Название | Auf Entdeckungslaufreise |
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Автор произведения | Hannes Kerfack |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | Auf Entdeckungsreise |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347085480 |
Religionsgeschichtliche Einordnung und Argumentation
Das goldene Kalb greift die Ambivalenz der Objekt-Theologie als Objekt-Antitheologie genau auf. Hier wird etwas verehrt und von etwas gesprochen, was zu dem Widergöttlichen gehört. Gleichzeitig ist dem Menschen die Fähigkeit zum Einbilden und zur Phantasie gegeben, um die Sehnsucht nach etwas Schönem zu erfüllen, was Sinn stiftet, was einfach „da“ ist, was man sich vorstellen kann. Gleichzeitig tritt diese Phantasie, sich etwas neben Gott zu erschaffen, auf ein Spannungsfeld, wie in dieser Bibelgeschichte entfaltet wird. Im jüdischen, monotheistischen (oder monolatrischen) Glauben, die theologische Entwicklung Israels ist evident, kann es nur einen Gott geben und man darf sich kein Bild von ihm machen. Schuld und Strafe ist ein Thema im Alten Testament, besonders im deuteronomischen Geschichtswerk. Die Grundfrage: Warum bröckelt die Gottesbeziehung Israels und wie fügt sie sich wieder zusammen? Das goldene Kalb und die Anti-Kalb-Gebote sind wohl ein Grund und eine dynamische Wechselbeziehung dafür. Die Entwicklung läuft dabei auf einen strengen Monotheismus und einen verborgenen Gott zu, der sich nur noch in Engelsgestalten zeigt oder das Deuteengel auftreten (im Daniel-Buch, die Offenbarung der kommenden Reiche), die im Sein das Sein und Werden Gottes und der Geschichte apokalyptisch und Endzeit bezogen neu deuten. Grunderfahrung ist
wahrscheinlich die Angst vor der Strafe Gottes. Bestimmte geschichtliche Ereignisse (wie die Zerstörung Jerusalems, 587 v. Chr.) werden so begründet, dass Israel Gott vergessen hat, andere Götter anbetet oder sich zu wenig dem Nächsten zuwendet (Kult- und Sozialkritik der Propheten). Aus dieser Erfahrung heraus, wird der Gott Israels als sich entfernender Gott gedeutet, der aber trotzdem immer noch da ist. Folgerichtig geht es im alten Israel auch um die Auseinandersetzung mit dem Fremden (Israel und Kanaan), dem metaphorischen „Kalb“. Woher kommen wir, wohin gehen wir, woher nehmen wir etwas mit, was geben uns andere? Dabei handelt es sich wahrscheinlich nicht um zwei verschiedene Völker, die während der Landnahme im Stammessystem aufeinandertrafen (Josua-Buch), sondern um eine synthetische Kultur, ein Religionshybrid.8 Palästina ist ein Durchgangsland. Die Voraussetzungen stehen also gut, dass sich Religionen miteinander vermischen, also auch Jahwe und Baal.9 Dass Göttervorstellungen also vermischt worden sind, ist evident. Vielleicht zeigt sich dies jetzt auch bei der Geschichte mit dem goldenen Kalb, das die anderen Gottheiten, mit denen sich Israel auseinanderzusetzen hat, repräsentiert. Das sind Kategorien, die erst später entstanden sind: Monotheismus, Polytheismus und co. Und sie sind „neuzeitliche Kunstwörter“10. Baal und Jahwe waren zu bestimmten Zeiten ein und derselbe Gott.11 Generell kann gesagt werden, dass sich die Gottes-Begriffe mit der Zeit wandeln, also wie auch Völkernamen und die Völkerstrukturen.12 Auch wurden die Kulte beeinflusst, durch äußere Mächte, wie Ägypten und ihre Kulte (denken wir an den Sonnenhymnus des Pharaos Echnaton). Der Sonnenhymnus ist ein Produkt aus dem 11. Jh. v. Chr. und zeigt Parallelen zum Psalm 107. Echnaton war der erste Monotheist, der versuchte, die polytheistischen Gottheiten Ägyptens zu vereinen und ist selbst Repräsentant Atons auf Erden. Aton und Jahwe werden beiderseits als Schöpfer der Welt bezeichnet. Religionshybride sind auch im Alten Testament etwas entscheidendes und prozesshaftes, wie auch eine ägyptische Grabkammer, die dem Gott Anubis geweiht ist. Klar sind die Fahrzeuge links und rechts zu sehen. Wenn im ägyptischen Glauben ein Mensch stirbt, dann fährt er quasi in die Unterwelt hinab, um mit einem Schiff durch das Unterweltmeer Richtung Westen (Sonnenuntergang gleich Untergang des Lebens) zu fahren, um im Osten (Sonnenaufgang gleich Lebenserneuerung) in das jenseitige Leben zurückzukehren. Dort kann er als Ahne von der Familie und den Hinterbliebenen weiter verehrt werden. Der Streitwagen prägte sein Leben wohl als ein General und Streiter. Es kommt zu einer Biographisierung eines Objektes.
Hier der Text, ein Auszug im Vergleich mit dem Psalm 104:
Psalm 104 | Aton-Hymnus |
1 Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, wie groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet. 2Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, du spannst den Himmel aus wie ein Zelt. 3Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser. Du nimmst dir die Wolken zum Wagen, du fährst einher auf den Flügeln des Sturmes. 4Du machst dir die Winde zu Boten und lodernde Feuer zu deinen Dienern. 5Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet; in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.13 | Schön erstrahlst du am Himmelshorizont, du lebender Aton, du Anfang des Lebens. Wenn du am östlichen Horizont aufgegangen bist, dann hast du jedes Land mit deiner Vollkommenheit erfüllt. Du bist schön und groß, licht und hoch über jedem Lande, deine Strahlen umarmen die Lande bis hin zu alledem, was du geschaffen hast. |
Und ich frage mich, ob das goldene Kalb, wie die goldene Sonne des Aton, in deren Gestalt er sich zeigt, sowohl eine Vergöttlichung eines materiellen Gegenstandes ist, als auch „Vergötzung“ stattfindet. Also wenn schon im Psalmenbuch etwas anscheinend „Widergöttliches“ rezipiert worden ist, dann ist es wohl eine Selbstverständlichkeit, sich Gott in anderen Dingen abzubilden und es kritisch zu sehen ist, das als „gottlos“ zu bezeichnen. Einen ähnlichen Zusammenhang haben wir auch beim Sol-Invictus-Kult festgestellt, wo Jesus mit der Sonne gleichgesetzt wird. Wir sehen, Gegenstände und Objekte sind Projektionsflächen für Göttliches und vermeintlich Anti-Göttliches. Durch die Geschichte vom goldenen Kalb scheint die Götzenkritik in eine Geschichte hinein gespiegelt worden zu sein. Monotheismus ist eine exklusive Kategorie, die Götzen ausschließt. Aber wenn z.B. die Trinität eine Dreiergestalt Gottes ist, wird die Götzenkritik auch wieder relativiert. Wir stellten auch fest, dass die Gottesbildentwicklung auch von der eigenen Umwelt abhängig ist. Inklusiver Monotheismus bleibt dagegen tolerant (Monolatrie).14 Die daraus folgende Kultausübung ist privat als auch als eine öffentliche Sache (Kultstätten, öffentliche Plätze) zu betrachten. Interessant sind die Ahnenkulte mit verschiedenen Figuren15, die göttliche