Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman. Hans-Peter Lehnert

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Название Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman
Автор произведения Hans-Peter Lehnert
Жанр Языкознание
Серия Die Bergklinik Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740916947



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Greti atmete auf, als der Steiger endlich gegangen war.

      Die folgende Stille hing bleiern in der Stube des Obermühltaler Föhrenhofs. Kurz darauf hörten sie das Geräusch eines Wagens, und sie nahmen an, daß der Steiger endlich gefahren war.

      »Ich hab’ uns da in eine Situation gebracht, die… ich kann’s gar net fassen, aber die uns die Heimat kosten kann.« Alfons Fahlinger saß plötzlich völlig demoralisiert da. Als sei ihm erst eben bewußt geworden, was in zwei Tagen passieren würde.

      Bevor die Greti was sagen konnte, kam Julchen hereingerannt. »Schau, Mutti, schau, Vati, was der Markus mir mitgebracht hat.« Dann hielt sie den alten Teddy hoch, schließlich noch den Füllfederhalter. »Daß ich ihm schon mal schreiben kann.«

      »Wo ist der Markus denn?« Die Greti sah aus dem Fenster.

      »Bei seinen Eltern.«

      »Sind die denn schon zurück?«

      »Ja, grad eben sind s’ gekommen.«

      »Wollen die denn net hereinkommen?«

      »Doch, schon. Aber der Vati von Markus ist zum Steiger auf die Hochweide gegangen. Und der Markus ist mit seiner Mutti drunten bei den Obstbäumen. Es gefällt ihnen da, haben s’ gesagt.« Dann rannte Julchen wieder hinaus.

      »Was hat denn der Vater vom Markus mit dem Steiger zu reden?« fragte der Föhrenhofer. »Ob er weiß, wer er ist?«

      Die Greti schüttelte den Kopf. »Das glaub’ ich net. Woher soll er das denn wissen?«

      Es dauerte weit über eine Stunde, dann kamen Heidrun und Josef Lehner ins Haus. Der Abendbrottisch war längst gedeckt.

      »Bitt’schön, nehmen S’ Platz.« Die Greti zeigte auf den Tisch. »Es ist ja net viel.«

      Das Essen verlief weitgehend schweigend. Es fiel nur auf, daß Markus’ Eltern sich auffallend oft ansahen. Markus und Julchen waren immer noch draußen.

      Nach einer Weile räusperte sich Josef Lehner. »Ich… ich hätt’ eine Frage an Sie. Könnten wir heut’ abend da bei Ihnen übernachten? Es ist derart schön bei Ihnen, und wir möchten einfach noch ein wenig bleiben. Das heißt, wenn es Ihnen recht ist und wir Sie nicht stören.«

      »Keinesfalls stören S’ uns«, beeilte sich die Greti zu versichern. »Sicher dürfen S’ da bleiben. Was meinen S’ denn, was Sie den beiden Kindern für eine Freud’ damit bereiten.« Dann stand sie auf, um rasch eines der Zimmer herzurichten.

      Nicht viel später kamen Markus und Julchen herein. Sie aßen zu Abend, und Heidrun atmete auf, denn ihr Sohn lachte sie an und aß derart viel, daß sie es kaum fassen konnte. Nach dem Essen kam er zu ihr, drückte ihr sogar einen Kuß auf die Wange, dann auch seinem Vater, und dann verschwand er in dem Zimmer, das er vor kurzem schon mal bewohnt hatte.

      Man saß an dem Abend in der Föhrenhofstube lange beisammen. Die Greti erzählte vom Kräutersammeln, vom Beerenklauben, sagte, was sie im Garten alles selbst zog, und als Alfons meinte, er sei müde, brach man auf und ging zu Bett.

      Ein paarmal hätte man vorher den Eindruck haben können, als wenn Josef Lehner etwas zur Unterhaltung beisteuern wolle, doch er zögerte jedesmal.

      Die Föhrenhoferin hatte sogar Nachthemden bereit gelegt, da Markus’ Eltern ja keinerlei Gepäck dabei hatten. Als sie in den hohen, wunderschönen alten Betten lagen, rückte Heidrun ein wenig näher zu ihrem Mann.

      »Wir sind schon lange nicht mehr so nah nebeneinander gelegen«, sagte sie leise.

      Der brummelte was Unverständliches vor sich hin.

      »Darf ich zu dir kommen?« Die Betten waren jeweils mit einem hohen Rand versehen, weshalb Heidrun fast klettern mußte, als ihr Mann kommentarlos zur Seite rückte.

      Eng aneinandergekuschelt lagen sie nebeneinander.

      »Das mit den zwei Wohnbereichen in unserem Haus war der völlige Blödsinn«, flüsterte Heidrun in Josefs Ohr.

      »Wir haben noch mehr Blödsinn gemacht«, antwortete der, »aber das war eindeutig der größte.«

      »Du hast ja vorhin unten gar nichts gesagt…!«

      »Es hat nicht gepaßt.«

      »Du willst es aber doch sagen?«

      »Sicher will ich. Hoffentlich meinen die beiden nicht, wir wollten ihnen was.«

      »Das kann schon sein, du mußt sehr diplomatisch vorgehen.« Dann kam Heidrun mit ihren Lippen ganz nah ans Ohr ihres Mannes. »Weißt du eigentlich, daß ich dich noch immer liebe?«

      »Ich dich auch.«

      »Bestimmt?« Heidrun biß ihrem Mann zärtlich ins Ohrläppchen. »Warum hast du denn nichts zu mir gesagt?«

      »Ich hab’ mich nicht getraut.«

      »Josef?«

      »Ja?«

      »Traust du dich jetzt auch nicht?« Heidrun küßte ihn sehr zärtlich auf den Mund. Sie beugte sich über ihren Mann und lächelte ihn verliebt an. »Du darfst dich ruhig trauen.«

      *

      Am nächsten Morgen beim Frühstück, Heidrun und Josef Lehner saßen da wie ganz jung Verliebte, war die Stimmung gedämpft. Es war der letzte Tag vor dem Termin mit dem Steiger, und Alfons wirkte sehr niedergeschlagen.

      »Es hat keinen Sinn, daß wir lang herumreden«, platzte es plötzlich aus der Greti heraus, »aber es kann sein, daß wir morgen unseren Hof verlieren.«

      Im selben Augenblick stand Alfons auf und verließ die Stube, während die beiden Lehners sich vielsagend ansahen.

      Dann räusperte Josef sich. »Wir wissen es bereits. Und wir hätten einen Vorschlag zu machen. Es gefällt uns derart gut bei Ihnen, wir würden uns gern hier ein kleines Eckerl kaufen und da niederlassen.«

      Die Greti sah ihn mit großen Augen an. »Was meinen S’ denn damit?«

      »Da oben«, Lehner zeigte Richtung Hochweide, »da ist so ein altes Gebäude. Ganz klein und bescheiden.«

      »Sie meinen den alten Austrag? Was ist damit?«

      »Wenn es möglich wär’, dann würden wir den gern kaufen. Und ein wenig ausbauen. Aber nur ganz wenig. Daß man ein paarmal im Jahr da drin wohnen kann.«

      »Den alten Austrag wollen S’ kaufen und herrichten?«

      Lehner nickte. »Der Markus und Julchen, die hängen so aneinander und, also, Sie würden uns eine Riesenfreude machen.«

      »Was… Herrschaftszeiten, was würden S’ denn dafür zahlen?«

      »Das müssen Sie sagen, aber… achtzig- bis hunderttausend mit der Wiese, auf der dieser Austrag steht, das ist sicher eher knapp gerechnet.«

      »Maria…!« Die Greti war völlig konfus. »Warten S’, ich muß mal rasch mit dem Alfons reden.« Dann war sie verschwunden.

      Als sie zurückkam, sah sie niedergeschlagen drein. »Er will net, weil er meint, Sie würden ihm was schenken wollen.«

      »So ein Blödsinn. Sie haben uns was geschenkt. Was wir schon lange nicht mehr kannten.«

      Greti schüttelte den Kopf. »Da können S’ reden, was Sie wollen, der Alfons ist in der Hinsicht ein Dickkopf.«

      »Wo ist Ihr Mann denn?« Josef sah die Föhrenhoferin fragend an.

      »Drüben beim Bienenhaus. Passen S’ aber auf, die Bienen…!«

      Alfons Fahlinger kam Lehner schon auf dem Hof entgegen. Als der losreden wollte, winkte der Föhrenhofer bereits ab.

      »Sagen S’ erst gar nix«, brummelte er. »Was Sie vorgeschlagen haben, würd’ ich jederzeit machen, aber net in der Situation, in der wir sind. Ich möcht’ mir nix schenken lassen.«

      »Herrschaftszeiten,