zimmer. „Ach Amsel, hier gefällt‘s mir, vielen Dank, dass ich dich nicht überreden brauchte und dass du ohne Theater mit mir zusammen aufgebrochen bist.“ Ja, wir beide verstanden uns blind sowie blendend und ich war froh, ihn als Reisepartner an meiner Seite zu wissen.

      Am nächsten Tag machten wir eine Tagestour mit einem Kajak durch den Dschungel, wobei uns schwimmende, gierige Äffchen auf dem Boot besuchten. Anschließend bekamen wir die Möglichkeit, auf einem Elefantenrücken durchs Gestrüpp zu stampfen. Wir willigten ein, doch noch während wir auf dem Dickhäuter hockten, mischte sich ein fader Beigeschmack bitter zu unserem Ritt hinzu, denn der kleine Typ, welcher sich selbst als der Herr des sanftmütigen Riesen betrachtete, schlug ständig mit einem pickelähnlichem Ding auf die großen, empfindlichen Elefantenohren ein, sie bluteten. Und uns bluteten dabei unsere Herzen … also rieten wir ab diesem hässlichen Moment allen Reisenden, welche wir später auf dem Weg unserer Reise begegneten, davon ab, solch eine Elefantentour mitzumachen.

      Einen Tag später hockten wir im Fußballstadion von Krabi und schauten uns ein Spiel der zweiten thailändischen Liga an. Das Match war langweilig, doch dafür hatten wir einen interessanten Platz als einzige Männer zwischen bestimmt fünfundzwanzig Frauen, welche kreischend um uns herumsaßen.

      In den darauffolgenden Tagen ließen wir uns auf der Insel Ko Phi Phi nieder, schipperten einmal zu der sehr berühmten Nebeninsel, auf der man den Film „The Beach“ gedreht hatte und wurden dabei auf verschiedene Art und Weise enttäuscht. Überall lag Müll umher, tausende Touris tummelten sich in allen möglichen Ecken herum und zerstörten somit zusätzlich noch die gefälschte Kulisse. Denn für den Film wurde per Computer die wirkliche Szenerie bearbeitet, um eine echte Bucht entstehen zu lassen, und zwar indem man zwischen zwei Felsen, welche normalerweise das Tor zum offenen Meer bilden, einfach einen weiteren Felsen digital dazu zauberte. „Ich würde nur allzu gerne mal wissen, wie viele Menschen bloß hierhergekommen sind, seitdem und weil bekannt wurde, dass auf dieser Insel „The Beach“ gedreht wurden ist? Wieso muss man eigentlich überhaupt zu irgendwelchen Filmschauplätzen pilgern? Was ergibt das für einen Sinn?“

      „Hmm, denke auch, dass die Insel bestimmt fast unbesucht sowie sauber wäre, wenn da nicht dieser Film gewesen wäre. Schon echt bescheuert, dass manche Orte erst durch die unechte Welt eines Films interessant werden.“ Natürlich waren mein Kumpel und ich auch gewöhnliche Touristen und stiegen in das Boot zu jenem Schauplatz. Warum wir uns aber dazu verleiten ließen, das wussten wir selber nicht. Vielleicht lag es jedoch am „Wir“ oder an der echten Kulisse, die wir erwarteten? „Amsel, wäre es nicht großartig, wenn man an faszinierenden Plätzen der einzige Touri wäre?“

      Als wir wieder auf der Hauptinsel landeten, mieteten wir uns einen Bungalow direkt am Strand, ließen kaum eine Party aus, speisten dazu bestes thailändisches Essen und trafen erneut auf das mysteriöse Mädchen von Ko Samui. Und wie uns bei all dem die Zeit davonraste, ja es also viel zu früh so weit war, dass wir uns schließlich wegen des baldigen Fluges wieder auf den Weg zurück nach Bangkok bewegen mussten. So stiegen wir zwangsläufig in einen Nachtbus, erreichten nach einer anstrengenden elfstündigen Fahrt die Metropole und hockten uns am Abend in den Baiyoke Tower 2 und waren uns mehr als einig darüber, dass man weitaus mehr Zeit als zwei Wochen benötigt, um Thailand wirklich zu erkunden. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns aus dem „Land des Lächelns“, doch freuten uns natürlich auf Vietnam.

      Zwei Stunden sollte in etwa der Flug nach Hanoi dauern, so klaute ich mir das schlaue Buch von der schlummernden Amsel und stöberte in der interessanten Geschichte des Staates. Während ich die ersten Zeilen las, bemerkte ich, dass die Historie der Menschen in dieser Region schon sehr früh begann — bis zu 500 000 Jahre alte, erste menschliche Spuren kann man dort nachweisen.

      Merkwürdig, waren die ersten Spuren des