Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

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Название Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор произведения Karl Plepelits
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213409



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Baron. Er sah dabei den Rothaarigen an und sagte ungerührt: „Für einen Überfall ist das fast ein idealer Platz, nicht wahr?“

      Der Rotschopf grinste. „Bruder, ich habe den Eindruck, wir verstehen uns auf Anhieb. Wenn du nun noch die Hände hochhebst, werden wir direkt gute Freunde. Charly, taste ihn ab!“

      Sein Begleiter zur Linken, der aussah, als hätte er das Gesicht mit dem Rasiermesser zu tätowieren versucht, ging um den Baron herum und tastete ihn von hinten ab. „Keine Waffe“, sagte er dann.

      „Bei einem Schiffbrüchigen werdet ihr kaum Reichtümer finden“, meinte der Baron.

      Der dritte Mann, der blass und hager aussah, als leide er an Schwindsucht, hatte die widerstrebende Dolly zur Seite gezogen und sagte gerade: „Ihnen krümmt kein Mensch ein Haar, Kleine!“

      „Ich bin nicht Ihre Kleine!“, fauchte sie.

      „Ich würde eine Dame etwas anders behandeln!“ knurrte der Baron.

      Der Rotschopf nickte. „Clarence, er hat recht. Bleib Gentleman, wenn du je gewusst hast, wie das ist.“ Er lachte wieder. „Tja, Freunde, mit denen unten am Strand sind wir schon fertig. Der eine, so ein verrückter Franzose, hat uns ganz schön Ärger gemacht. Aber wir sind immerhin zu acht Mann. Ihr habt eben Pech gehabt, Leute.“

      „Wie kann ich das verstehen?“, fragte der Baron.

      „Ganz einfach. Wir sind seit letzter Nacht auf der Insel. Drüben, auf der anderen Seite sind wir gelandet.“

      „Aber dort hatten wir eine Wache.“ Der Baron sah Dolly an. „Der Attache.“

      Der Rotschopf lachte. „Attache? Ja, für Witze hatte Archie immer was übrig. Und nun bleibt euch das Maul vor Staunen offen, was?“

      „Für eine Aufklärung bin ich immer dankbar“, erwiderte der Baron.

      Die Begleiter des Rotschopfes lachten geringschätzig, aber der Rothaarige unterschätzte den Baron keineswegs. „Hört zu, ich habe meinen guten Tag nach soviel Glück. Für euch ist es natürlich schlimm, dass ihr hier gelandet seid. Sehr schlimm. Zum Glück haben wir das noch rechtzeitig mitbekommen. Und wenn die Narren, die mit dem Flugzeug hier waren, nicht solche dämlichen Zicken gerissen hätten, wären wir gar nicht nötig gewesen. Nun gut, wir haben das geregelt...“

      „Für die Nationale Befreiungsfront?“ fragte der Baron.

      Jetzt lachte der Rotschopf. „Ihr Idioten habt das wohl geglaubt, was? Die Menschen sind nicht halb so edel, wie sie tun. Das erkläre ich euch zuletzt. Ja, Freunde, gehen wir jetzt. Die Zeit ist Geld, und wir haben nichts zu verschenken. Vorwärts!“

      Der Baron ließ die Hände sinken. „Womit seid ihr gekommen?“

      „Mit einer Barkasse. Aber es hat für dich keine Bedeutung, Bruder“, erwiderte der Rotschopf.

      „Das heisst, ihr wollt uns auf der Insel lassen.“

      „Ja, so kann man es nennen.“

      „Also umbringen.“

      „Ein hartes Wort, Bruder. Nur die Kleine hier, die nehmen wir mit, die andere auch. Vielleicht auch diese blonde Frau von Rosco.“

      „Gehört Rosco zu euch?“

      „Du bist gut!“, lachte der Rotkopf. „Diesen Hundesohn haben wir ja überall gesucht.“

      „Ihn nehmt ihr auch mit?“

      „Nicht mehr nötig. Ich habe ihn erschossen, Bruder. Habt ihr hier oben gar nicht gehört, was? Schalldämpfer. Beinahe hätten wir euch hier oben übersehen. Na, es ist mein Glückstag. Gehen wir.“

      Der Baron blieb stehen. „Wenn ihr mich umbringen wollt, könntet ihr mir auch erzählen, warum und wie alles zusammenhängt. “

      „Lass es dir von Archie erzählen. Archie ist schliesslich der Stellvertreter vom Boss. Mann, das war etwas, als ausgerechnet er und Rosco verschwunden waren.“

      „Ist die Rettungsaktion abgeblasen worden?“, fragte der Baron und ging langsam vor den beiden Kumpanen des Rothaarigen her.

      „Ja, schon lange. Man hat Bootstrümmer gefunden und denkt, dass die Insassen von den Haien gefressen wurden. Euch sucht keiner mehr. Und hier schon gar nicht.“

      „Und wie sind die mit der Sunderland auf die Idee gekommen, uns hier zu suchen?“

      „Die wollten euch gar nicht direkt suchen, die hatten auch schon aufgegeben. Aber natürlich haben sie immer noch gehofft, euch vielleicht zu entdecken. Dabei ist es dein Pech und auch das von den anderen, die damit nichts zu tun haben, dass ihr eben so dabei seid. Jetzt müssen wir euch stumm machen. Ihr wisst zuviel, verstehst du?“

      „Ich verstehe. Die Sunderland wollte also sowieso in diese Gegend.“

      Der Rotschopf lachte dunkel. „Das ist ja euer Pech. Diese Insel ist für uns nicht ohne Bedeutung. Du bist doch schon dahintergekommen, nicht wahr?“

      „Leider nicht.“

      „Nochmals Pech für dich. An dem Luftrohr da vorn, wo wir euch aufgegabelt haben, liegt die Lösung. Wenn wir ein paar Stunden später gekommen wären, hättest du womöglich die Kammer gefunden, was? Haha!“

      „Eine Kammer?“

      „Frag Archie!“

      *

      Mit den beiden Schwarzern waren sie zehn Mann. Sie trugen allesamt diese verwaschenen Drillichanzüge, in denen sie aussahen wie Revolutionäre Fidel Castros, aber das waren sie nicht, obgleich sie sich gebärdeten wie Volksbefreier und die Maschinenpistolen herumschwenkten.

      Bis auf Archibald Home saßen alle Schiffbrüchigen unter der Felswand. Die Männer waren gefesselt, Jenny und Mrs. Dacombe beschäftigten sich mit Nina Rosco, die wie ein Kind zeterte und schrie. Ihr Mann lag leblos ein Stück entfernt im Sand, ziemlich genau dort, wo die Sunderland explodiert war. Die Wellen schwappten über die verdreht liegenden Füße des Toten.

      Gut fünfzig Meter vor dem Strand schaukelte eine seetüchtige Motorjacht auf den anrollenden Wogen. Das Boot lag vor Anker. Am Strand selbst war ein Beiboot festgemacht, mit dem die Grünuniformierten offenbar an Land gekommen waren.

      Der Rotschopf ging mit angeschlagener Maschinenpistole hinter dem Baron her und sagte: „Archie will ganz bestimmt mit dir reden. Bruder! Geh mal zu ihm!“

      Als sich der Baron über die Schulter umsah, bemerkte er, wie die beiden anderen Dolly zu den Frauen führten, sie dort ließen und wieder aus der Schusslinie der fünf Bewacher traten.

      Archibald Home, der vermeintliche Attache, lächelte, als der Baron vor ihm stand. „Es tut mir sehr leid, Baron“, sagte er. „Aber die Umstände zwingen mich dazu, an das Wesentliche zu denken und das Unwesentliche außer acht zu lassen.“

      „Ich verstehe. Sie sind also kein Attache?“

      „Sie haben das sehr gut ermittelt, Baron. Schade, dass wir beide uns nun trennen müssen.“

      „Sehr schade. Und wie sieht die ganze Chose nun wirklich aus?“

      Archibald Home, oder wie er wirklich heißen mochte, spielte den Lord. Im Gegensatz zu seinen rabaukenhaften Männern bewahrte er die Haltung eines Gentleman, zumindest machte es ihm Spaß, diese Rolle zu spielen.

      Der Rotschopf wollte dem Baron die Hände fesseln, aber Archibald Home sagte missbilligend: „Hal, so wollen wir mit einem tüchtigen Mann nicht reden. Nicht wahr, Baron, Sie sind nicht so dumm, dass ich Hal auf Sie hetzen müsste wie einen Jagdhund auf einen Fuchs? Nun gut, ich will Ihnen jetzt alles erklären. Danach überlasse ich Sie Hal, und ich denke, er wird es sehr schnell erledigen. Wir sind keine Sadisten. Ihr Pech, dass Sie den Dingen immer auf den Grund gehen müssen.“

      „Ich begreife eines nicht: Rosco und Mackenzie hatten die beiden Schwarzen auf ihrer Seite, als vor Stunden diese Rebellion unter uns stattfand. Sie aber, Home, standen auf der anderen