BLACK FLAGGED ALPHA. Steven Konkoly

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Название BLACK FLAGGED ALPHA
Автор произведения Steven Konkoly
Жанр Языкознание
Серия Black Flagged
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958352476



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Monate, nur um Sanderson mehr Spielraum für seine Planung verschaffen zu können.

      Dreißig Fuß entfernt spähte Julio Mendez durch eine Spalte zwischen der Tür seines Arbeitszimmers und dem Türrahmen. Den Raum als sein Arbeitszimmer zu bezeichnen, war eine Übertreibung, denn es handelte es sich in Wirklichkeit um eine Abstellkammer für den Hausmeister, aber das kümmerte Julio nur wenig. Selbst die ranghöchsten Offiziere und Zivilisten innerhalb der Daten- und Informationsabteilungen saßen eingepfercht in ihren transparenten und von jedermann einsehbaren Arbeitskabinen. Privatsphäre gab es hier nur in den Toiletten, und selbst dort waren die unter der Kabinentür hinausragenden Schuhspitzen immer gut zu erkennen, während man seinen täglichen Beitrag zum Abwassersystem von D.C. leistete. Er mochte vielleicht nur der Hausmeister sein, aber er war im Besitz von etwas, was hier sonst außer ihm niemand hatte, einen privaten Rückzugsort. Zwei sogar, um genau zu sein. Ein weiterer Lagerraum befand sich auch noch außerhalb der verbotenen Zone, wo er sich für gewöhnlich die meiste Zeit des Nachmittags aufhielt.

      Seit nunmehr zwei Tagen spionierte er hinter Colonel Farrington her, nachdem er Zeuge davon geworden war, wie dieser etwas verborgen hatte. Er hatte getan, als wäre ihm nichts aufgefallen, ein paar Strophen eines Liedes vor sich her summend, sobald der Colonel zum ihm aufgeblickt hatte. Dann hatte er freundlich genickt, und schon war er wieder unterwegs gewesen zu der nächsten Serie Kabinen. Vier Mal hatte er ihn schon dabei erwischt, wie er zu unterschiedlichen Gelegenheiten in das Handy gesprochen hatte, was recht ungewöhnlich für den Colonel war. Er spähte immer vorsichtig hinter der Tür hervor, bevor er mit seinen Beobachtungen bezüglich der Pentagonmitarbeiter in seinem Distrikt begann, den Colonel mit eingeschlossen, und bisher hatte er keinen von ihnen ein Handy benutzen sehen. Er hatte gedacht, dass der Colonel sich womöglich mit einer Scheidung herumärgerte, bis ihm wieder die schmucklosen Wände seiner Arbeitskabine und die öde Fläche seines Schreibtisches in den Sinn kamen. Keine Bilder, die auf eine Partnerschaft hinwiesen. Keine Fotos von Frau und Kindern, stattdessen einige Aufnahmen vom Colonel und Soldaten, geschossen auf irgendeinem von Gott vergessenen Flecken Erde. Militärplaketten, die an hervorragende Leistungen erinnerten, erbracht in verschiedenen Einheiten, aber sonst nichts weiter.

      Julio hatte seinen Instinkten immer vertrauen können, und über Colonel Farrington flüsterten sie stets nur unschöne Dinge. Er würde diesen Mann genau beobachten müssen, in seinem Müll nach verräterischen Hinweisen suchen, die Umgebung seiner Wohnstatt gründlich durchforsten. Falls etwas im Argen lag, würde er die erste Verteidigungslinie darstellen. Er war zwar kein Militärheld, wusste aber das eine oder andere über Heldentum. Die Hälfte seines Torsos war übersät von Brandnarben. Ein Präsent von al-Qaida. Er war gerade im Westflügel beschäftigt gewesen, als Flug 77 von American Airlines in das Pentagon gekracht und der brennende Treibstoff des Flugzeugs sich in den Flur ergossen hatte. Julio hatte sich zu diesem Zeitpunkt gerade in dem Durchgang aufgehalten.

      Die Detonation hatte ihn von den Füßen gehoben, und durch eine offene Tür in ein Zimmer geschleudert, wo er beinahe im Schoß eines zu Tode erschrockenen Navy Captains gelandet war. Der Detonation war eine aerosole Explosion gefolgt, die jenen FAE-Bomben, Fuel/Air Explosives der Air Force ähnelten. Glücklicherweise waren beide durch die Detonation an die rückwärtige Wand des Zimmers geschleudert worden. Hätten sie sich näher an der Tür befunden, und wären sie von der Explosion erfasst worden, hätten sie einfach aufgehört, zu existieren, genau wie die Menschen, die weniger Glück gehabt und sich im Flur aufgehalten hatten. Nachdem sie die an ihren eigenen Kleidern züngelnden Flammen ausgeschlagen hatten, waren er und Captain Reynolds geradewegs in das brennende Inferno gerannt und hatten sich nach möglichen Überlebenden umgesehen. Er war ein echter Held und genoss deshalb hohes Ansehen innerhalb des Pentagon, aber damit war es noch nicht getan. Sein Pflichtbewusstsein gegenüber dem Land ging nach dem 11. September 2001 noch weiter. Er behielt den Laden genau im Auge, denn er wusste, der nächste Angriff würde garantiert aus dem Inneren kommen.

      »Ich beobachte dich, Colonel Sanderson«, sagte er mit einem irre wirkenden Lachen. Plötzlich wünschte er sich, dass er sich statt des Schinkensandwichs frittiertes Hähnchen zum Mittag eingepackt hätte.

      Kapitel 12

       13:02 Uhr, FBI Hauptquartier, Washington, D.C.

      Sharpe hielt ein gelbes Notizbuch in den Händen und schielte angestrengt auf den von ihm niedergeschriebenen Absatz. Mit der anderen Hand hielt er das Telefon dicht an sein Ohr. Er sah zu Mendoza, der in einem Stuhl in der Nähe der Tür saß, und bedachte ihn mit einem schnellen Nicken.

      »Wie sicher sind Sie sich wegen Munozs Aussagen? Wenn wir anfangen, auf dem Kontrollpult des Pentagon herumzuspielen, müssen unsere Auswertungen wirklich felsenfest sein. Das kann unheimlich hässlich werden, und zwar schon sehr bald.«

      »Carlisles Einschätzung ist definitiv. Er ist mit mir die Ergebnisse des Biofeedbacks durchgegangen. Entweder ist der Typ der perfekte Schwindler, oder aber er sagt die Wahrheit. Von außen lässt er sich kaum knacken. Er ist teilnahmslos … reserviert … keine sichtbaren Anzeichen von Stress. Aber die biologischen Markergrößen haben uns eine andere Geschichte erzählt, sobald wir ihm zu verstehen gegeben haben, dass er womöglich außer Landes gebracht wird. Seine Vitalparameter schlugen sofort merklich aus, aber er hielt sich unter Kontrolle. Der Typ ist ein ziemlich abgebrühter Zeitgenosse. Sehr gut ausgebildet, und zwar nicht die Art Ausbildung, die man nach Durchsicht seiner Armeeakte annehmen würde. Vier Jahre als Field Artillery Officer? Vielleicht sind wir hier auf etwas Großes gestoßen«, antwortete Special Agent Olson.

      »Ich neige zu derselben Ansicht. Sehen Sie zu, das Carlisle eine Zusammenfassung seiner Auswertungen erstellt. Dasselbe gilt auch für Sie. Packen Sie beide sofort Ihre Sachen. Ich möchte alles an beweiskräftigem Material bei mir haben, wenn ich durch die Tür des Direktors laufe, um einen Deal auszuhandeln. Sobald der Deal genehmigt ist, müssen wir rasch handeln. Was wissen Sie über einen General Terrence Sanderson?«

      »Vor dem heutigen Tag war er mir vollkommen fremd. Ich habe aber bereits etwas im Internet recherchiert. War die meiste Zeit seiner Karriere bei den Special Ops. Die Details sind zwar dürftig, aber vermutlich hat er sich während der Operation Eagle Claw auf iranischem Hoheitsgebiet aufgehalten. Plank owner in der Delta Force Kommune … war Mitglied der ersten Crew eines Schiffes direkt nach dessen Stapellauf, und hat somit das Recht auf Besitztum einer Planke auf jenem Schiff erworben. Kometenhafter Aufstieg innerhalb der bewaffneten Streitkräfte, gefolgt von einer weniger turbulenten Periode. Nach dem, was ich herauslesen konnte, hat er sich nicht gerade viele Freunde gemacht. Hat sich zurückgezogen, oder wurde in den Ruhestand gedrängt. Das war 2001. Ist mehr oder weniger komplett vom Radar verschwunden. Munoz ist bereit, die weniger bekannten Details zu nennen, sobald der Deal steht«, beendete Olson ihre Ausführung.

      »Nun, wie es aussieht, ist Sanderson wieder auf dem Radar aufgetaucht, und das noch dazu im großen Stil. Erhöhen Sie also den Druck auf Munoz, um weitere Informationen herauszukriegen. Ich weiß allerdings nicht, ob ich schon genug für einen generellen Deal beisammenhabe. Wahrscheinlich wird er einem Ausweichplan zustimmen müssen, und das bedeutet, dass er uns in seine Karten schauen lassen muss, bevor wir ins Pentagon können. Und falls das Pentagon sich quer stellt, gibt es auch keine Einigung«, erklärte Sharpe.

      »Ich glaube, das Risiko wird er bestimmt auf sich nehmen. Die Drohung, ihn außer Landes zu schaffen, hat ihm wirklich Angst gemacht. Er möchte nun unbedingt mit uns zu einer Übereinkunft kommen«, erwiderte Olson.

      »Das denke ich auch. Dies könnte der Durchbruch sein. Acht koordiniert ausgeführte Morde, alle in derselben Nacht. Ich würde den Typ sogar laufen lassen, sollte er uns geradewegs zum Jackpot führen. Sagen Sie ihm, das wir noch zusätzliche Infos benötigen, um den Deal unter Dach und Fach zu bringen. Ich werde mich dann um die Dinge an meinem Ende kümmern. Gute Arbeit, Heather.«

      »Danke, Sir«, sagte sie und Sharpe legte den Hörer wieder zurück auf den Schreibtisch.

      »Hört sich an, als ob Sie mit ihr die richtige Agentin nach Boston geschickt haben«, sagte Mendoza in einem lobenden Tonfall von seinem Stuhl aus.

      »Sie ist eine der besten