Название | Fixin |
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Автор произведения | Rayton Martin Villa |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347108936 |
Sein ganzes Leben hatte er darauf hingearbeitet, einmal hier vor Ort sein zu können, um wichtige Erkenntnisse für seine Forschung zu gewinnen. Nach seiner festen Überzeugung lieferten nur eigene Erfahrungen in der Natur die nötige Inspiration, die für die erfolgreiche Arbeit als Nature-Scientist unerlässlich war. In der heutigen Welt, in der es kaum mehr Pflanzen und Tiere in einem natürlichen Umfeld gab, war dies jedoch nur schwer möglich.
Um diesen Nachteil wettzumachen, hatte er in Finistere eine Vielzahl unterschiedlicher Forschungseinrichtungen aufgebaut, mehr oder weniger große, parkartige Anlagen, in denen er in unterschiedlichen, künstlich erzeugten Klimazonen verschiedene Pflanzen und Tiere züchtete. Die Pflanzen basierten auf alten Sorten, wie sie im Gen-Tresor auf Svalbard am Leben erhalten worden waren. Die Tierarten waren dagegen weniger zahlreich, weil nur wenige bis heute überlebt hatten und Neuzüchtungen komplexer Organismen trotz aller Technologien schwierig blieben.
Immerhin konnte in diesen FF-Labs, wie die Parks wegen ihres Flora- und Fauna-Forschungsschwerpunktes auch genannt wurden, das Zusammenleben dieser Arten und ihre evolutionäre Weiterentwicklung untersucht werden.
Jerik betrieb seine Forschungen mit Enthusiasmus. Die intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Lebewesen waren die Grundlage für sein ausgeprägtes Gespür für naturwissenschaftliche Zusammenhänge. Dies bewiesen seine Erfolge in der Entwicklung neuer Lebensformen und Stoffwechselprozesse. Letztlich, so hoffte er, könnten seine Fähigkeiten auch ausschlaggebend sein und ihn auf die richtige Spur bringen, um Bienen zu finden, die sie so dringend benötigten.
Sein Traum war, die gesamte Erde wieder mit Tieren und Pflanzen zu besiedeln, ähnlich wie es früher einmal war, sodass auch Menschen dort wieder leben konnten.
Natürlich war ihm klar, dass zunächst ausreichend günstige klimatische Verhältnisse wiederhergestellt und die Kontinente und Meere dekontaminiert werden mussten, was beides sicherlich viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen würde.
Dies war jedoch nicht sein Arbeitsgebiet, sondern der aktuelle Forschungsgegenstand der CC-Labore. Dort arbeitete man intensiv daran, die Treibhausgase aus der Atmosphäre zu entfernen. Nur wenn das gelang, würden die Temperaturen in der Atmosphäre sinken und danach Pflanzen und Tiere auf den Kontinenten und in den Meeren angesiedelt werden können.
Er war jetzt sechsunddreißig Jahre alt und untersuchte seit dreizehn Jahren die Erzeugung temperatur- und giftresistenter Tier- und Pflanzenarten. Für diese Arbeit wollte er in den nächsten Tagen und Wochen Isla Deceit erforschen, eine kleine Insel des Hermite-Archipels, auf dem sechsundfünfzigsten südlichen Breitengrad gelegen. Hier waren die klimatischen Verhältnisse offensichtlich noch so, dass einige wenige Tiere und Pflanzen die Klimakatastrophe durch die Entwicklung raffinierter Schutzmechanismen überlebt hatten.
Als das Sub um 5: 13 Uhr die Wasseroberfläche durchstieß, war die Sonne gerade aufgegangen. Noch konnte er nichts von draußen sehen, denn die Bordkameras waren wegen einer zähen, schwarzbraunen Schicht, die den gesamten Rumpf bedeckte, noch nicht einsatzbereit.
Um sich schon etwas zu orientieren, ließ sich Jerik in seiner Eyefoil die Karte anzeigen, auf der sowohl das Ziel als auch die eintausend Kilometer lange Strecke zu sehen waren, die das Sub in der vergangenen Nacht zurückgelegt hatte. Momentan befand es sich zwölf Kilometer vor dem anvisierten Landepunkt an der Küste.
Noch knapp eine halbe Stunde! dachte Jerik, und seine Anspannung stieg weiter.
Er verließ seinen kleinen Aufenthaltsraum und ging die kurze Strecke nach vorne in den unteren Turmbereich, um für den Außenaufenthalt schon den Klima- sowie den Schutzanzug anzuziehen, die dort aufbewahrt wurden.
»Hi Jerik!«
Er zuckte zusammen und fuhr herum in Richtung Tür, von wo die Stimme gekommen war. In dieser lehnte jetzt lässig B1, sein Bot, der ihm als persönlicher Partner für die Expedition zugeteilt worden war. Jerik hatte ihn auf den 'Bester-Freund'-Modus eingestellt, sodass seine Art und sein Humor genau zu ihm passten.
B1 war als Bot der Kategorie-2 ein Humanoid, mit einer Größe von zwei Meter fünfzehn und einem Gewicht von einhundertneunzig Kilogramm. Aufgrund dieser Dimensionen waren diese Bots immer sofort als Maschine zu erkennen. Seine 'Haut' war äußerlich allerdings nicht von der eines Menschen zu unterscheiden. Sie besaßen zudem sehr realistisch aussehende und individuell gestaltete Gesichter, sodass Jerik alle an Bord befindlichen Exemplare dieser Kategorie leicht voneinander unterscheiden konnte.
B1 sah jetzt fast aus wie ein Astronaut in voller Montur, denn er trug auch schon seinen Anzug samt riesigem Helm, durch dessen Visier er Jerik angrinste.
»Hey, du hast mich erschreckt!«, schimpfte dieser nicht ganz ernsthaft.
»Gleich kannst Du einen Blick nach draußen werfen! Ich schlage vor, dass Du Deinen Helm auch schon aufsetzt. Dann können wir gleich nach oben gehen! In ein paar Minuten ist der Turm sicher frei.«
Er meinte damit den in wenigen Augenblicken beginnenden Reinigungsvorgang, der das Sub von der schwarzbraunen Schicht befreien würde. Sie nannten diese 'Blackstack', weil sie schwarzklebrig und etwa einen Zentimeter dick war. Sie bestand aus tausenden chemischen Substanzen, die alle Ozeane verseuchten. Durch die hohe Fahrtgeschwindigkeit waren sie mit den giftigen Algen zusammengebacken und überzogen jetzt das gesamte Sub.
Weil das Blackstack sehr giftig und stark ätzend war, musste es vor dem Ausstieg zumindest im Turm- und Deckbereich entfernt werden. Alles, was damit in Kontakt kam, wurde innerhalb kurzer Zeit verätzt und unbrauchbar. Die einzige Ausnahme stellte das Sub selbst dar, weil sein Rumpf aus Yanshi, einer unverwüstlichen Titan-Keramik bestand.
Damit es später auch wieder mit voller Geschwindigkeit fahren und exakt manövrieren konnte, musste der gesamte Rumpf regelmäßig gereinigt werden.
Oben am Turm, der sich im mittleren Teil des Rumpfes nur ganz flach wenige Meter über das Deck erhob, schoben sich in diesem Moment die vier kleinen Schutzplatten zur Seite, hinter denen Videosensoren und Antennen sowie die beiden Laserbrenner geschützt lagen, die zum Entfernen des Blackstacks erforderlich waren.
Jerik klickte sofort auf die Außenansicht, die jetzt endlich verfügbar wurde. Von der Insel war zu seiner Enttäuschung jedoch noch nichts zu sehen. Der Videostream in seiner Eyefoil zeigte nur das momentan leicht kabbelige Meer in direkter Umgebung des Subs und den über die Wasserlinie hinausragenden Teil seines Rumpfes.
Dieser wurde gerade schon von den beiden Laserstrahlen in seiner gesamten Breite und Länge zeilenweise abgefahren. Die hellgrauen Rauchschwaden, die dabei von dem verbrennenden Blackstack aufstiegen, wurden vom Wind schnell verwirbelt und davon geweht. Sie ließen auch die grellen violetten Laserstrahlen sichtbar werden. Die silbrigweiß glänzende Oberfläche des Rumpfes kam langsam wieder zum Vorschein.
Nach zwei Minuten war das Blackstack vollständig entfernt. Jerik konnte die Abdeckungen der Ladebuchten jetzt deutlich in seiner Eyefoil sehen. Drei befanden sich auf dem Vordeck, drei auf dem Achterdeck. In der ersten und letzten war jeweils einer der Kopter geparkt, mit denen er und die Bots zur Insel hinüberfliegen würden.
Unter den anderen verbargen sich sowohl die Container der mobilen Labore für Jeriks Untersuchungen hier vor Ort, als auch die Lazarettstation, für den Fall, dass ihm etwas zustoßen würde und die Bots ihn medizinisch versorgen müssten. Der Container, der ihm als Aufenthaltsraum diente und in dem er die Nacht verbracht hatte, befand sich direkt am Turm in der ersten Ladebucht des Achterdecks.
In dem Moment, als die Laser ihre Aufgabe beendeten, öffneten sich ein Stück weiter hinten zu beiden Seiten des Rumpfes zwei Luken. Zwei Reinigungsbots mit Ultraschallablösern auf dem Rücken glitten die Bordwände hinab, um unter Wasser auch den restlichen Rumpf vom Blackstack zu befreien.
Wegen ihres kugelförmigen Körpers mit acht Beinen wurden sie auch 'Spinnen' genannt. Sie waren mit einem schwarzen, flexiblen