Die Dirigentin. Maria Peters

Читать онлайн.
Название Die Dirigentin
Автор произведения Maria Peters
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783455010114



Скачать книгу

Es bleibt genug Geld übrig, um Professor Goldsmith zu bezahlen. Den Rest verstecke ich hinter der untersten Leiste des Klaviers.

      Ich schufte mich zu Tode für die Aufnahmeprüfung am Konservatorium. Ich habe mich schon angemeldet. Dreimal die Woche habe ich Unterricht bei Goldsmith, sonst studiere ich in der Bibliothek oder übe im menschenleeren Club. Ich habe Robin alles erzählt, und er findet es gut, was ich vorhabe. Meine Arbeit darf aber nicht darunter leiden. Ich habe allerdings noch nie so viel geschlafen, denn ich muss nicht mehr so früh raus. Und jetzt kann ich sogar hören, was ich spiele – das ist auch mal etwas anderes.

      Für die Mädchen in der Revue bin ich eine willkommene Abwechslung in der Männerwelt des Clubs. Ich hatte noch nie von flapper girls gehört. Aber die Tänzerinnen sind unbefangener als alle anderen Mädchen, die ich kenne. Sie haben alle etwas Verführerisches an sich. Vielleicht müssen sie sich so geben, um die Männer zu unterhalten, aber es scheint ihnen nicht schwerzufallen. Dolly ist so eine Art Anführerin. Sie schminkt sich stark, vor allem die Augen, und trägt ihre roten Locken kurz.

      Die Tänzerinnen rauchen und trinken ordentlich – Letzteres aber nur dann, wenn sie von Gästen eingeladen werden und soweit es die Prohibition zulässt. Sie haben versucht, mich ebenfalls zum Trinken zu bewegen, aber ich habe dankend abgelehnt.

      Vor einer Woche haben sie mich auf einen Stuhl in der Garderobe platziert, mit dem Rücken zum Spiegel. Dann hat Dolly losgelegt. Ich musste auch andere Kleidungsstücke anziehen, sie schleppte alles Mögliche an.

      Die Mädchen schauten gespannt zu; natürlich wollten sie wissen, wie ich zu meinem Namen gekommen bin. Als ich erzählte, dass ich nach der Königin der Niederlande benannt worden bin, wurde das Gekicher noch größer, denn sie dachten, die Königin heiße tatsächlich Willy. Erst als ich erklärte, sie trage den sehr königlichen Namen Wilhelmina – genauso wie ich –, beruhigten sie sich.

      Ich durfte erst in den Spiegel schauen, als Dolly fertig war. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich erkannte mich beinah nicht. Robin kam herein und staunte; ich sei schöner als je zuvor, sagte er. Ich konnte sehen, dass er es ernst meinte, also glaube ich es auch. Die flapper girls haben es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, mir beizubringen, wie ich mir die Haare schneiden und mich schminken muss, und das funktioniert tatsächlich immer besser.

      Als Jazzpianistin mache ich Fortschritte. Während einer Stunde bei Goldsmith entdeckte ich sogar eine jazzige Passage in einer Sonate von Beethoven. Ich ließ die Noten richtig swingen, was mir natürlich einen Rüffel einbrachte.

      »Was höre ich da? Jazz?«

      Sofort riss ich mich wieder zusammen.

      Nach drei Monaten harter Arbeit habe ich die letzte Stunde bei Goldsmith. Irgendwie scheint er abgelenkt, das bin ich von ihm gar nicht gewohnt. Ich mache mir allmählich Sorgen, ob er findet, dass mein Niveau gut genug für das Konservatorium ist. Meine Unsicherheit hat mich fest im Griff.

      Plötzlich legt er die Hand auf mein Bein, mitten im Spiel. Ich höre auf. Der Ton verklingt. Ich starre auf die Tasten. Wird er jetzt sagen, dass dies eine Abschiedsstunde ist? Oder zeigt er so seine Wertschätzung?

      »Du kannst mich auf einen Wochenendausflug begleiten. Für meine Frau ist das mittlerweile zu anstrengend.«

      Sie ist im neunten Monat.

      »Montag ist die Prüfung«, sage ich einfältig, als würde er das nicht wissen.

      »Man trifft dort interessante Leute. Ich weiß, dass viele prominente Musiker da sein werden«, sagt er. Er verschiebt seine Hand etwas.

      Ich schaue ihn an. Das ist definitiv keine Abschiedsstunde.

      Meine Mutter hängt die saubere Wäsche nicht draußen auf, sondern im Wohnzimmer. Gerade als ich denke, ungehindert aufbrechen zu können, taucht sie plötzlich hinter einem Bettlaken auf.

      »Wohin gehst du so herausgeputzt?«

      »Ich …« Ich zögere einen Augenblick zu lange. »Auf die Arbeit.«

      »Mit einem Koffer?«

      »Ich komme heute Nacht nicht nach Hause, Mama. Ich übernachte bei Marjorie.«

      »Wer ist Marjorie?«

      »Das weißt du doch, Marjorie – von der Arbeit«, sage ich noch.

      Dann beeile ich mich, mit dem Koffer aus der Wohnung zu kommen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mir die Notlüge abgenommen hat.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4QAYRXhpZgAASUkqAAgAAAAAAAAAAAAAAP/sABFEdWNreQABAAQAAAA8AAD/4QQQaHR0cDov L25zLmFkb2JlLmNvbS94YXAvMS4wLwA8P3hwYWNrZXQgYmVnaW49Iu+7vyIgaWQ9Ilc1TTBNcENl aGlIenJlU3pOVGN6a2M5ZCI/PiA8eDp4bXBtZXRhIHhtbG5zOng9ImFkb2JlOm5zOm1ldGEvIiB4 OnhtcHRrPSJBZG9iZSBYTVAgQ29yZSA1LjAtYzA2MSA2NC4xNDA5NDksIDIwMTAvMTIvMDctMTA6 NTc6MDEgICAgICAgICI+IDxyZGY6UkRGIHhtbG5zOnJkZj0iaHR0cDovL3d3dy53My5vcmcvMTk5 OS8wMi8yMi1yZGYtc3ludGF4LW5zIyI+IDxyZGY6RGVzY3JpcHRpb24gcmRmOmFib3V0PSIiIHht bG5zOnhtcE1NPSJodHRwOi8vbnMuYWRvYmUuY29tL3hhcC8xLjAvbW0vIiB4bWxuczpzdFJlZj0i aHR0cDovL25zLmFkb2JlLmNvbS94YXAvMS4wL3NUeXBlL1Jlc291cmNlUmVmIyIgeG1sbnM6eG1w PSJodHRwOi8vbnMuYWRvYmUuY29tL3hhcC8xLjAvIiB4bWxuczpkYz0iaHR0cDovL3B1cmwub3Jn L2RjL2VsZW1lbnRzLzEuMS8iIHhtcE1NOk9yaWdpbmFsRG9jdW1lbnRJRD0ieG1wLmRpZDo0NTA0 ODczZi0yZTA4LWU1NDYtOTA1Yy1lZDE1OGVkZmVkZjEiIHhtcE1NOkRvY3VtZW50SUQ9InhtcC5k aWQ6NUU0MjI0QTI4MTUyMTFFQUE1MzlGMERGN0JFRTc1RUUiIHhtcE1NOkluc3RhbmNlSUQ9Inht cC5paWQ6NUU0MjI0QTE4MTUyMTFFQUE1MzlGMERGN0JFRTc1RUUiIHhtcDpDcmVhdG9yVG9vbD0i QWRvYmUgUGhvdG9zaG9wIENTNS4xIE1hY2ludG9zaCI+IDx4bXBNTTpEZXJpdmVkRnJvbSBzdFJl ZjppbnN0YW5jZUlEPSJ4bXAuaWlkOjA4MTFBMzY0QTc0QzY4MTE4QzE0QzMxMkZEQkIyRDRBIiBz dFJlZjpkb2N1bWVudElEPSJ4bXAuZGlkOjAyMTFBMzY0QTc0QzY4MTE4QzE0QzMxMkZEQkIyRDRB Ii8+IDxkYzp0aXRsZT4gPHJkZjpBbHQ+IDxyZGY6bGkgeG1sOmxhbmc9IngtZGVmYXVsdCI+MDA5 NjBfMV9QZXRlcnNfVU1TQ0hMQUcuaW5kZDwvcmRmOmxpPiA8L3JkZjpBbHQ+IDwvZGM6dGl0bGU+ IDwvcmRmOkRlc2NyaXB0aW9uPiA8L3JkZjpSREY+IDwveDp4bXBtZXRhPiA8P3hwYWNrZXQgZW5k PSJyIj8+/+0ASFBob3Rvc2hvcCAzLjAAOEJJTQQEAAAAAAAPHAFaAAMbJUccAgAAAgACADhCSU0E JQAAAAAAEPzhH4nIt8l4LzRiNAdYd+v/7gAOQWRvYmUAZMAAAAAB/9sAhAAGBAQEBQQGBQUGCQYF BgkLCAYGCAsMCgoLCgoMEAwMDAwMDBAMDg8QDw4MExMUFBMTHBsbGxwfHx8fHx8fHx8fAQcHBw0M DRgQEBgaFREVGh8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8fHx8f Hx//wAARCAo1BkADAREAAhEBAxEB/8QAzAAAAwEAAwEBAQAAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQEBAQEB AQEBAAAAAAAAAAAAAAECAwQFBhAAAQMCBQIDBQQGBQYGDQYPAQARAiEDMUFREgRhBXEiBoGRMhMH obHBQtHhUiMUCPBicjQV8YKyM3MkkqLSsxYXQ1OT03SUtCU1NlY3GMJjg+NUhEVVdZUno0RkJsNG 4qRl1BEBAQACAQMEAgEEAgEDBAEFAAERAgMhMR