Название | Der Regisseur. Mein Buch, dein Tod. |
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Автор произведения | Sarah Markowski |
Жанр | Триллеры |
Серия | Nils Johansen und Arne Lassen |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347028630 |
„Lass mich raten“, sagt Helena, die allmählich versteht, worauf die Barbie hinauswill. Aus den Augenwinkeln sieht sie, dass die anderen im Raum dem Gespräch aufmerksam folgen. „Dein Name ist nicht Dana?“
Die vermeintliche Dana schüttelt den Kopf und hält ihr die Hand entgegen, als hätten sie gerade erst Bekanntschaft miteinander gemacht.
„Mein Name ist Sabrina Wirz, ich bin achtundzwanzig Jahre alt, gelernte Visagistin und leidenschaftliche Turnier-Reiterin. Freut mich, euch kennenzulernen.“
Samstag, 29.06.2019, 08: 38 Uhr
- Theo Oliver -
„Oliver.“
Er hört seine eigene Stimme wie aus weiter Ferne.
Habe ich das gerade gesagt?
Es scheint so, denn nun sind alle Augenpaare auf ihn gerichtet. Neugierige Blicke, Erstaunen, Verwirrung gemischt mit einem Gefühl von Erleichterung. Niemand hier ist allein, es gibt noch andere Personen, die dieses Schicksal teilen. Oliver möchte so viel sagen, fragen, doch ihm fehlen die Worte. Ein Wirrwarr aus Gedanken breitet sich hinter seiner Stirn aus, wie ein Wollknäuel, das immer größer wird und beinahe den gesamten Raum in seinem Kopf einnimmt.
Das Warum hängt unausgesprochen im Raum.
Warum ich? Warum wir?
Warum hier?
Warum überhaupt?
Helena ist die erste, die ihre Stimme wiederfindet. Unruhig zupft sie an den eingestickten Buchstaben auf ihrem T-Shirt herum.
„Sabrina, Oliver, …“
Sie dreht sich zu den anderen beiden herum, deren Denkapparate ebenfalls auf Hochtouren zu laufen scheinen. Niemand kann sich erklären, warum sie hier zusammen festsitzen, mit falschen Namen. Ob es sich wirklich um einen Irrtum handelt? Sollte an seiner Stelle eigentlich eine andere Person hier sitzen? Ein Theo?
„Und wie heißt ihr?“, fragt Oliver an die beiden Männer gewandt, die sich bisher noch gar nicht zum Thema geäußert haben.
„Julius.“
„Und du?“
Der ältere von beiden schaut augenblicklich an sich hinunter. „Deinen echten Namen möchte ich wissen.“
Der Mann läuft rot an und lächelt gequält.
„Ja?“
„Franz“, nuschelt er in seinen kaum vorhandenen Bart. Oliver zieht die Augenbrauen kraus. Er weiß nicht, was an dem Namen so schlimm sein soll. „Franz Brand“, fügt der Mann hinzu, als hätte er seine Gedanken lesen können. „Ihr dürft jetzt lachen, ist schon in Ordnung.“
Tatsächlich muss Oliver schmunzeln, doch zum Glück schafft er es, sein amüsiertes Grinsen noch rechtzeitig zu verbergen.
„Waren deine Eltern Alkoholiker?“
Dieses Mal ist es Julius, offensichtlich der jüngste im Bunde, der sich zu Wort meldet. Franz setzt gerade zu einer Antwort an, doch Oliver schneidet ihm das Wort ab. Er weist den Jungen mit einer unmissverständlichen Geste und einer je nach Sichtweise angemessenen oder unangemessenen Wortwahl zurecht und wendet sich dann wieder Franz zu.
„Sollen wir lieber bei Manni bleiben?“
Zuerst hebt er nur die Schultern und seufzt, doch als er merkt, dass Oliver seine Frage wirklich ernst meint, streicht er langsam mit der linken Hand über den Schriftzug auf seinem Oberteil.
„Das wäre schön.“
Er blickt in die Runde und lächelt glücklich. „Ich bin Manfred, kurz: Manni, zweiundfünfzig Jahre alt und habe das Glück, mein Leben hier an der wunderschönen Nordsee verbringen zu dürfen.“
Samstag, 29.06.2019, 11: 14 Uhr
- Helena -
Helena sitzt auf ihrem Bett und spielt an den Knöpfen ihres Bettbezuges herum. Sie ist so in Gedanken, in Fragen und vielleicht mögliche oder doch eher unmögliche Antworten darauf vertieft, dass sie das markante Surren des Speiseaufzuges völlig überhört. Die anderen wundern sich darüber, denn um diese Zeit wurde der Lift noch nie geschickt. Mittagessen gibt es erst in einer Stunde. Während Helena immer noch ihren Gedanken nachgeht, stehen sie vor dem Aufzug und warten ungeduldig und gleichzeitig mit einem mulmigen Gefühl darauf, dass sich die Türen endlich öffnen. Julius ist der erste, der auf das altbekannte Pling reagiert. Während die anderen drei gespannt danebenstehen, greift er nach dem hellbraunen DIN-A4 Umschlag, der soeben mit dem Lift geschickt wurde.
„Mia“, liest Oliver vor, noch bevor Julius die krakelige Schrift entziffern kann. „Also Helena“, fügt er überflüssiger Weise hinzu, denn mittlerweile hat jeder der Anwesenden die wahren Namen der jeweils anderen verinnerlicht. Sabrina nickt. Sie dreht sich zu Helena herum, doch diese bekommt von alldem nichts mit. Deshalb erschrickt sie auch zu Tode, als Julius völlig unerwartet mit dem Umschlag vor ihrem Gesicht herumfuchtelt.
„Was soll das?“, fährt sie ihn wütend an. „Kannst du mich nicht vorwarnen?“
„Wozu? Dass ich dir in drei Sekunden einen Brief übergebe? Wie unnötig.“
Julius verdreht die Augen. „Aber gut. Achtung Helena, in exakt zwei Komma vier Sekunden wedle ich mit einem Umschlag vor deinem Gesicht herum, um dich darauf aufmerksam zu machen, dass gerade Post für dich kam.“
Zu gerne hätte sie mit einem passenden Spruch gekontert, doch die mysteriöse Post war ihr in diesem Moment deutlich wichtiger als ein unnötiger Streit mit Julius.
„Gib schon her“, fordert sie, während sie ihm das Kuvert bereits aus der Hand reißt. Helena dreht und wendet es, doch bis auf den Namen Mia in unleserlicher Handschrift findet sich dort kein Anhaltspunkt, der auf Absender, Empfänger oder Anlass des Schreibens deuten könnte.
Warum gehe ich eigentlich davon aus, dass es ein Brief ist?, fragt sie sich selbst, denn Nachrichten wurden bisher immer für jedermann sichtbar an die Wand projiziert. Der Beamer hängt noch immer an seinem gewohnten Platz, dessen versichert sie sich mit einem schnellen Blick an die Zimmerdecke. Außerdem hat der Umschlag ein gewisses Gewicht. Er ist nicht schwer, aber nur ein einfaches Schreiben ist dort sicher nicht enthalten.
„Machst du es auch irgendwann auf, oder sollen wir noch ein bisschen rätseln, was die Botschaft von diesem Ding sein könnte?“
Am liebsten hätte Helena Julius dorthin geschickt, wo der Pfeffer wächst, doch dazu hätte er aus diesem Raum gelangen müssen, und gäbe es hier irgendwo einen frei zugänglichen Ausgang, wäre sie schon längst über alle Berge und würde gar nicht erst in dieser Situation stecken. Kurz gesagt: Julius muss leider bleiben.
„Du gehst mir auf die Nerven.“
„Ich meine-“
Sie wirft ihm einen scharfen Blick zu. Er verstummt.
„Ich mache es ja schon auf.“
Helena nestelt umständlich mit den Fingern an der Lasche herum. Vielleicht möchte sie Julius provozieren, vielleicht möchte sie aber auch nur noch ein bisschen Zeit schinden, denn mittlerweile ist sie sich nicht mehr sicher, ob sie wirklich wissen will, was sich in dem Umschlag für Mia verbirgt.
Samstag, 29.06.2019, 11: 27 Uhr
- Oliver -
„Was ist?“
Oliver beugt sich über Helenas Schulter, doch er kann nichts erkennen. Die Sicht ist durch ihre langen, dunkelblonden Haare versperrt, und die Schrift auf dem Papier ohnehin zu klein. „Was hast du?“
Sie