Название | Tod in Amsterdam |
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Автор произведения | Ben Kossek |
Жанр | Триллеры |
Серия | Amsterdam-Trilogie |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347017122 |
„Gut, ich rufe ihn gleich Morgen an. Schicke mir mal per SMS seine Nummer rüber.“
„Alles klar. Und was ist mit dir, Heino? Du klingst irgendwie abwesend.“ Er registrierte sofort den leicht besorgten Unterton in ihrer Stimme.
„Hast du einen Moment, Elsa? Ich habe hier was, das musst du dir unbedingt mal anhören.“
„Ja, klar.“
„Warte kurz.“ Heino Brandstetter ging zurück in den Flur, immer noch die Tasse Kaffee in der Hand, die er nun neben dem Telefon abstellte. Er drückte noch einmal die Wiedergabetaste des Anrufbeantworters und hielt sein Handy nahe genug an den Lautsprecher des Geräts, damit Elsa gut mithören konnte. Während er die Nachricht nun schon zum dritten Mal abspielte, versuchte er, vielleicht doch noch etwas Neues herauszufiltern, etwas, das er vielleicht bisher nicht beachtet oder einfach überhört hatte. Irgendein Geräusch oder ein Hinweis. Aber Fehlanzeige. Nachdem die Ansage geendet hatte, fragte er in die Stille am anderen Ende der Leitung:
„Und? Alles verstanden? Was hältst du davon? Die Nachricht war auf dem Anrufbeantworter, als ich nach Hause kam.“
Am anderen Ende der Leitung war Elsa Groninger merkwürdig still, was ihn etwas irritierte. Dann, nach einer Weile, hörte er, wie sie sagte: „Hm. Klingt mir irgendwie seltsam. Kommt dir die Stimme bekannt vor?“
„Nein, absolut unbekannt.“
„Mal ehrlich, Heino. Ich habe kein gutes Bauchgefühl dabei.“
„Dachte ich mir schon.“
„Was wirst du tun? Willst du ihn treffen?“
„Ich denke schon. Du kennst mich doch, Elsa, ich bin von Natur aus neugierig. Und gib es doch zu, du an meiner Stelle würdest es ebenfalls tun, oder etwa nicht? Wer weiß, was am Ende dabei herauskommt. Klingt jedenfalls nach einer größeren Sache, und wenn nicht, kann ich immer noch ablehnen.“ Brandstetter wusste in dem Moment, als er es aussprach, dass dies nicht der Fall sein würde. Er wollte Elsa nur beruhigen, und ihm war klar, dass sie genau das spürte. Aber man lehnte nicht ab, wenn man eine heiße Story angeboten bekam. Und das hier klang nach einer verdammt heißen Story!
„Irgendwie gefällt mir seine Stimmlage nicht. Es klingt fast, als wolle er dich unter Druck setzen und dir gar keine andere Wahl lassen.“ Elsa schien gar nicht begeistert.
„Komm schon, Elsa, was soll denn passieren? Treffen dieser Art sind unsere Chance, an wirklich gute Informationen zu kommen. Ich schaue mir den Typen mal an. Aber wenn wir solche Gelegenheiten nicht nutzen, sind wir in diesem Job am falschen Platz.“
„Ich weiß. Vielleicht hast du ja Recht. Wie gesagt, es war nur so ein Bauchgefühl. Aber sei vorsichtig und rufe mich danach unbedingt an. Ich bin morgen den ganzen Tag bei mir zu Hause und bereite mich auf die kommende Klausur vor. Meine letzte, und die wird nicht gerade leicht.“
„Alles klar, dann bis morgen Abend. Schlaf gut.“
Nachdem Brandstetter aufgelegt hatte, dachte er nach. Elsas Zweifel ließen ihn insgeheim nun doch etwas unruhig werden. Er kannte sie einfach zu gut und er wusste, dass sie ein äußerst feines Gespür für derart merkwürdige Situationen hatte. Und sie hatte oft schon im Vorfeld ein untrügliches Gefühl, wenn etwas nicht ganz „koscher“ war. Er nahm sich fest vor, morgen Abend beim Treffen mit dem unbekannten Anrufer besondere Vorsicht walten zu lassen.
Er ging hinüber ins Wohnzimmer zu seinem Schreibtisch und holte einige Unterlagen und seinen Laptop aus der Tasche. Der ersten Tasse Kaffee folgte eine zweite und danach eine dritte. Er sah sich noch einmal die Notizen an, die er heute im Gespräch mit seinem Verleger zu Papier gebracht hatte. Dann sichtete er auf seinem Laptop die Dateien im Ordner „Ruhr-Pharma.“ Hier hatte er alle bisher zu diesem Thema gesammelten Informationen abgelegt. Er hatte umfangreiche Recherchen im Netz zum Konzern und seinen Geschäftsverbindungen nach China und Indien angestellt. Zwar arbeitete er recht zügig, doch Elsas Bedenken hingen ihm an diesem Abend wie ein unheilvoller, düsterer Nebel im Kopf. Vergebens versuchte er, die Gedanken daran beiseite zu schieben und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er durfte sich jetzt nicht zu sehr damit beschäftigen! Gegen vier Uhr morgens beschloss er endlich, den Laptop herunterzufahren und zu Bett zu gehen. Er wollte sich wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf gönnen, bevor es am Morgen weiterging.
2.
Alexander Berger, Hauptkommissar der Mordkommission bei der Kölner Polizei, erschien in seinem Büro gegen 7 Uhr 30. Zu dieser Uhrzeit ein eher seltenes Ereignis. Doch an diesem wolkenverhangenen Morgen wurde er von seinem jungen Kollegen Jan Scheuer bereits mit großer Ungeduld erwartet.
„Morgen Alex, du kannst die Jacke gleich anbehalten, Kaffee gibt es auch erst später. Wir haben einen Leichenfund, männlich, am Deutzer Hafen. Ein Arbeiter hat den Toten vor etwa einer Stunde in einem Container entdeckt und sofort die Polizei verständigt. Die Kollegen der Polizeiwache Deutz und die Spurensicherung sind bereits draußen vor Ort.“
„Dann mal los“, antwortete Berger, ohne groß Fragen zu stellen. Alex Berger kannte Jan Scheuer bestens, und man konnte gut und gerne von ihnen behaupten, dass sie nicht nur ein hervorragend eingespieltes Team abgaben, sondern dass sie auch so etwas wie eine Freundschaft verband. Bereits seit vielen Jahren waren sie Partner und hatten so manchen Einsatz gemeinsam mit Bravour hinter sich gebracht. Und nicht nur das: Es gab Zeiten, und die waren noch gar nicht so lange her, da hatte Alexander Berger von seinem jungen Kollegen sehr viel Unterstützung erhalten.
Berger war mittelgroß, hatte dunkelbraunes Haar, war Ende vierzig und stets darauf bedacht, sich körperlich fit zu halten. Er hatte dafür sogar schon vor Jahren mit dem Rauchen aufgehört, jedoch mit einer Unterbrechung, die mehrere Monate andauerte. Damals, mittlerweile war das alles schon drei Jahre her, als das große Leid über sein Leben hereinbrach, wurde er noch einmal schwach und griff erneut zur Zigarette, um sich an irgendetwas festhalten zu können. Doch auch diese Zeit ging dank des fürsorglichen Beistands von Jan vorüber, der nahezu jede Minute an seiner Seite stand, als alles um ihn herum zusammenbrach und in der Bedeutungslosigkeit zu versinken drohte. Alex Berger war sich damals nicht sicher gewesen, ob er überhaupt noch in der Lage war, weiterhin Polizeidienst zu machen, aber Jan Scheuer hatte ihn immer wieder motiviert und ihm gezeigt, wie sehr er ihn brauchte, und dass es keine Option war, jetzt einfach aufzugeben. Er war es, der ihn in dieser schweren Zeit stützte, ihm half, über den unendlichen Schmerz so gut es ging hinwegzukommen und den plötzlichen Unfalltod seiner Frau Rebecca, die er über alles liebte, hinwegzukommen. Rebecca war damals bei einem Verkehrsunfall auf der Heimfahrt von einer Freundin auf tragische Weise ums Leben gekommen. Der Verursacher des Unfalls, der mit seinem Wagen zu weit in die Mitte der Fahrbahn gekommen war und sie abgedrängt hatte, war unerkannt entkommen, während seine Frau damals noch am Unfallort verstarb. Die Suche nach dem flüchtigen Fahrer blieb trotz aller Anstrengungen erfolglos, eine Tatsache, die er selbst heute nur schwer akzeptieren konnte.
Das Rauchen hatte er wieder aufgegeben und joggte nun lieber zwei- bis dreimal die Woche am Rheinufer entlang, wenn draußen nicht gerade Sauwetter war oder ein Fall seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
Alex Berger war nicht nur ein guter Polizist, er war auch ein Sturkopf und Pedant, der gerne in den Krümeln suchte. Aber er erledigte seinen Job mit einer bemerkenswerten Ausdauer, die ihn von anderen Kollegen unterschied. Nur nicht von seinem jungen Kollegen Jan Scheuer. In diesem Punkt waren sich beide sehr ähnlich.
Jan Scheuer war Mitte dreißig, trug längeres blondes Haar, Dreitagebart und war gut durchtrainiert. Er hasste jede Form von Schreibtischarbeit. Aber er war ein hervorragender Polizist, in jeder Hinsicht verlässlich und immer dann zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Er fragte nicht lange, was zu tun sei – er tat es einfach. Und er tat fast immer das Richtige. Alex Berger war froh, dass er einen Mann wie Scheuer an seiner Seite hatte und nicht einen, den man erst zum Tatort tragen musste. Von denen