Название | Leiser Schrei |
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Автор произведения | Slafa Kafi |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347022867 |
Ich schaue die Gemeinten genauer an. Es sind Schoko-Kugeln, die mit einer Schoko-Sahne-Füllung befüllt sind. Klingt ziemlich gut.
„Du kannst sie gerne probieren“, höre ich den Verkäufer hinter mir sagen und natürlich mache ich das.
Während ich die Schokolade esse, schaut mich meine Mutter erwartungs-voll an. Ich nicke, nachdem ich sie vollständig gegessen habe.
„Die sind voll lecker“, füge ich noch als Bestätigung hinzu.
„Gut, dann nehmen wir die auf jeden Fall mit“, sagt meine Mutter lachend.
Es dauert eine weitere Ewigkeit, bis wir all unsere Süßigkeiten haben. Natürlich habe ich noch viele weitere Sorten probieren dürfen, was ich in vollen Zügen genossen habe.
Nach den Süßigkeiten kümmern wir uns noch kurz um die, ähm, um die Mukasarat? Ich hab keine Ahnung, wie ich die anders nennen soll, aber was ich damit meine sind zum Beispiel Erdnüsse, Cashew-Kerne, Mandeln und noch viel mehr.
Auch hier wird uns alles zum Probieren angeboten und ich probiere auch alles. In diesem Souq haben wir auch unsere Aufgabe erledigt und vor uns bleibt nur noch eine Station.
Langsam fängt es an zu dämmern und bis wir am letzten Ziel sind, wird es schon dunkel sein.
Eigentlich dachten wir, dass vor uns nur noch der Besuch der Umayyaden-Moschee bleibt, aber wir hatten eine wichtige Sache vergessen, wahr-scheinlich liegt es daran, dass es ungewohnt ist.
Normalerweise backt meine Mutter nämlich selbst verschiedene Gebäcksorten für das Fest, diesmal hat sie es eben zeitlich nicht mehr geschafft und deshalb müssen wir sie kaufen.
Um nicht viel Zeit zu verlieren, gehen wir in die erste Bäckerei, die wir finden und es dauert auch nicht lange, bis wir wieder vollbepackt aus dem Laden kommen.
Nachdem wir die Tüten ins Auto geladen haben, entscheiden wir uns zu laufen, weil wir zu dieser Zeit laufend vermutlich schneller da sein würden, als mit dem Auto.
Die Umayyaden-Moschee ist auch einer von vielen Orten, an dem ich liebend gerne bin. Unser heutiger Besuch hat neben dem religiösen Grund noch einen weiteren.
Erinnert ihr euch noch daran, dass ich zu meinem ersten Fastentag und zum Ramadanfest sehr viel Geld bekommen habe? Wenn ja, dann wisst ihr bestimmt noch, dass ich erwähnt hatte, dass ich damit etwas vor habe und später noch mehr dazu sagen werde, oder? Und wenn nein, dann wisst ihr es jetzt. Jedenfalls werde ich heute ungefähr drei Viertel des Geldes verwenden. Mittlerweile sind wir schon da und wie erwartet, ist es schon dunkel. Überall sitzen Menschen. Der Boden ist sehr kühl und alles leuchtet sehr schön.
Wie immer gibt es hier nicht nur Syrer, sondern auch viele Touristen, die man an ihrem Aussehen und bei den Frauen auch an dem grauen, langen Mantel mit einer Kapuze, die als Kopftuch dienen soll, erkennen kann. Da wir sowieso nicht mehr so lange Zeit haben, versuchen wir, so schnell wie möglich alles zu erledigen.
Wir gehen erst herein, um kurz zu beten. Ich kann jetzt übrigens alle Texte beim Gebet, weil mein Vater jeden Tag mindestens einmal mit mir betet. Nachdem ich fertig bin, bleibe ich noch neben meiner Mutter, bis auch sie fertig ist.
„Ich bleibe hier und warte auf dich“, sagt sie zu mir.
Ich nehme meine Tasche und gehe in Richtung Eingang, wo die Spendenkis-ten stehen. Das gespendete Geld wird an arme Menschen verteilt. Ich hole das Geld heraus und lege es in die Kiste.
Als ich mich umdrehe, steht meine Mutter hinter mir und hat auch Geld in der Hand, das sie, ohne irgendwas zu sagen, in die Kiste legt.
„Möge Gott es annehmen“, flüstert sie.
„Amen.“
Als wir zu Hause ankommen, ist Papa schon da und auch das Essen steht auf dem Tisch. Wir hatten gestern vereinbart, dass wir heute Falafel essen möchten und er hat sie mitgebracht.
Wir sitzen nach dem Essen noch eine Weile beim Fernsehen und danach muss ich auch schon wieder ins Bett. Obwohl es heute sehr stressig war, fand ich den Tag wunderschön und freue mich auf das Fest.
1311.11.2010
Als Yail und ich nach der Tahiat Al Alam die Schule verlassen, steht unser weißes Auto schon vor der großen Schultür. Jetzt steht etwas an, das ich hasse: verabschieden.
Nach einigen Minuten haben wir uns schon verabschiedet und ich sitze im Auto. Bevor die Fahrt zu meinen Großeltern beginnt, holen wir uns noch Essen – so wie immer, wenn wir zu ihnen fahren.
Als wir ankommen, ist es schon später Nachmittag und Oma und Opa empfangen uns vor der Tür. Nicht nur meine Großeltern stehen vor der Tür, sondern auch Bobby, ihr Hund.
Das Haus ist relativ hoch, besteht aber trotzdem aus nur einem Stockwerk, es ist weiß gestrichen und steht entweder am Dorfanfang oder am Dorfende, je nachdem wie man es sieht.
Das Dorf ist sehr, sehr klein, also wirklich sehr klein. Es gibt insgesamt 30 Häuser, inklusive einer kleinen Moschee und einer ebenso Mini-Kirche.
Obwohl alle in diesem Dorf reich sind, haben alle in ihren Gärten ihre eigenen Pflanzen und auch ihre Tiere, sodass sie nicht mehr so viele Sachen kaufen müssen, was praktisch ist, weil die Fahrt bis zur nächsten Stadt ungefähr eine dreiviertel Stunde in Anspruch nimmt.
Aber jetzt zurück zum Haus. Es gibt vier Schlafzimmer und ein großes Wohnzimmer, wo auch die Küche mit drin ist. Wenn man das Dorf zum ersten Mal sieht, stellt man sich altmodisch eingerichtete Häuser vor, was nicht der Wirklichkeit entspricht.
Die Häuser sind alle ziemlich modern eingerichtet. Durch die großen Wohnzimmerfenster kann man den Garten sehen, der sich hinter dem Haus befindet. Der Garten ist in mehrere Bereiche eingeteilt.
Der hintere Bereich ist unterteilt in zwei Hälften. In der einen Hälfte sind die Pflanzen, unter anderem Petersilie und Minze und in der anderen sind die Hühner und auch ihr von meinem Opa gebautes Haus. Im Bereich davor steht das Sommerbett.
Ja, richtig gelesen, Sommerbett. Hierbei handelt es sich um ein Eisenbett, auf das man lattenrostartige, große Holzbretter legt und dann obendrauf eben die Matratze.
Normalerweise macht man noch ein Tuch um das ganze Bett rum, damit man nicht beobachtet werden kann, aber neben dem Haus von meinen Großeltern befindet sich nur ein Haus und das gehört auch ihnen, deshalb gibt es kein Tuch.
Früher gehörte das Haus den Eltern meiner Oma und sie hat es von ihnen geerbt.
Dann im ersten Bereich gibt es Gartenmöbel, ein Schaukelsofa und auch eine Schaukel für mich, die zwischen den zwei Bäumen rechts von den Möbeln hängt.
Mit dieser Schaukel verbinde ich unendlich viele Erinnerungen.
Nach einer Weile im Wohnzimmer, in der wir uns über alle möglichen Themen unterhalten haben, wird es Zeit für meine Oma, die zwei Kühe zu melken und natürlich begleite ich sie.
„Leyla, du kannst ja schon mal das Abendessen herrichten, nimm deinen Mann zur Hilfe“, sagt sie lachend zu meiner Mama und zwinkert ihr zu.
Ich finde es so schön, wie gut unser Verhältnis untereinander ist. Ich habe ja vorhin von dem Haus, das meine Oma geerbt hat, gesprochen. Momentan wohnt da zwar niemand, aber das Haus steht trotzdem nicht nutzlos da. Dadurch, dass das Haus aus zwei Gebäuden besteht, konnten meine Großeltern eins in eine Art Mini-Bauernhof umwandeln und das andere steht für Besucher zur Verfügung.
Wir brauchen nicht so viel Zeit bei den Kühen, sodass wir noch einen kleinen Spaziergang machen können, bevor das Abendessen fertig ist.
Wir unterhalten uns über die üblichen Themen wie zum Beispiel Schule. Auf dem Rückweg ändert sich unser Gesprächsthema. Jetzt reden wir über die Festvorbereitungen.
„Wir freuen uns schon sehr darauf, nächste Woche wieder alle bei uns zu haben“, sagt sie dann, als