Kritik der reinen Verleugnung. Volker Kulessa

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Название Kritik der reinen Verleugnung
Автор произведения Volker Kulessa
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783347067189



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Mensch seinen Gott nach seinem Bilde. Dort wird gefragt was der Mensch von heute verstehen kann, dort wird entschieden, was überholt und erledigt ist. Wo „Theologie“ zeitgemäß sein soll, dass sie dem „heutigen Menschen“ verständlich und akzeptabel wird, [wie bei Bultmann] da hat Kirche sich mit neuen Irrtümern und Irrlehren auseinanderzusetzen. ’26 27

      ‘Wo aber diese Auseinandersetzung nicht geschieht, sondern Anpassung, und die Fragen danach, was gefällt, was angenommen wird, was noch geglaubt werden kann, usw. den Gottesdienst bestimmt, da wird dieser dann „gestaltet“, von einem Team, häufig „theatralisch“, man begrüßt nicht mehr „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, sondern begrüßt freundlich das „Publikum“, das unterhalten werden will und dann auch wird. Da wird Gottesdienst „menschlich“ aber gottlos, da wird das Gebet statt zu Dank und Lob Gottes häufig zu gesellschaftspolitischen Imperativen. ’28

      Da kann man z.B.: am Heiligen Abend in „Predigten“ hören: „Tut was Jesus tat, werdet Mensch“ oder „heute ist Euch ein Kind geboren, und das habt zum Zeichen“, (gefolgt von einer Litanei unbiblischen gesellschaftspolitischer Imperative) oder, „heute ist euch Davids Sohn geboren“ (dass es Gottes Sohn war kam nicht vor), oder zum Karfreitag wird gesagt, dass wir heute die Leiden und das Kreuz der Menschen in den Blick nehmen sollen, oder wird gesagt, wir sollten Jesus zum Vorbild nehmen und unser Kreuz geduldig tragen, wo der Dekan einer Gemeinde öffentlich sagt, die Bibel habe den Menschen (von) heute nichts mehr zu sagen, deshalb werde man nun auch einige

      Wochen Literatur in den Mittelpunkt des Gottesdienstes stellen, vorgetragen von Schauspielern, und darüber predigen,29 oder wo zum neuen Jahr 2010 im Dom zu Dresden sich die Landesbischöfin und damalige EKD Ratsvorsitzende, statt über Gottes Wort zu predigen, dazu hinreißen lässt, nur politische Agitation zu betreiben, statt von dem Evangelium, zur Losung „Euer Herz erschrecke nicht – glaubt an Gott und glaubt an mich.“(Joh 14, 1) den Menschen die frohe Botschaft zu verkündigen, sagt sie doch tatsächlich in der „Predigt“: „Erschrecken ist angesagt“ und, unglaublicher noch, sagt sie ungeheuerlicher Weise doch auch noch wörtlich: An ihn [Jesus Christus] glauben heißt, die Spannungen unseres Lebens auch im neuen Jahr nicht ausblenden. “30 31 32

      Wen schaudert da nicht vor solch grobem Unfug?

      Allesamt nichts als Schein-Predigten, nein, gar keine Predigten mehr, denn alle reden vollständig am Evangelium vorbei, ja schlimmer noch, das Evangelium erst gar nicht in den Blick nehmend, ganz so als ob es das gar nicht gäbe. Beileibe keine Einzelfälle. Evangelische Kirche in allerhöchster Not. „Wer nicht eine Binde vor den Augen trägt, muss je länger desto mehr erkennen, daß die Kirche […] von Kräften der innersten Entartung bedroht und unterwandert ist. “33

      Auch wird die Heilige Schrift immer wieder als Steinbruch für das Herausbrechen von „Sprüchen“ missbraucht, um über diesen, oft willkürlich gegriffenen Bruchstücken, dann die eigene Weltanschauung34 35 verkünden zu können, häufig mit erhobenem Zeigefinger, diametral gegen den tatsächlichen Sinn des Neuen Testaments.

       „Allein der Gehorsam gegen das Wort Gottes bewahrt uns davor, einem politisch verfälschten Evangelium zu verfallen. “36

       „Die Bibel ist kein Zettelkasten, sondern das große Dokument der Offenbarung Gottes. “ 37

      Die wenigen Einzelbeispiele – eine derartige Liste wäre beinahe beliebig verlängerbar -- beschreiben nach meinem Eindruck eine immer häufige anzutreffende Situation:

      „Gottesdienste“, ohne daß Jesus Christus in der Predigt auch nur einmal erwähnt wird, finden sich überall. ‘Ein Verzicht auf Lehre und Bekenntnis aber bedeutet den Totalausverkauf der Theologie und hat die restlose Unglaubwürdigkeit der Verkündigung zur Folge. ’38

      Und immer häufiger wird nur noch philosophischer Extrakt oder Weltanschauung von der Kanzel herunter dahergeredet, wie oben an wenigen Beispielen gezeigt. Daß meines Erachtens auch deshalb, oder gerade deshalb, Gotteshäuser immer leerer werden, ist nur allzu verständlich. Einer solchen „Kirche“ müsste man nicht länger angehören, einer „Kirche“, deren Ratsvorsitzender auf dem Tempelberg sein Bischofskreuz ablegt. Das ist die Verleugnung schlechthin. -- Und dieses Mal krähte kein Hahn? --Deutlicher kann Kirche ihren Verrat und ihre Verirrung, ihren nicht christlichen Standpunkt in der Welt kaum mehr machen als durch das Ablegen des Kreuzes auf dem Tempelberg - gäbe es da nicht die Evangelische Landeskirche in Baden.

      In konsequenter Fortsetzung und Überbietung solcher Verleugnungen: die Badische Landeskirche in ihrem Papier: „Christen und Muslime“

       „Der christliche Glaube darf und soll die Hochschätzung Jesu im Koran wahrnehmen und darüber freudig staunen.“ 39

      Gegen diese Auffassung der Badischen Evangelischen Kirche: „Angesichts des koranischen Befundes, der das christliche Jesus- und Gottesbild rundheraus ablehnt, könnte nur jemand >freudig staunen<, der in Jesus ohnehin nicht mehr sieht, als einen ethisch orientierten Gottsucher. Oder handelt es sich um reine Anbiederung?“40

      Wer aber will schon einer Kirche angehören, die den christlichen Gottesnamen preisgibt41 um sich dem Islam anzubiedern?

       Inhalt und Struktur dieser Untersuchung

      Es ist m. E: notwendig, diesem, die Substanz des Christlichen zerstörerischen Vorgehen, das bis in die heutige Zeit entsprechend wirkt, eben deshalb auch heute erneut und noch einmal und immer wieder ein unmissverständliches NEIN entgegenzusetzen. Dieses „Nein“ konnte hier bei der Fülle der Themen - praktisch ist die gesamte neutestamentliche Theologie betroffen - nur als Skizze in den Gegenreden durchgeführt werden. Eine ausführliche Auseinandersetzung würde zahlreiche Bände füllen.

      Ich habe deshalb in dieser Arbeit nur die Schrift Bultmanns, mit der die „Entmythologisierung durch existentiale Interpretation“ in die Diskussion eingeführt wurde,42 näher daraufhin untersucht, wieviel Evangelium übrigbliebe, wenn man die von Bultmanns vorgeschlagene Methode anwendete.43

      Entlang wesentlicher Thesen aus Bultmanns Aufsatz: „Neues Testament und Mythologie“ von 194144 - und einigen Blicken in andere Schriften Bultmanns - nehme ich in dieser Untersuchung, jeweils nach dem Zitat aus dem Aufsatz zumeist zuerst dazu Stellung, zitiere danach, zum Teil ausführlich, eine Fülle kritischer Stimmen aus Wissenschaft und Kirche, die meine kritische Auffassung teilen. Auf diese Weise ist eine umfangreiche Sammlung Bultmanns Methoden und sein Vorverständnis strikt ablehnender Urteile entstanden, die voneinander unabhängig zu gleichem Urteil gekommen sind. Die ungewöhnlich große Zahl und die Ausführlichkeit der Zitate, habe ich ganz bewusst in dieser Arbeit aufgenommen. Auf diese Weise soll die ganze Breite, die Vielfalt, die Tiefe, die Entschiedenheit, das große Spektrum, die Intensität und die Glaubwürdigkeit der einhelligen Ablehnung des Bultmannschen Ansatzes und ihrer Begründungen dokumentiert werden.45

       „In den gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die Geltung der Bibel in der Kirche scheint von der gesamten historisch-kritischen Arbeit nicht viel mehr übrig geblieben zu sein als der Grundsatz, dass man es mit der Geltung der Bibel nicht so genau nehmen muss, so dass man manchmal seufzen möchte: „Wenn sie doch wenigstens solide historisch-kritisch arbeiten und argumentieren würden!“ Stattdessen werden die Stellen, die nicht in die herrschende Anschauung passen oder als unangenehm und persönlich herausfordernd empfunden werden, als

       „zeitbedingt“ abgetan. Im Übrigen wird ins Blaue hinein phantasiert, was im Unterschied zum Geschriebenen „eigentlich gemeint“ sei. Heraus kommt ein Aufguss von zeitgeistabhängigen Belanglosigkeiten, die man meist besser bei Parteien, Sozialverbänden oder in den politischen Nachrichten findet. Eine Kirche, in der solches geschieht, macht sich selbst überflüssig, auch dann, wenn sie vorübergehend noch auf der Welle des Zeitgeist-Wohlwollens mitschwimmt. “46

      Den „Gottesdienst“ einer „Kirche“, in der Jesus Christus in der Predigt kaum mehr vorkommt, deren Vertreter