9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker

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Название 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745212129



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an das Haus heran.

      Older hob die Waffe, wischte die Gardine damit zur Seite und jagte zwei Schüsse schräg hinüber.

      Augenblicklich ergriffen die Menschen die Flucht zu den Ecken oder suchten in Nischen und hinter offenen Türen Deckung.

      „Chap, sieh hinten nach, dass sie nicht von dort einzudringen versuchen!“

      Curtis verließ das Wohnzimmer. Hinten im Haus feuerte er ein paar Schüsse ab.

      „Wagen sie sich heran?“

      „Sind schon wieder weg, Luck.“

      „Jeder Traum hat Bedeutung“, murmelte Regan. „Es muss ja nicht unbedingt so eintreten, wie man es sah. Aber irgend so was Ähnliches passiert meistens.“

      „Hör auf!“, brüllte Older. „Sieh dir doch an, wie sie sich verkriechen! Wie Ratten verschwinden sie in ihren Löchern, sobald nur eine Kugel über die Straße pfeift. Die sind doch keine Gefahr für uns. Wir kriegen den Kerl, verlass dich darauf.“

      13

      Wir standen noch hinter der Ecke der Phoenix Street, und es gesellten sich immer mehr Menschen dazu.

      „Also, ich habe Jellico gestern Mittag auf dem Heimweg von der Schule gesehen“, erklärte mein Nachbar. „Da war noch alles wie immer.“

      „Und wann sahen Sie Manuela zuletzt?“, fragte ich.

      Der Mann nahm seinen Schlapphut ab, kratzte sich am Hinterkopf und sah sehr nachdenklich aus. „Das muss ein paar Stunden vorher gewesen sein. Ja, richtig! Dann bin ich zum Barbier, hab im Silver Bell Saloon einen gehoben und plauderte anschließend vor der Kirche ein bisschen mit dem Prediger. Kaum war ich dann zurückgekehrt, sah ich Ihren Sohn aufkreuzen.“

      „In der Zeit dazwischen müssen die Banditen ins Haus eingedrungen sein“, stellte ich fest.

      „Kann nicht anders sein“, gab der alte Mann zu. „Hab ja die Straße sozusagen immer im Auge.“

      „Hat denn sonst niemand etwas gesehen?“, erkundigte sich Henry Duncan.

      Niemand gab Antwort.

      „Es sind drei“, sagte ich.

      „Was denn, Sie haben die Kerle gesehen?“, fragte der Arzt erstaunt.

      „Nein. Aber es müssen drei sein. Sie schossen aus drei Colts auf mich, Doc.“

      „Einer kann zwei abgefeuert haben“, sagte Duncan. „So was stellt man doch nicht ohne Sichtkontakt fest.“

      „Es sind drei“, beharrte ich. „Sie schossen zugleich von zwei Fenstern und der Tür aus.“

      „Dann muss es auch stimmen“, pflichtete der Arzt bei. „Wir werden uns in der Stadt erkundigen. Irgend jemand muss die Banditen gesehen haben. Wahrscheinlich handelt es sich um Fremde.“

      Aus meinem Haus wurde auf einen Mann geschossen, der schräg über die Straße hetzte. Er lief im Zickzack, während rechts und links von ihm Kugeln in den Boden schlugen und Sandspritzer hochschleuderten. Keuchend erreichte der Mann die Ecke.

      „Was ist denn mit Ihnen los, Memphis.“

      „Steckte die ganze Zeit in dem verdammten Schuppen“, sagte der keuchende Mann. „Dachte schon, ich müsste da bis zum jüngsten Tag hocken.“

      Er wusste auch nichts, das sah ich ihm an. Nur seine Angst, womöglich selbst in die Hände der Killer zu fallen, hatte ihn aus dem Schuppen getrieben. Seine Erleichterung darüber, es geschafft zu haben, war nicht zu übersehen.

      „Wir sollten zur Hauptstraße gehen“, schlug Henry Duncan vor. „Von der Wells-Fargo-Station aus können wir das Haus sicher auch besser beobachten.“

      Ich ging mit den anderen mit, obwohl ich mich fragte, was eine bessere Beobachtung bewirken sollte. Meine Gedanken beschäftigten sich auch zu sehr mit Manuela, Jellico und Chaco, von deren Schicksal wir nichts wussten. Sicher war nur, dass die Banditen es darauf abgesehen hatten, mich zu töten.

      14

      Das Sonnenlicht fiel durch die zerschlagenen Fensterscheiben in den früheren Saloon von Boomtown.

      Staub, Rattendreck, Scherben, Trümmer von Möbeln und Spinnengewebe in den Ecken, an der Decke und den Wänden und auf der nach oben führenden Treppe waren jetzt deutlich zu erkennen.

      Tony Burtons Ekel vor den Nagetieren wurde auch bei Tageslicht nicht geringer.

      Andy Grant füllte klares Brunnenwasser in ein paar aufgefundene Gläser, grinste seine Kumpane an und sagte: „Ihr müsst euch einbilden, es sei guter Whisky aus Kentucky. Prost!“

      Burton beachtete das Geschwätz des Komplicen nicht.

      Merrill teilte das aus dem kleinen Tresor im Expresswaggon geraubte Geld in drei Haufen, was den beiden anderen kein sonderliches Interesse entlockte. Merrill schob Burton und Grant je ein Häuflein zu und steckte das dritte in die Tasche.

      „Mehr war es nicht.“

      „Schmeckt euch mein Whisky nicht?“, fragte Grant scheinbar entrüstet.

      „Ich will hier weg“, sagte Burton.

      Grant grinste ihn an. „Du siehst grün aus, Tony, altes Haus. Alles wegen der paar Ratten?“

      „Mann, das sind Heerscharen.“

      Merrill blickte zu den Tieren in den Ecken und zwischen dem Gerümpel. Die Ratten hockten geduckt im Schatten und schienen die Männer am Tresen wachsam zu belauern.

      „Die warten nur darauf, dass wir uns schlafen legen“, sagte Burton heiser. „Finden doch hier nichts Vernünftiges mehr zu fressen. Und wenn sie Krankheiten mit sich herumschleppen und dich erst mal gebissen haben, ist es zu spät.“

      „Er übertreibt doch, was, Frank?“ Grants Stimme klang nicht so sicher, wie er es selbst gern gehabt hätte.

      „Mir gefällt es hier auch nicht“, brummte Merrill. „Aber es ist der vereinbarte Treffpunkt.“

      „Genau!“, pflichtete Grant bei.

      „Wir können außerhalb der Stadt warten“, schlug Burton vor. „Hab ich doch schon mal gesagt.“

      „Überall ist unübersichtliche Wildnis“, erwiderte Grant. „Buschland. Da kannst du hundert Yards entfernt an einem anderen vorbeireiten, ohne ihn zu bemerken.“

      „Stimmt auch.“ Merrill nickte. „Wir werden hier auf die drei anderen warten müssen, Tony.“

      „Ich bleibe hier keine Nacht mehr!“

      „Older und die anderen werden vor Anbruch der Nacht hier sein“, beruhigte Merrill den Komplicen. „Hoffentlich.“

      „Hätten sie den Kerl gestern angetroffen und in die Hölle geschickt, wären sie schon da.“ Grant verließ den Tresen und wandte sich der Schwingtür zu.

      Die Ratten bei der Frontseite des Saloons ergriffen die Flucht und verschwanden in den zahlreichen Löchern von Dielen und Scheuerleiste.

      „Dann war er eben gestern doch noch nicht zurück“, murmelte Merrill.

      „Ich bleibe hier keine Nacht mehr“, erklärte Burton eigensinnig. „Nicht für Geld oder gute Worte!“

      „Vielleicht tauchen sie bald auf. Zu dritt können wir den nächsten Zug nicht anhalten. Das ist zu riskant.“

      Merrill trank das Brunnenwasser. „Dann eben den übernächsten.“

      „Du vergisst offenbar, dass wir den nächsten anhalten sollen!“ Merrills Augen funkelten böse.

      „Und wenn wir mal einen verpassen?“