Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore

Читать онлайн.
Название Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Эротическая литература
Серия
Издательство Эротическая литература
Год выпуска 0
isbn 9783745205985



Скачать книгу

sein Bett gemacht hatte, ohne dass er deshalb aufstehen musste, breitete sich ein zufriedenes Lächeln in seinem Gesicht aus. Er nahm von selbst das Fieberthermometer und fragte: „Ist es sauber?“

      „Natürlich. Ich mache es jedes Mal hinterher sauber. Sie können es auch in den Mund nehmen“, erklärte Doris.

      Er tat es auch. Und das Fieber war nun konstant auf 38,8.

      Doris war klar, dass es so schnell nicht sinken würde. Aber so erschien es ihr besser als noch gestern Nachmittag.

      Er schien jetzt richtig wach zu sein und fühlte sich auch relativ wohl. Aber das Sprechen strengte ihn an, und oft musste er danach husten. Sie ermahnte ihn, lieber still zu sein und setzte sich zu ihm ans Bett.

      „Erzählen Sie mir ... erzählen Sie mir von sich.“

      „Da gibt es nicht viel zu erzählen“, erklärte sie. Aber sein bittender Blick ermunterte sie dann doch, ihm aus ihrer Kindheit zu erzählen. Und ohne das sie es selbst wollte oder darüber nachdachte, erzählte sie weiter und kam dann auf Dinge zu sprechen, von denen sie sich gar nicht bewusst wurde, dass sie die eigentlich gerade ihm niemals erzählen wollte. Aber sie tat es. Und er hörte zu. Als sie sich einmal unterbrach, hatte er wohl Angst, sie könnte aufhören. Seine Hand fasste wieder um ihr Handgelenk. Und er nahm sie auch nicht weg, als sie ihren Arm etwas anhob, sondern zog mit mehr Kraft, als sie ihm in seinem Zustand zugetraut hatte, ihren Arm wieder zurück.

      Sie sträubte sich nicht dagegen, dass er sie so festhielt und erzählte weiter.

      Es war ein eigenartiges Gefühl, seine Hand an ihrem Arm zu spüren. Ihr war, als liefe ein elektrischer Strom hindurch und als könnte sie seinen Puls spüren.

      Sie sprach weiter. Und es kränkte sie auch nicht, als er wieder einschlief. Vorsichtig löste sie seine Hand von ihrem Arm und erhob sich. Sie fühlte sich selbst hundemüde, ließ sich wieder in den Sessel sinken und schlief ein.

      Nach einer knappen Stunde war sie schon wieder wach. Ihr Patient schlief tief und fest, atmete viel gleichmäßiger als noch in der Nacht, und sie wollte ihn zur Einnahme seiner Medikamente nicht wecken.

      Als er dann doch einmal erwachte, gab sie ihm eine erneute Kreislaufspritze und ließ ihn das Ledermycin schlucken. Danach schlief er wieder ein.

      Er schläft sich gesund, dachte sie und betrachtete ihn, während sie vor seinem Bett stand.

      In ihrem Gefühl war sie hin- und hergerissen zwischen ihren Vorsätzen und ihren inneren Wünschen.

      Nun, da er es nicht merkte, versuchte sie, sich nicht zu verstellen. Sie mochte ihn ja. Und mehr als das. Er war ihr von Anfang an sympathisch gewesen. Und vielleicht hatte sie sich gerade deshalb ihm gegenüber so kratzbrüstig gezeigt aus Angst, es könnte wieder etwas werden und in einer Enttäuschung enden. Aber nun, da er so krank war, wurde ihre Zuneigung zu ihm nur noch stärker. Sie vermied es, in ihren Gedanken den Begriff Liebe zu gebrauchen. Und doch wusste sie, dass es so war.

      Noch einmal bäumte sich alles in ihr dagegen auf. Und wenn ich ihn tausendmal liebe, dachte sie, es wird so enden, wie alles endet. Und dann ist da noch die Geschichte mit Heidi. Ich werde ihn nie danach fragen. Und doch werde ich den Gedanken an den Augenblick, als sie zu ihm in den Wagen stieg, nicht los. Ich habe kein Recht, ihn zu kritisieren. Er ist nicht mein Mann, der mir da etwas erklären müsste.

      Sie hatte ihn angeblickt, aber ihn gar nicht mehr bewusst gesehen, während sie ihren Gedanken nachhing. So merkte sie nicht, dass er wach geworden war, sie anschaute, aber kein Wort sprach. Vielleicht spürte er in diesem Augenblick, was in ihr vorging.

      Dann wurde ihr bewusst, dass er nicht mehr schlief. Sie erschrak, schien sehr überrascht und lächelte.

      „Na, wie fühlen Sie sich? Möchten Sie etwas trinken? Oder etwas essen?“

      Er lächelte schwach. „Nein“, murmelte er. „Nur ... ich brauche schon wieder die Flasche.“

      Es schien ihm aber nicht mehr so schwerzufallen, das zu sagen. Und beide lachten sie, als sie ihm die Flasche brachte, sich abwandte, und sich die ganze Prozedur wiederholte, die sie schon kannte. Er räusperte sich, und sie brachte dann die Flasche weg.

      Sie nutzte die Gelegenheit seines Wachseins, um ihn wieder abzuhören, seinen Blutdruck zu prüfen, seinen Puls, seine Temperatur zu messen. Alles sah besser aus. Erheblich besser. Doch nun am Nachmittag erwies sich das sogar als gutes Zeichen. Normalerweise hätte es wieder ansteigen müssen. Offenbar hatte er dank des Antibiotikums den kritischen Punkt bereits überwunden.

      Aber er war noch sehr schwach. So schwach, dass er wenig später wieder einschlief.

      Sie wusste aus Erfahrung, dass dieser Schlaf die Kräfte wenigstens in etwa erhielt. Patienten, die nicht schlafen konnten, waren da schlimmer dran.

      Aber dann gegen Abend wurde er erneut wach, und sein Schlafbedürfnis schien endgültig gestillt zu sein. Er konnte sich sogar aufsetzen. Und sie hätte nichts dagegen, veranlasste ihn, ein paar Atemübungen zu machen, und da das Fenster des warmen Wetters wegen geöffnet war, sog er auch frische Luft in seine Lungen. Sie ließ ihn schnell einatmen und langsam ausatmen. Eigentlich hätte er das alles selbst wissen müssen. Und sie war sicher, dass er es wusste. Nur am eigenen Leib, da schien er das nicht in die Praxis umsetzen zu wollen und ließ sich das sagen, wie ein x-beliebiger Patient.

      Er trank und aß wieder eine Kleinigkeit. Diesmal eine Suppe, die sie ihm bereitet hatte. Es war keine große Sache. Eine Fertigsuppe eben, die ihr Silke mitgebracht hatte.

      Als er gegessen hatte, fragte sie ihn:

      „Wie kommen Sie überhaupt an diese Lungenentzündung? Haben Sie sich erkältet?“

      Er überlegte erst, bevor er sprach, und schien mit sich zu ringen, ob er den Grund dafür erzählen sollte oder nicht. Doch dann sagte er:

      „Ich glaube, es war am Dienstag. Da habe ich während der Sprechstunde, wie Sie wissen, Schwester Heidi als Hilfe gehabt und erwähnte im Gespräch mit einem Patienten, dass ich ein Grundstück suche. Ein Haus irgendwo abseits des Großstadtgetümmels. Ich will dieses Haus kaufen. Und dieser Patient ist von Beruf Immobilienmakler.“

      „Ich weiß, wen Sie meinen, Herrn Schranz.“

      Er nickte. „Ach ja, stimmt. Den hatten wir ja in der letzten Zeit ein paarmal bei uns. Ja, also wie gesagt, ich sagte ihm, ich suche ein Grundstück. Wir sprachen darüber. Schwester Heidi hatte es gehört. In der Mittagspause überraschte sie mich mit dem Vorschlag, mir ein Grundstück zu zeigen. Das Vorwerk eines alten Gehöftes nördlich von München. Sie beschrieb mir das so genau, dass ich tatsächlich äußerst interessiert war. Ich bat sie um die Adresse, aber sie erklärte sich bereit, mich dorthin zu begleiten. Nach Dienstschluss bin ich mit ihr hingefahren. Und dieses Vorwerk liegt an einem See. Es war tatsächlich sehr romantisch da. Wunderschön. Ich hätte es kaufen, aber auch pachten können. Sie kannte zufällig den Sohn des Besitzers. Wir wurden sehr schnell einig. Danach bat mich Schwester Heidi, mit ihr eine Ruderpartie auf dem See zu machen. Es gab da ein Ruderboot. Es war nicht sonderlich gut in Takt, aber wir nahmen es und fuhren los.“

      „Aber es war doch schön warm und herrliches Wetter“, meinte Doris.

      „Das stimmt. Es wimmelte sogar von Mücken auf dem Wasser. Aber da geschah etwas, was ich nicht eingeplant hatte. Irgendwie muss mich Schwester Heidi missverstanden haben. Ich hatte mich bei ihr bedankt und ihr ein paar nette Worte gesagt für ihre Vermittlung. Da stand sie plötzlich im Boot auf und wollte vom Heck, wo sie saß, in die Mitte. Aber sie verlor das Gleichgewicht. Das Boot schwankte, und weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte, machte ich keine Gegenbewegung. Das Boot schwankte so sehr, dass sie ins Wasser flog.“

      „Und Sie sind hinterhergeschwommen, nicht wahr?“

      „Nicht sofort. Sie schrie aus Leibeskräften und machte keine Anstalten, sich am Bootsrand festzuhalten. Das wäre sehr leicht möglich gewesen. Ich nahm an, dass sie sich verletzt hatte. Zuletzt schrie sie auch gar nicht mehr. Sie tauchte einfach weg. Da bin ich natürlich hinterhergesprungen. Ich konnte sie nicht fassen. Sie war ja weggetaucht.“