Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

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Название Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор произведения Karl Plepelits
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213409



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fliege an Steuerbord der Yacht vorbei, und dann kannst du deinen Saft hinausspucken. Fangen wir damit an!“

      *

      „Flugzeug!“, rief Le Beau. „Hinter uns, ziemlich hoch!“

      „Ja, ich sehe es. Eine Cessna. Kannst du die Hoheitszeichen erkennen?“

      „Zu hoch. James, an deine Kugelspitze! Besuch ist da!“, rief Le Beau. „Aber knalle nicht zu früh los, vielleicht sind es wirklich Freunde.“

      James schwieg. Er stand hinter dem Ruderhaus, geschützt von den beiden Windhutzen, die neben ihm aufragten, und aus denen die Hitze des Motorraumes und Bratenduft aus der Kombüse strömten.

      Neben James stand auch das Tablett mit Schinken und Eiern. Er stopfte sich noch eine ordentliche Portion in den Mund und legte dann das MG auf ein Rohreisen über dem Ruderhaus.

      Der Baron, der mit Le Beau im Ruderhaus stand, hatte die Glasscheibe hinten aufgeschoben, um mit James sprechen zu können. „Wenn die uns was wollen, müssten sie tiefer fliegen und uns an der Flanke packen. Haben Sie gute Deckung, James?“

      „Es reicht.“

      „Es reicht nicht“, meinte Le Beau. „Wenn die dort oben auch ein MG haben, machen sie aus James Gulasch. Nimm das Steuer, Alex, ich weiss etwas!“

      Er lief aus dem Ruderhaus, rannte nach achtern und hob dort eine der Luken ab, schleifte die schwere Stahltür nach vorn, wuchtete sie zu James hoch und sagte: „Pack dir das vor die Nase! Ich hole noch eine.“ Er blickte zum Flugzeug empor, das jetzt tiefer ging. „Da, der setzt schon zum Besuch an. Pass auf, Old James, sonst kannst du den Schinken nie mehr essen!“

      „Sorg du dich nicht um meinen Schinken“, knurrte James mit vollem Mund und baute die Luke an Backbord auf.

      Le Beau brachte noch eine zweite Luke von mittschiffs heran, die James sich an Steuerbord als Schutzschild aufstellte. Dann kletterte Le Beau wieder ins Ruderhaus, und der Baron übergab ihm das Ruder.

      „Sie fliegen weiter und verlieren an Höhe“, sagte der Baron, der eines der erbeuteten Gewehre in der Hand hielt. „Sie werden eine Schleife ziehen und im Tiefflug wieder auf uns zufliegen. Wir müssen trotzdem warten, bis wir ganz sicher sind, dass es nicht etwa Leute sind, die uns wirklich retten wollen. Aber das sehen wir dann schon, wenn sie im Anflug sind.“

      „Wir könnten sie mit Funk ansprechen“, meinte Le Beau.

      „Warte besser!“

      Es kam, wie der Baron gesagt hatte. Die Maschine zog eine Schleife, kam dabei noch tiefer übers Meer und jagte nun tief über dem Wasser auf die Yacht zu, blieb aber etwas an Steuerbord.

      „Das ist ein Anflug zum Angriff“, sagte Le Beau. „So schnell schießt keiner heran, der sich etwas ansehen möchte. James, alter Motorenquäler, nimm deine Insektenspritze und ...“ Die Cessna war ganz tief und nahe. Der Baron sah das seitlich herausragende MG und schrie: „Deckung!"

      Schon zuckten Feuerblitze aus der Mündung des MGs der Cessna. Le Beau hatte sich flach auf den Boden des Ruderhauses geworfen, während der Baron sich dicht hinter den Kompass kniete, die Ml, ein amerikanisches Schnellfeuergewehr, in Anschlag brachte und durch die Scheiben schoss. Gleichzeitig begann das MG von James zu hämmern.

      Aber die Cessna war schon vorbei. Ob sie getroffen war, hätte an Bord der Yacht niemand sagen können. Die Schüsse aus dem Flugzeug-MG hatten zu kurz gelegen, aber beim nächsten Mal würde das gewiss nicht mehr der Fall sein.

      „Le Beau, unten sind doch auch noch Waffen. Hol dir eine AR 18 hoch! Und sieh nach den Frauen!“

      „Aye, aye, Sir!“, rief Le Beau und ging an Deck.

      Der Baron legte das Ruder fest und drosselte die Fahrt der Jacht so weit, dass sie nicht zu sehr in der Dünung stampfte und schlingerte, sondern sich gerade hielt. Indessen hatte das Flugzeug gedreht und kam nun von achtern her an Backbord vorbei.

      „Sie sind da, drauf und dran, James!“, brüllte der Baron und schoss selbst aus der Ml, was das Zeug hielt. James schoss Dauerfeuer aus dem MG. Aber in der Cessna hatte man dazugelernt. Der Pilot gab sich Mühe, kein gutes Ziel zu bieten. Er machte wahre Luftsaltos, verhinderte aber damit auch, dass sein Bordschütze richtig zielen konnte. So wurde nur achtem das Deck aufgerissen, während alle weiteren Schüsse das Meer aufpeitschten.

      James aber sah ganz deutlich, wie seine Schüsse der Cessna den Rumpf hinten auffetzten und dann sogar das Seitenleitwerk zu Bruch ging. Die Cessna konnte nicht mehr richtig manövrieren. Als sie vorbeigezogen war, tauchte der Baron hinter dem Kompass auf und sah James an. „Gut, diesmal war es sehr gut.“

      Er beobachtete wieder das Flugzeug, das jetzt sehr weit geradeaus flog, dann einen riesigen Bogen schlug, aber sich der Yacht nicht mehr näherte, sondern in Richtung auf die Insel verschwand.

      *

      „Was ist denn, zum Teufel? Was machst du Idiot, Martin?“, schrie Brassi, und bei jedem Ton stach es in seinem Bauch.

      „Mit dem Seitenleitwerk ist was faul. Ich kriege die Kiste nicht herum“, erwiderte Martin. „Sie lässt sich kaum steuern. Und hecklastig ist sie auch. Da ist was getroffen!“

      Gus blickte zurück. „Da fehlt ein Stück vom Seitenruder, Martin.“

      „Du Idiot, und was hast du getroffen? Die schwimmen dort unten, als hätte ihnen höchstens ein Vogel aufs Deck gemacht!“ Brassi schäumte vor Wut! fast über. „Martin, zieh das Ding herum und noch mal hin zu denen!“

      „Boss, es geht nicht!“

      „Es geht doch, du ziehst doch eine Schleife mehr nach der anderen Seite!“

      Es gelang Martin, die Maschine nach links herumzuziehen, wenn auch in einem großen Bogen. Nun waren sie abermals über der Insel, und es kostete Martin Minuten, ehe er die Cessna wieder auf Kurs hatte. Die Maschine flog wiederum auf die Yacht zu.

      „Jetzt genau darüber hinweg. Du schmeißt die Kanister, Gus! Lass deine Musspritze jetzt beiseite. Knall ihnen die Kanister auf den Kürbis!“

      Gus zog vier Kanister unter dem Sitz hervor, die etwa so groß waren wie Öldosen mit zwei Liter Inhalt. Das Seitenfenster war aufgeschoben, und der Flugwind heulte herein.

      „Kannst du den Kurs halten?“, schrie Gus.

      „Ja, sie kommt direkt drüber. Ich kann dann tiefer gehen!“

      „Mensch, reißt euch bloss am Riemen!“, brüllte Brassi. „Wenn ihr diese Kerle dort unten nicht erwischt, holt uns alle drei der Teufel!“

      Die Cessna liess sich nicht mehr nach rechts steuern. Sie hatte ein Stück des Seitenleitwerks verloren, und der Rest klemmte bei Steuerbordeinschlag. Dennoch konnte Martin, der kein Anfänger war, die Cessna haarscharf über die Yacht steuern. Im Tiefflug jagte die Maschine über den Funkmast der Yacht hinweg. Schon als die Maschine über dem Heck war, ließ Gus den ersten Kanister fallen. Aber das Gefäß mit dem Phosphor schlug dicht neben Backbord der Yacht ins Wasser.

      „Hast du getroffen?“, schrie Brassi aufgeregt.

      Gus antwortete nicht darauf, sondern brüllte Martin zu: „Dreh sie um und noch mal!“

      Um beizudrehen, musste Martin eine riesige Linkskurve machen. Dann hielt er abermals auf die Yacht zu. Er näherte sich ihr aus beträchtlicher Höhe und setzte jetzt zum Sturzflug an. Brassi kreischte wie ein hysterisches Weib und übergab sich. Die beiden anderen achteten nicht darauf.

      „Jetzt!“, brüllte Martin, als die Cessna schräg über der Yacht war.

      Aber von unten zuckten Feuerstöße aus mehreren Läufen der Cessna entgegen. Martin spürte plötzlich einen Schlag in der Brust, riss aber geistesgegenwärtig noch das Ruder zurück, und die Maschine zog wieder hoch. Gus, der neben Martin jetzt den Kopf aus dem Fenster zog, sah, wie der Pilot im Gurt zusammengesunken war. Er packte das Steuer, löste Martins verkrampfte Hände und übernahm das Kopilotenruder.

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