Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Читать онлайн.
Название Wyatt Earp Staffel 10 – Western
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740955908



Скачать книгу

Stan hatte ihm die Waffe aus der Hand getreten und auch ihn mit einem schweren Faustschlag zurückgeworfen.

      Es war kein Kunststück gewesen, die beiden stark benebelten Burschen außer Gefecht zu setzen.

      Und Stan war auch keinesfalls stolz darauf.

      Aber er mußte ganz einfach weg.

      Rasch zog er sich in den Sattel und nahm die Zügelleinen auf.

      »Klick!« machte es. Ganz deutlich war das unverkennbare Geräusch eines gespannten Revolverhahns an sein Ohr gedrungen.

      Er blickte sich um und sah wieder in die Augen Sterling Bucks.

      Auch Fin O’Brian hatte wie Buck den Golt in der Hand. Triefend vor Nässe stand er da und feixte Stan ins Gesicht.

      »Es hat keinen Zweck, Stan. Du mußt absteigen und deinen Gaul zurückbringen«, sagte Sterling leise und sehr ruhig.

      Nur einen Herzschlag lang blickte Stan in die Augen Bucks und dann machte er kehrt und brachte das Pferd in den Stall zurück.

      Sterling und Fin waren ihm gefolgt und lehnten jetzt innen am Tor.

      Als Stan aus dem Stall zurückkam, sah er sie dastehen und ihn angrinsen.

      Er ging langsam aufs Haus zu.

      Da krächzte Sterling: »Und keinen Unsinn mehr, Stan. Sonst gibt es Ärger.«

      Damit schoben sie hinaus.

      Stan stahl sich ins Haus zurück. In seinem Zimmer angekommen, lauschte er am halbhochgeschobenen Fenster auf die Straße hinaus.

      Als die Stadt endlich erwacht war, kauerte der junge Mann unter dem Fenster auf die Dielen seiner Schlafkammer und hatte die Augen geschlossen. Nicht etwa vor Müdigkeit oder Erschöpfung, sondern weil er hören wollte, was auf der Straße geschah.

      Aber er hörte nichts, was ihn hätte erschrecken können.

      Nirgends eine aufgeregte Stimme, die etwa den Mord in der Bank of Santa Fé in die Straßen schrie…

      Es war Sonntag und Stan Rippers Mutter brauchte heute nicht zur Arbeit zu gehen. Der Bursche hörte sie unten im Haus herumhantieren.

      Es war nur ein kleines altes Haus, das die beiden Menschen bewohnten. Der Boß der Mutter hatte es der fleißigen Frau gegen eine Miete zur Verfügung gestellt.

      Stan hatte die Mutter schon zweimal rufen hören. Träge erhob er sich und blickte in den halbblinden Spiegel, der neben dem Fenster an der Wand hing.

      Er sah scheußlich aus, grau, bleich, mit tiefen Schatten unter den Augen.

      »Stan!«

      Er zuckte zusammen. Damned, ich muß hinuntergehen, sonst hat sie wieder hundert Fragen!

      Er fuhr sich durchs Haar, wusch sich das Gesicht noch einmal und rieb es mit dem Handtuch ab. Jetzt wirkte er etwas frischer.

      Dann ging er hinunter.

      Die Mutter fragte nichts.

      Er trank ein paar Schlucke Kaffee, verzehrte mürrisch das Ei und die beiden Brote, die auf seinem Teller lagen und stand dann auf.

      »Du gehst schon wieder fort?« fragte die abgearbeitete Frau vom Herd her.

      »Ich komme zum Mittagessen zurück.«

      Darauf erhielt er keine Antwort. Er dachte daran, daß die Mutter ihn gestern abend als sie von der Arbeit gekommen war, gefragt hatte,ob er nicht auch in der Weberei arbeiten wollte. Der Boß suchte noch einen tüchtigen Mann zur Aufbereitung des Brennmaterials für Herbst und Winter.

      Aber Stan hatte keine Lust zu dieser Arbeit. Schon seit Jahren faselte er etwas von einem Job auf der berühmten Gonzales Ranch. Aber das war nichts als Lüge. Die Ranch lag fast siebenundfünfzig Meilen von der Stadt entfernt, und so weit wäre Stan niemals freiwillig von seinem bequemen Zuhause weggegangen.

      Er schlich sich hinüber in die Mainstreet und suchte mit brennenden Augen die Bank. Da war alles still.

      Kein Menschenauflauf, nichts.

      Jetzt erst fiel ihm ein, daß heute Sonntag war. Sie hatten den Toten ja noch gar nicht finden können!

      Einen endlosen Tag und eine fürchterliche Nacht würde er noch warten müssen.

      Er sah O’Brian und Buck an diesem Tag nicht. Aber er suchte die beiden auch gar nicht, er war im Gegenteil froh, daß sie ihm nicht begegneten.

      Zum Mittagessen erschien er wieder daheim.

      Diesmal war es ihm, als würde ihn die Mutter aufmerksam betrachten. Aber die stille Frau sagte und fragte nichts.

      Der Tag wollte nicht vorübergehen.

      Kurz nach Einbruch der Dunkelheit verließ Stan noch einmal das Haus. Er schlenderte durch die Mainstreet und ging – im Strome der übrigen Passanten – an der Bank vorbei, hinter deren Fenstern neben dem Kadaver eines Hundes der Tote liegen mußte…

      Als er wieder daheim im Hof stand, überlegte er, ob er nicht doch flüchten sollte.

      Welch einen Vorsprung hätte er herausreiten können, wenn er schon in der Nacht geritten wäre!

      Aber andererseits hatte Sterling recht: Der Sheriff war ein zäher Bursche und würde ihm folgen. Eines Tages würde er ihn irgendwo stellen. Spätestens dort, wo er, Stan, vor Erschöpfung aus dem Sattel sinken würde.

      Und diesen Ort gab es! Todsicher! Irgendwo, nicht allzuweit von Santa Fé entfernt. Vielleicht konnte man ja hundert oder sogar zweihundert Meilen weit kommen, aber was bedeutete das schon für einen Mann wie Sheriff Tracy?

      Stanlay Ripper hatte nicht den Mut, wegzureiten. Es wäre eine Flucht. Und mit der Flucht hätte er sich schon verraten. Jedenfalls war er dann schwer verdächtig.

      Wieder verließ er den Hof. Er stahl sich in die jetzt etwas stiller gewordene Mainstreet und ertappte sich dabei, wie er erneut auf das Bankhaus zustrebte.

      Wahnsinn! Wenn mich jemand beobachtet, bin ich erledigt! sagte er zu sich selbst.

      Müde und zerschlagen kehrte er heim und stieg in seine Dachkammer hinauf.

      Auch jetzt fand er keinen Schlaf. Ruhelos wälzte er sich auf seinem Lager hin und her.

      Ich bin ein Mörder! Wie in einer Kesselschmiede hämmerte und dröhnte es in seinem Gehirn. Ein Mörder…

      Sie werden mich hängen! Auf den Galgenhügel werden sie mich schleppen und die halbe Stadt wird den Zug folgen. Sie werden unter dem Galgen stehen und zu mir heraufsehen, wenn mir Tracy von einem seiner Leute die Schlinge um den Hals legen läßt.

      Auch Peggy wird dabei sein.

      Und Mary-Ann.

      Mary-Ann. Ganz deutlich sah er ihr kindliches blasses Gesicht vor sich. Sie war die Tochter eines Hühnerfarmers, der sich mit sieben anderen Kindern und seiner Frau hart durch das Leben schlagen mußte.

      Nein, Mary-Ann wäre keine Frau für ihn gewesen. Sie brachte nichts mit… Und dennoch hatte er sie nicht vergessen können. Sie war so gut und rein.

      Wenn sie unter seinem Galgen stünde, würde sie denken: Gut, daß er mich nicht geheiratet hat. Ich wäre jetzt die Frau eines Mörders.

      Wilde Gedanken quälten den Burschen. Aber endlich, gegen drei Uhr, fiel er dann doch in einen bleiernen Schlaf, aus dem er erst erwachte, als die Sonne in seine Kammer schien.

      Mutter hatte das Haus schon vor mehreren Stunden verlassen. Es war halb zehn.

      Stan wusch sich flüchtig, kleidete sich an und stürmte auf die Haustür zu. Doch ehe er sie öffnete, hielt er inne.

      Nein, ich darf jetzt nicht hinausgehen.

      Jetzt ist es schon ruchbar geworden – und vielleicht sehen sie es mir an.

      Jim Tracy ist ein höllischer Bursche, er hat Augen wie ein Geier.