Название | Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Hans-Peter Lehnert |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Bergklinik Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740916947 |
»Quatsch.« Lehner winkte ab. »Heidrun meint, weil ich ein Aerosol benutze…!«
»Was für ein Aerosol benutzt du?« Stolzenbach sah Josef Lehner fragend an.
»Zeig’s ihm«, forderte Heidrun Lehner ihren Mann auf. »Bitte, Josef. Clemens kann dir sicher was dazu sagen.«
Da nahm Lehner das Aerosolfläschchen aus seiner Jackentasche und gab es Stolzenbach.
»Nitrolingual«, las der. »Das ist ein Mittel, das man bei Arteriosklerose der Herzkranzgefäße gibt. Bei Angina pectoris. Die plötzlich auftretende Luftnot soll damit reguliert werden. Hast du schon mal das Gefühl, ein Panzer liege um deinen Brustkorb?«
Lehner war das Gespräch gar nicht recht, sein Gesichtsausdruck war dementsprechend mürrisch. »Ja, so ähnlich.«
»Dann solltest du dich einmal gründlich untersuchen lassen…!«
»Das sag ich ja.« Heidrun atmete tief durch. »Der Herr Fahlinger hat uns von seiner Operation erzählt.«
»Bis es zu einer Operation kommt, muß allerhand passiert sein. Aber untersuchen lassen sollte Josef sich.«
»Kannst du uns einen Termin geben?«
»Da mußt du mit Dr. Trautner reden. Er leitet die Abteilung.« Stolzenbach stand auf, denn der Chef der Bergklinik hatte gerade den Besucherraum betreten. »Das ist Dr. Trautner. Und das sind die Eltern von Markus.«
»Wie geht’s dem Jungen denn?« Trautner sah Heidrun Lehner fragend an.
»Nicht gut…! Sie hatten natürlich recht. Markus hat kein organisches Leiden, wie wir uns einreden wollten. Markus’ Seele schreit nach Liebe und Anerkennung.«
»Wo ist er jetzt?«
»Auf dem Föhrenhof.« Heidrun Lehner lächelte. »Bei seinem Julchen. Wenn es das in dem Alter gibt, dann sind die beiden total verliebt ineinander. Sowas von unzertrennlich habe ich noch nicht gesehen. Vielleicht ist auch die Kulisse der Berge dort oben mit verantwortlich. Ja ja, die Fahlingers kennen keine Sorgen…!«
Dr. Trautner wirkte einen Augenblick nachdenklich. Dann räusperte er sich. »Wie man’s nimmt. Die Fahlingers haben sogar ganz erhebliche Sorgen.«
»Wie denn das?«
»Ich plauder’ zwar net gern aus dem Nähkästchen, aber vielleicht weiß ja wer eine Lösung. Die Fahlingers haben Schulden, und zwar nicht wenig. Ich glaub’, in dieser Woch’ muß er siebzigtausend Mark herbeischaffen, sonst kann es sein, daß er herunter muß vom Hof. Weil, wenn er die siebzigtausend net hat, dann hundertvierzigtausend fällig werden, und wenn die net da sind, dann gehört der Hof dem, der ihm das Geld geliehen hat.«
»Solche Verträge gibt’s doch gar nicht.« Josef Lehner schüttelte den Kopf.
»Anscheinend doch«, sagte Trautner, »aber darauf komm’ ich gleich noch mal zurück.«
»Wir könnten den Fahlingers die siebzigtausend Mark leihen«, sagte Heidrun. »Es wär’ ein Riesenunglück, wenn sie vom Hof müßten.«
Dr. Trautner schüttelte den Kopf. »Das können S’ vollkommen vergessen. Nie nehmen der Fahlinger oder die Greti auch nur einen Pfennig. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß ich dem Alfons angeboten hab’, ihm täglich für den Aufenthalt von Markus den Privatstationensatz von circa sechshundert Mark zu zahlen. Nix, er hat abgelehnt. Keinen Pfennig hat er genommen. Das sei Dienst am Nächsten, und aus dem persönlichen Unglück eines Jungen ziehe man keinen Gewinn.«
Betreten sah Josef Lehner unter sich, er erinnerte sich, wie er zu seiner Frau beim ersten Besuch auf dem Föhrenhof gesagt hatte, daß er keinen Pfennig für Markus’ Aufenthalt zahlen werde.
»Wie können wir der Familie denn helfen?« fragte Heidrun. »Man kann sie doch nicht ins Unglück rennen lassen.«
»Der Steiger, das ist der Geldverleiher, dem müßt’ man mal deutlich machen, daß seine Art von Verträgen unsittlich sind.« Trautner sah Markus’ Vater an. »Sie sind doch Wirtschaftsfachmann und haben das nötige Auftreten. Wenn Sie mal mit dem Kerl reden würden…!«
Man sah Josef Lehner an, daß es ihm nicht angenehm war, darauf angesprochen zu werden. Am liebsten wäre er nach Hause gefahren. Aber er fühlte sich auf eine besondere Art verpflichtet. Die Fahlingers hatten Markus ohne zu zögern aufgenommen, als es dem Jungen nicht gut ging, hatten nicht eine Sekunde danach gefragt, was es sie vielleicht kosten würde…!
Josef Lehner stand auf und sah auf die Uhr. »Wir müssen wieder. Schließlich wollen wir heute noch nach München.«
»Dein Termin?« sagte Heidrun Lehner. »Du wolltest doch mit Dr. Trautner einen Termin ausmachen.«
»Du wolltest, daß ich einen Termin ausmache«, antwortete ihr Mann kurz angebunden. »Ich brauche keinen Termin.« Dann verabschiedete er sich, und gleich darauf waren die beiden verschwunden.
Dr. Trautner sah dem davonfahrenden Wagen hinterher. Er zuckte mit den Schultern und sagte zu einem sehr betroffen wirkenden Clemens Stolzenbach: »Da machst du nix!«
*
Heidrun und Dr. Josef Lehner waren vom Föhrenhof vielleicht einen Kilometer in Richtung Bergklinik gefahren, Julchen und Markus trieben sich noch auf der Hochweide beim Vieh herum, die Fahlinger-Greti bereitete gerade das Abendessen vor, weil sie davon ausging, daß Markus und seine Eltern zum Abendessen bleiben würden, da stand plötzlich der Steiger-Franz in der Tür.
»Noble Leut’ kennt ihr. Sehr noble Leut’. Wer mit einem derartigen Wagen daherfährt, der muß Geld haben.« Dann grinste er. »Und? Hast Glück gehabt und die siebzigtausend Mark Geld bekommen? Es schaut net so aus, sonst würdest freundlicher dreinschauen. Du weißt ja, in drei Tagen…!«
»Verschwind’.« Alfons Fahlinger war aufgestanden. »Wie du gesagt hast, in drei Tagen ist’s fällig. Net heut’.«
»Ich will mir ja nur schon mal den Hof genauer anschauen.« Der Steiger bewegte sich nicht von der Stelle. »Die Substanz und so weiter, verstehst? Was ich draus machen kann. Er muß mir was einbringen, der Föhrenhof, sonst war alles umsonst.«
Man sah dem Fahlinger an, daß er dem Steiger am liebsten an die Gurgel gefahren wäre. Wie hatte er sich nur auf einen Mann wie ihn einlassen können? Aber in der Not, da ist man zu manchem bereit. Achtet nicht auf die Vernunft. Die Bank hatte ihm auch einen Kredit geboten, aber der Steiger war großzügiger gewesen, so hatte er damals angenommen. Er hatte ihm siebzigtausend und dann noch mal dreißigtausend Mark geliehen. Monatliche Zinszahlungen hatte er keine haben wollen, sondern den Vertrag so abgefaßt, daß die Zinsen bei Vertragsende auf einmal fällig wurden. Daß er für hunderttausend geliehene Mark mehr als das Doppelte zurückzuzahlen hatte, das war dem Fahlinger damals nicht besonders aufgefallen. Auch nicht, daß der Steiger sich ein Zugriffsrecht auf den Hof gesichert hatte. Sogar notariell beglaubigt und ins Grundbuch eingetragen. Es stand fest, er war in was hineingeschliddert, und nun mußte er büßen.
Der Steiger ging durch alle Räume und kam nach einer Viertelstunde zurück. »Schlecht beieinand ist es net. Ganz im Gegenteil. Wie lang brauchst denn, um auszuziehen? Vertraglich ist da nix festgelegt. Sagen wir mal, ein halbes Jahr. Das ist sehr großzügig, und es dürft’ leicht reichen. Vierzigtausend Mark stehen dir dann vertraglich zu. Die kriegst ausbezahlt, und davon kannst du dir ein schönes Zuhause suchen.«
»Verschwinde!« Der Fahlinger stand auf. Er hatte beide Hände zu Fäusten geballt.
»Reg dich net auf, Alfons«, mahnte die Greti, »du weißt, daß du das net darfst! Und dir, Steiger, rat’ ich wirklich zu gehen. Es ist momentan net gut, wenn du da bist. Übermorgen, bitt’schön, da hast ein Recht dazu. Aber heut’, laß uns heut’ noch in Ruh’.«
Der Steiger, hager und groß, stand mitten in der Stube und sah sich genüßlich um. »Na ja, gesehen hab’ ich soweit alles. Das mit dem halben Jahr hab’ ich gesagt, und alles weitere bereden wir dann wenn es soweit ist.« Dann ging