Vom Abschied meines besten Freundes. Ann-Rebecka Madsen

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Название Vom Abschied meines besten Freundes
Автор произведения Ann-Rebecka Madsen
Жанр Биология
Серия
Издательство Биология
Год выпуска 0
isbn 9783749783229



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Es heißt nun, alle Bilder im Kopf zu behalten und gut darauf aufpassen. Es ist, als wären die Erlebnisse und Erinnerungen selbst nur ein schöner Traum gewesen, aus dem ich aufgewacht bin.

      Funi hat mich ausgemacht. Jeder, der mich kannte, kannte auf irgendeine Weise auch Funi. Wenn ich heute andere Menschen treffe, kommt es mir manchmal so vor, als würden sie mich gar nicht mehr komplett kennenlernen können. Ohne Funi fehlt ein Teil von mir. Ich bin nun ein anderer Mensch. Einer, der nur schön geträumt hat.

      „Wenn du einen Hund verlierst, dann geht ein Teil deiner Familie. Wenn du ein Pferd verlierst, dann geht ein Teil deines Lebens.“

      — Sue Oliveira

      Erster Abschnitt: Mein Jahr ohne dich!

      Alles hat seine Zeit: „1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde; 2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; 3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; 4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; 5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; 6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; 7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; 8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“

      — Pred. 3, V.1-8

      Eine neue Zeitrechnung

      Funi ist am 17. Dezember 2015 gestorben. Ein Jahr lang habe ich alle vier Wochen am Todestag auf Facebook eine Art Nachruf geschrieben. Ich habe festgehalten, wie es mir ging, was ich fühlte und meine Trauer zum Teil auch auf diese Weise verarbeitet und loslassen können.

      Ich habe ein Jahr lang keine Entscheidungen getroffen und abgewartet, was in mir und mit mir passiert. Dieses Jahr hat mich vor möglichen Fehlentscheidungen bewahrt. Ich habe mir nichts ein- und nichts ausreden lassen. Sky und ich sollten neue Kräfte sammeln, uns wiederfinden und neu sortieren, so ohne Mittelpunkt. Nur ein Mal hatte ich eine Horsemanship-Trainerin da, die mir helfen sollte, einen Schritt vorwärts zu machen. In dieser einen Stunde standen wir beide neben Sky in der Reithalle und haben zusammen geweint.

      Meine Facebook-Posts wurden zahlreich kommentiert. Von Menschen, denen es ähnlich ging, als sie ihr Herzenspferd verloren haben. Von Menschen, die es zumindest nachvollziehen konnten. Von Freunden, die mich gut kannten und von Fremden, mit denen ich nur über Social Media Kontakt hatte. Einer dieser Menschen zündete sogar eine Kerze für Funi an.

      Es waren ausdrucksstarke, empathische Worte, die dort geschrieben wurden. Und ich fühlte mich weniger allein. Insbesondere in solch schweren Zeiten denkt man, man ist die einzige Person auf der Welt, der es schlecht geht, die leiden muss. Aber das ist man nicht! Das ist man nie. Man sieht es anderen Leuten nur selten an. Vor allem in der digitalen Welt ist immer alles super, schön, toll, einfach. Jeder sieht gut aus, verdient sein Geld mit seinem Traumberuf, der sich nicht nach Arbeit anfühlt und arbeitet dort, wo andere Urlaub machen.

      Die persönlichen, negativen Seiten des Lebens, das, was einen wirklich beschäftigt, erwähnt kaum einer — online, wie offline. Die Verfremdung greift um sich, jeder denkt nur an sich selbst. Immer seltener bemerken wir, was im Gegenüber vorgeht. Empathie — ein Fremdwort. Zugleich ist das Internet auch eine brauchbare Plattform, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Sich auszutauschen. Ich konnte mich auch mit meiner Familie austauschen, hatte immer jemanden, der sich Zeit für mich nahm. Aber das Web war eine gute Ergänzung.

      Aufgrund von urheberrechtlichen Gründen kann ich die Facebook-Posts nicht alle im Original in diesem Buch abdrucken – ich musste sie abwandeln. Aber sie ergeben denselben Sinn und spiegeln meine Emotionen ebenso wieder. Und wenn ich sie jetzt, ein paar Jahre später lese, weiß ich wieder, wie alles war. Und dass ganz besonders Herzenspferde auch wirklich fehlen können im Leben.

      17. Dezember. 2015

      — am Boden zerstört

      „Seelenpferde hat jemand einmal Pferde wie Euch genannt – Pferde, die es nur einmal geben wird im Leben, die man begleiten darf und die einen auf andere Wege führen; die wie Schatten sind und wie die Luft zum Atmen.“ – Autor unbekannt

      Unser letzter Ausritt vor ein paar Tagen. Nicht besonders spektakulär, die Bilder. Und völlig verschwommen. Hätte ich gewusst, dass es die letzten sein werden. Nun ist der Schatten fort und mir stockt der Atem. Ich muss meinen weiteren Weg jetzt ohne dich finden. Danke, dass ich dich begleiten durfte. Bis zum letzten Atemzug. ♥

      „So überschlägt sich die Zeit wie ein Stein vom Berge herunter, und man weiß nicht, wo sie hinkommt und wo man ist.“ – Goethe

      #TschüssFuni #LoveOf MyLife #WorstDayOfMyLife #ZuJungZumSterben #MissYou #SkyWillAlsoMissYou

      Tag #22 ohne dich

      — unvollständig

      „The moment that you left me, my heart was split in two one side was filled with memories, the other side died with you.

      I often lay awake at night when the world is fast asleep and take a walk down memory lane with tears upon my cheek.

      Remembering you is easy, I do it everyday, but missing you is a heartache that never goes away.

      I hold you tightly within my heart and there you will remain, you see life has gone on without you, but will never be the same.“ –

      Autor unbekannt

      Unsere ersten Fotos ohne Funi, auch verschwommen, wie könnte es auch anders sein. Und auf dem selben Feld, im selbem Wasser. Nur ein anderes Jahr. Ein anderes Leben… ♥

      #Lieblingskira #Skypony #MissYou #Funi #LoveOfMyLife

      17. Februar 2016

      — feiert das Leben

      Weine nicht um dein Pferd, welches das Leben freigegeben hat. Weine nicht um dein Pferd, das nun in Gottes Händen ist. Er hatte es dir gegeben und ihr beide wusstet, dass du es nicht für immer bei dir behalten kannst. Es sollte dich nur eine Weile begleiten und dein Leben bereichern. Dein Pferd gehörte nie dir und meines niemals mir.

      „Schau hinauf in den Himmel, wo all diese Pferde mit den Wolken um die Wette rennen. Mit wehenden Mähnen und silbernen Flügeln. Wenn deine Zeit gekommen ist, wird dein Pferd dich abholen. Es wird dich dorthin bringen, wo alle Wünsche wahr werden. Und bis dahin wirst du neue Erinnerungen schaffen. Kein Pferd wird je seinen Platz einnehmen. Weine nicht um die Pferde, die gegangen sind. Erfreue dich an denjenigen, die noch da sind.

      #62TageOhneDich #Funi #WeAreStillMissigYou #Sky #BFF #Lieblingspony

      17. März 2016

      — freut sich über gute Worte

      „Sag morgens mir ein gutes Wort,

      bevor du gehst vom Hause fort.

      Es kann so viel am Tag gescheh‘n,

      wer weiß, ob wir uns wiederseh‘n.

      Sag lieb ein Wort zur guten Nacht,

      wer weiß, ob man noch früh erwacht.

      Das Leben ist so schnell vorbei

      und