BLACK FLAGGED ALPHA. Steven Konkoly

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Название BLACK FLAGGED ALPHA
Автор произведения Steven Konkoly
Жанр Языкознание
Серия Black Flagged
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958352476



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Beweise ihres hiesigen Lebens einfach abzutun. Sie konnten nichts davon mitnehmen. Sie hatten einfach nicht genug Zeit. Dieses Haus, ihre Freunde, seine Arbeit, eben alles. Er hatte seine Arbeitsstätte ohne ein Wort der Erklärung verlassen, und würde nie wieder dorthin zurückkehren können. Er konnte es sich nun einmal nicht aussuchen. Keiner von ihnen war dazu imstande. Es ging einfach nur darum, am Leben zu bleiben.

      Kapitel 10

       12:45 Uhr, FBI Dienststelle Boston, Massachusetts

      Agent Olson trat aus dem Verhörraum in das verdunkelte Beobachtungszimmer. Sie schloss behutsam die Tür und stellte sich vor den Einwegspiegel. Sie sah dort Jeffrey Munoz, dessen Blick zwischen verschiedenen Monitoren hin- und hersprang. An der hinteren Wand des Verhörraums waren mehrere Laptops aufgereiht, welche die biometrischen Reaktionen des Verdächtigen auswerteten. Gegenüber von Munoz saß mit ineinander verschränkten Händen Gregory Carlisle. Drei Agenten sowie einige Techniker waren gerade an den Instrumenten zugange. Eine der Agenten, eine junge Frau mit hageren Gesichtszügen und kurz geschnittenem Haar, beobachtete momentan einen Bildschirm, worin unterschiedliche Vitalparameter angezeigt wurden.

      »Was denken Sie?«, fragte Olson, ohne den Blick von Munoz abzuwenden.

      »Unsere Messdaten sagen, dass er höllisch nervös ist, aber ich kriege nicht alle Marker angezeigt, die typischerweise beim Lügen erfasst werden. Wäre dies hier ein Standardverhör, würde ich sagen, dass der Verdächtige die Wahrheit gesagt hat, aber unter den gegebenen Umständen hielte ich es für besser, wenn wir an den Parametern etwas ändern würden. Sehen Sie doch mal seine Reaktion. Der Basisstresswert hat sich kaum verändert, seit wir mit den Messungen begonnen haben. Er mag zwar hoch sein, aber es fehlen aufschlussreiche, signifikante Spitzen«, antwortete die Agentin, die ihren Kopf nun zu Olson gedreht hatte.

      »Verwundert mich nicht weiter, wenn man berücksichtigt, was er uns bisher erzählt hat. Sagen Sie Greg, dass er den Raum verlassen soll. Munoz soll mal einige Minuten allein dort verbringen. Wenn Greg wieder reingeht, soll er ihm erklären, dass ihm auf keinen Fall ein Deal unterbreitet werden wird. Er soll auch erwähnen, dass er für einen weiteren Transport noch in dieser Stunde zum Logan Flughafen hinausgefahren wird. Er soll tief in die Psychotrickkiste greifen, und eine Anspielung auf seine Klamotten machen … dass ihm darin womöglich zu heiß werden könnte, dort, wo man ihn hinbringt. Ich möchte, dass er denkt, er befände sich auf dem Weg ins Ausland. Mal sehen, ob er dann immer noch an seiner Geschichte festhalten wird.«

      »Kriegen Sie«, antwortete die Agentin mit einem schadenfrohen Grinsen, das in der Dunkelheit allerdings niemand sehen konnte.

      

      Kapitel 11

       12:56 Uhr, Washington, D.C., Autobahnring

      Der pensionierte Brigadegeneral Terrence Sanderson ließ sich in das komfortable Leder der Rückbank sinken. Aus seiner Aktentasche holte er eines von zahlreichen Wegwerfhandys hervor. Er hatte Dutzende an unterschiedlichen Orten um die Metropolregion in Washington, D.C. herum hinterlegt, Hunderte mehr an Plätzen entlang der mittelatlantischen Küste, an denen ebenfalls ähnliche Operationen stattfanden. Vor einigen Tagen war er abgetaucht, und pendelte nun zwischen verschiedenen, geheimen Verstecken hin und her.

      Die Standorte einiger dieser Refugien waren nur ihm bekannt, und konnten auf keinen Fall ermittelt werden. Ein ganzes Jahr lang hatte er die heutigen Geschehnisse geplant und ihr Zustandekommen intrigiert.

      Einige der wichtigsten Teilaspekte des Ganzen waren bereits vor Jahren koordiniert worden. Er war ein bedachter, geduldiger Soldat, der nichts dem Zufall überlassen hatte … bis auf Petrovich zumindest. Er hatte in Zusammenhang mit den in Auftrag gegebenen Morden gar nicht an Petrovich gedacht, doch ergaben sich gewisse, den Verlauf der Operation möglicherweise gefährdende Umstände, die jetzt ein rasches Umdenken erforderlich machten, und Sanderson keine andere Alternative ließen. Das Spiel verlief bisher tadellos und könnte sogar mehr Gewinn abwerfen, wenn er ruhig blieb und sich keine Fehler erlaubte.

      »Du hast gute Arbeit geleistet mit Petrovich. Nach dem, was mir zu Ohren gekommen ist, hat er den Job erledigt. Vielleicht sogar zu gut. Für Messer hat er sich noch nie besonders erwärmen können«, sagte Sanderson nun.

      »Womöglich eine Botschaft an uns? Er schien keinen Gefallen daran zu haben, wieder bei so einer Geschichte mitmachen zu müssen«, antwortete Parker und sah über die Kopflehne des Fahrersitzes nach hinten.

      »Um ehrlich zu sein, hätte es mich auch nicht überrascht, wenn Mr. Ghani am Morgen danach wieder aufgewacht wäre, um sich den nächsten herrlichen Sonnenaufgang über dem Atlantik anzusehen. Ich habe der ganzen Sache eine 50/50 Chance gegeben. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte. Sieben, sechs, selbst fünf Morde wären ausreichend gewesen, um im Hoovergebäude für Panik zu sorgen. Aber alle acht? Wie die Zuckerglasur auf einem Keks. Ist er jetzt unterwegs zu uns?«

      »Yeah, er sollte spätestens um sechzehn Uhr am Treffpunkt ankommen. Müssen wir uns Sorgen machen?« Parker klang verunsichert.

      »Bei Petrovich musst du immer auf der Hut sein. Ich bin mir sicher, dass er genauso auf uns angewiesen ist, wie wir auf ihn. Er ist einer der Besten, den wir ausgebildet haben, und der mit Abstand Effektivste auf dem Feld. Wer weiß, vielleicht kommt er ja wieder zurück, oder …«, unterbrach er den Satz.

      »Oder was

      »Oder wir ziehen in den Krieg. Ist aber eher unwahrscheinlich. Er gehört zu den pragmatischsten Individuen, mit denen ich es je zu tun hatte. Merken Sie sich den Gedanken, ich muss mich kurz mit jemandem austauschen.« Er wählte eine Nummer und hielt sich das Handy ans Ohr.

      Der Anruf wurde bereits beim zweiten Klingelzeichen beantwortet.

      »Colonel Farrington, Special Information Division. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«

      »Hallo, Colonel, Major General Smith am Apparat. Ich wollte nur mal nachfragen, in wieweit meine Anfragen bereits bearbeitet worden sind.«

      Colonel Farrington antwortete, ohne zu zögern: »Es tut mir leid, General, bisher gab es noch kein Vorankommen, aber ich werde die künftige Entwicklung im Auge behalten. Sie werden der Erste sein, der es erfährt, wenn der Ball ins Rollen kommt.«

      »Hört sich gut an, Colonel. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

      »Verstanden, Sir. Ich rechne innerhalb der nächsten Stunde mit einer Aktualisierung.«

      Sanderson beendete das Gespräch.

      »Immer noch nichts. Scheiße. Das FBI kommt einfach nicht in die Gänge. Ich hatte gehofft, dass sie bereits weiter wären. Das ist der Mist, den ich den Leuten versucht habe, klar zu machen. Bürokratie, rote Teppiche für die Regierung, Einsatzregeln, sie mögen zwar wichtig sein und ihren Zweck erfüllen, aber nicht, wenn man schnelle Resultate benötigt. Ich wünschte, wir hätten einen Mann im FBI-Hauptquartier«, offenbarte er Parker nun.

      »Ist alles nur eine Frage der Zeit«, beschwichtigte ihn Parker, während er den Suburban von der Ringautobahn auf die Ausfahrt 177B herunter steuerte und in Richtung Alexandria, Virginia weiterfuhr, zu einem der Safe-Häuser des Generals.

      ***

      An seinem Arbeitsplatz, weniger als zehn Meilen entfernt, lehnte sich Colonel Richard Farrington, United States Army, zurück in den beschissenen, abgewetzten Stuhl, der zum Inventar der Regierung gehörte, und verstaute das Handy wieder in einer schwarzen Tasche aus Nylon, die er unter seinen Schreibtisch geklemmt hatte. Handys waren in seiner Abteilung technisch gesehen ein Unding, und sollte ihn jemand dabei beobachten, wie er eines benutzte, könnte er immer noch behaupten, dass er vergessen hatte, es im Wagen zu lassen, und nur einen Anruf angenommen hatte. Keine große Sache, vor allem, weil er darauf achtgab, kein Gerät mit einer Videofunktion zu benutzen. Besonders beunruhigt war er deshalb aber nicht, wurde doch seine Tasche regelmäßig einer oberflächlichen Inspektion unterzogen und nicht viele