Münchner Gsindl. Martin Arz

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Название Münchner Gsindl
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783940839725



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Sie wissen, dass wir eine Zeugenaussage haben, dass Sie sehr früh am Morgen außer Haus waren«, sagte Bella Hemberger grimmig. »Ein Zeuge hat Sie gesehen, als Sie vom Joggen oder vielleicht doch vom Morden zurückkamen.«

      »Wie schön.« Robert Nowak verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Dann wissen Sie ja alles und können mich ins Verlies werfen.«

      »Warum lügen Sie?«, fragte Max Pfeffer mit gespielter Enttäuschung. »Warum? Wäre es nicht besser für Sie, wenn Sie uns einfach die Wahrheit sagen? Dass Sie Polina ermordet haben, weil sie Sie abgewiesen hat? Weil Sie ihre Zurückweisung nicht ertragen konnten? Erleichtern Sie Ihr Gewissen.«

      Ein leises Klopfen, dann kam Froggy herein. Neben seinem Kaffeebecher brachte er Unterlagen zu der Dating-App Hottah. Die App-Betreiber hatten sich sofort bereit erklärt, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, da musste nicht einmal ein richterlicher Beschluss her. Während Max Pfeffer kurz die Ergebnisse überflog, schwiegen die anderen. Bella Hemberger blieb bei ihrer Rolle als Bad Cop und starrte Robert Nowak in Grund und Boden.

      Es gab tatsächlich keine gespeicherten Chats, weder Text noch Bilder, die 48-Stunden-Garantie funktionierte. Sowohl Hamed Bakh­tari als auch Elvedin Saqqaf hatten Kontakt mit mehreren Männern gehabt. Einige besaßen immer noch aktive Profile. Was Pfeffer jedoch sofort auffiel, waren die Profile mit den Nicknames ›Pops23‹ und ›Hunk23‹. Beide agierten von unterschiedlichen IP-Adressen aus, die verschiedenen in der ganzen Stadt verstreuten Internetcafés gehörten. Auffällig war, dass ›Pops23‹ insgesamt nur sechs Tage online war und seinen Account an dem Tag gelöscht hatte, als Hamed verschwand. ›Hunk23‹ war fünf Tage präsent und löschte den Account an dem Tag, als Elvedin verschwand. Wer dahinter stand, ließ sich definitiv nicht ermitteln. Die zur Anmeldung bei der App nötigen E-Mail-Adressen waren Fake. Interessant war, dass ›Pops23‹ zuvor schon einmal aufgetaucht war, ein Jahr, bevor Elvedin verschwand. Damals hatte ›Pops23‹ für einige Tage Kontakt zu einem jungen Mann aus dem Hasenbergl, einem gewissen Stefan Herterich, der an dem Tag, als ›Pops23‹ seinen Account gelöscht hatte, von seiner Familie als vermisst gemeldet worden war.

      Doch ein Serienkiller? Aber was hatte das mit Polina zu tun? Wa­rum zwei Mal ›Pops‹ und einmal ›Hunk‹? Die 23? Dreiundzwanzig Zentimeter. Zufall? Nein, Pfeffer war sich sicher, dass es dieselbe Person sein musste. Zwei Mal hatte der Täter als ›Pops‹ zugeschlagen, dann den Namen geändert, weil er doch Angst vor Entdeckung bekam. Er hatte dazugelernt. Männer, die sich heimlich mit anderen Männern zum Sex treffen. Pops, Papa, Daddy, dilf, Daddies I’d like to fuck, was aber keiner wissen darf! Verboten. Skandal! Pfui, bäh …

      Pfeffer hob seinen Blick. Er sah sich im Raum um und betrachtete dann den zusammengesunkenen Nowak, der versuchte, mit dem Stuhl eins zu werden. Irgendwas, erkannte er, irgendwas stimmte hier nicht. Pops-oder-wer-auch-immer-23 und Nowak waren nicht identisch, da war sich Pfeffer sicher. Pops war der Schlüssel. Pfeffer stellte eine Frage, die jeder Mann spontan beantworten kann und hoffte auf den Überraschungseffekt: »Wie groß ist Ihr Penis?«

      »Fünfze…« Robert Nowak starrte ihn verwirrt an. »Was? Das geht Sie gar nichts an.«

      »Danke, das hilft mir schon sehr. Was sagt Ihnen ›Pops23‹?«, fragte Pfeffer.

      »Keine Ahnung. Nie gehört.«

      »Es ist ein Nickname.«

      »Ja, und? Ich hab keine Nicknames im Netz.«

      Max Pfeffer bedeutete mit einer Kopfbewegung Bella und Froggy, ihn nach draußen zu begleiten.

      »Was soll das, Chef?«, zischte die Hauptkommissarin wütend, kaum dass sie die Tür hinter sich zugemacht hatte. »Warum unterbrichst du? Wir haben ihn fast so weit. Der wäre in der nächsten halben Stunde zusammengeklappt wie eine Campingliege. Der wartet quasi nur noch darauf, sein Geständnis abzulegen.«

      »Das stimmt, aber er war es nicht«, sagte Pfeffer.

      »Ach, bitte!«, seufzte Bella Hemberger. »Wer sagt das? Dein Bauchgefühl?«

      »Ja.« Pfeffer ignorierte, dass seine Kollegin verzweifelt die Hände hochwarf. »Macht hier ruhig weiter. Bella bleibt der Bad Cop. Schaut mal, was ihr aus ihm rausquetschen könnt. Und wenn er gesteht, dann ist das … na ja, gut. Ich bin mir allerdings absolut sicher, dass die Lösung des Falls mit unserem mysteriösen Herrn 23 zu tun hat.«

      30

      »Kannst du dir das vorstellen?«, seufzte Susa Förster und ließ sich von Tilda Fittkau noch einen Cognac einschenken. Tilda zündete sich eine Zigarette an. »Ach, gib mir auch eine«, bat Susa und schloss die Augen beim ersten Zug. »Kannst du dir das vorstellen?« Sie versuchte Rauchringe auszuatmen, was allerdings misslang.

      »Sorry, Darling«, antwortete Tilda und lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück. Sie war drei Tage zuvor beim Botoxen gewesen, nun setzte die Wirkung ein – sie zeigte kaum Mimik. »Das mag ich mir nicht vorstellen. Ich meine, dein Mann vögelt eine Minderjährige …«

      »Der King of Kükenschreddern vögelt einen Teenie! Das muss man sich mal vorstellen.«

      »Ohne dir nahetreten zu wollen, Darling, da habt ihr beide was gemeinsam.« Tilda Fittkau lachte laut heraus. »Du vögelst den Teenie von nebenan, dein Gatte …«

      »Sei still!«, rief Susa Förster wütend. »Das ist alles nicht lustig.«

      Tilda Fittkau gackerte weiter. »Ich werd nicht mehr!« Sie wischte sich Lachtränen weg. »Entschuldige, Süße, aber das ist einfach zu köstlich. Hat er das mit diesem Mädchen dir gegenüber zugegeben?«

      »Nein, er leugnet alles.« Susa leerte ihr Cognacglas und stellte es auf die Münchner Nachrichten, die exklusiv die neuesten Gerüchte im mysteriösen Marienklausen-Mord breittraten, nämlich dass Kükenschredder-Förster ein Verhältnis mit einem sehr jungen Mädchen habe. Einem sehr, sehr jungen Mädchen! »Dabei schreibt die Zeitung, dass die Kleine sogar sein Alibi sein soll. Angeblich. Woher hat deine Freundin Giselle denn diesen Müll?«

      »Sie will es mir nicht verraten«, antwortete Tilda. »Ich vermute, sie hat irgendwie sehr gute Beziehungen, zu wem auch immer. Womöglich zur Polizei.«

      »Ich könnte kotzen, wenn ich mir das nur vorstelle. Was soll ich denn jetzt tun, Tilda?« Susa versank wie ein Teenager in weinerlichem Selbstmitleid. »Das verkrafte ich alles nicht. Das ist nicht fair.«

      »Ach, Schätzchen. Wenn dein Herbert schwört, dass nichts wahr daran ist, dann ist das vermutlich so.« Tilda musste selbst lachen. »Okay, du hast eh nur die beiden Möglichkeiten: trennen oder ignorieren. Eine Scheidung wird dir viel Geld bringen.«

      »Geld habe ich selber.«

      »Er hat mehr. Man kann als Frau nie genug Geld haben.«

      »Du hältst mich sicher für eine blöde Kuh, aber ich liebe ihn.«

      »Blöde Kuh!«

      »Siehste.« Susa Förster lachte schwach. »Und ich weiß, dass er mich liebt. Er ist ein Arsch. Das bin ich aber auch. Darum passen wir so gut zusammen. Wir gehören zueinander. Zwei Arschlöcher in love. Wäre doch ein toller Buchtitel.«

      »Ich stelle mir das gerade sehr prickelnd vor bei euch zu Hause: Du vergnügst dich mit dem Schnuckel von nebenan, während sich eine Tür weiter dein Gatte mit der Göre vergnügt. Das ist ja geradezu shakespearianisch.«

      »Hauptsache, du amüsierst dich!«

      »Du hast hoffentlich mit dem Kind Schluss gemacht, selbst wenn der echt eine Sünde wert ist …«

      »Natürlich. Sofort.«

      »Und?«

      »Was und? Er hat mit den Schultern gezuckt und Okay gesagt. Der war nicht in mich verliebt, auch wenn ich mir das gerne eingeredet habe.«

      »Hör zu, Schätzchen, jetzt lass erst einmal ein paar Tage ins Land gehen. Zieh dich in ein schickes Spa zurück, ich geb dir gleich die ­Adresse von einem wirklich, wirklich traumhaften Hotel am Mondsee, und schau, dass du einen klaren Kopf bekommst. Ich kann dir