Gottes Feuer. E.D.M. Völkel

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Название Gottes Feuer
Автор произведения E.D.M. Völkel
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783347069619



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      Moritz war über Evas Verdacht gekrängt, »Ja wir haben eine Absprache und ich halte mich daran. Für Dich gelten anscheinend auch andere Regeln, denn Du hast schon wieder in meinen Aufzeichnungen gelesen und sie durcheinander gebracht.«

      »Das ist unglaublich, jetzt verdächtigst Du mich?« Wütend rannte sie die Treppe hinauf und schloss laut die Tür als eindeutiges Zeichen nicht mehr gestört werden zu wollen.

       ›Seit Moritz aus dem Krankenhaus zurück ist streiten wir sehr oft. Gestern hatten wir uns quasi schon getrennt und uns dann doch noch mal eine Chance gegeben. War das alles gelogen? Er hat sich verändert, ich erkenne ihn kaum noch, kann ich ihm weiter vertrauen?‹

      Energisch hob sie den Hörer ab und rief Chris in der Redaktion an. Müde meldete er sich.

      »Hallo Eva, gut das Du Dich meldest, ich habe ungeachtet meiner vielen anderen Aufträge einige Informationen zu vergangenen Vorkommnissen und wollte Dich ebenfalls anrufen. Die beiden Skelette und den toten Rentner kennst Du schon, ebenso die ominösen Gerüchte, es gäbe ein Naziversteck, das noch gefunden werden müsse. Soweit so gut, das seit fast 25 Jahren eine Rockerbande dort ihr Clubhaus hat, wirst Du selbst gelesen haben.«

      »Jep. Das ist mir bekannt.«

      »Jetzt kommt’s, die sind erstaunlich unauffällig.«

      »Wie meinst Du das?«

      »Naja, es gab eine sehr wilde Zeit, dann wurde es komischerweise recht ruhig und momentan ist was gefährlich am brodeln. Mein Kontakt sagt es liegt was in der Luft, aber keiner weiß, worum es geht.«

      »Nach dem Motto, mer waas es ned, mer mungelts blos?«

      »Du triffst den Nagel auf den Kopf. Mach‘s gut Eva und grüß Moritz von mir.«

      »Warte Chris«, beeilte sie sich zu sagen. Eine ungute Ahnung beschlich sie, was wenn die Rocker genau in dem von Hans Schröder besagtem Fuhrparkgebäude ihr Domizil hatten? »Chris, ich weiß Du steckst bis über beide Ohren in Arbeit, bist der allerbeste Informationsbeschaffer ….«, weiter kam Eva nicht.

      »Was willst Du? Immer diese Schleimerei, komm auf den Punkt«, schnitt er ihr das Wort ab.

      »Kannst Du bitte mal recherchieren, ob es noch weitere Karten zu dem geplanten Ausbau des alten Flughafens gibt? Der Stadthistoriker hat mir eine Kopie überlassen, da ist der Stand von 1940 eingetragen. Es könnte doch möglich sein, dass weitere Gebäude errichtet wurden, die in einer späteren Karte vermerkt sind.«

      »Die waren damals sehr ordentlich und haben gewissenhaft gearbeitet, wenn es was gibt, dann finde ich‘s auch. Sag mal, wie geht‘s Moritz? Schreibt er wieder?«

      »Moritz sucht noch seinen zukünftigen Weg, er probiert die unterschiedlichen Möglichkeiten und Alternativen aus, da will ich ihn durch meine neuen Nachforschungen in seiner Entscheidung nicht beeinflussen. Wir haben momentan keine gute Zeit.«

      »Ach Eva, das wird schon. Moritz ist ganz in Ordnung, sobald ich mehr Zeit habe besuch ich euch und rede mit ihm, vielleicht muss er einfach nur mal wieder raus. Das zu Hause gehocke macht ihn sicherlich ganz strubbelig im Kopf.«

      »Ja, mach das bitte. Es ist eine schwere Phase für uns. Glaubst Du, die Rocker sind gefährlich?«, wechselte sie spontan das Thema.

      »Eva?! Du willst die doch nicht etwa in ihrem Clubhaus besuchen?!«, reagierte Chris aufs höchste alarmiert.

      »Naja, ich habe Informationen, dass es genau dieses Gebäude sein könnte, welches nach dem Bombenangriff als Versteck für diverse Dinge diente.«

      »Nein! Eva! Lass die Finger davon. Du gehst auf gar keinen Fall dorthin.«

       Lakotas

      ›Geh ich gleich zu Anfang, oder warte ich etwas?‹, überlegte Eva, griff kurz entschlossen zu ihrem Autoschlüssel und fuhr am frühen Abend zum abseits gelegenen Clubhaus des Lakota MC. Das Symbol des Vereins zierte sowohl das Einfahrtstor als auch die Außenwand über der halb offenstehenden Eingangstür, aus der Rockmusik strömte, sie hörte Udo mit seinem Song ›Wir sind Rocker‹. Mit laut dröhnenden Maschinen fuhren weitere Gäste auf das Gelände. Auf dem freien Platz vor dem Gebäude standen zahlreiche Motorräder der unterschiedlichsten Marken, die Besucher begrüßten sich gegenseitig mit Umarmungen und deutlich hörbarem Rückenklopfen. Die Frauen pflegten die herzliche, südländische Küsschen Variante und gingen lachend auf den Eingang zu.

      Neugierig, was sie hier finden würde, folgte Eva ihnen und betrat die große Halle. Überrascht besah sie sich die Einrichtung und stellte fest, dass sie dergleichen noch niemals gesehen hatte. Hier gab es in Gruppen aufgestellte, einladende Sessel und Sofas. Einzel verteilte Stehtische und ein breiter freier Bereich, vor der extrem langen, gut besuchten Theke. Eine kleine Bühne und zudem ein niedriges Podest mit einer Stange bis an die Decke, an der sicher schon das eine oder andere Girl eine Vorführung der speziellen Art absolviert hatte, vervollständigten das Bild. Im hinteren Teil der Halle führten drei Türen in weitere Räume. Einer davon war mit einem Billardtisch und Tischkicker ausgestattet. An den beiden anderen besagten Metallschilder, das dies ein privater Bereich sei.

      Schmunzelnd bemerkte sie, dass ihre Vorstellung vom typischen Klischee des Rockers passte. Sie teile die Männer für sich in drei Gruppen auf, die drahtigen, die bierbäuchigen, und jene, die sich noch nicht entschieden hatten, zu welcher sie gehören wollten.

      Schnell merkte Eva, dass die Männer mit ihren Westen und den sich darauf befindlichen Patches zwar gastfreundlich, doch genauso reserviert gegenüber Fremden waren. An ihrem ersten Abend würde sie noch nicht die benötigten Kontakte knüpfen können, um das Gewünschte zu erfahren. Es werden mehrere Besuche und Wochenenden nötig sein, damit ich einen oder zwei der Mitglieder etwas besser kennenlerne. Rasch kam sie mit einzelnen Besuchern ins Gespräch.

      Dieser Club hatte seine eigenen Gesetzte, die Hierarchie war klar abgesteckt und Frauen sollten eine Augenweide sein, hatten aber nichts zu sagen. Eva musste sich außerordentlich ins Zeug legen, um überhaupt auch einen verbalen Zugang zu einigen der Mitglieder zu bekommen. Leider kamen diese Gespräche nicht über Small Talk hinaus.

      Der Mann hinter der Theke versuchte Eva mit seinem Charme einzuwickeln und auszuhorchen. Er war mit beeindruckenden Muskelpaketen bepackt und verbrachte mit Sicherheit endlose Stunden im Sportstudio. Er war ihrem Blick gefolgt, grinste von einem Ohr zum anderen und ließ den linken Bizeps zucken. Eva konnte nicht mehr ernst bleiben, lachte zurück, nahm das Radler und ging neugierig durch die mit zahlreichen Bildern bestückte Halle.

      »Och, jetzt hab ich die süß´ Maus verschreckt«, hörte sie seine frotzelnden Worte hinter sich, drehte sich etwas um und hob grüßend ihre Hand. Die Fotos an den hohen Wänden zeigten Clubmitglieder auf ihren Motorrädern, Gruppenbilder mit bemerkenswert vielen Personen, und Bilderrahmen mit Trauerflor. Fast alle Gesichter waren mit Sonnenbrillen bedeckt, doch sie erkannte sofort den Mann hinter der Theke. Keine noch so große Sonnenbrille der Welt konnte seine Gestalt unkenntlich machen.

      »Sexy«, hörte sie ganz nahe an ihrem Ohr und spürte den Atem auf ihrem Hals. »Hugo«, vernahm sie seine Stimme und eine ausgestreckte riesige Hand, welche ein Hütchenglas hielt, kam in ihr Blickfeld, »Prost, un Du?«, bot er ihr das Getränk an.

      ›Bleib allgemein und unverfänglich‹, »Eva«, entgegnete sie grinsend, »Danke.«

      »Weil de neu bist, is der zu deiner Begrüßung.«

      »Ja, hmm lecker«, antwortete sie und nahm das Glas entgegen, »mal sehen, ob‘s mir bei euch gefällt.«

      »Bestimmt, denn schöne Mädcher sehn mer hier gern« flirtete er unmissverständlich.

      Sie redeten über Gott und die Welt, und Eva erfuhr dabei, woher der Name des MC’s kam. Die Gründer des MC hatten ihn, nach einem beeindruckenden und ereignisreichen Urlaub, in den Black Hills, South Dakota, in Amerika gewählt. Im Laufe des Abends kamen andere Lakotas zu ihnen und Hugo stellte ihr die Brüder vor. Eva lernte Fritz, den drahtigen, schlanken Präsidenten, mit seiner eindrucksvoll tiefen, sonoren